Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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ich mein Leben so …«

      »Pst! Keiner hat das Recht, einen anderen zu verachten. Niemand kann wirklich nachempfinden, was du durchlitten hast. Im Gegenteil, ich habe große Bewunderung für dich, wie tüchtig und selbständig du dein Leben gemeistert hast.«

      »Ich wollte das Beste für mein Kind. Sabine hätte bestimmt gelitten, wenn ich in Waldkogel geblieben wäre, besonders als Mädchen.«

      »Richtig, du bist aus Waldkogel! Das fiel mir schon auf, als ich deine Personalakte las. Roland war mit seinem Freund schon oft in Waldkogel, wenn es der gleiche Ort ist. Dort gibt es eine Berghütte, sie wird von Anna und Toni geführt.«

      »Es ist mein Waldkogel. Toni ist einige Jahre älter als ich. Seine Eltern haben eine Wirtschaft mit einer kleinen Pension. Ich weiß, dass dein Sohn mehrmals im Jahr nach Waldkogel zum Bergsteigen fährt. Er erzählt im Verlag davon. In seinem Büro hängen viele große Fotos meiner Heimat an den Wänden.«

      »Roland ist von Waldkogel begeis­tert. Er will bald mal wieder hin. Wa­rum fahrt ihr nicht einmal zusammen?«

      Nicole starrte Jule mit großen Augen an. Erst wurde sie blass, dann schoss ihr das Blut in die Wangen.

      »Nun schau nicht so überrascht! Du wirst doch schon bemerkt haben, wie unser Sohn dich ansieht?«

      »Ich will mich dazu nicht äußern!«

      »Schwupp, jetzt bist du wieder schnell zurückgekrochen in dein Schneckenhaus, Nicole.«

      Juliana rief nach dem Kellner und bestellte zwei Gläser Wein, die auch sofort gebracht wurden.

      Sie tranken.

      »So, Nicole! Jetzt will ich dir etwas sagen. Roland spricht oft von dir. Er hat sogar versucht, seinen Vater zu überreden, dass er dich an ihn abgibt. Er wollte mit Friedhelm die Vorzimmerdamen tauschen. Weißt du wa­rum?«

      Nicole wurde tief dunkelrot.

      »Mein Mann will dich behalten, und Roland wollte dich in seiner Nähe haben. Ich will Klartext reden! Du gefällst Roland sehr, auch wenn du dich wie ein Eisblock gibst, wie ein gefühlloser Roboter, ein Androide, wie es Friedhelm sagte. Roland schwärmt seit Jahren von dir. Jedenfalls wollte ich mehr über dich wissen und habe mir deine Personalakte angesehen. Und ich habe dich sehr genau beobachtet, wenn ich meinen Mann im Büro besuchte.«

      Juliana trank einen Schluck Wein.

      »Ich bin eine Mutter genau wie du, Nicole. Wie für jede Mutter ist ihr Kind, ist mein Sohn der Beste und Schönste und Großartigste aller Söhne. Dazu ist Roland unser einziges Kind und deshalb nicht unvermögend. Ich sehe die begehrlichen Augen vieler junger Damen im Verlag. Aber er hat anscheinend nur Augen für dich, Nicole. Du hast es bis jetzt nicht gesehen oder wolltest es nicht sehen.«

      Nicole trank einen Schluck Wein.

      »Ich …, ich meine, er ist sehr freundlich! Ich habe nichts gegen ihn. Ich, ich habe keine Ahnung, dass … Sicher, er hat mich einmal gefragt, ob ich ihm mal meine Heimat zeigen wollte.«

      Nicole räusperte sich.

      »Ich lehnte ab!«

      »Du sagtest, dass du selten heimfährst und er sich einen Fremdenführer nehmen sollte!«

      »Ja, das habe ich gesagt! Das hat er dir erzählt!«

      »Ja, das hat er! Er war enttäuscht. Du hast etwas gutzumachen bei ihm, Nicole. Er mag dich wirklich. Es ist viel mehr als Mögen, aber das soll er dir selbst sagen.«

      Nicole hielt sich einen Augenblick die Hände vors Gesicht.

      »Jule, das ist alles etwas viel!

      Ich …, ich …, ich will das nicht.«

      »Nicole, du stehst dir selbst und deinem Glück im Weg.«

      »Das mag sein! Ich kann nun mal nicht über meinen Schatten springen.«

      »Das solltest du aber! Auch solltest du deiner Tochter die Berge nicht vorenthalten. Sie hat auch einen Teil ihrer Wurzeln dort.«

      »Das stimmt. Manchmal tut mir Sabine leid, dass sie in der Stadt aufwachsen muss. Ich hatte eine schöne Kindheit, war immer in der freien Natur. Es war sehr schön.«

      Nicole schaute auf die Uhr.

