Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher


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mir ordentlich den Kopf gewaschen hat.«

      Er schaute sie bittend an.

      »Kannst mir verzeih’n, Madel?«

      »Ach, Vater!« stieß sie hervor und lehnte sich an ihn. »Wie sehr hab’ ich diesen Augenblick herbeigesehnt!«

      Maria Hofer weinte ebnfalls. Tränen der Freude und Erleichterung. Mitten in eine Konferenz war sie hineingeplatzt, nachdem sie ihren Mann zu Hause nicht mehr angetroffen hatte. Empört hatte er aufspringen wollen, doch seine Frau hatte resolut und vor allen Mitarbeitern auf ihn eingeredet. Was für ein Rabenvater er sei, sein einziges Kind in seinem Unglück alleine zu lassen.

      Die Angestellten hatten betreten zu Boden geschaut, aber das hatte Maria auch nicht davon abgehalten, mit ihren Vorwürfen fortzufahren.

      »Und dann hat er mich vor allen Leuten in den Arm genommen und geküßt«, erzählte sie mit einem Schmunzeln.

      »Das hat er in dreißig Jahren Ehe nicht getan.«

      »Wie gehts denn dem Thomas?« fragte Ernst Hofer, nachdem Tochter und Familie wieder vereint waren. »Ich hoff, er wird es übersteh’n?«

      »Die Ärzte sind guter Hoffnung«, erklärte Sebastian. »Jetzt braucht er Zeit, um gesund zu werden. Alles and’re wird man dann seh’n.«

      Sie sahen durch das Fenster. Der Knecht lag immer noch reglos in seinem Bett.

      »Was wird denn jetzt mit dem Hof?« wollte Christels Vater wissen. »Hast dir darüber schon Gedanken gemacht?«

      Die Bäuerin zuckte resigniert die Schultern.

      »Am besten wird’s sein, wenn ich alles verkauf«, erwiderte sie. »Der Bürgermeister hat mir ein großzügiges Angebot gemacht, das ich wohl kaum ablehnen kann. Mit einem Schlag wär ich meine Schulden los und könnt woanders wieder neu anfangen.«

      Ernst Hofer schaute sie lange an. Fünf Jahre hatte er seine Tochter nicht gesehen. Sie war nicht nur älter geworden, sondern auch reifer. Eine junge Frau, die mit beiden Beinen im Leben stand und genau wußte, was sie wollte. Er konnte nicht umhin, sie insgeheim zu bewundern. Dafür, daß sie sich seinen Willen widersetzt hatte und ihren Weg gegangen war.

      »Es wär doch aber auch eine schöne Aufgabe, das Erbe deines Mannes zu erhalten«, sagte er schließlich. »Immerhin ist der Enzingerhof ein Teil deines Lebens.«

      »Das stimmt, Vater«, nickte sie nun, an ihn gelehnt. »Aber ich weiß wirklich net, ob ich Kraft dazu aufbring. Außerdem – es ist wirklich auch eine finanzielle Frage.«

      Der Brauereibesitzer schüttelte den Kopf.

      »Darüber mach dir mal keine Gedanken. Das hab’ ich schon alles mit deiner Mutter durchgesprochen. Du bekommst ein zinsloses Darlehen auf dein Erbe. Damit kannst die Hypothek abzahlen, die Scheune aufbau’n und einen neuen Traktor anschaffen.«

      Christel sah ihn mit großen Augen an. Solch eine großzügige Geste hätte sie nie erwartet. Es war ja schon ein Wunder, daß ihr Vater überhaupt gekommen war, um sich mit ihr zu versöhnen.

      »Na also«, lachte Sebastian Trenker. »Dann fehlt dir ja nur noch der Mann deines Lebens dazu, um alles anzupacken.«

      Ernst Hofer schmunzelte.

      »Ich denk, den hat sie schon gefunden«, meinte er und deutete durch das Fenster auf Thomas Brenner. »Bei dem jungen Mann muß ich mich auch entschuldigen. Es ist zwar schon ein paar Jahre her, daß ich ihn so schroff abgewiesen hab’, aber er wird’s net vergessen haben.«

      »Aber bestimmt wird er Ihre Entschuldigung annehmen.«

      »Und ich werd gar net gefragt?« meldete sich Christel zu Wort.

