Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher


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Hofer saß immer noch bei ihrer Tochter. Sie sah den Geistlichen mit bangen Augen an.

      »Wie wird’s jetzt weitergeh’n?« fragte sie.

      »Ich kann nur hoffen, daß dieses Unglück die Christel net zu einer falschen Entscheidung drängt«, antwortete Pfarrer Trenker. »Es steht ihr ein hartes Stück Arbeit bevor. Die Scheune muß wieder aufgebaut, für das verbrannte Heu Ersatz beschafft werden. Das kostet alles Geld. Auch wenn es eine Versicherung gibt – es kann schon eine Weile dauern, bis die zahlt.«

      »Wäre es da net einfacher alles zu verkaufen?«

      Maria Hofer zuckte die Schultern.

      »Die Christel hat mir da von einem Kaufangebot erzählt, das man ihr gemacht hat.«

      Sebastian nickte düster.

      »Ich weiß. Unser Herr Bürgermeister ist wieder einmal sehr umtriebig. Er möchte hier ein Hotel bauen lassen. Das Feuer gibt ihm da natürlich eine weitere Chance der Christel zu erzählen, wie unsinnig es von ihr wär, unter diesen Umständen, den Hof weiter zu halten. Immerhin lastet ja noch die Hypothek darauf.«

      Er schüttelte den Kopf.

      »Dabei hatte ich so gehofft, daß sie es aus eigener Kraft schaffen würde, jetzt, wo der Thomas da ist.«

      Sie sprachen noch lange über dieses Thema. Schließlich stand Maria Hofer auf.

      »Ich sprech mit meinem Mann«, sagte sie entschlossen.

      »Wenn er jetzt net ein Einsehen hat und uns’rer Tochter zur Seite steht, dann wird er die Konsequenzen tragen müssen!«

      Sie sagte nicht, an welche Konsequenzen sie dachte, aber der Seelsorger konnte sich schon denken, was sie meinte.

      »Wenn Sie wirklich fahren wollen – ich bleibe, bis die Christel aufwacht«, bot er an.

      »Danke«, nickte Maria Hofer und beugte sich über ihre Tochter.

      Sie gab der Schlafenden einen Kuß und richtete sich wieder auf.

      »Auf in den Kampf«, meinte sie unternehmungslustig und ging hinaus.

      Sebastian sah ihr schmunzenld hinterher. Wenn sie ihren Mann tatsächlich dazu bringen konnte, Christel zu helfen, dann würde sich doch noch alles zum Guten wenden können.

      *

      Am frühen Vormittag erwachte die Bäuerin aus ihrem Schlaf. Sie schlug die Augen auf und schaute sich verwirrt um. Dann schien die Erinnerung einzusetzen, und Christel richtete sich auf.

      Sebastian, der die ganze Zeit bei ihr gesessen hatte, lächelte sie an.

      »Wie geht’s dir?« erkundigte er sich.

      »Einen Moment hab’ ich gedacht, ich träum«, antwortete sie. »Ist das Feuer gelöscht?«

      »Längst«, versicherte er.

      »Und Thomas?«

      »Er ist im Krankenhaus. Wir können dort anrufen und uns erkundigen. Aber der Dr. Wiesinger hat mir schon versichert, daß keine Lebensgefahr besteht.«

      Christel hatte sich aufgesetzt.

      »Ich muß zu ihm«, sagte sie. »Ich muß wissen, wie’s ihm geht!«

      »Alles der Reihe nach«, widersprach der Bergpfarrer. »Jetzt trinkst erst einmal einen Kaffee oder Tee und ißt ein bissel was. Dann sehn wir weiter.«

      Gehorsam folgte sie ihm in die Küche. Der Kaffee weckte ihre Lebensgeister, auch wenn der Anblick der Brandruine durch das Fenster nicht gerade dazu beitrug, ihre Stimmung zu steigern.

      Resl und Leopold hatten sich zu ihnen gesellt. Eine Weile saßen sie stumm zusammen, dann richtete die alte Magd das Wort an die Bäuerin.

      »Was machen wir denn jetzt?«

      Diese Frage hatte sich Christel seit ihrem Aufwachen gestellt. Aber sie wußte keine Antwort darauf. Auf der Diele klingelte das Telefon. Die junge Bäuerin sprang auf.

