Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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gut vorstellen, was ihr Tamara raten würde. So ließ sie es sein. Nicole legte sich auf ihr Bett und dachte nach.

      Die nächsten Tage im Büro, bis zu Nicoles Urlaub, verliefen wie immer. Nicole ließ sich nichts anmerken und ihr Chef, Doktor Friedhelm Forster, ebenfalls nicht. Roland bekam Nicole nicht zu Gesicht, und das war ihr sehr angenehm.

      *

      Es war schon dunkel, als Nicole mit ihrem Kleinwagen in Waldkogel eintraf. Sie parkte vor der Scheune. Mit ihrer Reisetasche unter dem Arm, ging sie hinein. In der Küche brannte noch Licht.

      »Grüß Gott, Mutter!«

      »Da bist du ja endlich, Madl!«, begrüßte ihre Mutter sie freundlich.

      Martha Anwander stand am Tisch und schnitt Brot.

      »Ich will noch mal etwas zu essen machen. Du, dein Bursche hat richtig Hunger! Mei, kann der etwas vertragen! Und schmecken tut es ihm auch. Da hast du dir wirklich einen feschen Burschen geangelt. Warum wolltest du ihn uns net schon längst mal vorstellen?«

      Nicole starrte ihre Mutter an. Das Blut schoss ihr in den Kopf.

      Wer ist hier?

      Ist Morton doch hergefahren?

      Haben Tamara und er eine Überraschung ausgeheckt?

      Nicole stand wie vom Donner gerührt in der großen Wohnküche.

      »Schau net so! Dein Roland hat uns alles erklärt. Mei, du hättest doch keine Angst haben müssen. Sicher macht dein Vater mal schlimme Bemerkungen über die studierten Leut’, aber mit deinem Roland ist er schon ein Herz und eine Seele. Sie sitzen im Wohnzimmer und trinken Bier. Ich hab’ meinen Bertl schon lange nimmer so munter erlebt. Sie erzählen sich Witze und lachen. Der Roland wirkt wie ein Jungbrunnen auf deinen Vater. Ein größeres Geschenk hättest ihm nicht machen können und mir auch nicht.«

      In diesem Augenblick kam Roland herein.

      »Schön, dass du hier bist, Schatz!«

      Roland umarmte Nicole und küss­te sie.

      »Ich habe nicht gewusst … Das war aber nicht so vereinbart! Ich habe Jule doch deutlich gesagt …«

      Roland küsste Nicole noch einmal. Dieses Mal sogar auf die Lippen.

      »Ja, ja ich weiß! Aber schau, Ni­cole, es wäre doch dumm gewesen, wenn du am Geburtstag deines Vaters hier alleine mit deiner Familie feierst und ich sitze auf der Berghütte und warte auf dich. Freust du dich gar nicht darüber, dass das Versteckspiel ein Ende hat?«

      »Ich bin völlig überwältigt!«, hauchte Nicole.

      Dann kam ihr Vater herein.

      »Mei, unser Madl ist hier! Des ist schön! Und eines sage ich dir gleich. Der Roland, der ist ein feiner Kerl, ein richtiger Prachtbursche ist des!«

      Er schloss seine Tochter herzlich in die Arme. Das war sehr ungewöhnlich für ihn. Bertram Anwander war normalerweise kein Mann, der seine Gefühle zeigte.

      Roland legte Nicole den Arm um die Schulter.

      »Siehst ein bissel blass aus. Hattest du eine anstrengende Fahrt?«

      »Ja, ich …, ich … stand im Stau!«, stotterte Nicole.

      »Wir hätten zusammen fahren können, Nicole. Aber du bist ja immer so pflichtbewusst.«

      Nicole sah abwechselnd zwischen ihrem Vater und ihrer Mutter hin und her.

      »Du solltest mehr auf den Roland hören und auf seine Mutter und seinen Vater«, bemerkte Nicoles Vater. »Irgendwann lässt es sich ohnehin nicht mehr verheimlichen, dass du des Madl vom Juniorchef bist.«

      »Ich muss mich setzen«, hauchte Nicole.

      Sie sank auf einen Küchenstuhl, stützte die Arme auf und barg ihren Kopf in den Händen. Es drehte sich alles. Ein Gedanke jagte den nächs­ten in ihrem Kopf. Ihr war, als würde sie jeden Augenblick ohnmächtig zu Boden sinken. War es die Überraschung, die Rolands Anwesenheit ausgelöst hatte? Es war jedenfalls ein Schock. Nicoles Herz hämmerte wild. Noch immer fühlte sie die Berührung von Rolands Lippen auf den ihren. Es war ihr, als hätten sich Abdrücke tief eingebrannt.

