Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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fragte Rolf spöttisch. »Ein bißchen Menschenkenntnis solltest du mittlerweile schon besitzen, mein Sohn. Simone ist keine Gabi. Sie zieht nicht alle Register und braucht das auch nicht.«

      André kniff die Augen zusammen. »Du willst doch nicht sagen, daß sich Gabi dir an den Hals geworfen hat!« stieß er hervor.

      »Das nicht, aber becircen wollte sie mich schon. Warum soll es nicht gesagt werden. Wenn du schon von selbst nicht klüger wirst, muß der Vater nachhelfen.«

      »Ich bin klüger geworden, Paps«, erwiderte André.

      »Und er will uns einen Film vorführen«, sagte Irene rasch. »Er hat entdeckt, mit wem Simone Ähnlichkeit hat.«

      »Da bin ich aber gespannt«, sagte Rolf.

      Und dann richtete er sich steil auf. »Das ist doch der älteste Film von Alice«, rief er aus.

      »Und nun schau mal, Paps, hat Simone nicht tatsächlich Ähnlichkeit mit ihr?«

      Rolf und Irene versanken in Schweigen, nachdem sie einen sehr nachdenklichen Blick getauscht hatten. Was ihnen durch den Sinn ging, sagten sie nicht.

      »Ich muß gestehen, daß mir eine gewisse Ähnlichkeit auch schon aufgefallen ist«, sagte Rolf ruhig, nachdem der Film abgespult war. »Ich dachte, die käme daher, weil sie sich in die Rolle hineinlebte. Aber ich muß zugeben, daß sie der jungen Alice tatsächlich sehr ähnlich ist. Sie wäre damals ein ausgezeichnetes Double gewesen.«

      »Oder sie hätte Alice in den Schatten gestellt«, platzte André heraus.

      Drei Augenpaare waren fassungslos auf ihn gerichtet. »Warum starrt ihr mich so an?« fragte André. »Wollt ihr euch den Film noch mal unter diesem Gesichtspunkt anschauen? Alice war damals einundzwanzig, und wieviel ausdrucksvoller ist doch Simones Gesicht heute schon, da sie doch auch erst einundzwanzig ist. Sollte euch das entgangen sein? Alice ist doch erst später geworden, was sie heute ist.«

      »Die Aufnahmetechnik war damals nicht so gut wie heute«, bemerkte Rolf sachlich, aber Andrés Worte hatten ihn sehr beeindruckt. »Aber vielleicht wird Simone ein ganz großer Star.«

      »Um dann auch so kaputt zu sein wie Alice, wenn sie vierzig ist?« fragte André heftig. »Ich hoffe nur, daß sie tatsächlich so klug ist, wie sie scheint, und sich nicht vermarkten läßt. Dann also gute Nacht.«

      »O jemine«, senfzte Rolf, »damit habe ich wirklich nicht gerechnet.«

      »Womit?«

      »Daß es ihn gepackt hat, und diesmal richtig. Aber bei Simone wird er auf Granit beißen. Sie verplempert ihre Zeit nicht mit einem halbreifen Jungen.«

      »Jetzt sei mal nicht ungerecht, Paps«, warf Vicky ein. »Etwas Besseres könnte uns doch gar nicht passieren, als wenn er sich in Simone verliebt.«

      »Habe ich nicht gesagt, daß er sich an ihr die Zähne ausbeißen wird?« grollte Rolf.

      »Bist du etwa eifersüchtig, Paps?« fragte Vicky. »Na, ich sage auch lieber gute Nacht.«

      »Da hast du es«, meinte Irene lächelnd, als auch Vicky verschwunden war.

      »Du wirst doch nicht auch so denken, Liebes«, brummte er.

      »Ich kenne dich zu gut, Rolf, aber ich würde sogar Verständnis für dich aufbringen, wenn du dich in dieses Mädchen verlieben würdest. Gleichzeitig würdest du mir aber auch leid tun, denn Simone würde dir abrupt den Rücken kehren, und dann wäre es aus mit deinen Träumen von der Zusammenarbeit.«

      »Ich bin nicht in sie verliebt, Irene. Ich war einmal in Alice verliebt, das weißt du. Aber dann lernte ich glücklicherweise dich kennen.«

      »Simone ist ihr tatsächlich ähnlich«, sagte Irene sinnend. »Ich hoffe nur, daß ihr Leben glücklicher verlaufen wird, selbst wenn sie die Bretter wählen sollte, die angeblich die Welt bedeuten.«

      Er wanderte durch den Raum. »Hast du vorhin nicht auch gedacht, daß sie Alices Tochter sein könnte?« fragte er heiser.

