Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Bestseller Staffel 18 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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werden, was uns auferlegt wird.«

      »So jung und schon so weise.«

      »Weise ist man vielleicht am Ende des Lebens, gleich, wann dies ist.«

      »Das ist schon Philosophie. Sind Sie dafür nicht zu jung, Simone?«

      »Ich habe keine Zeit in Discos und auf Parties vergeudet«, sagte sie anzüglich. »Allerdings konnte man da wohl auch Erfahrungen sammeln. Es kommt immer darauf an, wie man seine Umwelt sieht.«

      »Sie sind umwerfend direkt.«

      »Jedenfalls wissen Sie nun, daß ich nicht die Absicht habt, Ihren Vater zu verführen. Hoffentlich ist Ihnen das klar. Ich empfinde eine tiefe Zuneigung für Ihre Mutter und als ein Geschenk, einen Freund gewonnen zu haben, der grundanständig ist. Ich meine Ihren Vater, André. Sie haben seit dreiundzwanzig Jahren das beste Vorbild. Halt«, rief sie dann aus, »wir sind am Ziel.«

      Verwirrt trat er auf die Bremse. »Es ging so schnell«, stotterte er. »Sie haben es mir ganz schön gegeben, Simone.«

      »Wieso? Ich habe nur gesagt, was ich denke. So habe ich es immer gehalten. Und dabei bleibt es.«

      Sie stieg aus und wollte schon davoneilen, aber dann drehte sie sich um, und nun machte sie einen verwirrten Eindruck.

      »Da ist wieder dieser Kerl«, stieß sie hervor. »Würden Sie mich bitte begleiten, André?«

      »Aber gern. Was für einen Kerl meinen Sie?«

      »Den Mann im grauen Anzug. Lassen Sie sich nichts anmerken. Er steht jetzt vor dem Schaufenster und dreht uns den Rücken zu. Aber er kann uns in der Scheibe beobachten.«

      André stieg schnell aus. Impulsiv legte er seinen Arm um Simones Schultern und neigte seinen Kopf zu ihr herunter. »Er soll uns ruhig für ein Pärchen halten«, raunte er ihr zu. »Einverstanden?«

      Sie nickte. Eine unerklärliche Angst war in ihr, und sie empfand André jetzt als ihren Beschützer. Und er fühlte sich so. Er blieb stehen und legte seine Hand an ihre Wange.

      »Gehen Sie, ich will mir diesen Burschen ansehen«, flüsterte er. »Ich passe auf, daß er Ihnen nicht folgt.«

      »Danke«, hauchte sie. »Wir werden uns ja bald sehen.«

      André blickte ihr nach, aber dann drehte er sich ganz schnell um und sah, daß jener Fremde im grauen Anzug Simone auch nachblickte. Er war etwas mehr als mittelgroß und sehr schlank. Er hatte eine gelbliche Gesichtsfarbe und sah verlebt aus.

      Plötzlich schien der Mann zu erschrecken, eilte davon und tauchte im Menschengewühl unter. André fiel es auf, daß der Hotelportier nicht weit von ihm entfernt stehenblieb, dann aber wieder kehrtmachte.

      Ihm wurde jetzt bewußt, daß er im Halteverbot stand. Rasch ging er zu seinem Wagen und atmete auf, als ein Polizist wieder kehrtmachte, als er nun schnell weiterfuhr. Er hatte sich schon genug Strafzettel eingehandelt. Als er aber ein paar Straßen weitergefahren war, wendete er wieder und fuhr zum Hotel zurück. Eine Idee war ihm gekommen. Ordnungsgemäß parkte er jetzt und ging auf das Hotel zu. Der Portier stand an der Tür.

      Er musterte ihn mißtrauisch, als André fragte, ob Fraulein Röcken belästigt worden sei.

      »Mein Name ist Hanson«, stellte er sich vor. »Ich hatte Fräulein Röcken hergebracht. Aber da war so ein Mann, der mir auffiel.«

      »Mir auch«, erwiderte der Portier. »Er lungert öfter hier herum.«

      »Aber Sie kennen ihn nicht?«

      Der Portier sah ihn durchdringend an. »Sind Sie der Sohn von Herrn Hanson?« fragte er.

