Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher


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ihren Ausbruch, war es Ernst Hofer unmöglich, seiner Frau Paroli zu bieten. Er sah sie mit offenen Mund an, während sein Kehlkopf vor Aufregung wild auf und nieder hüpfte.

      Maria Hofer war aufgesprungen.

      »Wenn’s noch irgendwas gibt, was du mir zu sagen hast, dann findest mich auf dem Enzingerhof«, rief sie und ließ ihren verdatterten Gatten zurück.

      Es dauerte eine geraume Weile, bis der sich von seinem Erstaunen erholt hatte. Dann knüllte er unwirsch den Beleg über fünftausend Euro zusammen und warf ihn in den Papierkorb.

      Nicht ohne vorher den Betrag notiert zu haben!

      »Soll sie doch«, grummelte er vor sich hin. »Sie wird schon zurückkommen, wenn sie erst einmal das Elend gesehen hat, in dem ihre Tochter haust.«

      Frauen, dachte er, ein Mann würde sie niemals verstehen können!

      Dann wandte er sich wieder seiner privaten Buchhaltung zu.

      *

      »Christel – wir müssen miteinander reden.«

      Thomas sah die junge Bäuerin bittend an. Sie standen in der Küche. Das Abendessen war vorüber, Resl und Leopold hielten sich irgendwo draußen auf.

      »Was gibt’s denn?« fragte Christel Enzinger, obwohl sie ahnte, warum Thomas bei ihr in der Küche geblieben war. Den Tisch abzuräumen gehörte ja nun wahrlich nicht zu den Arbeiten eines Knechts…

      Er nahm ihre Hand und hielt sie fest.

      »Hast net verstanden was ich am Nachtmittag zu dir gesagt hab’?« fragte er und zog sie an sich. »Ich liebe dich, Madel. Immer noch oder wieder – ich weiß net. Nur daß ich dich in all den Jahren nie vergessen hab’.«

      Sie sah seine bittenden Augen, das Lächeln in seinem Gesicht.

      Als er ihren Kopf in die Hände nahm und sich zu ihr beugte, schloß sie die Augen. Sie spürte seinen Mund auf ihren Lippen, die so lange nicht mehr geküßt worden waren.

      »Ach, Thomas…«, entrang es sich ihr, und für einen Augenblick war sie gewillt, sich an seine starke Brust sinken zu lassen.

      Doch dann straffte sich ihre Gestalt, der Gesichtsausdruck wurde ernst, und mit einer heftigen Bewegung wand sie sich aus seinen Armen.

      »Hör’ auf damit«, sagte sie.

      »Aber warum?«

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Warum? Warum? Weil ich es sag. Es ist net mehr so wie frü-her, Thomas«, erwiderte sie. »Dazu ist zuviel gescheh’n. Ich hab’ sehr gelitten, damals, als du fort bist. Und ich hab’ geschworen, daß mir nie mehr ein Mann wieder so weh tun darf.

      Jetzt stehst hier vor mir und schaust mich an, mit deinen Augen und denkst, wir könnten da weitermachen, wo wir vor sechs Jahren aufgehört haben. Aber so geht’s net.«

      Bestürzt sah er sie an.

      »Ich weiß, daß ich dir weh getan hab’, Christel«, antwortete er leise. »Aber glaubst wirklich, mir hat’s nix ausgemacht, fortzugehen und dich hier zurück zu lassen? Ich hab’ dich genauso geliebt, wie du mich. Sonst hätt’ ich dich net auf Knien angefleht, mit mir zu kommen. Ich war mindestens genauso enttäuscht wie du.

      Es stimmt, es ist viel Zeit vergangen, in der vieles gescheh’n ist, und bestimmt hat uns das beide verändert. Das ändert aber nix daran, daß ich dich immer noch liebe. Darum bin ich zurückgekommen, als du mich neulich fortgeschickt hast. Weil ich weiß, daß wir zusammen gehören. Für immer.«

      Erwartungsvoll stand er vor ihr, die Hand ausgestreckt, doch sie erwiderte seinen Blick nicht. Vielleicht sah er, wie es in ihrem Innern kämpfte, aber Thomas ahnte auch, daß dieser Kampf sich nicht zu seinen Gunsten entschied.

