Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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bis das Gerät den Vorgang als abgeschlossen meldete und den Sendebericht ausdruckte.

      »So, jetzt haben wir alles getan!« seufzte Bürgermeister Fritz Fellbacher.

      »Ja! Jetzt müssen wir uns nur noch in Geduld üben. Das wird mir nicht schwerfallen, Fritz. Ich bin sehr müde. Im Eiltempo rauf auf die Berghütte und wieder herunter, das war ein bissel viel. Des bin ich nimmer gewöhnt. Zum Glück weiß der Doktor nichts davon. Der Martin würde mit mir schimpfen. Aber es ist ja gutgegangen.«

      Pfarrer Zandler brachte den Bürgermeister noch zur Tür. Wortlos schüttelten sich die Freunde die Hand. Dann ging Fellbacher durch die Nacht nach Hause. Pfarrer Zandler legte sich sofort hin und schlief gleich ein.

      *

      Zur selben Zeit, als Bürgermeister Fellbacher heimging und Pfarrer Zandler sich schlafen legte, weckte Bello Toni und Anna.

      »Der Hund bellt!« sagte Toni.

      Mit einem Sprung war er aus dem Bett.

      »Da ist doch hoffentlich nix passiert!«

      Toni rannte barfuß hinaus in die Wirtsstube und machte Licht. Bello, der junge Neufundländer, saß hinter der abgeschlossenen Tür und gab Laut.

      »Ruhig, Bello! Ich bin ja schon da!«

      Anna kam hinzu. Sebastian und Franziska erschienen ebenfalls im Wirtsraum der Berghütte.

      »Ihr geht gleich wieder ins Bett! Morgen ist Schule! Ab mit euch!«

      Anna legte rechts und links die Arme um die Schultern der Kinder und brachte sie zurück ins Bett.

      Toni öffnete die Tür. Er hielt die Stablampe hoch. Der Lichtkegel wanderte über die Terrasse der Berghütte. Eine Person kauerte sich auf der Bank zusammen. Jetzt hob er den Kopf und blinzelte in den Schein der Lampe.

      »Mei, des ist ja der Titus Haltinger! Ja mei, Titus! Was machst du hier draußen?«

      Titus hielt abwehrend die Hand vor die Augen. Toni schaltete die Lampe aus.

      »Ich wollte euch net stören und hab’ mich hierher gelegt. Der Bello hat mich gehört. Tut mir leid, daß ihr aufgewacht seid.«

      »Nun, komm’ schon mit!«

      Titus folgte Toni in die Berghütte.

      »Setz dich an den Kamin!« sagte Toni.

      Er legte einige Holzscheite in die Glut. Die Flammen züngelten.

      Toni ging ins Schlafzimmer und zog sich etwas über.

      »Toni, was ist los?« Anna kam aus den Kinderzimmern.

      »Zum Glück ist es wohl nix Schlimmes. Der Titus vom Haltinger Hof lag draußen auf der Bank. Gehe du wieder schlafen, Anna. Ich kümmere mich um ihn.«

      Anna kroch wieder ins Bett und zog die Decke hoch. Sie schlief sofort ein.

      Toni ging in die Küche und kochte eine Kanne Kräutertee. Er füllte einen großen Becher und gab viel Honig dazu.

      »Hier, Titus! Des ist warm und süß! Trink! Dann fühlst dich besser. Schaust erbärmlich aus!«

      Titus nippte vorsichtig am heißen Tee. Toni setzte sich zu ihm an den Kamin.

      »Was ist los? Was treibst du dich mitten in der Nacht in den Bergen herum?«

      »Hier hab’ ich meine Ruhe! Daheim war’s heute wieder mal net zum Aushalten. Ständig geraten Thomas und ich uns in die Wolle. Er mischt sich in alles ein. Der Vater hat die Aufgaben auf dem Hof klar verteilt. Doch der Thomas schert sich einen Teufel darum. Ständig versucht er, mich zu kontrollieren. Soll er sich doch um seine Sachen kümmern! Die bleiben dann liegen. Aber sie müssen auch gemacht werden. Da packe ich eben zu. Ich kann net sehen, wenn die Arbeit liegen bleibt. Dann braust Thomas auf, daß ich mich um mein Zeug kümmern soll.«

      Titus trank wieder einen Schluck Tee.