      »Vielleicht ist’s das Krankenhaus«, rief sie und lief hinaus.

      Mit zitternden Fingern nahm sie den Hörer ab und war enttäuscht, als sie die Stimme Markus Bruckners hörte.

      »Es tut mir fürchterlich leid, daß deine Scheune abgebrannt ist«, sagte er. »Aber natürlich bin ich froh, daß es euch ansonsten gutgeht. Dein Knecht soll ja auch außer Lebensgefahr sein, hörte ich.«

      »Danke, Bürgermeister, für dein Mitleid.«

      »Was ich noch sagen wollt’ – Christel, wenn du jetzt vielleicht dran denkst zu verkaufen – also, ich würd’ mein Angebot aufrecht erhalten…«

      »Ist gut, ich werd drüber nachdenken«, antwortete sie.

      »Aber jetzt mußt mich entschuldigen. Ich will ins Krankenhaus.«

      Sie legte den Hörer auf und wandte sich nachdenklich um. Es schien ihr das Vernünftigste, auf das Angebot des Bürgermeisters einzugehen. Die Scheune wieder aufbauen – natürlich hatte sie eine Versicherung abgeschlossen, aber wenn sie an die ganze Arbeit dachte, die da auf sie zukam. Und dann die Hypothek. Wovon sollte sie die bezahlen? Erst einmal mußte ein neuer Traktor her, und den würde sie nicht geschenkt bekommen.

      War es da nicht besser, den Hof zu verkaufen?

      Während der Fahrt zum Krankenhaus dachte sie darüber nach. Sebastian, der den Wagen fuhr, ahnte, was in ihr vorging, aber er unterließ es, ihr darüber ein Gespäch aufzuzwingen.

      Der Chefarzt der Abteilung, auf der Thomas Brenner lag, Dr. Willing, empfing sie.

      »Alles in allem sieht es nicht schlecht aus«, erklärte er. »Wir haben den Herrn Brenner in ein künstliches Koma versetzt, damit er die Schmerzen net spürt. Allerdings wird’s schon noch weh tun, wenn er wieder aufwacht.«

      »Kann ich ihn seh’n?«

      »Natürlich«, nickte der Arzt. »Kommen Sie.«

      Thomas lag in einem Zimmer auf der Intensivstation.

      »Erschrecken S’ net«, sagte Dr. Willing. »Intensivstation heißt nix and’res, als daß die Patienten hier besonders intensiv überwacht und gepflegt werden. Es bedeutet net immer, daß Lebensgefahr besteht.«

      Sie waren durch eine Schleuse gegangen und hatten sich grüne Kittel übergezogen. Jetzt traten sie auf den Flur hinaus. Vor einem Fenster blieb der Arzt stehen. Durch eine halboffene Jalousie konnten Christel und Sebastian den Verletzten in seinem Bett liegen sehen. Die junge Bäuerin preßte die Hand auf den Mund, und Tränen schossen ihr in die Augen, als sie ihn da so liegen sah. Kaum daß sie ihn erkennen konnte, unter all den Mullbinden und dem Gips.

      »Der Herr Brenner hat Glück im Unglück gehabt«, sagte Dr. Willing. »Die Verbrennungen hätten weitaus schlimmer sein können. Wenn er net rechtzeitig gefunden worden wär’ läg’ er höchstwahrscheinlich net hier. Eine Rauchvergiftung endet in den meisten Fällen tödlich.«

      Christel schluckte. Das wollte sie sich am liebsten gar nicht erst ausmalen. Ihre Hand lag auf dem Fensterglas, als könne sie hindurchgreifen und ihn berühren.

      Sebastian legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter.

      »Das wird alles wieder«, sagte er.

      Die Bäuerin sah ihn an.

      »Und dann? Wie gehts weiter?«

      Hinter ihnen öffnete sich die Tür zur Schleuse. Sebastian drehte sich um, dann glitt ein Lächeln über seine Lippen und er gab Christel einen Stoß.

      *

      Sie sah sich um und erstarrte. Mit allem hatte sie gerechnet, aber nicht damit.

      Ernst Hofer kam an der Seite seiner Frau heran. Ein wenig bedrückt sah er erst Sebastian, dann seine Tochter an. Dann breitete er die Arme aus, und sie flog zu ihm.

      Der harte Geschäftsmann


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