      Christel Enzinger schüttelte stumm den Kopf und wandte sich von ihm ab. Ihre Aufmerksamkeit wurde auf ein Auto gelenkt, das auf den Hof fuhr.

      Den Wagen hatte sie noch nie zuvor gesehen, aber die Frau, die ihm entstieg, erkannte sie sofort.

      »Mutter«, rief sie und wurde von einem Schwindel erfaßt.

      Thomas sprang hinzu und griff nach ihr, bevor sie taumelte.

      »Was ist denn los?« fragte er und ließ sie auf seinen Stuhl sinken.

      Christel schluckte und versuchte, ihrer Erregung Herr zu werden. Sie deutete zum Fenster.

      »Die Frau, da draußen, das ist meine Mutter.«

      Er strich beruhigend über die Hand.

      »Mein Gott, du bist ja ganz blaß geworden. Wart’, ich hol dir ein Glas Wasser.«

      »Laß nur«, wollte sie abwinken.

      Aber da stand er schon am Spülbecken und ließ das kalte Wasser laufen.

      »Dank’ schön«, nickte sie und trank hastig.

      Dann stand sie auf und ging zur Diele.

      An der Haustür klopfte es.

      *

      »Schöne Sauerei«, schimpfte Josef Ramsauer. »Ich denk die Frau ist am End. Wieso will sie dann net verkaufen?«

      Im Büro des Bürgermeisters von St. Johann herrschte dicke Luft, was nicht allein an der qualmenden Zigarre des Bauunternehmers lag. Der stämmige Geschäftspartner kochte, sah er doch seinen schönen Plan den Bach hinuntergehen.

      »Ich kann doch nix dafür«, entschuldigte sich Markus Bruckner. »Woher soll ich wissen, wieso die Christel jetzt and’rer Meinung ist? Mir hat sie nur gesagt, daß sie einen Knecht eingestellt hat und von dem Kaufangebot nix mehr wissen will.

      Mensch, jetzt schau mich net so an! Mir geht’s genauso gegen den Strich wie dir.«

      Josef Ramsauer paffte aufgeregt.

      »Ja, aber bei dir hängen keine sechzig Arbeitsplätze d’ran«, entgegnete er. »Himmelkruzifixnocheinmal, in der letzten Zeit geht aber auch alles schief!«

      Vom Kirchturm her riefen die Glocken zur Abendandacht. Markus Bruckner hatte sich unwillkürlich umgedreht.

      »Vielleicht geschieht ja noch ein Wunder«, meinte er und stand auf. »Mich mußt jetzt entschuldigen. Meine Frau hat’s net gern, wenn ich zu spät zur Messe komm’.«

      »Bleib dran«, bekniete der Bauunternehmer den Bürgermeister, während sie die Treppe hinuntergingen. »Von mir aus gehst bis an das Äußerste. Dann müssen die Investoren eben noch ein paar Tausender mehr locker machen. Aber ich brauch’ das Objekt.«

      »Schon gut«, nickte Markus Bruckner.

      Sie hatten die Eingangshalle des Rathauses erreicht. »Wart einen Moment«, sagte Markus. »Es muß uns ja net jeder zusammen sehen.«

      Er nickte dem Ramsauer-Josef zu und verließ eilig das Rathaus.

      Der hat Vorstellungen, dachte er, während er zur Kirche hin-überging. Ich kann der Christel doch schlecht eine Million bieten! Obwohl – wo mochte die Grenze wohl liegen, von der der Josef gesprochen hatte? Bei einer Million würde wohl auch der Stärkste schwach werden, und das Geld kam doch spielend wieder herein! Wenn es sich erst einmal herumgesprochen hatte, über welche Attraktionen St. Johann verfügte, dann würden Firmen aus ganz Europa herkommen, um ihre Tagungen abzuhalten.

      Von den anderen Gästen, die die Vorzüge eines Sporthotels genießen wollten, ganz zu schweigen.

      Markus hatte die Kirche erreicht. Seine Frau stand bereits an der Tür.

      »Wo bleibst denn nur?« fragte sie ungeduldig. »Nie kannst’ pünktlich sein.«

      »Entschuldige«, antwortete ihr Mann. »Ich hatte noch einen Besucher.«

      Sie reihten sich ein und begrüßten Pfarrer Trenker, der seine Schäfchen wie immer an der Kirchtür erwartete.

      »Na, Bürgermeister,


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