Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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nachher ab, und dann fahren wir zu uns, Simone«, sagte er. »Ich habe eine kurze Besprechung mit Ihrem Direktor.«

      *

      Hedi hatte an diesem Tag ein langes Gespräch mit Dr. Cornelius.

      Es ging um Alice, die sich von Stunde zu Stunde deutlicher verständlich machen konnte. Doch ein anderes Problem blieb.

      »Alice will hierbleiben, Herr Dr. Cornelius. Vielleicht ein paar Monate. Sie will nicht mehr filmen. Sie will untertauchen.«

      »Untertauchen?« fragte er bestürzt.

      »Sie hat mir angedeutet, daß sie sich hier sicher fühlt, und daß man sie hier nicht finden würde. Manchmal redet sie jetzt ja mehr mit sich selbst.«

      »Sie ist noch nicht über den Berg, Hedi«, sagte Dr. Cornelius.

      »Das begreife ich ja, aber sie will, daß ich bei ihr bleibe. Ich habe ihr noch nicht gesagt, daß ich eine Tochter habe. Anne hat mich darum gebeten. Sie meinte, daß es für Alice besser sei, wenn sie mich in der gleichen Lage wähnen würde, in der sie sich selbst befindet. Aber ich kann dieses Spiel nicht mehr weitertreiben, Dr. Cornelius.«

      »Sagen Sie doch Hannes zu mir, Hedi. Mit Anne sind Sie doch schon per Du.«

      Hedis Augen leuchteten auf. »Sehr, sehr gern, Sie beide sind wunderbare Menschen. Anne hat gesagt, daß ich mit Ihnen sprechen soll. Sie versteht mich.«

      »Ich verstehe Sie auch, Hedi. Aber Sie bleiben doch noch drei Wochen, und da kann Alice schon in einer viel besseren Verfassung sein. Wenn jetzt ein Rückschlag erfolgt, sehe ich düster.«

      »Ich möchte Alice ja helfen. Ich habe sie sehr gern, aber ich mache mir Sorgen um meine Tochter. Sie rief mich gestern abend an und sagte mir, daß sie eine neue Stellung antreten wird, die ihr bedeutende Vorteile einbringt.«

      »Das ist doch nur erfreulich, Hedi«, erwiderte Johannes Cornelius.

      »Aber das kommt so plötzlich. Simone überdenkt doch sonst alles. Sie hat mich gebeten, ihr diesmal nicht dreinzureden, weil es doch auch für mich von Vorteil wäre. Es kommt mir alles so merkwürdig vor.«

      »Simone ist doch erwachsen, Hedi«, sagte der Arzt begütigend. »Wenn sie sich deutlich verbessern kann, warum sollte sie dann nicht zugreifen?«

      »Es ist eine Stellung beim Fernsehen«, sagte Hedi leise.

      »Und was haben Sie dagegen einzuwenden?«

      »Da kommt sie in die Kreise, die zu einem Teufelskreis werden können«, sagte Hedi bebend.

      Er griff nach ihrer Hand. »Wollen Sie sich nicht mal aussprechen, Hedi? Sie sind doch auch noch nicht über den Berg. Sie tragen eine Angst mit sich herum, die Aggressionen hervorruft. Jeder Mensch muß seinen Weg gehen, auch Simone. Ich habe von meinem Schwiegersohn gehört, daß sie ein charakterfestes Mädchen ist.«

      »Sie weiß ja nichts«, flüsterte Hedi.

      »Was weiß sie nicht?«

      »Ich werde es Ihnen sagen, Hannes, aber nur Ihnen. Niemand darf es erfahren, das müssen Sie mir versprechen. Auch Anne darf es nicht erfahren. Ich war nicht so ein charakterfestes Mädchen wie Simone.«

      Und was er dann erfuhr, erschütterte ihn zutiefst, aber am Ende dieser Beichte legte er seinen Arm um die zierliche Frau.

      »Sie waren doch so tapfer, Hedi«, sagte er leise. »Wer sollte einen Stein auf Sie werfen? Einundzwanzig Jahre waren Sie Simone die beste Mutter, warum sollte sie sich jetzt nicht als eine würdige Tochter erweisen?«

      »Ich möchte doch nur, daß sie glücklicher wird als ich«, sagte Hedi leise.

      Und da kam Anne. »Dr. Rassow ist gekommen«, sagte sie, »Nehmen Sie am Begrüßungsmahl teil, Hedi. Sie lernen den Schöpfer unserer schönen Bilder kennen.«

      »Ich muß doch zu Alice«, sagte Hedi schüchtern.

