Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

Читать онлайн книгу.

Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher


Скачать книгу
aus dem Dorf hier. Er hat Christel schon zweimal aufgesucht. Einmal in Begleitung eines Mannes, der wohl für die Bauausführung zuständig ist. Ramsauer heißt er, glaub ich.«

      »So heißt er«, nickte der Bergpfarrer. »Der Bruckner-Markus und der Ramsauer-Josef machen also wieder einmal gemeinsame Sache. Ich denk mir, sie wollen ein Tagungshotel auf dem Grund des Enzingerhofes errichten, was?«

      »Ja, würde einen Sinn ergeben«, bestätigte Thomas, der sich schon gewundert hatte, was die Gemeinde mit einem Bauernhof anfangen wollte.

      »Na ja, da werd ich mich bei Gelegenheit drum kümmern, uns’rem Bürgermeister die Flausen aus dem Kopf zu treiben. Aber vorerst würd’ ich doch lieber noch mal mit der Christel reden, daß sie nur ja keine Dummheit macht…«

      »Na ja, im Augenblick ist’s ja nur gut, daß ihre Mutter da ist.«

      »Richtig«, nickte Sebastian, »das bringt sie auf and’re Gedanken, und vielleicht kann die Frau Hofer ihre Tochter dahingehend beeinflussen, daß die Christel net mehr weiter über einen Verkauf nachdenkt.«

      Er schaute seinen Gast an.

      »Noch ein Bier?«

      »Nein, dank’ schön«, schüttelte der den Kopf. »Ich bin ja mit dem Auto da.«

      »Natürlich, dann hol ich uns noch ein Mineralwasser.« Draußen hatte inzwischen ein heftiges Gewitter eingesetzt. Mit aller Macht krachte und blitzte es. Die schwüle Hitze der letzten Tage hatte viele Menschen den Regen herbeisehnen lassen.

      Später brachte Sebastian Thomas zur Tür.

      »Nur net aufgeben, Thomas«, sagte er aufmunternd zu ihm. »Ich bin sicher, daß die Christel genauso fühlt wie Sie.«

      Thomas Brenner lächelte.

      »Wenn ich’s nur glauben könnt, Hochwürden«, antwortete er und verschwand im Regen.

      *

      Christel war unwillkürlich zurückgeschreckt. Der Donner folgte unmittelbar auf den Blitz, das Gewitter mußte sich direkt über dem Hof befinden.

      Sie lauschte auf das Prasseln des Regens. Aber es klang irgendwie anders.

      Das ist kein Regen, durchfuhr es sie. Es brennt!

      Rasch lief sie aus der Kammer. Zwar hatte sie eigentlich ins Bett gehen wollen, sich aber noch nicht ausgekleidet. Die Bäuerin hastete durch die Diele. Im Fenster konnte sie einen roten Schein sehen, der von draußen hereinfiel!

      Sie hatte sich nicht geirrt. Da war ein Feuer!

      Christel Enzinger riß die Tür auf und trat ins Freie. Das Dach der Scheune brannte lichterloh.

      »Feuer! Feuer!« schrie sie aus Leibeskräften und lief zur Treppe zurück.

      Oben rumorte es schon. Leopold und Thomas stürmten herab. Ihre Mutter und die Magd waren ebenfalls aufgewacht.

      »Die Scheune«, rief sie junge Bäuerin. »Der Traktor steht drin!«

      »Und das Heu«, warf der alte Knecht ein. »Das ist knochentrocken.«

      »Mutter, ruf du die Feuerwehr an«, sagte Christel an Maria Hofer gewandt. »Wir versuchen zu retten, was zu retten ist.«

      Draußen war es beinahe schon hell geworden, dennoch hatte das brennende Scheunendach etwas Gespenstisches an sich.

      »Hol den Wasserschlauch« brüllte Thomas durch das Prasseln der Flammen. »Das Feuer darf net übergreifen.«

      Im Stall muhten die Kühe. Instinktiv witterten die Tiere die Gefahr. Christel und der junge Knecht schoben das Tor auf und schalteten das Licht ein. Der Lärm war ohrenbetäubend. Sie trieben die Kühe aus ihren Boxen ins Freie, wo Resl sich drum kümmerte, daß sie zur Wiesen liefen, wo sie tagsüber standen.