      »Es war ein flüchtiger Gedanke, Liebster. Alice ist mit Frau Röcken zur Insel der Hoffnung gefahren. Das hätte sie doch niemals getan, wenn ihr der Name Röcken bekannt gewesen wä-re.«

      »Wenn man ein Kind zur Adoption freigibt, erfährt man den Namen der Adoptiveltern nicht. Doch es spräche noch etwas dagegen. Dr. Norden sagte mir, daß Simone ein uneheliches Kind ist, und eine alleinstehende Frau darf ein Kind nicht adoptieren, wenn sie noch sehr jung ist. Aber es gibt viele solcher Ähnlichkeiten, Irene, sonst gäbe es auch keine Doppelgänger, und von solchen liest man doch genug.«

      »Sogar Königin Elisabeth hat eine Doppelgängerin«, meinte Irene lä­chelnd. »Denken wir jetzt lieber über die Wandlung unseres Sohnes nach.«

      »Wozu? Wir haben Zeit, uns von solcher überzeugen zu lassen. Gabi wird ihn nicht so einfach aus ihren Krallen lassen.«

      Irene lächelte verschmitzt. »Und eine Simone muß man erst erobern. Soweit denke ich noch gar nicht, Rolf.«

      *

      Und in solche Richtung gingen Simones Gedanken schon gar nicht Sie beschäftigte sich wieder mit Alices Rolle. Sie stellte sich vor den Spiegel und beobachtete sich kritisch, wenn sie sprach. Und dann wurde ihr jäh bewußt, daß sie schon ganz eingefangen war, sich selbst fremd wurde und doch voll glühender Begeisterung. Wie soll ich es nur Mutti beibringen, dachte sie.

      Dann hatte sie einen seltsamen Traum. Darin spielte ein Mann eine Rolle, den sie nie gesehen hatte. Er kam auf sie zu, riß sie in seine Arme und küßte sie. Und sie erwachte mit einem angstvollen Herzklopfen.

      Sie machte Licht und versuchte sich zu erinnern, aber nur daran konnte sie sich erinnern, daß dieser Mann nicht die geringste Ähnlichkeit mit Rolf Hanson gehabt hatte. Warum dachte sie an ihn oder seinen Sohn? Die beiden waren sich ja ähnlich, aber jener Mann hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit ihnen gehabt. Sie dachte dann sogar an Roland Goetz, aber mit dem hatte der Mann schon gar keine Ähnlichkeit gehabt.

      Konnte man überhaupt von einem Menschen träumen, dem man nie begegnet war?

      Ich sollte lieber schlafen, als über solchen Unsinn nachdenken, dachte Simone, und weil sie jung und gesund war, schlief sie auch wieder ein. Es berührte sie nur seltsam, daß der Traum dennoch in ihrer Erinnerung haften blieb.

      Am anderen Morgen war sie putzmunter. Sie mußte an diesem Tag ihren Dienst bereits um acht Uhr antreten und Frau Hofer ablösen, die stets den Nachtdienst versah, weil sie zwei Kinder zu versorgen hatte. Was muß das für eine Ehe sein, dachte Simone, als sie das Hotel betrat.

      Sie fand eine völlig erschöpfte Frau Hofer vor. »Meine Güte, war heute nacht ein Betrieb«, sagte sie, »diese verdammten Messen, da werden Gespräche bis nach Honolulu und sonstwohin geführt.«

      »Wie halten Sie das überhaupt durch, Frau Hofer?« fragte Simone. »Jede Nacht?«

      »Wir haben uns halt mit dem Haus übernommen. Jetzt müssen wir durchhalten«, erwiderte Frau Hofer. »Aber die Durststrecke ist bald überwunden. Eine liebe alte Tante hat uns dreißigtausend Euro versprochen.«

      Hoffentlich hält sie das auch, dachte Simone, als Frau Hofer müde hinauswankte. Und wieder einmal fragte sie sich, wie es ihre Mutter geschafft hatte, Beruf, Haushalt und Kind unter einen Hut zu bringen. Nun, am Beginn eines neuen Tages, wußte sie, daß sie alle Träume zurückstecken mußte, wenn ihre geliebte Mutsch damit nicht einverstanden sein würde.

      Der Tag begann sehr turbulent. Sie kam nicht zum Nachdenken. Aber zwischendurch ließ der Direktor sie wissen, daß er sie nach dem Dienst zu sprechen wünsche.

      »Das geht leider nicht«, erwiderte sie, »ich habe eine dringende Verabredung, die ich einhalten muß.«

      Er schien verblüfft und kam höchstpersönlich. Doch sie ließ sich vorerst nicht stören. »Es muß da etwas geklärt werden, Fräulein Röcken«, sagte er. »Ein Anrufer hat sich über Sie beschwert.«

      »Das


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