Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Sie sollten unterwegs rasten.

      Der alte Alois brachte sie bis zum Ende des Geröllfeldes. Dort schüttelte er den beiden die Hände. Er nahm ihnen noch einmal das Versprechen ab, dem Willi Grüße zu bestellen, wenn sie ihn denn antreffen würden.

      »Sagt dem Willi, daß ich ihn nie vergessen habe!«

      »Das tun wir! Das tun wir bestimmt, Alois!«

      Der alte Alois sah ihnen nach, bis sie um die Biegung des Bergpfades verschwunden waren. Dann ging er langsam zur Berghütte zurück. Er setzte sich auf die Terrasse, faltete die Hände und schaute hinauf zum Gipfel des »Engelsteigs«. Seit Alters her erzählten die Waldkogeler schon, daß vom Gipfel des »Engelsteigs« die Engel direkt in den Himmel aufstiegen. So brachten sie die Gebete der Menschen im Tal hinauf zum Herrgott.

      Der alte Alois richtete seinen Blick auf das Gipfelkreuz. Es leuchtete wie ein Wegweiser in den Himmel.

      Stumm formulierte er seine Ansprache an die Himmelsboten: »Hört, ihr Engel! Ihr habt von hoch oben dort alles im Blick! Schade, daß ihr net mit mir sprechen könnt. Zu gern hätte ich gewußt, was mit dem Willi ist. Nun ja, da muß ich mich noch gedulden. Jetzt habe ich eine so lange Zeit nix mehr von ihm gehört, da kommt es auf einen Tag mehr oder weniger auch net an. Trotzdem bin ich ungeduldig und unruhig. Er war wirklich ein guter Freund, auch wenn es schon so lange her ist, daß wir beieinander gewesen sind. Ich hoffe, daß es ihm gutgeht und er noch auf der Erd’ ist. Paßt gut auf ihn auf. Es wird net leicht für ihn sein, wenn er jetzt die Nachricht aus seiner Heimt bekommt.«

      Dann lehnte sich der alte Alois auf den Stuhl zurück und schaute in die Weite.

      Anna trat zu ihm.

      »Geht es dir gut, Alois?«

      »Ja, Anna! Ich werde gleich reingehen und mich hinsetzen und dem Willi einen langen Brief schreiben. Es ist viel zusammengekommen. Des wird ein halbes Buch werden. Wenn er noch lebt und der Pfarrer und der Bürgermeister ihn finden, haben sie auch die Adresse, dann kann ich ihm endlich einen Brief schicken. Des ist schön!«

      »Ja, Alois! Das ist sehr schön. Du kannst ihm auch Fotos schicken von der Berghütte und was du sonst noch denkst, daß es ihm Freude macht.«

      »Ja, des mache ich! Des ist eine gute Idee, Anna!«

      Anna half dem alten Alois beim Aufstehen. Er hatte Schmerzen. Tapfer setzte er Schritt vor Schritt. Anna brachte ihn in die Berghütte. Sie holte ihm seinen Schreibblock und seinen altmodischen Federhalter, mit dem er immer schrieb. Alois fing sofort mit dem Brief an.

      So verging der Rest des Tages. Alois schrieb nach dem Abendessen weiter. Er hörte erst auf, als Anna und Toni schlafen gingen. Dann legte er sich auch hin. Aber er war mit dem Brief noch nicht zu Ende. Er hatte seinem alten Freund so viel zu erzählen.

      *

      Bürgermeister Fellbacher und Pfarrer Zandler hielten sich zu Hildas Bedauern doch nicht auf der Oberländer Alm auf. Sie verstand, daß es die beiden eilig hatten. So packte sie ihnen den Strudel ein. Das paßte gut, denn Helene Träutlein, die Haushälterin von Pfarrer Zandler, würde erst spät am Abend oder sogar erst am nächsten Tag vom Besuch bei ihrer Schwester zurückkommen. Auf der anderen Seite gefiel den beiden Freunden, daß sie ungestört waren. In der Studierstube des Pfarrers setzten sie sich an den Computer. Bei Kaffee und Strudel widmeten sie sich den weiteren Nachforschungen. Es war nicht schwer. In dem Ort in den Neuseeländischen Alpen gab es mehrere Telefonanschlüsse, die auf den Namen Morgan angemeldet waren. Einer davon war auf Mary und Bill Morgan gemeldet.

      »Des muß der richtige sein!« sagte Fritz Fellbacher immer und immer wieder.

      Er war ungeduldig. Nervös behielt er die Uhr im Blick. Aber es würden noch Stunden vergehen, bis sie in Neuseeland anrufen konnten.

