BAT Boy. C. A. Raaven

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BAT Boy - C. A. Raaven


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hatte. Nur aus Kevins Mund klang die Sache so widerlich, dass es Lucas geradezu schüttelte.

      In diesem Moment rief Kevin jedoch bereits: »BINGO, die kleine Lady zeigt sich für uns von ihrer besten Seite. Komm und sieh dir das an!«

      Lucas sprang von dem Stuhl, auf dem er bis eben noch gesessen hatte. Er war mit einem Satz bei Kevin – allerdings nicht um seinen Fang zu begutachten, wie dieser dachte, sondern um dieser ekligen Vorstellung ein Ende zu machen. Aber es war schon zu spät: Die abendliche Sonne hatte sich auf der Linse des Teleskops gespiegelt und so das Mädchen, das eben noch auf dem Balkon gelegen hatte, darauf aufmerksam gemacht, was ein paar Häuser weiter vor sich ging. Wüst schimpfend war sie denn auch aufgesprungen und in ihrem Zimmer verschwunden. Lucas hatte sie dabei – auch ohne Teleskop – erkennen können. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag in die Magengrube: Es war Ines!

      Eine Wut, wie er sie noch nie erlebt hatte, brandete in ihm auf und brach sich ihre Bahn.

      Er schrie: »Lass das sein du Schwein!« Dabei gab er Kevin einen heftigen Stoß.

      Dieser Stoß hatte allerdings eine Wirkung, die sich Lucas in seiner Wut zwar ausgemalt, aber nicht wirklich beabsichtigt hatte. Kevin flog quer durchs Zimmer. Er landete mit einem lauten Krachen an der Tür, die durch die Wucht des Aufpralls sofort aufsprang. Er rappelte sich schreiend auf und stolperte die Treppe hinunter zu seinen Eltern. Noch ehe Lucas es überhaupt geschafft hatte, seine Verwunderung über das eben Geschehene zu überwinden und die Treppe ebenfalls hinab zu steigen, hatte Kevin – immer noch schreiend – seine Eltern dazu bewegt, sich anzuziehen und zur Tür hinaus zu gehen. Als er gerade unten ankam, hörte er nur noch, wie Onkel Bert, in der Haustür stehend, mit seinem Vater sprach. In einem Tonfall, der zeigte, dass er mit dieser Situation überhaupt nichts anzufangen wusste, sagte er: »Also ich versteh ja jede Menge Spaß, aber ich glaub, euer Sohn hat doch ein Ding weg bekommen, als er gegen das Brett geknallt ist. Ihr solltet den mal untersuchen lassen.«

      Die Tür fiel ins Schloss. Seine Eltern drehten sich mit einem völlig verdatterten Gesichtsausdruck zu ihm um. Lucas wollte es ihnen erklären: Kevin, das Teleskop, das Mädchen – Ines (O mein Gott, Ines!), aber alles, was er hervorbrachte, war ein undeutliches Gurgeln. Dann war seine Kehle wie zugeschnürt.

      Paul brachte ein gequältes Lächeln zustande und sagte: »War wohl doch alles ein bisschen viel. Willst du noch was essen?«

      Lucas schüttelte den Kopf.

      »Willst du gleich ins Bett?«, fragte Betty.

      Lucas nickte. Er drehte sich langsam um und war dabei wieder in sein Zimmer zu gehen, als er seinen Vater murmeln hörte: »Hat wohl ein Ding weg ... Solltet ihn untersuchen lassen … Der spinnt wohl, dieser zahnlose …«

      »Paul, halt’s Maul!«, bellte Betty.

      Sein Vater machte ein Geräusch wie ein getretener Hund. Lucas fuhr herum. Er starrte seine Eltern an. Beide starrten mit einem Gesichtsausdruck, der gleichzeitig Schreck und Unverständnis widerspiegelte, zurück.

      Dann sagte seine Mutter geistesabwesend: »Vielleicht sollten wir jetzt besser alle ins Bett gehen.«

      Lucas nickte verstört, drehte sich wieder herum und schlurfte in sein Zimmer. Er fühlte sich zum Umfallen müde – kein Wunder, bei all den seltsamen Dingen, die an diesem Tag geschehen waren. Aber Lucas fand lange Zeit keinen Schlaf, sondern grübelte über das, was er gesehen hatte, nachdem er sich zu seinen Eltern umdrehte. Er fragte sich wieder und wieder, ob er sich nur getäuscht hatte.

      Die Augen seiner Mutter – sie hatten nicht belustigt geglitzert.

