Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher


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in Anspruch nehmen müssen. Für’s erste aber mußte er den Geistlichen bitten, ihm dabei zu helfen, seine Unschuld zu beweisen, noch hatten seine Verfolger keine Ahnung von seinem Aufenthalt, und eine unmittelbare Gefahr, erneut verhaftet zu werden, bestand nicht für ihn.

      Aber konnte er Pfarrer Trenker vertrauen? Er kannte den Mann ja überhaupt nicht. Fühlte der sich tatsächlich daran gebunden, oder würde er sich nicht an das Beichtgeheimnis halten und ihn ausliefern?

      Er mußte unbedingt mehr über den Seelsorger erfahren, um ihn einschätzen zu können.

      Andrea kam ihm in den Sinn. Bestimmt kannte sie Pfarrer Trenker und dessen Einstellung. Allerdings würde er sich ihr offenbaren müssen.

      Thomas lächelte, als er daran dachte, daß das Madel sich in ihn verliebt zu haben schien. Unter anderen Umständen – ja, da hätte vielleicht etwas aus ihnen werden können. Aber so? Dennoch wollte er es wagen und mit Andrea sprechen. Von ihr erwartete er am ehesten, daß sie ihn verstehen und helfen würde.

      Er schaute auf die Uhr. Nicht einmal acht. Bestimmt saß sie wieder hinten im Garten. Der Brandtnerbauer und seine Frau hockten um diese Zeit immer vor dem Fernsehgerät. Eine bessere Chance, ungestört mit ihr zu reden, bekam er so schnell nicht wieder.

      Thomas Korber stand auf, atmete tief durch und verließ seine Kammer. Er wußte, daß von diesem Gespräch seine weitere Zukunft abhing. Wenn Andrea ihm nicht glaube, würde sie sofort die Polizei holen, und dann war alles aus.

      Dennoch, er wollte es wagen und vertraute darauf, daß das Madel ihn nicht verriet.

      *

      Wie er es erwartet hatte, saß Andrea im Garten. Unter einer großen Buche standen Tisch und Stühle. Es war immer noch angenehm warm. Die Bauerntochter hielt eine Illustrierte in der Hand, in der sie blätterte. Im Gegensatz zu ihren Eltern war sie vom Fernsehprogramm nicht begeistert. Viel lieber war sie draußen im Freien, las oder betrachtete die schön angelegten Blumenrabatten und erfreute sich am Anblick der prächtig gedeihenden Gemüse- und Kräuterbeete.

      Thomas näherte sich ihr.

      »Schön hast’ es hier«, sagte er nach einem kurzen Kopfnicken zur Begrüßung.

      Andrea legte die Zeitschrift aus der Hand.

      »Na ja, es macht aber auch einige Mühe, alles in Schuß zu halten«, antwortete sie. »Man merkt schon, daß der Tobias net da ist.«

      »Du vermißt ihn wohl sehr, was?«

      Das Madel nickte.

      »Ja, er gehört eben zur Familie. Meinen Großvater hab’ ich nie gekannt. Als ich geboren wurd’, war er schon lang’ tot. Tobias ist so etwas wie ein Ersatz für mich. Er kennt ja meinen Vater, seit der ein kleiner Bub war, und für den Wolfgang und mich gab’s nix Schöneres, als mit Tobias herumzutoben und ihm auch so manchen Streich zu spielen.«

      Andrea lächelte still in der Erinnerung. Dann schaute sie Thomas an. Es war das erste Mal, daß sie ihn hier im Garten sah. Ein wenig hatte sie sich schon darüber gewundert, daß er jetzt vor ihr stand.

      Verband er irgendeine Absicht damit?

      Der Knecht deutete auf einen freien Stuhl.

      »Darf ich mich einen Moment setzen?« fragte er.

      »Freilich.«

      Thomas räusperte sich.

      »Ich würd’ gern was mit dir besprechen«, begann er. »Allerdings ist’s ein bissel heikel…«

      Andrea spürte, wie ihr Puls schneller wurde. Was konnte er mit ihr zu besprechen haben?

      Ihr Blick fiel auf seine Hände. In den ersten Tagen war ihr aufgefallen, wie gepflegt sie waren. Jetzt sah man schon, daß Thomas damit gearbeitet hatte.