      »Du musst nicht auf die Uhr schauen, Nicole. Mein Mann wird sich denken, dass ich dich länger festhalte. Also, denke darüber nach, was ich dir gesagt habe. Vielleicht gibst du Roland eine Chance? Lernt euch kennen, richtig kennen! Dann kannst du entscheiden und er auch. Vor allem gib dir eine Chance, Nicole.«

      »Roland …«, flüsterte Nicole leise vor sich hin. »Ich habe mir geschworen, niemals mehr etwas mit einem Mann anzufangen und schon gar nicht mit einem Mann, der im selben Betrieb ist. Wenn Roland und ich uns näher kennenlernen – nur mal rein theoretisch – dann wird es Gerede geben.«

      Juliana lachte.

      »Das gibt es bereits, Nicole. Alle haben es mitbekommen, wie Roland dir nachschaut, nur du nicht.«

      Nicole errötete tief. Jule lächelte Nicole an.

      »So, jetzt habe ich mich genug eingemischt, Nicole. Es ist deine Entscheidung. Vielleicht habe ich schon viel zu viel gesagt. Aber ich bin eine Mutter, die ihren Sohn glücklich sehen will. Als ich dich so unglücklich sah, sagte mir mein Gefühl, ich sollte mal mit dir reden. Ich hatte eigentlich nicht vor, mit dir so ausführlich über Roland zu sprechen. Aber dann kam mir die Idee. Bitte Roland, dich nach Waldkogel zu begleiten! Dann könnt ihr euch näher kennenlernen und aussprechen. Häng einige Tage daran und gehe mit ihm auf die Berghütte. Dort seid ihr ungestört, fernab vom Verlag.«

      »Das kann ich nicht. Ich habe keine Zeit für einige Tage auf der Berghütte. Jemand muss sich um Sabine kümmern.«

      »Schiebe deine Tochter nicht als Grund vor. Dafür lässt sich eine Lösung finden. Es geht nur um dich, Nicole. Denke an dich!«

      »Bei dir klingt alles so einfach, Jule. Ich habe sofort das Gefühl, dass ich Sabine vernachlässigen würde.«

      »Du bist eine gute Mutter, eine zu gute Mutter! Verstehe das bitte richtig.«

      »Ich weiß, wie du das meinst. Tamara sagte einmal zu mir, ich wollte mich nicht binden, ich würde keine Männer anschauen, weil ich Angst davor hätte, Sabine könnte eifersüchtig werden. Wahrscheinlich steckt darin auch ein Teil der Wahrheit. Es ist eine Mischung aus allem. Ein Teil ist Angst vor Sabines Reaktion, ein Teil besteht möglicherweise darin, dass ich mich selbst bestrafen will und ein Teil ist Angst, wieder jemanden zu verlieren.«

      »Nicole, ich will dich nicht bedrängen, so wie du es bei deinen Eltern erlebst. Ich will dich nur ermutigen. Ich mache dir einen Vorschlag. Wenn du willst, dann rede ich mit Roland. Er kann dich begleiten. Er wird es tun. Er wird sich freuen. Gib dir und ihm die Chance. Überlege es dir!«

      »Da gibt es nichts zu überlegen, Jule. Nimm es bitte nicht als Ablehnung gegen dich oder gegen Roland. Er ist bestimmt ein wunderbarer Mann. Die Frau, die ihn einmal bekommt, wird sicherlich sehr glücklich werden.«

      Jule sah ein, dass sie nicht weiterkam. Sie war eine kluge Frau. So beendete sie das Thema.

      »Nicole, ich nehme das so hin. Ich schätze dich sehr. Wenn du einmal Rat oder Hilfe brauchst, du kannst immer auf mich zählen. Vergiss einfach, dass ich Forster heiße. Denke nicht daran, dass ich Friedhelms Frau und Rolands Mutter bin.«

      »Ich will es versuchen! Danke für die Einladung, deine Zeit, dein Interesse an meinem Schicksal. Es tat mir gut, mit dir zu reden. Danke, Jule.«

      »Gern geschehen, Nicole!«

      Jule zahlte. Sie gingen die wenigen Schritte zum Verlagshaus zurück. Juliana überredete Nicole, sich für den Rest des Nachmittags frei zu nehmen. So ging Nicole zu ihrem Auto und fuhr heim. Juliana stieg in ihre Limousine und fuhr weit vor die Tore Berlins. Dort bewohnten die Forsters eine schöne alte Villa an einem der vielen Seen.

      Nicole


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