      Maria Hofer hatte inzwischen die Feuerwehr verständigt. Jetzt vergingen bange Minuten quälenden Wartens, bis die Rettung eintraf.

      Leopold hatte den Schlauch ausgerollt und den Hahn aufgedreht.

      »Auf das Dach vom Stall«, wies Thomas ihn an.

      Der alte Knecht hielt den Wasserstrahl dorthin. Wenn es ihnen gelang, das Gebäude zu retten, dann war der Schaden vielleicht nicht ganz so groß. Die Scheue würde wohl abbrennen.

      »Der Traktor!«

      Thomas hatte den Schreckensschrei ausgestoßen. Ohne ihn waren sie aufgeschmissen. Er mußte versuchen, das Fahrzeug aus der brennenden Scheune zu holen.

      Christel Enzinger ahnte, was der Knecht vorhatte, als sie ihn zur Scheune, laufen und an dem Tor hantieren sah.

      »Thomas, was hast du vor?«

      In panischer Angst war sie ihm gefolgt.

      »Nein, tu’s net!«

      »Bleib zurück«, rief er ihr zu und schob das Tor auf. Beißender Qualm drang durch die Öffnung, und oben fauchten die Flammen, als sie durch den Luftzug neue Nahrung erhielten.

      Von einem Moment auf den anderen war von Thomas Brenner nichts mehr zu sehen.

      »Wo bleibt denn nur die Feuerwehr?«

      Resl hatte diese Frage gestellt und lauschend den Kopf gehoben. Aber außer dem Krachen und Prasseln des Feuers war nichts zu hören. Erst nach geraumer Zeit konnten sie die Sirene der Wagen vernehmen.

      Ein Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr St. Johann rückte an. Mit gewohnter Routine rollten die Männer in den blauen Uniformen und den weißen Helmen, die Schläuche ab. Der Enzingerhof verfügte über einen eigenen Löschwasseranschluß. Wolfgangs Vater hatte seinerzeit darauf bestanden, daß er angelegt wurde. Das Wasser wurde mit einer starken Pumpe aus einem Brunnen geholt.

      Während die Männer sich um die Brandbekämpfung kümmerten, traf auch Max Trenker ein. Der Polizist hatte seinen Bruder mitgebracht. Sebastian nahm Christel Enzinger in den Arm.

      »Das hat net auch noch kommen müssen«, sagte sie.

      Die junge Bäuerin wischte sich über das Gesicht, das von Ruß und Tränen ganz geschwärzt und verschmiert war.

      »Thomas«, deutete sie auf die brennende Scheune. »Er ist da drin.«

      »Was?«

      »Ja, er wollt den Traktor rausfahren.«

      »Himmel, ist er denn narrisch geworden?«

      Sebastian sah sich um und rief nach seinem Bruder.

      »Max, der Thomas Brenner ist in der Scheune!«

      Der Polizeibeamte suchte nach dem Brandmeister und erklärte ihm die Lage. Wenig später drangen Männer des Löschzugs, mit Atemgeräten ausgestattet, in die Scheune ein.

      Im selben Augenblick stürzte das Dach in sich zusammen.

      *

      Dichter Rauch umfing ihn, als er hereinkam. Thomas hustete und wischte sich über die Augen, die unwillkürlich zu tränen begonnen hatten.

      Vergeblich hatte er versucht, Licht zu machen. Doch es blieb dunkel, als er den Schalter drehte. Wahrscheinlich hatte das Feuer die Leitung oben schon zerstört. So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich weiter vorzutasten. Nur über ihm loderten die Flammen und verbreiteten ein erschreckendes Licht auf dem Heuboden,

      Der Traktor – Leopold hatte ihn am Abend hereingefahren.

      Nur wo hatte er ihn abgestellt?

      An seinem üblichen Platz stand das Fahrzeug nicht. Thomas glaubte zu wissen, daß der alte Knecht ihn in die hinterste Ecke gefahren hatte, weil sie am nächsten Morgen den Roder dahinter anbauen wollten.

      Auch das noch!

      Langsam tastete er sich weiter. Der Rauch nahm ihm die Luft zum Atmen, und immer öfter mußte Thomas stehen bleiben. Lange würde er es nicht aushalten können, aber er wollte nicht aufgeben. Unter keinen Umständen. Vielleicht würde


Скачать книгу