      Dann war es Mitternacht. In dem Inselstaat im Pazifik mußte es Vormittag sein. Pfarrer Zandler schickte ein stilles Stoßgebet zum Himmel. Dann wählte er die Telefonnummer. Es läutete hin. Eine weibliche Stimme meldete sich. Pfarrer Zandler reichte Fritz Fellbacher das Telefon. Dieser sprach besser Englisch als der Geistliche. Viel sprach er auch nicht und er hatte einen schauderhaften Akzent. Aber immerhin konnte er so viel herausfinden: Willi Bernreither war mit Kilian unterwegs um nach dem Vieh zu sehen. Mary und Bill waren zum Einkaufen. Es war wohl eine Hausangestellte, die am Telefon war. Nach etwas längerem hin und her, bekam Fritz Fellbacher eine Fax-Nummer. Er verabschiedete sich und legte auf.

      »Mei, war des anstrengend!« Fellbacher wischte sich die Schweißperlen von der Stirn. »Also Heiner! Des ist die Fax-Nummer der Familie Bernreither-Morgan. Der Willi muß noch bei recht guter Gesundheit sein, wenn er mit seinem Enkel nach dem Vieh schauen ist. Jetzt können wir warten und später noch einmal anrufen oder wir schicken ein Fax. Was meinst du?«

      »Wir faxen! Ich schreibe als Geistlicher ein paar Zeilen. Die schicken wir zusammen mit dem Brief vom Hans Bernreither über das Fax nach Neuseeland. Dann liegt es beim Willi, zu entscheiden. Irgendwie wird er schon reagieren, denke ich mir.«

      »Des ist eine gute Idee, Fritz! Nimm des Briefpapier mit der Kirche drauf, des schaut so schön amtlich aus.«

      Pfarrer Zandler setzte sich sofort an seinen Schreibtisch. Er nahm einen Briefbogen. Mit seiner ihm eigenen steifen Handschrift schrieb er:

      Mein lieber Willi Bernreither!

      Mein Name ist Heiner Zandler. Ich bin der Pfarrer in Waldkogel. Zusammen mit dem Bürgermeister Fritz Fellbacher suchen wir Sie seit mehreren Monaten. Das war eine schwierige und mühsame Angelegenheit. Durch Zufall erfuhren wir, daß sie dem Alois einige Male geschrieben hatten. Leider gaben Sie nie einen Absender an. Durch detektivische Arbeit fanden wir heraus, daß Sie in Neuseeland leben müssen und haben über die Auskunft die Telefonnummer erhalten. Leider waren sie nicht daheim. Eine Frau sagte uns, Sie seien mit Ihrem Enkel nach dem Vieh sehen. Wir schließen daraus, daß Sie sich bei guter Gesundheit befinden.

      Sicherlich wundern Sie sich, so plötzlich etwas aus ihrer Heimat zu hören, beziehungsweise zu lesen. Es ist viel Zeit vergangen, seit Sie das schöne Waldkogel verlassen haben.

      Waldkogel ist noch immer so schön, wie es einst war, vielleich noch schöner. Auf den Höfen haben Generationen gewechselt. Menschen sterben und Kinder werden geboren – das ist der Kreislauf des Lebens.

      Ich als Geistlicher denke mir, daß Sie, auch wenn Sie alle Kontakte zum Bernreither Hof abgebrochen hatten, doch wenigstens gelegentlich an den Hof gedacht haben. Viel Zeit ist vergangen. Ihre Eltern sind inzwischen verstorben. Ihr Zwillingsbruder ist seit langem Witwer gewesen. Kinder und somit Erben hatte er nicht.

      Mein lieber Willi Bernreither, ich kann mir denken, was Sie aus diesen Zeilen entnehmen. Ja, es ist so! Ihr Bruder fand seine letzte Ruhe auf unserem Friedhof hinter der schönen Barockkirche. Der Bernreither Hof ist jetzt verwaist.

      Ihr Bruder gab uns einen Brief für Sie. Darin steht alles, was Sie wissen müssen. Wir möchten den letzten Willen von Hans Bernreither erfüllen und bitten Sie, uns mitzuteilen, was mit dem Hof geschehen soll. Sie können mich auf dem Pfarramt anrufen oder sich mit Bürgermeister Fritz Fellbacher in Verbindung setzen.

      Lieber Willi Bernreither, als Seel-sorger bete ich für Sie, daß Sie einen Weg finden, am Grab Frieden mit Ihrem Bruder zu schließen. Das war sein Wunsch. Er hat oft mit mir über das damalige Ereignis geredet. Ihn reute seine Tat sehr. Lesen Sie sein Vrmächtnis!

      Ich wünsche Ihnen Gottes Segen und die Kraft für eine Entscheidung, die Ihnen Frieden bringt.

      Ihr Pfarrer Heiner Zandler aus Waldkogel

      PS. Ich darf Ihnen herzliche Grüße Ihres alten Freundes Alois übermitteln. Er wohnt auf der Berghütte bei Toni und Anna Baumberger.

      Der Geistliche schraubte den Füllhalter zu und gab den Brief Fellbacher zu lesen.

      »Des hast du gut gemacht, Heiner! Dann wollen wir!«

      Sie schickten den Brief des Pfarrers und den Brief von Hans Bernreither als Fax nach Neuseeland. Fast andächtig standen sie vor dem Faxgerät. Es zog die Blätter ein und lud die


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