Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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reichte ihm die Hand. Der so Angesprochene überlegte einen Augenblick und sagte dann:

      »Ich bin der Bobby!«

      »Freut mich, dich kennenzulernen. Was ist? Kommst du mit?«

      »Das ist sehr freundlich von dir! Aber ich habe es eilig!«

      Thomas lachte.

      »Mann, sei locker! Du bist hier in den Bergen. Ganz ruhig! Hier gibt es keine Rushhour wie in der Stadt, verstehst?«

      Thomas lachte erneut und schaute an Bobby hinab.

      »Na, dann denke ich, wir sehen uns heute Abend auf der Berghütte. Bist eben ein Neuling! Du musst den Rhythmus der Berge erst erfassen.«

      Thomas schulterte seinen Rucksack und verließ den Laden.

      Bobby zahlte. Veronika Boller reichte ihm die Tüten, in denen seine alte Kleidung war und die Tüten mit den vielen Dingen, die er für seinen Aufenthalt in den Bergen gekauft hatte. Bobby schulterte den neuen Rucksack und ging zu seinem Auto. Er verstaute seine Sachen und fuhr los.

      Bobby erkundigte sich auf der Oberländer Alm nach dem Weg zur Berghütte. Er wollte sich nicht abholen lassen, wie es ihm Toni angeboten hatte. Er war voller Ungeduld, so ging er los. Bald schmerzten ihm die Füße in den neuen Wanderschuhen und die Tragegurte des Rucksacks schnitten ihm in die Schultern. Er bezweifelte, ob die vielen Ausrüstungsgegenstände, die ihm die freundliche und sicherlich auch sehr geschäftstüchtige Ladeninhaberin verkauft hatte, notwendig waren.

      Aber Bobby hatte sich nun einmal vorgenommen, auf diese Jane einen guten Eindruck zu machen. Er war davon überzeugt, dass sie eine Berg­liebhaberin war. Würde sie sonst in den Bergen ihren Urlaub verbringen? Auf den Weg zur Berghütte legte Bobby mehrere Pausen ein. Er war die dünnere Bergluft und die körperliche Anstrengung nicht gewöhnt.

      Wer Erfolg haben will, muss leiden. Diesen Spruch hatte er oft gehört. Und das alles nur, weil er dieser Jane gefallen wollte. Wie sie wohl sein wird? Er kramte ihr Profil heraus und studierte es noch einmal, dazu die Angaben über ihren angestrebten Idealmann. Treu sollte er sein, verständnisvoll sollte er sein, zuhören sollte er können, Zeit sollte er haben, eine Familie mit Kindern sollte er wollen, einfühlsam sollte er sein.

      Bobby dachte nach, wie er sich in seiner verflossenen Beziehung verhalten hatte. Er gestand sich ein, dass er nicht zugehört hatte, wenig einfühlsam war, er hatte sich wenig Zeit zur Pflege der Beziehung genommen. Er war ehrlich zu sich selbst und nahm sich vor, in Zukunft alles anders zu machen.

      Er hatte damit auch schon angefangen. Er hatte seine Arbeit gewechselt. Die neue Arbeitsstelle, die er antreten würde, garantierte ihm bessere Arbeitszeiten.

      Dann kann ich mich auch der Familie widmen, dachte er. Das nahm er sich fest vor und hoffte, dass er bald auf ein liebendes Herz treffen würde.

      Bobby erreichte völlig erschöpft die Berghütte. Er warf den Rucksack ab und ließ sich auf der Terrasse auf den ersten freien Stuhl fallen, den er erreichen konnte. Er schälte sich aus der Wanderjacke und wischte sich die Schweißperlen von der Stirn.

      »Mei, du schaust net gut aus! Aber das wird schon wieder! Erst bringe ich dir mal ein kaltes Bier!«

      Bobby nickte dankbar.

      Es dauerte nicht lange, dann brachte Toni das Bier. Bobby setzte den Bierseidl an die Lippen und trank bis zur Hälfte aus.

      »So, das tat gut!« Er wischte sich den Bierschaum von der Oberlippe.

      »Ich suche den Hüttenwirt! Toni heißt er.«

      »Das bin ich! Lass mich raten. Bist du möglicherweise der Bursche, der sich Bobby nennt?«

      »Ja, der bin ich!«

      »Dann ein herzliches ›Grüß Gott‹! Schön, dass du da bist!«

      Toni streckte ihm die Hand hin.