      »Warum?« fragte ihre Mutter. »Ich hab’ dir doch gestern schon gesagt, daß du dir keinen bess’ren Mann wünschen kannst. Er ist es, den du fragen mußt.«

      *

      An diesem Tag war Thomas nicht mehr aus dem Koma erwacht. Christel fuhr schweren Herzens wieder nach Hause. Beim Anblick der Brandruine kamen ihr wieder Zweifel, ob es wirklich richtig war, den Hof zu erhalten. Aber dann sah sie, daß Resl und Leopold, so weit es ihnen möglich war, schon wieder Ordnung geschafft hatten, und sie dachte an das Angebot ihres Vaters.

      Sie saß auf der Bank vor dem Haus, schaute über den Hof und suchte nach einer Entscheidung.

      Manchmal muß es wohl erst zu solch einem Unglück kommen, damit sich alles wieder einrenkt, dachte sie. Nie im Leben hätte sie dran geglaubt, daß ihr Vater ihr jemals die Hand zur Versöhnung reichen würde.

      Und dann dachte sie an Thomas.

      Sein Leben hatte er eingesetzt, um ihr Eigentum zu retten.

      Konnte es einen größeren Liebesbeweis geben?

      Sie erinnert sich an die glückliche Zeit, die sie miteinander verbracht hatten. An die ständigen Kämpfe zu Hause, weil sie sich, nach Meinung der Eltern, den Falschen ausgesucht hatte. Und an die bittere Zeit der Trennung.

      Viel hatte sie erlebt in ihrem jungen Leben, und diese Erfahrung hatte aus ihr eine Frau gemacht, die wußte was sie wollte.

      Und sie wollte Thomas!

      Der Tag verging nur langsam und die Nachtstunden schlichen dahin. Endlich war Morgen. Christel stand auf, bereitete das Frühstück und wartete darauf, daß es soweit war, daß sie zum Krankenhaus fahren konnte.

      Dr. Willing kam ihr schon auf dem Flur der Station entgegen.

      »Guten Morgen, Frau Enzinger«, begrüßte er sie. »Es gibt gute Neuigkeiten. Der Herr Brenner ist gestern abend aufgewacht. Er hat gegessen und scherzt schon wieder ein bissel mit den Krankenschwestern herum.«

      Der Arzt zwinkerte ihr zu.

      »An Ihrer Stelle würd’ ich aufpassen.«

      Christel nahm die Nachricht mit Erleichterung auf.

      »Darf ich zu ihm?«

      »Aber natürlich. Einem Besuch steht nix im Wege. Allerdings – wundern S’ sich net, wenn der Herr Brenner vielleicht ein bissel müde erscheint. Wir mußten ihm noch etwas gegen die Schmerzen geben. Aber das ist spätestens in ein, zwei Tagen überstanden.«

      Die Bäuerin öffnete die Tür zum Krankenzimmer. Thomas lag in seinem Bett und hielt die Augen geschlossen.

      »Schwester, wenn S’ jetzt schon wieder kommen, um mir Blut abzunehmen, dann überleg ich mir ernsthaft, ob dies wirklich ein Krankenhaus ist, oder ein Restaurant für Vampire«, scherzte er.

      »Keine Angst, ich will kein Blut von Ihnen«, antwortete Christel Enzinger.

      Thomas riß die Augen auf. Natürlich hatte er ihre Stimme sofort erkannt.

      »Christel!«

      Christel lief zu ihm, und das Herz tat ihr weh, als sie ihn da so liegen sah.

      »Ist’s sehr schlimm auszuhalten?« fragte sie.

      Thomas lächelte schief.

      »Jetzt net mehr…«

      Sie setzte sich an das Bett und hielt seine Hand.

      »Ich hatte solche Angst um dich.«

      »Wirklich? Das freut mich aber.«

      »Das freut dich?« fragte sie beinahe empört.

      »Ja, weil das wohl gar nix and’res bedeutet, als das du mich liebst.«

      Christel schluckte. Damit hatte er vollkommen recht. Nie war ihr das bewußter gewesen, als seit der vorletzten Nacht, in der das schreckliche Feuer ausbrach.

      »Dann nimmst mich also wieder zurück?« fragte Thomas hoffnungsvoll und tastete nach ihrer Hand.

      Sie hielt seine Finger umklammert und nickte.

      »Ja, Thomas, weil ich weiß, daß du zu mir gehörst.«

      Dann


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