Toni der Hüttenwirt Paket 3 – Heimatroman. Friederike von Buchner
Читать онлайн книгу.nicht, was sie versäumen«, gab Basti altklug von sich.
»Wenn ich später einmal verheiratet bin und Familie habe, dann haben wir auch Neufundländer!«
»Sicher, Basti! Aber bis dorthin ist noch etwas Zeit! Erst machst du mal die Schule zu Ende, lernst einen schönen Beruf und dann siehst du weiter.«
»Ich kann auch einfach Hüttenwirt werden wie Toni. Dann brauche ich nicht lange zu studieren!«
Anna lachte und wuschelte Sebastian mit den Fingern durch sein Haar.
»Das würde dir so passen, mein guter Basti! Sicher kannst du Hüttenwirt werden. Toni würde sich darüber sehr freuen. Es gibt sicher nichts, was ihn mehr freuen würde. Aber die Berghütte, die läuft dir nicht davon. Man weiß nie, was noch kommt. Das Leben hat gelegentlich Überraschungen bereit, mit denen man nicht rechnet. Deshalb ist es schon gut, einen schönen Schulabschluss zu haben und einen ordentlichen Beruf. Aber das müssen wir nicht heute entscheiden, Basti.
Du kannst alles lernen, was du willst, Basti. Ich dachte, du wolltest Architekt werden?«
»Oh, Architekt ist ein schöner Beruf«, warf Alex ein. »Wenn ich damals an der Kunstschule in New York nicht genommen worden wäre, dann hätte ich hier Architektur studiert. Ich liebte es, Pläne zu zeichnen.«
Anna lachte. Sie wusste, dass Sebastian und Alexandra ein weiteres unerschöpfliches Thema gefunden hatten und ließ sie alleine.
»Dann kannst du die Pläne für deine neue Almhütte selbst zeichnen«, sagte Basti.
Alexandra überlegte einen Augenblick.
»Ja, das könnte ich! Wenn ich mir so ins Gedächtnis rufe, wie das Chaos heute Nacht ausgesehen hat, dann ist es wohl am besten, die Almhütte wird zerlegt und komplett neu aufgebaut. Dabei könnte ich die Wände anders setzen. Hast du Papier, Basti?«
»Ich hole dir einen Block!«, rief Basti begeistert. »Außerdem können wir den Grundriss mit Steinen auf dem Geröllfeld auslegen. So etwas habe ich schon oft gemacht. Das macht Spaß.«
Sebastian rannte davon, um Zeichensachen zu holen. Es dauerte etwas.
Als er zurück kam stand Alexandra auf der Terrasse der Berghütte und hielt sich am Geländer fest. Sie starrte über das Geröllfeld. Doktor Martin Engler kam mit einem Mann auf die Berghütte zu. Alexandra drehte sich um und ging schnellen Schrittes in den Wirtsraum der Berghütte, dabei rannte sie Sebastian fast um. Er schaute ihr überrascht nach.
»Weiber!«, brummte Basti leise vor sich hin.
»Toni, Anna! Er kommt!«, schrie Alexandra und rannte im Wirtsraum der Berghütte auf und ab.
»Wer, Alex?«, fragte Toni.
Er stand hinter dem Tresen und zapfte Bier.
»Dieser Mann, der heute Nacht in meine Almhütte gerast ist. Der, der meine ganzen Bilder …«
Weiter kam Alexandra mit der Erklärung nicht. Doktor Martin Engler betrat mit dem Mann, den Alexandra nur im Mondlicht gesehen hatte, den Wirtsraum der Berghütte.
»Grüß Gott, Martin! Wen hast da bei dir?«, fragte Toni.
»Grüß Gott, Toni! Tu net so unschuldig. Gesehen hast ihn schon. Des ist der Fabian Metzger, du weißt schon, der ganz besondere Sportwagenfahrer. Da hat er ganze Hänge, auf denen er herumkutschieren könnte, aber nein, er musste auf Alexandras Almhütte zusteuern. Er hat mich gebeten, mitzukommen und ein gutes Wort für ihn einzulegen.«
Fabian stand neben Martin und hatte einen hochroten Kopf.
»Guten Tag«, sagte er leise.
Er blickte in Richtung Alexandra. Schnell wandte sie den Blick ab. Sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss. Alex, behalte die Nerven, befahl sie sich selbst.
»Also, ich möchte mich in aller Form entschuldigen, dass ich in die Almhütte gerast bin. Ich brachte das Auto einfach nicht zum Stehen. Ich bin glücklich, dass nichts weiter passiert ist.«
»Ja, da habt ihr beide wohl einen Schutzengel gehabt«, sagte Toni.