      »Siehst ein bisserl ramponiert aus! Hast den Aufstieg unterschätzt, wie?«

      »O ja! Dabei bin ich bestens ausgerüstet!«

      »Mei, ich sehe es! Schaut fast so aus, als wärst du der Veronika Boller in ihrem Laden am Marktplatz in die Finger gefallen. Die hat dich gründlich ausstaffiert.«

      »Ja, das hat sie! Ich sagte ihr, dass ich eine Grundausrüstung für die Berge möchte.«

      Toni lachte laut. Er konnte sich gut vorstellen, wie Veronika in ihrem Element war.

      »Sie hätte dir lieber zu anständigem Proviant raten sollen. Ich gebe dir jetzt einen Rat. Gehe niemals ohne Proviant in die Berge, auch wenn die Strecke noch so kurz ist. Du musst immer genug Flüssigkeit mitnehmen. Das ist wichtig! Und jetzt hole ich dir einen Krug mit Quellwasser. Damit löschst du erst einmal deinen Durst, das ist besser als Bier. Und ich bringe dir Eier mit Speck.«

      »Wasser ist gut, Eier mit Speck, nein danke! Ich will nur etwas essen und dann versuchen, mit Jane ins Gespräch zu kommen. Ich dachte mir, ich lade Jane zum Essen ein. Bei einem schönen Essen lässt es ich gut reden, hoffe ich.«

      »Ja, des stimmt schon! Aber die Jane ist nicht hier! Sie ist wandern. Aber ich weiß, wo sie sein könnte. Jetzt ruhst dich ein wenig aus, sammelst neue Kräfte und dann erkläre ich dir den Weg.«

      »Ist es weit? Ich will ja kein Jammerlappen sein. Aber ich denke, dass mich meine Füße nicht mehr weit tragen. Diese neuen Schuhe sind Folterinstrumente.«

      »Des ist bei neuen Wanderschu­hen oft so! Aber sie laufen sich schnell ein. Wirst sehen, morgen ist es schon besser. Wie lange willst bleiben?«

      »Das kommt auf Jane an. Ich habe vielleicht an eine Woche gedacht. Aber vielleicht jagt sie mich sofort zum Teufel.«

      Bobby lachte.

      »Mei, des hört sich an, als wolltest du gleich aufgeben.«

      »Ja, ich habe gelernt, dass es besser ist, wenn man aufgibt. Das ist dann nicht so bitter wie, wenn einem die Frau davonläuft oder einen fortschickt. Das tut weh!«

      »Hast du solche Erfahrungen gemacht? Des tut mir leid!«

      »Nicht mehrere Erfahrungen! Es war nur eine, aber die war gründlich und endgültig. Damit muss ich mich abfinden. Aber daran will ich jetzt nicht denken. Erzähle mir lieber von Jane!«

      Toni holte einen Krug mit frischem Quellwasser und setzte sich einen Augenblick zu Bobby an den Tisch.

      »Es ist net weit. Jane hat hier ganz in der Nähe einen Lieblingsplatz. Dort seid ihr auch ungestört. Hier auf der Berghütte ist viel Trubel. Deine Sachen musst net mitschleppen! Ich habe dir eine Kammer reserviert. Ich nehme deinen Rucksack mit hinein. Meine Anna hat schon einen kleineren Rucksack mit einer leckeren Brotzeit für euch beide gerichtet. Du kannst die Jane also zum Essen einladen, zu einer schönen Brotzeit.«

      Bobby trank zwei Gläser Wasser. Er schaute auf die Uhr.

      »Ich muss mich beeilen. Nicht, dass sie denkt, ich komme nicht! Der erste Eindruck ist entscheidend. Man soll eine schöne Frau nie warten lassen.«

      »Das stimmt und die Jane ist ein besonders fesches Madl.«

      »Das freut mich! Und wie ist sie sonst so?«

      »Etwas zurückhaltend ist sie! Sie ist misstrauisch gegenüber der Liebe. Meine Frau, die liebe Anna, die hat sich gestern länger mit der Jane unterhalten. Des Madl hat eine große, eine wirklich große Enttäuschung erlebt. Deshalb sei vorsichtig. Das kann ich dir raten. Es wird nicht einfach werden, ihr Vertrauen zu gewinnen, vermute ich. Du musst Geduld aufbringen. Aber du willst ja eine Woche bleiben. Da hast du genug Zeit. Übrigens, am Wochenende machen wir hier auf der Berghütte einen zünftigen Hüttenabend. Wir grillen und es gibt Bier vom Fass. Es gibt ein großes Feuer und es kann getanzt werden.«

      »Das klingt gut! Beim Tanzen kann man sich näherkommen, falls es vorher nicht so …, du weißt schon, wie ich das meine, Toni.«

      »Ja, Tanzen ist immer gut! Jetzt ruhst dich noch einen Augenblick aus.


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