      »Hier muß niemand etwas«, sagte Anne, »und außerdem unterhält sich Alice gerade mit Isabel.«

      *

      Dr. Rassow war ein mittelgroßer, untersetzter Mann mit grauem Haar und grauem Vollbart. Grau waren auch seine Augen, die Hedi ein wenig irritiert musterten.

      »Meine Freundin, Frau Röcken«, sagte Anne. »Sie erholt sich bei uns. Sie ist Graphikerin und hat deine Bilder schon bewundert, Poldi.«

      Von dieser Art der Vorstellung etwas erschreckt, errötete Hedi. »Die Bilder sind wunderschön«, sagte sie leise.

      »Ich verstehe sie eben auch«, meinte Anne lächelnd. »Wir würden sie auch nicht hergeben, wenn wir mal in Geldnot geraten sollten.«

      »Sollte das jemals der Fall sein, werdet ihr euch hoffentlich erst meiner erinnern«, erwiderte Dr. Rassow.

      »In vierzehn Tagen haben wir zehnjähriges Jubiläum und sind auf der Habenliste angelangt«, warf Dr. Cornelius lachend ein. »Anne hat einen Scherz gemacht. Wenn du auch nicht zu unseren ersten Patienten gehörtest, so doch zu unseren treuesten. Und dafür solltest du eigentlich eine Woche Aufenthalt geschenkt bekommen.«

      »Das ist beschlossen«, sagte Anne.

      »Dann bekommt ihr sieben Bilder geschenkt«, sagte Dr. Rassow. »Warum habe ich deine Freundin noch nie kennengelernt, Anne?«

      »Weil sie zum ersten Mal hier ist«, erwiderte Anne.

      »Da haben Sie aber bisher viel versäumt, Frau Röcken. Hat es Sie früher immer in den sonnigen Süden gezogen?«

      Hedi warf Anne einen verwirrten Blick zu, und Anne sagte: »Hedi hat sich nie einen Urlaub gegönnt.«

      Dr. Rassows Mienenspiel wechselte. »Es tut mir leid, wenn ich taktlos war«, sagte er leise.

      »Wieso denn?« fragte Hedi unbefangen. »Die meisten Leute fahren doch in den Süden. Oh, da kommt Alice«, sagte sie dann hastig. »Ich will sie nicht warten lassen.«

      Und schon enteilte sie. Dr. Rassow zuckte verlegen die Schultern. »Ich bin ein Blödmann«, sagte er entschuldigend.

      »Ich hätte nicht sagen sollen, daß sie sich noch keinen Urlaub gegönnt hat«, meinte Anne, »aber das hat Hedi nicht krumm genommen. Du brauchst dir keine Gedanken zu machen, Poldi. Wir haben einen sehr prominenten Gast, um den Hedi sich kümmert, deswegen ist sie so schnell auf und davon. Was sagt dir der Name Alice Valborg?«

      Er runzelte die Stim. »Die Schauspielerin? Ich gehe nicht ins Kino.«

      »Aber der Name ist dir bekannt«, sagte Johannes Cornelius.

      »Man liest und hört ihn ja oft genug. Macht sie viel Wirbel?«

      »Überhaupt keinen. Den Wirbel um sie haben immer andere gemacht. Hier ist sie Mensch, hier kann sie’s sein.«

      »Darauf habe ich mich auch gefreut«, sagte Dr. Rassow. »Trinken wir auf die nächsten zehn Jahre und daß ich sie auch noch erlebe.«

      »Trinken wir lieber darauf, daß die Insel auch dann noch das bleibt, was sie ist, wenn wir nicht mehr da sind«, sagte Anne.

      »Das sollte lieber ich sagen«, warf Dr. Cornelius ein. »Ich bin doch der Älteste.«

      »Soll das ein fröhlicher Empfang sein?« fragte Dr. Rassow.

      »Entschuldige, Poldi, es war so ein Gedankengang«, sagte Dr. Cornelius. »Denken wir besser noch nicht zehn Jahre voraus.«

      »Dann war das heute schon meine zweite Entgleisung«, sagte Dr. Rassow. »Ich bin urlaubsreif, meine Lieben.«

      »Dann entspann dich mal schön«, sagte Anne.

      *

      Simone saß neben Rolf Hanson im Auto. »Was gab es mit dem Direktor?« fragte sie. »Verlangt er, daß ich die Kündigungsfrist einhalte?«

      »Das ist geklärt, Simone. Ich habe mit ihm über jenen seltsamen Herm von Bergen gesprochen.«


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