BAT Boy. C. A. Raaven

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BAT Boy - C. A. Raaven


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dich doch. Ines kann sich doch nicht ausgerechnet in dich verknallt haben ...

      Dieser Widerstreit war ihm offensichtlich vom Gesicht abzulesen, denn Betty sagte: »Du kannst mir ruhig glauben. Ich erkenne sowas ganz gut. Sogar Papa hat schon ein paar Andeutungen in der Art gemacht.«

      Das ließ die zweite Stimme in seinem Kopf verstummen. Zurück blieb nur eine seltsame Leichtigkeit. Er hatte glatt das Gefühl zu schweben. Stattdessen musste er sich setzen, weil ihm auf einmal die Knie ganz weich wurden.

      »Echt jetzt? Und was nun?«

      »Na was denkst du denn?«, lächelte Betty zurück.

      »Das wollte ich doch gerade von dir wissen«, sagte Lucas flehentlich. In seinem Bauch machte sich spontan ein ungutes Gefühl breit. Was sollte jetzt passieren? Was würde man – würde Ines nun von ihm erwarten?

      »Nein, nein«, kam es von seiner Mutter zurück. »Ich meine magst du sie denn auch?«

      »Machst du Witze? Sie ist das tollste Mädchen, das ich mir vorstellen kann«, antwortete Lucas sofort. Noch während er sprach, wunderte er sich darüber, dass er es tatsächlich jemandem erzählt hatte.

      »Na dann sag ihr das auch. Deine Gedanken kann sie nicht lesen.«

      »Und wie!?«, entfuhr es ihm. Panik kam in ihm auf. Wie sollte er das bloß anstellen? Bei seiner Mutter eben war ihm das so rausgerutscht. Aber sich nun vor Ines hinzustellen und ihr seine Gefühle zu offenbaren kam ihm nahezu unmöglich vor. Im Geist sah er sich wie in einem dieser alten Filme vor ihr knien. Er gestand ihr seine Liebe, woraufhin Ines aber nur mäßig interessiert lächelte, sich dann umdrehte und ihn wie einen Idioten aussehen ließ.

      Lucas‘ Mutter holte ihn aus diesen Träumen zurück, indem sie sagte: »Versuch jetzt am besten nichts übers Knie zu brechen. Du hast jetzt eine Idee, was das mit euch zu bedeuten hat. Um ihr aber etwas in der Art zu sagen, musst du dir erst einmal deiner eigenen Gefühle klar werden. Außerdem sollte dafür auch das Drumherum stimmen.«

      »Hmmmm«, überlegte sie weiter. »Du hast doch gesagt, dass Ines dir von einer einsamen Bucht erzählt hat, die sie nie besuchen konnte, weil weil man dort nur mit einem Boot hinkommt. Das wäre jetzt vielleicht die ideale Gelegenheit, um das Schlauchboot auszuprobieren. Dann hätte es Papa nicht, wie ich ursprünglich fand, völlig unnötigerweise eingepackt. Ich denke, wenn ich ihm die Umstände schildere, dann holt er es bestimmt aus dem Wagen, auch wenn wir übermorgen schon wieder los müssen.«

      Das rief Lucas fast schmerzhaft ins Gedächtnis, dass dieser Urlaub und die schöne Zeit mit Ines schon so bald zu Ende sein würden.

      Paul war sofort Feuer und Flamme. Er sprintete zum Auto und kam schon nach kurzer Zeit mit dem riesigen Sack zurück, in dem das Boot verstaut war. Er ließ es sich auch nicht nehmen, es sofort persönlich aufzupumpen. Lucas war dieser verschwörerische Eifer schon fast zu viel, aber auf der anderen Seite freute er sich auch auf die Bootsfahrt. Jetzt musste er nur noch Ines von seiner Idee berichten. Er fand sie schließlich lesend am Strand und erzählte ihr, dass er seinen Vater dazu überreden konnte, das Schlauchboot doch noch in Betrieb zu nehmen.

      Sie blickte ihn schelmisch über den Rand ihres Buches hinweg an und antwortete in einem übertrieben altmodischen Tonfall: »Aber mein Herr. Was sollen denn die Leute denken, wenn ich mit Ihnen ganz allein auf das Meer hinaus fahre?«

      Lucas‘ hatte das Gefühl, in voller Fahrt gegen eine Mauer zu knallen, sodass er- mit einem Mal verlegen- vor ihr stand.

      »Ähm na ja, ich hatte nur gedacht, wo du doch noch nie diese Bucht ...«

      »Manno, ich hab dich doch bloß auf den Arm genommen. Klar komm ich mit. Wollen wir gleich los?«

      »Äh, klar«, konnte Lucas nur noch sagen.

