BAT Boy. C. A. Raaven

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BAT Boy - C. A. Raaven


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       Zusammen sind wir auf der Suche.

       Unsere Schreie zeichnen uns den Weg.

       Ein herrliches Gefühl von Freiheit umgibt mich

       und durchdringt meinen Körper.

       Meine Mutter ist da und flüstert mir etwas zu.

      Lucas ...

       Sie lächelt mir zu, und ich fühle mich

       als hätte ich das ganze Jahr über Geburtstag.

      ... Geburtstag, Lucas ...

       Aber ich habe etwas vergessen – ich wollte etwas tun.

       Überraschen wollte ich sie – genau das war es.

       Aber jetzt ist es zu spät – es ist zu spät.

       Zu spät ...

      »... zu spät zum Spiel. Luky, Schätzchen, du musst doch noch deine Geburtstagskerzen auspusten.«

      it einem Mal war Lucas wach. Das war es, was er vergessen hatte. Seitdem er sich erinnern konnte, hatten ihm seine Eltern immer einen wunderschönen Geburtstag bereitet. Und nun, nach dreizehn Jahren, hatte Lucas beschlossen, sie mit einem von ihm zubereiteten Frühstück zu überraschen. Er hatte es sich fest vorgenommen, doch jetzt war es zu spät. Er hatte verschlafen, sodass ihm wahrscheinlich nicht einmal genug Zeit blieb, um mit seinen Eltern irgendeine Art von Frühstück zu sich zu nehmen.

      Lucas schoss hoch und ... KRACH!! Der Schwung, mit dem er seinen Kopf eben noch angehoben hatte, wurde abrupt von etwas Hartem gebremst. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihn.

      Stöhnend und sich die Stirn reibend öffnete er die Augen und sah, was ihn aufgehalten hatte. Irgendwie musste er sich in der Nacht im Schlaf gedreht haben, sodass er mit dem Kopf unter dem Bücherbord gelegen hatte, das am Fußende seines Bettes ein Stück herüberragte.

      Jetzt bemerkte Lucas auch Betty, seine Mutter. Sie hockte mit einem entsetzten Gesichtsausdruck neben seinem Bett, der zeigte, dass sie sich Vorwürfe machte, ihn aus dem Schlaf geschreckt zu haben.

      »Morgen Mam«, murmelte er – immer noch seine Stirn reibend. »Keine Sorge. Ist nichts passiert.«

      »Na ja«, kam es von ihr zurück. »Wenn wir heute Fasching hätten, und du dich als Einhorn verkleiden wolltest, dann wäre das wohl wirklich nichts, aber ...«

      Er sah sie verständnislos an. Als er sie fragen wollte, was sie meinte, traf sein Blick zufällig den Spiegel Kleiderschrankes. Lucas sah sich im Bett sitzen. Mitten auf seiner Stirn erhob sich eine beachtliche Beule, die gerade dabei war, ihre Farbe von fast weiß in knallrot zu verändern. Nur am oberen Ende – direkt unter dem Haaransatz – befand sich eine immer noch weiße, dreieckige kleine Delle, die von etwas herrühren musste, das sich unter dem Bord befand. Lucas wollte sich das Bord von unten betrachten, um herauszufinden, woher diese Delle stammen mochte. Aber sobald er sich nach vorn beugte, kehrte der Schmerz spontan wieder. Ihm wurde fast schwarz vor Augen.

      Betty fing ihn auf und bugsierte ihn vorsichtig zurück ins Bett. Lucas setzte an, zu protestieren.

      »Aber Mam, das Spiel, die Kerzen, ich ...«

      »Papperlapapp«, schnitt sie ihm das Wort ab. »Du bleibst erst mal kurz liegen und machst die Augen zu. Ich bin gleich mit einem Eisbeutel zurück.«

      »Aber wie komme ich denn zum Spiel? Ich habe doch versprochen, dabei zu sein.«

      »Papa fährt dich hin. So spät ist es ja noch gar nicht. Deine Kerzen kannst du auch noch auspusten, wenn du wieder hier bist. Und jetzt: Sitz, Platz und Aus!«

      Das sagte sie immer dann, wenn sie keine Widerrede duldete. Sie war in einer eher ländlichen Gegend aufgewachsen und ihre Eltern hatten zwei Schäferhunde gehabt – hatten sie eigentlich immer noch. Wie hießen die beiden noch mal? Luchs und ... Seine Gedanken drifteten ab. Er war fast dabei, wieder einzuschlafen, als seine Mutter mit dem Eisbeutel auftauchte. Die Kälte erzeugte zwar zuerst erneut Schmerzen, aber dann war es richtig angenehm.