      »Der Thomas ist ein richtiger Hitzkopf und Sturbock. Ein Dickschädel ist er. Er will immer mit dem Kopf durch die Wand. Die Eltern sind schon auch am Verzweifeln. Der Vater hat sich gedacht, wenn er das alles regelt, dann gibt es Ruhe auf dem Hof. Er hat uns sogar schriftliche Listen gegeben. Des fand ich gut. Jetzt ist alles geregelt, hoffte ich. Aber des war ein Irrtum. Der Thomas hält sich net dran. Heute war es wieder ganz besonders schlimm. Ich wollte nach dem Abendessen mit ihm drüber reden. Da waren die Eltern dabei und unsere Schwester, die Lotti. Sie hat einen guten Einfluß auf den Thomas und kann ihn meistens besänftigen. Aber heute hat er sich net beruhigen wollen. Fast wäre es in eine handfeste Schlägerei ausgeartet. Der Thomas ist so ein Hitzkopf. Der Vater ist aber dazwischen gegangen.«

      Titus trank den Becher aus. Toni schenkte ihm nach.

      Der junge Haltingerbauer sah Toni traurig an.

      »Toni, ich sehe keine Zukunft mehr auf unserem Hof. Manchmal schreie ich stumm hinauf zum ›Engelsstieg‹. Warum muß ich so einen Zwillingsbruder haben? Er ist nur wenige Minuten älter als ich. Daraus leitet er wohl des Vorrecht ab, alles bestimmen zu dürfen. Er ist zwar der Ältere von uns, doch die Eltern haben nie einen Unterschied gemacht. Unser Hof ist so groß, daß wir alle gut davon leben können, besonders seit die Eltern noch Fremdenzimmer und Ferienwohnungen angebaut haben. Sie wollen, daß wir beide einmal den Hof übernehmen. Des versuchen sie zu regeln. Aber mit dem Thomas wird des nix.«

      »Des ist wirklich nicht schön, was du da erzähltst, Titus.«

      Toni war voller Mitgefühl.

      »Naa! Beschämend ist es auch, wenn sich zwei Brüder net einig werden können.«

      Titus sah Toni in die Augen.

      »An mir liegt es net! Ich will Frieden und Eintracht. Des muß doch möglich sein, hoffte ich immer. Doch des war ein Irrtum. Ich dachte, wenn wir älter werden, dann ändert es sich. Das war auch wiederum ein Irrtum. Es wird nicht besser mit dem Thomas, es wird schlimmer.«

      Titus seufzte tief.

      »Toni, ich will auch ein Madl haben, mal heiraten und friedlich auf dem Haltinger Hof mit meiner Familie leben. Doch so wie es jetzt ist, das kann ich keinem Madl zumuten. Jeden Tag gibt es Streit.

      Titus bekam feuchte Augen. Es ging ihm alles nah. Er räusperte sich und schneuzte in sein Taschentuch.

      »Naa, eine Zukunft auf dem Haltingerhof, die gibt es für mich net. Das ist eine bittere Erkenntnis, Toni.«

      »Was willst jetzt machen?«

      »Ich bleibe eine Weile hier auf der Berghütte, dachte ich mir. Einen Plan habe ich nicht – noch nicht. Ich will nachdenken, verstehst?«

      Toni nickte. Er gab Titus zu verstehen, daß es ganz gut wäre, wenn er eine Zeitlang vom Hof fort sei. Vielleicht käme Thomas dann zur Ruhe und zur Einsicht.

      Titus lachte bitter.

      »Wie sagt man so schön? Dein Wort in Gottes Gehörgang! Aber es heißt auch, die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich habe jedenfalls eine Entscheidung getroffen. Ich sehe für mich keine Zukunft auf unserem Hof.«

      Toni sah wie Titus Augen erneut feucht wurden. Er hängt mit jeder Faser seines Herzens an seiner Heimat. Es schmerzt ihn sehr.

      »Titus! Es wäre gut, wenn du jetzt schlafen gehst. Du bist aufgewühlt. Es bringt nix, jetzt darüber zu grübeln. Morgen ist auch noch ein Tag. Morgen früh geht die Sonne wieder über den Bergen auf. Schlaf erst einmal! Du kannst dich bei uns im Wohnzimmer auf das Sofa legen.«

      Toni zeigte Titus, wo er sich hinlegen konnte und gab ihm Bettzeug. Dann ging Toni wieder schlafen.

      »Alles in Ordnung?« murmelte Anna.

      »Ja! Titus nächtigt im Wohnzimmer!«

      Toni und Anna kuschelten sich aneinander und schliefen ein.

      *

      Das Fax war in Neuseeland angekommen. Die junge Hausangestellte nahm es aus dem Gerät und schaute darüber. Sie konnte


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