Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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gehabt.«

      »Ach der«, sagte Simone abfällig, »ich habe ihm höflich aber bestimmt erklärt, daß Frau Valborg abgereist ist, und das können Sie doch bestätigen. Und dann sagte dieser Mann, ich solle ihn nicht täuschen, er wüßte, daß ich Alice Valborg sei. Er sagte das sinngemäß und nicht so höflich wie ich, Herr Direktor. Hätte ich mich etwa als Frau Valborg ausgeben sollen?«

      Oh, sie konnte sehr kühl sein, und sie brachte auch den Direktor in Verlegenheit.

      »Ich will Ihnen ja nichts unterstellen, Fraulein Röcken«, sagte er, »aber dieser Herr von Bergen sagte, daß er mit Frau Valborg einen Vertrag hatte. Er scheint ein Filmproduzent zu sein.«

      »Nun, dann wird er ja wohl auch wissen, wo sich Frau Valborg aufhält«, sagte Simone. »Soll ich mich bei diesem Mann etwa entschuldigen? Wenn Ihnen etwas nicht paßt, gehe ich. Ich finde bestimmt schnell eine andere Stellung.«

      »Aber nein, so war das doch nicht gemeint. Herr von Bergen ist jetzt unser Gast. Sie müssen das doch verstehen.«

      »Sie können ihm erklären, wann Frau Valborg das Hotel verlassen hat«, sagte sie.

      »Aber er beharrt darauf, daß er Frau Valborgs Stimme gehört hat.«

      »Und Sie wissen, daß Frau Valborg gar nicht deutlich sprechen konnte«, konterte Simone.

      »Er möchte diese Angelegenheit mit Ihnen persönlich klären«, sagte der Direktor.

      »Ich möchte das nicht, weil es Schikane ist. Ich verlasse meinen Arbeitsplatz so pünktlich, wie ich ihn einnehme.«

      »Diese Angelegenheit ist in wenigen Minuten aus der Welt zu schaffen, Fräulein Röcken.«

      »Wie Sie sehen, habe ich viel zu tun, Herr Direktor, und ich möchte nicht riskieren, daß weitere Klagen kommen. Vielleicht erkundigen Sie sich bei Herrn Hanson, ob Frau Valborg einen Vertrag mit einem Herrn von Bergen gemacht hat. Soviel ich weiß, steht sie bei ihm unter Vertrag. Soll ich das Gespräch vermitteln?«

      »Wenn ich darum bitten darf«, erwiderte er verwirrt.

      Rolf Hansons Nummer hatte Simone im Kopf, und sie konnte dann auch hören, was der Direktor sagte, der augenscheinlich in größte Bedrängnis geriet. Mehr als »ja ja« und »ich kann mir das nicht erklären«, brachte er nicht über die Lippen, und dann sagte er zu Simone, daß Herr Hanson umgehend hier eintreffen würde.

      »Sie kennen ihn persönlich?« fragte er heiser.

      »Ich hatte die Ehre«, erwiderte Simone spöttisch.

      *

      »Was ist los, Rolf?« fragte Irene, als er den Hörer hörbar aufknallte. »Mach das Telefon nicht kaputt.«

      »Das ist der Gipfel, Irene. Da behauptet einer, daß er Alice unter Vertrag hätte, und der will auch noch Simone irgendwie hineinziehen.«

      »Gibt es Spitzel bei euch?« fragte sie nachdenklich.

      »Das ist doch purer Unsinn. Das muß ein Schwindler sein. Er versucht es auf die ganz freche Tour.«

      »Nun bewahre mal Ruhe, Rolf«, sagte sie beruhigend. »Kann es denn nicht sein, daß Alice doch irgendwie unter Druck gesetzt wird?«

      »Aber wer weiß von Simone?«

      »Es gibt viele Kanäle. Du wirst es schon herausfinden.«

      »Ein ganz klein bißchen muß ich auch egoistisch denken, Irene, und an den Film. Simone ist die Rettung für mich. Ich will das nicht falsch verstanden wissen, aber ihre Arbeit darf auch nicht gefährdet werden.«

      »Schenk ihr reinen Wein ein, Rolf, so ist es am ehrlichsten. Sie wird es verstehen. Oder soll ich mit ihr sprechen?«

      »Nein, das tue ich schon selbst, mein Schatz. Also auf ins Gefecht.«

      Der Hoteldirektor hatte Herrn von Bergen davon unterrichtet, daß es zu der Gegenüberstellung mit Fräulein Röcken in Anwesenheit von Herrn Hanson kommen würde. Das war telefonisch geschehen. Als Rolf Hanson kam, war besagter Herr von Bergen nicht mehr auffindbar. Für den Hoteldirektor war es eine äußerst peinliche Situation, aber sie wurde noch peinlicher, als Simone nach einem kurzen Gespräch mit Hanson erklärte, daß sie sich bedroht fühle und unter den gegebenen Umständen ihre Stellung aufgeben würde.

      Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Herr von Bergen hatte seine Rechnung nicht bezahlt, und Simone beharrte auf der Kündigung. Sie wußte, daß Rolf Hanson sie nicht im Stich lassen würde. Er allerdings war nicht so sicher, wie sie sich verhalten würde, wenn er ihr seine bedrängte Lage schilderte.

      Um so überraschter war er, als er dies getan hatte.

      »Ich habe es mir gedacht«, sagte Simone. »Für Sie steht viel auf dem Spiel. Für Frau Valborg auch. Übrigens hatten Sie es doch schon bei unserem ersten Gespräch angedeutet, was alles auf dem Spiel steht. Ich kann auch zwischen den Worten hören. Selbstverständlich stehe ich zu meinem Wort.«

      »Sie sind ein wundervolles Mädchen, Simone«, sagte er beglückt. »Und Irene hat das auch erkannt. Sie würde mir sogar verzeihen, wenn ich mich in Sie verlieben würde.«

      »Das wäre allerdings schade«, sagte Simone mit einem verschmitzten Lächeln. »Letztlich war es Ihre Frau, die meine Entscheidung beeinflußt hat. Aber wenn es Ihre Eitelkeit nicht kränkt, würde ich gern sagen, daß ich mir solchen Vater gewünscht hätte, wie Sie es sind.«

      »Ich bin nicht eitel, und jetzt machen Sie mich sehr glücklich, Simone.«

      »Ja, Ihre Kinder sind beneidenswert«, sagte sie leise.

      »Wenn Sie es sagen? Aber ich kann sagen, daß Vicky und auch André sehr angetan von Ihnen sind.«

      »André auch?« staunte sie.

      »Er hat nur dauernd überlegt, an wen Sie ihn erinnern, und gestern abend haben wir gemeinsam festgestellt, daß Sie auch eine beträchtliche Ähnlichkeit mit der jungen Alice Valborg haben. Wir haben einen alten Film von ihr gesehen. André hat ihn hervorgezogen. Jetzt ist er zufrieden.«

      »Kann ich diesen Film auch mal sehen?«

      »Aber sicher.«

      »Ist so was nicht seltsam?« fragte Simone.

      »Gewiß, es ist überraschend, aber immerhin ist es ja eine Persönlichkeit, der Sie ähnlich sehen. Also keineswegs Anlaß zu Depressionen.«

      »Dazu neige ich gar nicht, denn ich sehe auch meiner Mutter ähnlich. Ich habe außerdem gelesen, daß jeder Mensch mindestens einen Doppelgänger hat. Man braucht sich gar nichts darauf einzubilden, ein Einzelwesen zu sein.«

      »Das Aussehen allein macht es nicht, Simone. Die Seele des Menschen ist ausschlaggebend. Und etwas haben Sie Alice ganz bestimmt voraus.«

      »Was?«

      »Frohsinn und Energie. Ich meine jene Energie, sich auch in kritischen Situationen nicht unterkriegen zu lassen.«

      Simone schwieg eine Weile. »Ich würde Alice gern näher kennenlernen«, sagte sie gedankenverloren, »aber vielleicht gelingt das meiner Mutter, und sie gibt dann ihre Vorurteile gegen diesen Beruf auf.«

      »In den Sie sich hineinleben?« fragte er stockend.

      »Klingt es vermessen, wenn ich sage, daß ich mich dazu berufen fühle?«

      »Wenn Sie es sagen, klingt es nicht vermessen. Sie sind dazu sogar geboren«, erwiderte er verhalten.

      »Wenn es Mutsch nur begreifen würde! Ich möchte ihr nicht weh tun.«

      *

      Hedi Röcken sprach nicht über Alices Beruf, nicht über die Filme, die sie gesehen hatte. Einfühlsam und taktvoll tastete sie sich an die andere heran. Mit der Therapie war schon begonnen worden. Alice schlief sehr viel und wirkte jetzt schon viel entspannter.

      Hedi war schon voller Bewunderung für die individuelle Betreuung, die jedem


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