       Ab in die Ferien

      ie nächsten Tage verliefen vergleichsweise ereignislos. Lucas‘ Eltern erwähnten die Sache mit keinem Wort. Er war ihnen dankbar dafür, denn er hatte wirklich keine Lust die Situation in Gedanken nochmals zu durchleben – ganz zu Schweigen davon, sie Erwachsenen, auch wenn es seine Eltern waren, zu erzählen. Wenn er jedoch in der Schule Ines über den Weg lief, versuchte er meistens möglichst unauffällig zu wirken. Lucas wusste zwar nicht, ob sie ihn damals erkannt hatte, wollte es aber auf keinen Fall zu einer Konfrontation kommen lassen, erst Recht nicht in der Schule.

      Das Schuljahr neigte sich schließlich seinem Ende zu. Damit würde auch eine der ersten großen Veränderungen in seinem Leben auf Lucas zukommen: der Wechsel an die Oberschule.

      Er hatte sich zusammen mit seinen Eltern die eine oder andere Schule angesehen. Sie hatten sich letztendlich zusammen für ein in nicht allzu großer Entfernung gelegenes Gymnasium mit gutem Ruf entschieden. Außer Lucas würden dort auch noch einige seiner bisherigen Klassenkameraden zur Schule gehen, was ihm den Wechsel als nicht so schlimm erscheinen ließ.

      Lucas‘ Eltern hatten sich für die Sommerferien eine Rundtour durch Italien ausgedacht.

      Als Lucas sie darauf ansprach meinte Paul augenzwinkernd: »Na ist doch wohl klar. Wir wollen unsere Dreisamkeit noch einmal so richtig auskosten. Wer weiß, ob du im nächsten Jahr noch mit Mama und Papa in den Urlaub fahren willst, wo du doch jetzt ein ‘großer Junge’ bist.«

      Lucas sah seinen Vater verständnislos an.

      »Dreizehn ist ein wichtiges Alter«, meinte Betty träumerisch.

      »Ähm, wieso?«, fragte Lucas.

      »Weiß auch nicht«, antwortete sie stirnrunzelnd. »Da war was. Irgendwie bin ich immer der Meinung gewesen, dass es ein besonderes Alter ist.«

      »Hat wohl damit zu tun, dass du jetzt ein Teenager bist«, sagte Paul mit feierlicher Miene. »Mein Sohn. Auch wenn du es noch so sehr möchtest. Es führt leider kein Weg daran vorbei, dass du kein Kind mehr bist.«

      Lucas wollte etwas entgegnen, aber da prustete Betty schon hinter seinem Rücken los und er konnte nicht anders als mitzulachen.

      Dann war es endlich soweit: Direkt nach der Zeugnisausgabe ging Lucas nach Hause und half seinen Eltern bei den letzten Vorbereitungen. Das Auto, mit dem sie die nächsten drei Wochen durch Italien gondeln würden, war schon fertig gepackt. Es ging nun nur noch darum zu überprüfen, ob auch an alles gedacht worden war. Kurze Zeit später saßen sie alle drei zusammen im Wagen und rollten auf die Autobahn. Das erste große Stück der Fahrt verschlief Lucas auf dem Rücksitz. Er empfand die Lautstärke zwar zunächst als etwas störend. Einen Moment lang wunderte er sich darüber, warum ihm der Lärm nicht schon früher aufgefallen war, aber schließlich übermannte ihn die Monotonie der Autobahn. Er wachte erst auf, als sie ihren Übernachtungsstopp kurz vor der österreichischen Grenze erreichten. Nach dem Abendessen stellte Lucas zur eigenen Verwunderung fest, dass er schon wieder müde war. Also ging er gleich ins Bett, während sich seine Eltern noch auf einen Drink in die Hotelbar begaben.

      Während der folgenden Tage fuhren sie – mal über die Autobahn, mal über Landstraßen – kreuz und quer durch Italien. Mal gab es Kultur und mal Sonnenbaden. Dabei verloren sie jedoch nie ihr eigentliches Ziel aus den Augen: Innerhalb der ersten Woche wollten sie Apulien am Sporn des italienischen Stiefels erreichen. Paul hatte für diese Region zwei Tipps von einem Bekannten erhalten, der dort schon mehrfach Urlaub gemacht hatte. Nr. 1 war ein landestypisches Hotel mit Familienanschluss, von dem der Bekannte immer geschwärmt hatte. Als Alternative war noch eine neue traumhafte Anlage direkt am Meer genannt worden. Dort angekommen mussten sie aber erschreckt feststellen, dass Familienanschluss in diesem Fall wörtlich zu nehmen war: So hätten sie sich unter anderem das Bad mit der Wirtsfamilie teilen müssen, was sowohl Lucas als auch seine Eltern freundlich aber bestimmt ablehnten.

      Leider erwies sich auch Plan B als Pleite, denn die neue Anlage war so neu, dass sie noch gar nicht komplett fertiggestellt war. Schließlich saß Lucas zusammen mit seinen Eltern in einer Trattoria und brütete dumpf über einem Stapel Landkarten.

      »Es nutzt wohl letztendlich alles nichts«, sagte


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