»Du hast gut reden, Toni!«, brach es plötzlich aus Alexandra hervor. »Meine Almhütte ist zerstört und alle meine Bilder. Ich muss schon sagen, dass die Schutzengel nur halbe Arbeit geleistet haben, höchstens! Ich bin ärgerlich und diese … diese …« Alexandra sah Toni an. »Toni, was gibt es für richtig kräftige Schimpfwörter in den Bergen?«
Toni unterdrückte ein Lächeln und zählte auf:
»Da gibt es Hornochs, Saupreiß, Himmelhund, Hoizfuchs, Minirambo ...«
»Minirambo, das passt zu ihm«, unterbrach Alexandra Toni.
Sie atmete tief ein.
»Also, Sie Hornochse, Saupreiß, Himmelhund, Hoizfuchs und vor allem Minirambo, was denken Sie sich? Sie kommen hierher und wispern eine Entschuldigung und denken, dass Sie damit alles aus der Welt schaffen können. Das funktioniert bei mir so nicht! Ich … ich … ich …« Alexandra atmete aus und wieder ein. »Das können Sie vielleicht bei Ihrer Claire so machen, aber mit mir nicht! Pah, so ein Schmarrn! Wenn ich das schon höre! Ich möchte mich in aller Form entschuldigen! Schmarrn! Das ist nicht wiedergutzumachen. Verschwinden Sie zu ihrer Claire! Sie wartet im Hotel in Davos! Hier ist das Handy!«
Alexandra griff in die Jackentasche und knallte das Handy auf den Tresen. Die Gefahr, dass es dabei kaputtgehen könnte, störte sie nicht.
»Claire? Woher kennst du Claire?«
»Seit wann duzen wir uns?«, brüllte Alexandra. »Sie gehören nicht zu meinem Freundeskreis, Sie Minirambo! Sie zerdeppern mir alles, und dann tauchen Sie einfach hier auf. Es tut mir leid? Aber wundern tut es mich nicht! Sie … Sie … Ach, gehen Sie! Ich will Sie nicht mehr sehen!«
Bei diesen Worten verschlang Alexandra Fabian mit den Augen. Himmel, was für ein Mann, schoss es ihr durch den Kopf. Sie spürte, wie ihr Herz klopfte und wie er sie in seinen Bann zog. Sie war weniger wütend auf ihn, als auf sich. Alexandra steigerte sich immer mehr in ihre Wut hinein. Es kam einfach über sie. Dabei wäre es für sie leicht gewesen, die von ihm gereichte Hand anzunehmen und seine Entschuldigung anzunehmen. Aber zu was das führen würde? Davor hatte Alexandra Angst. Dieser Mann, Besitzer eines knallroten Sportwagens, konnte ihr gefährlich werden, und das wollte sie nicht. Zwar war sein Auto nur noch einen Haufen Schrott, so wie ihre Almhütte ein Haufen Bretter war, aber es ging ein höchst gefährlicher Zauber von ihm aus. Und da wollte sich Alexandra vorsehen.
»Nun sei net so, Alex!«, versuchte Toni zu beschwichtigen. »Wir wissen alle, wie schlimm das mit deinen Bildern ist. Aber auch deine Wut macht die Sache nicht ungeschehen. Was geschehen ist, ist geschehen. Es ist auch Christenmenschenpflicht, einem reuigen Sünder zu verzeihen.«
»Toni, sicher ist es das. Aber das ist kein reuiger Sünder, sondern ein überdrehter Lackaffe! So sagen wir dazu! Du hättest ihn gestern Nacht mal hören sollen, wie er versuchte, mich herumzukommandieren. Da war kein ›bitte‹ zu hören! Ein Herr Wichtigtuer ist er! Er soll verschwinden, am besten Luftlinie nach Davos zu dieser Comtesse Claire de Dingsbums … Wie sie auch immer heißen mag … Los! Die Claire wartet auf ihren Cheri in Davos!«
Martin und Toni sahen Alexandra sprachlos an.
»Mei, heut’ bist aber ganz schön feurig, Alex! Da bin ich doch überrascht!«, staunte Toni. »Ich habe mir immer etwas auf meine Menschenkenntnis eingebildet. Aber bei deiner Beurteilung habe ich mich völlig geirrt. Ich hab’ dich für ein ruhiges, liebes Madl gehalten. Mei, jetzt erkenne ich, dass du voller Temperament steckst.«
Alexandra stemmte die Arme in die Seite.
»Toni!« Ihre Stimme klang streng. »Wenn dir so etwas geschehen wäre wie mir, dann würdest du auch über dich hinauswachsen. Stell dir vor, jemand würde deine Berghütte zu Kleinholz machen. Wie würdest du dann mit demjenigen verfahren?«
Toni grinste.
»Was ich