      Was mache ich jetzt?

      Nicole fiel keine Antwort ein. Sie stand zu sehr unter Schock.

      »Bertl, hast du einen Obstler? Nicole schaut so blass aus. Vielleicht ist ihr die Überraschung, die ich ihr bereitet habe, nicht so gut bekommen.«

      »Sicher, Roland! Trinken wir einen! Nicole wird sich schon wieder erholen. Sie ist eben so, wie sie ist, und hat ein Geheimnis aus dir gemacht. Hast das schon richtig gemacht, Roland. Mach dir keine Vorwürfe, des wird schon wieder. Die Nicole ist bestimmt froh, dass du hier bist, auch wenn sie ein bissel überrascht ist. Bist eben ein richtiger Mann und weißt, was zu tun ist. Und außerdem hatte ich dich auch eingeladen.«

      Nicole konnte es nicht fassen, dass Roland und ihr Vater schon beim Du waren. Das war alles etwas viel für sie.

      »Hier, Madl! Trink den Obstler!« Nicoles Vater reichte ihr das Glas.

      Entnervt trank sie den Obstler.

      »Du musst etwas essen, Nicole. Den Schinken, den kann ich dir empfehlen, und die selbstgemachte Leberwurst, die ist einfach eine Delikatesse!«

      Roland lachte.

      »Aber was erzähle ich dir da? Nicole, es ist ja dein Elternhaus.«

      »Ich will nichts essen! Danke, ich habe unterwegs an einer Raststätte gegessen. Ich will nur schlafen!«

      Nicole zuckte über ihre Äußerung zusammen. Schlafen! Himmel, wo würde Roland schlafen? Das schoss ihr wie ein Pfeil durch das Herz.

      Als könnte Roland ihre Gedanken lesen, sagte er:

      »Ganz wie du willst! Ich habe im Hotel ›Zum Ochsen‹ für uns reserviert. Es wird das Beste sein, wenn wir gehen. Komm, Nicole! Wir gehen jetzt ins Hotel. Morgen, wenn du schön ausgeschlafen hast, geht es dir besser!«

      Roland griff nach Nicoles Reisetasche.

      »Dann gute Nacht, Bertl, und dir auch, Martha. Es war ein unvergesslicher Tag für mich.«

      »Ja, so war es, Roland! Euch beiden auch eine gute Nacht!«, sagte Bertl.

      Martha kam auf ihre Tochter zu und streichelte ihr die Wange.

      »Gute Nacht, mein liebes Madl!«

      »Gute Nacht, Mutter! Gute Nacht, Vater«, hauchte Nicole.

      Nicole fühlte sich wie in Trance. Fast willenlos überließ sie sich Roland und ergab sich in ihr Schicksal. Roland nahm sie bei der Hand, und sie gingen hinaus.

      »Ich habe mein Auto in der Tiefgarage des Hotels stehen. Wir gehen die paar Schritte zu Fuß«, raunte er Nicole zu.

      Diese nickte nur stumm. Sie ließ es geschehen, dass Roland seinen Arm um sie legte. Wortlos gingen sie die Hauptstraße entlang bis zum Marktplatz. Der Weg erschien ihr endlos.

      *

      Wie durch einen Schleier nahm Nicole wahr, wie sich Roland am Empfang des Hotels den Schlüssel geben ließ. Sie fuhren mit dem Aufzug hinauf in die oberste Etage des Hotels.

      Nicole fand sich selbst und ihre Sprache erst wieder, als sie im Wohnzimmer der großen Suite standen.

      »Es gibt zwei Schlafzimmer, Ni­cole. Welches möchtest du?«

      »Was soll das? Wie kommen Sie dazu, Herr Doktor Roland Forster?«, brüllte sie, so laut sie konnte.

      »Nicole, bitte beruhige dich!« Roland lächelte sie an. »Ich kann dir das alles erklären.«

      »Für Sie immer noch Frau Anwander! Herr … Doktor … Forster!«, stieß Nicole hervor und betonte jedes Wort.

      »Du siehst wunderbar aus, wenn du dich so aufregst. Ich kann mich gar nicht genug an dir


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