Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner
Читать онлайн книгу.mal drüber nachdenken«, bemerkte Toni, der an den Tisch gekommen war.
Er setzte sich.
»Alex, ich habe gehört, was du gesagt hast! Das machst du schon richtig. Höre auf dein Herz! Komme zur Ruhe! Die Liebe kann man nicht erzwingen. Sie ist ein Geschenk. Wenn sie kommt, wirst du es wissen. Geschenken kann man nicht nachjagen, schon gar nicht der Liebe. Vielleicht musst du dir auch erst darüber klar werden, wen du suchst, wie dein Traummann sein sollte?«
»Das weiß ich genau! Er sollte mich lieben, Alexandra Herzig und nicht Sandy Blue!«
Toni nickte.
»Des wird dir in den Bergen sicherlich leichter gelingen, als sonst irgendwo. Hier kennt niemand eine Sandy Blue. Und so wird es auch bleiben!«
»Danke«, sagte Alexandra leise.
Sie trank ihren Kaffee aus.
»Toni, Anna! Ich mache mich wieder auf den Weg. Ich bin ja erst heute Morgen angekommen und habe noch nicht einmal richtig ausgepackt. Dann will ich noch einkaufen gehen. Außerdem will der Besitzer der Almhütte kommen. Wir wollen reden.«
»Toni, Alex will vielleicht die Hütte kaufen«, sagte Anna.
»Mei, des ist eine gute Idee! Teuer wird sie nicht sein, weil ja nix modernisiert ist.«
»Toni, wenn sie modernisiert wäre, würde ich sie nicht wollen. Gerade so ursprünglich, wie sie ist, gefällt sie mir! Ich bin total begeistert.«
»Das ist gut, Alex. Des solltest du aber für dich behalten, sonst steigt der Preis«, lachte Toni.
Er gab Alexandra einige Tipps. Sie hörte aufmerksam zu und versprach, darüber nachzudenken. Dann verabschiedete sie sich. Anna wollte bald mit den Kindern und Bello zu Besuch kommen.
»Du bist natürlich jederzeit gern hier gesehen, Alex!«, betonte Toni.
»Das weiß ich, Toni! Ich werde euch auch so oft besuchen, wie es möglich ist. Ihr habt es wunderschön hier!«
Sie hängte sich ihre kleine Umhängetasche um, umarmte Anna und schüttelte Toni herzlich die Hand. Dann ging sie davon.
*
Die Hüttengäste waren alle schlafen gegangen. Toni und Anna hatten die letzten Handgriffe in der Berghütte gemacht. Alles war wieder sauber und für den nächsten Tag vorbereitet.
»Gehen wir schlafen, Toni?«, sagte Anna.
Toni warf einen Blick auf die Wanduhr in der Wirtstube der Berghütte. Die Zeiger schoben sich auf Mitternacht zu.
»Gehe schon mal vor, Anna. Ich komme gleich nach.«
»Dir geht die Sache mit dem Fellbacher und dem Gemeindewappen im Kopf herum, stimmt es?«
»Ja, Anna! Dir nicht?«
»Doch, Toni! Es ist eine Ehre, dass uns Bürgermeister Fellbacher eingeweiht hat. Sehr schmeichelhaft für uns.«
Toni lächelte.
»Für dich vor allem, Anna. Der Fellbacher hoffte, dass du einen Geistesblitz hast. Du hast den Ruppert Schwarzer damals ausgetrickst.«
»Jetzt übertreibst du, Toni! Ich habe nur ein wenig nachgeholfen mit meinen Ersparnissen.«
»Naa, Anna! Des war es net alleine. Es war schon sehr trickreich wie du, als Fremde, den Pfarrer Zandler eingespannt hast.«
»Es ist nicht sicher, dass Schwarzer dahinter steckt, Toni. Vielleicht verrennt ihr euch alle in etwas. Komm mit schlafen, Toni. Morgen ist auch noch ein Tag. Grübeln hilft nicht immer. Da dreht man sich nur im Kreis.«
»Stimmt schon, Anna. Ich setze mich einen Augenblick an den Kamin. Ich komme bald nach. Ich ordne nur noch meine Gedanken.«
Anna ging zu ihrem Mann und küsste ihn. Dann ging sie schlafen.
Toni löschte die Lampen im großen Wirtsraum der Berghütte. Jetzt wurde er nur vom Kaminfeuer erhellt. Toni legte ein weiteres Stück Holz in die Glut. Er sah in die Flammen, die langsam sich ins trockene Holz fraßen. Es knackte, dann und wann sprühten Funken. Die Flammen loderten in den Farben rot und gelb.
Toni rieb sich die Stirn, als könnte er dadurch Ordnung in seinen Kopf bekommen.