      »Ja.«

      »Die Ähnlichkeit ist ja unverkennbar«, sagte der Portier sehr viel freundlicher. »Der Page sagte vorhin, daß dieser Mann unter dem Namen von Bergen hier gewohnt hat, als ich einen Tag Urlaub hatte. Die Rechnung steht offen. Da wollte ich hinter ihm her, aber er ist verschwunden. Aber Sie können ja mal mit dem Direktor sprechen. Mich bringt es auf die Palme, daß Fräulein Simone wegen diesem Kerl geht. Ich meine diesen Zechpreller, nicht den Direktor. Aber verstehen tu’ ich den auch nicht. So was wie Fräulein Simone kriegen wir nicht mehr so schnell.«

      André bedankte sich für die Auskunft und drückte ihm einen Zehneuroschein in die Hand. Ihm gab er diesen bedeutend lieber als dem Polizisten für ein Strafmandat, und er hatte viel erfahren, was ihn sehr interessierte.

      Aber mit dem Direktor wollte er seinen Vater lieber sprechen lassen, der verschaffte sich mehr Respekt.

      Und dann dachte André darüber nach, was Simone über seinen Vater, über seine Eltern und auch sonst gesagt hatte, und er schämte sich mancher Gedanken.

      Simones Kollegin Anja, sonst nicht leicht zu erschüttern, heulte, als Simone kam.

      »Du treulose Tomate, wie kannst du mir das antun«, schluchzte sie, »einfach zu kündigen, wegen solchem Spinner! Aber der Direktor scheint ja auch einer zu sein. Ich suche mir auch eine neue Stellung, so stinkt mir das.«

      »Du weißt es also schon«, sagte Simone. »Deswegen brauchen wir uns doch nicht aus den Augen zu verlieren, Anja.«

      »Ich koche. Da hat dieser Verrückte doch gestern wieder angerufen und mir tausend Euro versprochen, wenn ich mich mit ihm treffe. Aber er wollte nur was über dich erfahren.«

      »Hast du dich etwa mit ihm getroffen?« fragte Simone bestürzt.

      »Ich war neugierig. Ich dachte, du wärest eine verkappte Prinzessin. Er hat angedeutet, daß es um ein großes Erbe ginge. Aber er ist bloß so ein schmieriger Kerl, vielleicht ein Privatdetektiv oder so was, und ich habe ihm was gehustet. Ich konnte ja über deine Herkunft auch nichts sagen. Ich weiß ja nichts. Nimm dich in acht, Simone. Ich habe ein ungutes Gefühl. Ob du mit Frau Valborg gut bekannt bist, wollte er auch wissen.«

      »Hast du wenigstens die tausend Euro bekommen?« fragte Simone ablenkend.

      »Von wegen, die hätte ich auch gar nicht haben wollen. Da könnte man ja infiziert werden. Der ist nicht nur verrückt, der ist krank, sage ich dir. Geld hat er jedenfalls nicht. Bist du nun böse mit mir?«

      »Nein, Anja, das war sehr interessant. Ich muß mich bei dir bedanken. Ich werde vorsichtig sein. Trug er einen grauen Anzug?«

      »Ja, und eine ganz gelbe Gesichtsfarbe hat er. Wahrscheinlich hat er Leberzirrhose oder so was. Unser Nachbar ist daran gestorben. Ich kann dir aufzeichnen, wie er aussieht.«

      Und schon griff sie nach einem Blatt Papier und warf ein Gesicht darauf.

      »Du hast ja Talent«, staunte Simone. »Du hast ihn gut getroffen.«

      »Du kennst ihn?«

      »Ich bin ihm schon begegnet«, sagte Simone nachdenklich. »Vorhin erst zum zweiten Mal.«

      »Ich bin gestern gleich zum Direktor gegangen und habe mich beschwert«, fuhr Anja hastig fort. »Ich habe den Mann beschrieben und auch gezeichnet. Da hat er gesagt, der hätte unter dem Namen von Bergen hier gewohnt und…«

      »… sich über mich beschwert«, fiel ihr Simone ins Wort. »Das wird ja immer interessanter. Und dann ist er verschwunden, ohne seine Rechnung zu bezahlen. Er ist nicht hinter mir her, sondern hinter Frau Valborg, und ich möchte wissen,warum.«

      »Laß dich nicht mit ihm ein, Simone«, sagte Anja. »Ich muß jetzt auch weg, aber du läßt doch von dir hören.«

      »Einstweilen sehen wir uns ja noch, Anja«, erwiderte Simone. »Bis zum Ersten bleibe ich.«

      »Das sind nur noch drei Tage«, murmelte Anja, und wieder liefen ihr Tränen über die Wangen: »Aber du bist für so eine stupide Arbeit sowieso zu schade.« Und dann drückte sie Simone einen feuchten Kuß auf die Wange.

      Simone setzte die Kopfhörer auf, aber ihr Blick war auf das Blatt Papier gerichtet, auf das Anja mit wenigen Strichen dieses Männergesicht so deutlich gezeichnet hatte.

      Auch


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