      Warum musste das alles immer nur so kompliziert sein? Dieses ständige Hin und Her, das er von seinen Eltern eigentlich kannte, kam ihm nun, da er selbst darin einbezogen war, ganz schön anstrengend vor. Ob es seinen Eltern auch so ging? Die wirkten dabei immer so locker. Ines war inzwischen aufgestanden und hatte ihre Sachen in einem Rucksack verstaut. Gemeinsam mit Paul, der vom Aufpumpen des 2-Mann-Bootes immer noch ziemlich kaputt war, hievten sie es ins Wasser. Ines stieg ein, Lucas schob es vom Strand weg und sprang dann auch hinein. Er schnappte sich die beiden Ruder. Dann sah er Ines erwartungsvoll an.

      »Ja? Was denn?«, fragte sie.

      »Weißt du, wo’s langgeht?«

      »Ach so, natürlich. Wir müssen uns links an der Felswand halten, dann sollten wir sie in ein paar Minuten sehen.«

      Lucas ruderte los. Für eine Weile saßen sich die beiden einfach nur still gegenüber und genossen den Augenblick. Das Boot glitt sanft über die fast spiegelglatte Oberfläche des kristallklaren Meeres. Über ihnen wölbte sich ein unbeschreiblich blauer Himmel, an dem hin und wieder Möwen vorbeizogen. Es dauerte nicht lange, da zeigte Ines auf einen Punkt hinter Lucas.

      »Sieh mal. Das muss sie sein.«

      Er drehte sich um und sah in einiger Entfernung einen Rücksprung in der zerklüfteten Steilküste. Dieser bildete eine Öffnung, die groß genug für eine Motoryacht war. Mitten darin befand sich ein aufgetürmter Haufen aus großen Felsen, die wie Bauklötze aussahen, die ein Riesen-Kind nach dem Spielen vergessen hatte. Die warme Nachmittagssonne schien in die verlassene Bucht. Bis auf das Plätschern der Ruder und den vereinzelten Schrei einer Möwe war nichts zu hören. Lucas fühlte sich plötzlich wie ein großer Entdecker oder ein Schiffbrüchiger, der endlich das rettende Gestade entdeckt. Er musste sich den typischen Schrei »Land!« geradezu verkneifen, ruderte aber trotzdem schneller. Es dauerte nicht lange, da waren sie am Strand der Bucht angekommen. Dort zogen sie das Boot ein Stück aus dem Wasser, setzten sich dann in den Sand und sahen sich um.

      »Wow, jetzt weiß ich endlich, was ich in den ganzen Jahren verpasst habe«, brach Ines das Schweigen.

      »Hmmja, wie im Paradies«, antwortete Lucas.

      »Na dann gib mir mal nen Apfel, Adam.«

      Lucas schoss sofort die Röte ins Gesicht. Hieß das jetzt ...? Wollte sie ...? Verdammt, warum musste das nur alles immer so schwer zu verstehen sein? Ines schien seine Reaktion bemerkt und auch die Gedanken, die durch seinen Kopf geschossen waren, zumindest teilweise erraten zu haben, denn sie wurde ebenfalls rot.

      »Ich meinte einen Apfel aus dem Picknick-Korb«, sagte sie verlegen grinsend. Sie zeigte auf den Behälter, der hinter Lucas stand. Die Situation war so absurd, dass beide mit einem Mal losprusteten. Lucas zog – immer noch lachend – den Korb zu sich heran. Er holte für Ines einen Apfel und für sich eine Banane heraus. Als er dies tat, fing Ines erneut an, prustend zu lachen und er ließ sie wieder fallen. Stattdessen nahm er sich ein paar Trauben. Ihre Blicke trafen sich. In diesem Moment wunderte sich Lucas darüber, warum ihm das jetzt überhaupt nicht peinlich war. Er hatte glatt das Gefühl, dass er sich ihr gegenüber tatsächlich offenbaren konnte.

      Wieder einmal fing Ines seine Stimmung erstaunlich gut auf.

      »Ist echt witzig. Eigentlich müsste ich jetzt im Boden versinken, aber es macht mir gar nichts aus.«

      »Stimmt«, antwortete Lucas. »Ist wirklich witzig ... sag mal, ich weiß ja nicht, wie du das siehst, aber ich ...«

      Weiter kam er nicht, denn Ines war im gleichen Moment aufgesprungen und rief – bereits auf den in einiger Entfernung liegenden Felshaufen zurennend – über die Schulter: »Wer zuerst oben ist!«

      Lucas starrte ihr hinterher. Eben noch war alles so einfach gewesen und nun das. Seufzend erhob er sich und rannte grübelnd hinter Ines her. Warum hatte sie das getan? Hatte er richtig gesehen? Ihm war so, als ob er in ihren Augen so etwas wie Angst aufblitzen gesehen hatte.

      Zusammen mit Ines erreichte er die Felsen. Sie kletterten, so gut es ging, daran hoch. Lucas war gerade dabei, Ines zu überholen, als sie plötzlich anhielt und rief: »Boah, schau mal da!«

      Lucas sah in die Richtung, die ihre Hand wies und erkannte, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Inmitten


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