Am Morgen hatten sie unerwarteten Besuch bekommen. Bürgermeister Fritz Fellbacher und Pfarrer Zandler waren gekommen. Bald hatten Toni und Anna mit ihnen zusammen im Wohnzimmer der Berghütte gesessen, damit sie ungestört waren, der alte Alois versorgte die Hüttengäste.
Wie in einem Film ließ Toni die Bilder der Erinnerung in seinem Kopf ablaufen. Bürgermeister Fritz Fellbacher war ziemlich zerknirscht gewesen. Dass es ihm seit einiger Zeit nicht gut ging, hatten viele in Waldkogel bemerkt. Fellbachers Stimmung wechselte ständig zwischen Gereiztheit und Zurückgezogenheit. Beides kannten die Waldkogeler von ihrem Bürgermeister nicht. Dass er am Stammtisch öfters sein Bier nicht austrank und einfach früher ging, heizte die Phantasie aller an. Zuerst war spekuliert worden, dass er krank sei, vielleicht seelisch. Es wurde spekuliert, dass er mit politischen Intrigen zu kämpfen hatte, über die er mit niemand sprechen wollte. Andere vermuteten eine Ehekrise bei den Fellbachers oder Schwierigkeiten innerhalb der kinderreichen Familie.
Bürgermeister Fellbacher war auf Tonis Einladung einige Tage auf die Berghütte gekommen. Er war alleine gekommen, wie jemand der Urlaub macht. Der Abstand vom Amt hatte ihm offensichtlich gut getan. Aber geäußert hatte sich Fellbacher während der beiden Tage seines Aufenthaltes nicht. Er war mit Sebastian und Franziska, die so etwas wie seine Patenkinder waren, wandern gewesen.
Umso überraschter waren Toni und Anna gewesen, als Bürgermeister Fellbacher zusammen mit seinem langjährigen Freund aus Kindertagen, dem jetzigen Pfarrer von Waldkogel Heiner Zandler, auf die Berghütte kam. Fellbacher hatte Toni und Anna um ein vertrauliches Gespräch ersucht.
Dann war es herausgekommen.
Fritz Fellbacher fürchtete um sein Ansehen und seine politische Karriere. Angefangen hatte alles schon vor Wochen. Damals erhielt Pfarrer Zandler Besuch von einem alten Mann aus Kirchwalden, einem ehemaligen Schmied. Um seine spärliche Rente aufzubessern, machte dieser Reparaturarbeiten und kleine Schmiedearbeiten in seiner häuslichen Hobbywerkstatt. Der über Achtzigjährige hatte Pfarrer Zandler nicht gebeichtet, sondern nur seine Bedenken anvertraut. Er war nämlich von einem Kunden gebeten worden, nach Vorlage ein Siegel herzustellen. An sich war das nichts Besonderes, denn viele Familien ließen sich in letzter Zeit für private Zwecke ein Familiensiegel machen. Doch dann erinnerte sich der alten Schmied an das Siegel von Waldkogel. Die Ähnlichkeit war sehr groß, der Unterschied von einem Laien kaum zu bemerken. Der alte Schmied hatte beiläufig erfahren, dass sein Kunde sich das Motiv als Marke hatte schützen lassen. Das beunruhigte den alten Mann sehr. Pfarrer Zandler war darüber auch sehr erstaunt gewesen, als er es gehört hatte.
Wie konnte so etwas geschehen?
Jedenfalls führte Pfarrer Zandler mit dem Bürgermeister ein vertrautes Gespräch. Daraufhin suchte Bürgermeister Fellbacher nach den amtlichen Unterlagen, die das Wappen mit den beiden Dreiecken, einem dunklen und einem hellen im Wappenschild, amtlich beschrieben und deshalb verbindlich waren. Bürgermeister Fellbacher wollte beim Amt für Markenschutz dagegen vorgehen. Doch im Rathaus gab es keine amtliche Urkunde darüber, keine Dokumente. Sie waren nicht auffindbar.
Waren sie verloren gegangen? Waren sie gestohlen worden?
Diese und weitere Fragen bereiteten dem Bürgermeister seit Wochen Kopfzerbrechen. Sicher waren im letzten Jahrhundert alle Gemeindewappen und Siegel in der staatlichen Wappenrolle eingetragen worden. Doch darüber waren keine Unterlagen zu finden. Toni begriff, dass die Gemeinde Waldkogel nicht amtlich belegen konnte, dass das Siegel mit dem Wappen wirklich mit Fug und Recht Amtscharakter hatte.
Zuerst hatte Toni versucht, auf Fellbacher einzureden und ihn zu beruhigen. Es war vergebliche Mühe gewesen. Obwohl die Registrierung der Wappen von seinem Vorgänger und dessen Vorgänger veranlasst worden war, fühlte sich Fellbacher dafür verantwortlich. Er lehnte es auch