      Eine Arbeit, die sie ihm, wenn sie ehrlich war, zu Anfang gar nicht zugetraut hatte. Noch immer sah sie ihn in Anzug und Krawatte in einem Büro sitzen.

      Hatte seine Bitte um ein Gespräch mit ihrer Ahnung, daß dieser Mann kein Knecht war, zu tun?

      Würde sie jetzt vielleicht die Wahrheit erfahren?

      »Red’ nur«, erwiderte sie. »Ich hör’ dir zu.«

      »Gut. Auch wenn’s schwerfällt – was ich dir zu sagen hab’, kommt einem Geständnis gleich«, fuhr er fort. »Ich bin net der, für den du und deine Eltern mich halten…«

      Andrea atmete tief ein.

      »Sondern?«

      »Thomas heiß’ ich wirklich, aber net Korber, sondern Neumayr, und ich werd’ von der Polizei gesucht.«

      So, jetzt war’s heraus! Andreas Augen weiteten sich.

      »Von der Polizei?«

      Thomas lächelte schief.

      »Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte er schnell. »Ich bin kein Verbrecher. Weder hab’ ich jemanden umgebracht, noch einer alten Frau den Sparstrumpf gestohlen.«

      »Warum wirst dann von der Polizei gesucht?«

      »Das ist eine lange Geschichte. Möchtest’ sie hören?«

      Natürlich wollte sie das. Andrea sah den Mann, den sie mit jeder Faser ihres Körpers liebte, an. Bereits als sie ihn das erste Mal sah, ahnte sie, daß ihn ein Geheimnis umgab. Jetzt wollte er dieses Geheimnis lüften und sich ihr offenbaren.

      War es einfach nur Vertrauen, das er zu ihr hatte, oder steckte mehr dahinter? Zuneigung vielleicht?

      Thomas sprach langsam und mit wohlgesetzten Worten. Er beschönigte oder verschwieg nichts. Andrea hörte zu, ohne ihn zu unterbrechen, und je mehr er redete, um so sicherer war sie, daß dieser Mann kein Verbrecher sein konnte.

      »Natürlich helf’ ich dir«, sagte sie, nachdem er geendet hatte. »Und das wird auch Pfarrer Trenker tun. Das ist ein Mann, auf den man sich hundertprozentig verlassen kann. Zu ihm darfst’ Vertrauen haben. Wenn du ihm deine Geschichte erzählst, wird er dir seine Hilfe net verweigern.«

      Beinahe zärtlich sah sie ihn an.

      »Ich freu’ mich, daß du dich mir anvertraut hast.«

      Thomas griff nach ihrer Hand.

      »Ich hab’ doch sonst keinen Menschen«, sagte er leise.

      Noch gestern hatte er sich geschworen, nichts mit diesem Madel anzufangen. Doch jetzt, als er im Schein der untergehenden Sonne ihre Hand hielt, wurde ihm schlagartig bewußt, was er bisher verdrängt hatte.

      Er liebte Andrea Brandtner!

      Sie hatte ihre Hand nicht fortgezogen. Zu schön war das Gefühl, seine Berührung zu spüren. Sein Blick drang in ihre Augen, und ein heißer Blutstrom schoß zu ihrem Herzen.

      Dann zog er sie an sich. Mit geschlossenen Augen erwartete sie seinen Kuß, und als seine Lippen auf ihre trafen, versank die Welt um sie herum.

      »Ich weiß schon lang’, daß ich dich liebhab’«, gestand sie, als Thoma sie wieder freigab.

      »Ich auch«, antwortete er. »Aber ich hab’s net wahrhaben wollen. Ich hab’ gedacht, es darf net sein, weil ich doch als Betrüger gesucht werd’, und ich wollt’ net was mit dir anfangen, damit’ am End’ net unglücklich bist.«

      Andrea schloß ihn in ihre Arme.

      »Du bist kein Verbrecher, Thomas«, sagte sie bestimmt. »Und zusammen werden wir es schaffen und deine Unschuld beweisen.«

      Sie küßte ihn zärtlich und sprang dann auf.

      »Komm, laß uns keine Zeit verlieren und gleich nach Sankt Johann, Pfarrer Trenker wird wissen, was wir tun müssen.«

      Thomas Neumayr hatte sich ebenfalls erhoben.

      »Das weiß ich schon selbst«, meinte er. »Ich muß irgendwie nach München in die Firma gelangen. Dort sind die Beweise, die ich


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