BAT Boy. C. A. Raaven

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BAT Boy - C. A. Raaven


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das die Nachmittagssonne auf das Meerwasser fallen ließ, drang von unten in das Becken. So erstrahlte das Wasser dort in einer leuchtenden Mischung aus Türkis und Violett. In diesem so außergewöhnlich illuminierten Bereich tummelten sich aberhunderte kleine Fische, die mit ihren silbernen Leibern glitzernde Reflexe in das Wasser zauberten. Die ganze Szenerie wirkte, als ob sie durch ein Fenster in eine völlig andere Welt blicken könnten. Entzückt machte Ines Anstalten, hinunterzuklettern, aber Lucas hielt sie zurück.

      »Ich glaub nicht, dass das eine gute Idee wäre. Das geht da so steil runter. Da kommt man bestimmt nicht mehr richtig hoch«, bemerkte er, als er ihren verärgerten Blick sah.

      Ines wirkte zwar enttäuscht, nickte dann aber und folgte Lucas auf den obersten Felsen. Von dort konnte man eine weitere, noch kleinere Bucht erkennen, die im Gegensatz zu der, in der sie gelandet waren, einen ganz feinsandigen Strand hatte. Eigentlich war es nur eine vom Meerwasser ausgewaschene Höhlung in der Klippe, aber sie lag noch ganz im Sonnenschein. Daher beschlossen sie, herunterzuklettern und sich dort ein wenig zu sonnen. Die ganze Zeit über rang Lucas innerlich mit sich. Wie sollte er es bloß anstellen, das zu sagen, was er schon die ganze Zeit sagen wollte? Immerhin war diese Höhle so klein, dass Ines nun kaum noch Möglichkeiten haben würde, wieder aufzuspringen und wegzurennen. Sie konnte höchstens ins Wasser springen. Schließlich kam er zu dem Schluss, einfach anzufangen und zu sehen, was dabei herauskam.

      »Ähm, ich wollte dir unbedingt ...«, begann er, doch er kam wiederum nicht weit, denn ein rasches »Warte!« von Ines bremste ihn aus. Sie hatte sich ihm gegenüber kerzengerade aufgesetzt und sah ihm in die Augen.

      »Bevor du jetzt das sagst, von dem ich glaube ... hoffe ... fürchte, dass du es sagst, habe ich nur eine Bitte. Sei ehrlich, egal was es ist. Ich kann auch damit klarkommen, wenn es nicht das ist, was ich denke oder will, solange es ernst gemeint ist.«

      Dann blickte sie ihn erwartungsvoll an.

      In Lucas wirbelten ihre Worte herum und machten ihn ganz konfus. Hatte sie »hoffe« gesagt? Ja, das hatte sie, aber sie hatte auch »fürchte« gesagt. Und sie hatte gesagt: »Sei ehrlich!« Und da war es wieder. Das Gefühl, das ihn beschlichen hatte, als er ihre Stimme hier zum ersten Mal gehört hatte. Nun jedoch war es zu einer Gewissheit geworden. Er musste da jetzt durch und zuallererst musste er ihr die Sache mit dem Fernrohr erklären. Entweder würde sich alles andere dann sowieso erledigt haben oder er hätte freie Bahn, Ines mit gutem Gewissen zu sagen, was er für sie empfand.

      »Ja, gut«, begann er, während er im Kopf noch die Worte ordnete, die er gleich sagen wollte. »Es ist schon eine Weile her. Vielleicht erinnerst du dich noch daran.«

      Ines‘ Augen blinkten ihn an. Sie sah nicht wütend aus, dachte Lucas. Er begann, zu hoffen, dass sie sich möglicherweise doch nicht mehr erinnern konnte oder es sie gar nicht interessierte.

      »Na ja, also zu meinem ...«

      »Ciao ragazzi!«, tönte es über das Wasser zu ihnen hin. Ines sog erschreckt die Luft ein und Lucas verschluckte sich mitten im Satz. Beide drehten sich zu der Stimme um, die sie gerade aufgeschreckt hatte. Ein Stückchen entfernt schipperte ein kleines Motorboot um die Felsen herum und zog ihr Schlauchboot hinterher. Im Motorboot saß Luigi, der Bademeister, Strandwächter und Betreiber des kleinen Imbissstandes am Hotelstrand. Er winkte ihnen zu. Als er näher kam und ihre Gesichter deutlicher erkennen konnte, bemerkte er mit einem leichten Lächeln: »Abe gestehrt? Mi dispiace. Abär eure Boot ... ähm triebe auf dän Wassär.«

      Lucas sah sich verwundert um, denn er wusste, dass sie das Boot auf den Strand gezogen hatten. Dann erkannte er, dass es inzwischen schon recht spät war und die abendliche Flut eingesetzt hatte. Wahrscheinlich hatte das Wasser doch das Boot erreicht. Ohne es so recht zu wollen, wusste Lucas, dass er Luigi dankbar sein sollte, denn ohne Boot hätten sie wohl oder übel zum Hotelstrand schwimmen müssen. Das wäre in der einsetzenden Dämmerung und bei der Entfernung sicher kein Vergnügen geworden.