      »Wo ist eigentlich Paps?«, fragte Lucas, während er den Beutel auf seine Stirn drückte.

      »Der disponiert gerade um. Er bringt den Kuchen nach oben – und dein Geschenk.«

      In diesem Moment hörte man auch schon jemanden die Treppe hochsteigen. Es klang, als wäre dieser Jemand recht schwer beladen. Unter einigem Ächzen und leisem Fluchen kam sein Vater Paul ins Zimmer. Bei dem, was er trug, stellte dies eine geradezu zirkusreife Nummer dar: Unter dem einen Arm klemmte ein nur notdürftig zusammengeklapptes Teleskop. Auf der anderen Hand balancierte er einen Teller mit der Geburtstagstorte. Das war ein Anblick, bei dem Lucas spontan grinsen musste, denn er stellte sich vor, wie sein Vater damit die Treppe heraufgekommen war.

      Seine Mutter war über dieses Schauspiel allerdings weniger erfreut. Sie rief stirnrunzelnd: »Sag mal Paul, wäre es nicht besser gewesen, wenn du den Tisch auch gleich noch mit hochgebracht hättest? Vielleicht hättest du den ja auf dem Kopf tragen können. Also mal im Ernst: Muss das denn sein? Ich habe mir solche Mühe mit der Torte gegeben, und du riskierst, dass sie bei dieser Aktion runterfällt.«

      »Na ja Schatz, du kennst mich doch. Lieber ein bisschen anstrengen, statt zwei Mal zu laufen«, grinste Paul verlegen und zwinkerte Lucas dabei mit einem Auge zu.

      Der hatte allerdings nur noch Augen für das Teleskop. Es war von beachtlicher Größe. Wenn man es recht bedachte, so schien es fast unmöglich, dass man es sich einfach unter den Arm klemmen konnte. Es musste eine Brennweite von mindestens 900 mm haben.

      Lucas war Hobby-Astronom, was allerdings ohne eigenes Teleskop recht schwierig war. Er hatte sich daher darauf verlegt, das meiste in Büchern nachzuschlagen und hin und wieder in der Sternwarte vorbeizuschauen, um die Sterne mal live zu erleben. Aber nun ...

      »Cool, Paps. Ich wette, damit kann man sogar das Auge des Jupiters erkennen«, sagte er.

      »So weit hinaus willst du?«, fragte Paul. »Ich dachte, fürs Erste reicht das neue Haus um die Ecke. Die Leute sind gerade eingezogen und da ist doch so eine süße ... Auu.«

      Ein Rippenstoß seiner Frau hatte ihn gestoppt. Was folgte, war eine der gutmütigen Kabbeleien, die im Haus der Frankes an der Tagesordnung waren. Lucas nahm diesmal nicht aktiv daran teil, sondern lehnte sich zurück und genoss still das Geplänkel seiner Eltern, das er so liebte. Sie warfen sich scheinbar todernste Argumente an den Kopf, verloren dabei aber nie das belustigte Glitzern in den Augen.

      Dann fiel sein Blick auf die Uhr. Er stellte fest, dass er sich nun besser fertig machen sollte, wenn er es noch zum Spiel schaffen wollte.

      Bei dem Spiel handelte es sich immerhin um das Semifinale im Berliner Schul-Football, an dem die Mannschaft seiner Schule teilnahm. Nicht, dass er in diesem Team etwas zu suchen gehabt hätte. Er war nicht unbedingt der sportliche Typ: zwar recht groß, aber eher dünn und schlaksig. Er hatte Ausdauer, doch fehlte es ihm an der Art Killerinstinkt, der es den Sportlern in seiner Klasse ermöglichte, an oder über ihre Grenzen zu gehen, um die Punkte zu holen, die sie brauchten. Allerdings war er passionierter Zuschauer und feuerte seine Klassenkameraden an so oft es ihm möglich war. Diesmal konnten sie es wirklich gebrauchen, denn sie waren noch nie so weit gekommen, und der Gegner war der Meister der letzten drei Jahre.

      Also machte er sich fertig. Dann kühlte Lucas noch einmal seine Stirn, während er darauf wartete, dass sein Vater den Wagen aus der Garage holte. Die Fahrt zum Stadion dauerte eine Weile. Also hatte er noch Gelegenheit, die Augen zu schließen und seinen Schmerzen beim Abklingen zu helfen. Als Paul ihn besorgt ansprach, erwiderte er nur, dass er schließlich seine Kräfte beisammenhalten müsste. Dann waren sie da. Sein Vater verabschiedete sich von Lucas und fuhr nach Hause – nicht ohne vorher noch einmal einen prüfenden Blick auf die Beule zu werfen. Diese


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