      Luigi grinste und winkte wieder. »Kommte här. Isch farre eusch.«

      Lucas sah Ines an, die auch recht erleichtert wirkte. Sie beugte sich zu Lucas herüber und raunte ihm zu: »Lass uns das Reden auf nachher vertagen. Es sieht so aus, als ob es heute eine tolle Nacht wird. Da haben wir noch viel Zeit.«

      Sie stand auf, watete ins Wasser und schwamm dann das Stück bis zu Luigis Boot. Lucas folgte ihr. Als er am Boot angekommen war, hatte Luigi Ines bereits herausgezogen und machte ihr zweideutige Komplimente. Lucas mühte sich damit ab, den Rand des Bootes zu fassen zu bekommen, um sich ebenfalls hereinziehen zu können. Anstatt ihm zu helfen, fuhr Luigi damit fort, mit Ines zu radebrechen, wie schön das Sonnenlicht auf ihren Haaren glänzte. In Lucas wuchs der Zorn. Dieser Typ ließ ihn doch tatsächlich hier im Wasser hängen, während er seinem Mädchen schöne Augen machte! Seine Wut wurde in Sekundenschnelle so stark, dass er, als er schließlich den Bootsrand zu fassen bekam, mit aller Kraft zog. Mit einem Satz schnellte er aus dem Wasser und landete schnaubend im Boot, das durch sein Reißen bedenklich schwankte. Luigi starrte Lucas einen Moment lang erschrocken an, dann brachte er ein schiefes Lächeln zustande. »Ah, scusa. Abe bei die schene Mädchen ganz vergesse.«

      »Stronzo!«, schoss es Lucas aus dem Mund, bevor er sich hätte daran hindern können.

      »Wa?«, rief Luigi und funkelte ihn bedrohlich an.

      »Es ging schon so!«, funkelte Lucas nicht minder bedrohlich zurück. Von hinten in seinem Kopf schrie eine Stimme Lucas panisch an: Hast du sie noch alle? Der ist doch mindestens anderthalb Köpfe größer als du und doppelt so breit!

      Aber irgendetwas hinderte Lucas daran, jetzt klein beizugeben. Vielleicht war es dieses Etwas, dass Luigi letztendlich davon abhielt, Lucas einfach wieder zurück ins Meer zu schubsen und mit Ines davon zu fahren. Er zuckte mit den Schultern und drehte sich um. »Wolle wia jetz zu Hause fahre?«

      Lucas grunzte zustimmend. Auch Ines nickte geistesabwesend, während sie Lucas immer noch mit offenem Mund anstarrte.

      Die Fahrt zurück im Motorboot dauerte nicht lange. Als sie am Hotelstrand ankamen, erblickten sie sofort ihre Eltern, die es sich in ein paar zusammengestellten Liegestühlen bequem gemacht hatten. Während der Fahrt hatten sie alle ihre Fassung wiedergewonnen, sodass niemand von der knisternden Spannung, die kurz vorher noch geherrscht hatte, etwas mitbekam. Lucas‘ Mutter strahle ihn an. Sie hatte dabei einen fragenden Gesichtsausdruck, der ihn spontan wieder an den eigentlichen Zweck seines Ausfluges mit Ines erinnerte. Er brachte ein kleines Grinsen zustande und zuckte dabei mit den Schultern, was den Gesichtsausdruck seiner Mutter in ein fragendes Stirnrunzeln verwandelte. Er winkte ab und flüsterte: »Später.«

      Es war inzwischen ohnehin Zeit zum Abendessen. Also trennten sich die beiden Familien, um sich umzuziehen. Kaum war Ines mit ihren Eltern verschwunden, da wurde Lucas auch schon von Betty mit Fragen bestürmt: »Wo wart ihr denn? War’s schön? Hast du was sagen können? Was hat sie gesagt? Wo kam denn Luigi her ...?«

      »Schatz, wenn du so weiter machst, dann wirst du nie etwas davon erfahren, denn dann hast du Lucas totgequatscht«, unterbrach sie Paul.

      Seine Mutter schaute ihn zwar leicht säuerlich an, hörte jedoch auf Fragen zu stellen. Stattdessen sah sie Lucas aufmunternd an. Lucas erzählte ihnen von den Versuchen und wie sie irgendwie immer fehlgeschlagen waren.

      »Mach dir nichts draus«, sagte Betty schließlich. »Das wird heute Abend bestimmt noch was.«

      »Ja, hoffentlich«, antwortete Lucas. »Sie fahren doch morgen schon ab.«

      »Ja, aber wir haben uns für heute nach dem Essen noch in der Bar zum Klönen verabredet. Da werdet ihr bestimmt eine Chance haben, euch davonzumachen.«

      Lucas hoffte das auch. Nachdem er sich gestattet hatte, sich auf seine Gefühle einzulassen, hielt er es bei dem Gedanken, dass sie sich morgen wieder trennen sollten, kaum aus. Auch während des Essens konnte er sich nur schwer auf die Fülle an Speisen konzentrieren. All die Pasta und Salate, frisch gefangener Fisch und Pizza ließen ihn eher kalt. Er stopfte immer nur hin und wieder geistesabwesend einen Bissen von dem, was ihm seine Mutter auf den Teller lud, in den Mund. Selbst die Geschmacks-Sensationen der verschiedenen Gerichte


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