Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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nicht so vorlaut, Tina! Ich kümmere mich nicht um deine Liebeleien, also geht es dich nix an, was ich mache!«

      »Tina! Er hat es zugegeben!« schrie Tammy.

      »Kinder, jetzt gebt Ruhe!« ermahnte sie ihr Vater Bill mit strenger Stimme.

      »Lotti, du wirst müde und hungrig sein. Eine Dusche oder ein Bad ist bestimmt auch angenehm!« nahm sich Mary Lottis an.

      »Ja! Duschen! Wunderbar! Es war eine lange Reise. Eigentlich wollte ich auf die Berghütte. Statt dessen bin ich in Neuseeland.«

      »Das ist schon sonderbar, Lotti! Es ist schon das zweite Mal, daß du auf die Berghütte wolltest und vor der Tür eines Bernreither Hofes angekommen bist. Ich denke, das hat etwas zu bedeuten!«

      »Ja, Kilian! So scheint es mir auch! Darüber sollten wir ausführlich reden!«

      »Das könnt ihr später!«

      Mary brachte Lotti ins Haus.

      Sie gab ihr eines der Gästezimmer unter dem Dach. Es war ein geräumiges Zimmer mit schönen Bauernmöbeln. Lotti sah, daß sie auch schon alt waren, aber nicht so alt, wie die auf dem Haltinger Hof oder dem Bernreither Hof. Lotti nahm ein erfrischendes Bad. Sie wechselte die Kleider, wusch die, die sie getragen hatte schnell aus und hängte sie über die Badewanne.

      Nach einer Weile klopfte es laut

      an der Tür. Es war Kilians Mutter.

      Sie fragte, ob Lotti noch etwas be-nötige.

      »Gibt es hier eine Wäscheleine? Ich habe meine Sachen kurz durchgewaschen.«

      Es gab eine Wäscheleine hinter dem Haus auf der Wiese.

      »Dann stimmt es wirklich! Du bist nicht für eine so weite Reise eingerichtet?«

      »Nein! Es war eine sehr spontane Idee!«

      Kilians Mutter war Lotti sehr sympathisch. Sie lächelte voller Verständnis und Zuneigung.

      »Es war eine gute Idee! Ich bin froh, daß du hier bist! Alle sind sehr froh. Von Frau zu Frau will ich dir etwas sagen: Kilian war unausstehlich, seit er aus Waldkogel zurück war. Ich denke, das hat sich mit deiner Ankunft geändert! Nochmals willkommen, Lotti!«

      »Danke! Vielen Dank, Mary!«

      Sie gingen hinunter. Die ganze Familie saß um den Tisch versammelt. Lotti bekam einen Ehrenplatz neben dem Großvater.

      Sie tranken Kaffee zusammen und aßen frischen Apfelkuchen.

      »Bist du müde und willst dich ausruhen oder darf ich dir den Hof zeigen?«

      »Ich würde den Hof sehr gerne sehen! Vor allem die Schafe! Kilian hat wunderbare Wollsocken. Sie fühlen sich so weich an. Ich bedauerte, daß sie so groß waren.«

      »Das ist Wolle von unseren Schafen! Wir haben auch junge Lämmer. Heute wurden wieder welche geboren.«

      Dann führte Willi Bernreither Lotti über den Hof. Er zeigte ihr alles. Sie redeten über die Landwirtschaft im Allgemeinen und über den Unterschied zwischen Deutschland und Neuseeland. So verging die Zeit bis zum Abend. Lotti schlief tief und fest in dieser Nacht und träumte von Kilian.

      *

      Am nächsten Tag ordnete sich Lotti in die Tätigkeiten auf dem Hof ein, als würde sie dazu gehören. Sie schaute mit Kilians Vater nach den Schafen und half der Großmutter im Gemüsegarten. Anschließend fuhr sie mit Mary und den Zwillingen zum Einkaufen in den nächsten Ort. Dort kaufte sich Lotti auch einige Kleidungsstücke und sie gab dort auch den Leihwagen zurück.

      Nur Kilian hielt etwas auf Abstand.

      Lottis Herz schlug Purzelbäume, als er sie beim Abendessen fragte: »Willst du einen Abendspaziergang mit mir machen?«

      »Gern, Kilian!«

      Kilian und Lotti gingen nebeneinander her. Sie gingen über die Felder, ein Stück durch den Wald und kamen dann zur Bank am Hang.

      »Lotti! Das alles, was du hier siehst, gehört zum Bernreither Hof, zu unserer Farm. Großvater wird es eines Tages Vater und Mutter übergeben und danach geht es über an mich. Bevor Großvater hier ankam, war nur Wildnis. Ich kann nicht von hier fort. Das ist nicht nur aus Pflichtgefühl so, sondern weil ich tief im Herzen eine große Verbundenheit spüre.«

      »Ich verstehe dich!«

      »Das wußte ich, Lotti! Ich wollte dir nicht weh tun, deshalb bin ich ohne Abschied fort. Es war schändlich, Lotti, das weiß ich. An meinen Gefühlen zu dir hat sich nichts geändert. Ich habe gelitten, sehr gelitten. Nie hätte ich zu hoffen gewagt, daß du kommst.«

      Kilian schaute Lotti tief in die Augen. Sie sah darin all seine Liebe zu ihr.

      »Lotti, ich habe eine Bitte! Schau dir alles an! Prüfe in Ruhe und gewissenhaft, wie ein Leben mit mir aussehen könnte. Ich bin mit jeder Faser meines Herzens hier mit dem Land verwurzelt und liebe meinen Beruf. Tina und Tammy empfinden keine so große Liebe zum Landleben. Tina ist befreundet mit einem jungen Mann, der in einer Behörde in Wellington arbeitet. Tammy wird einen Lehrer heiraten. Beide werden das schöne Tal verlassen und nur noch in den Ferien kommen. Sie gehen ihren Weg. Jeder Mensch muß doch seinen eigenen Weg gehen. Auch du, Lotti! Ich sage es dir, daß ich sehr bedauern würde, wenn du für dich hier keine Zukunft sehen würdest.«

      »Kilian, liebster Kilian! Pst!« Lotti legte ihm ihren Zeigefinger auf den Mund. »Ganz ruhig, Kilian!«

      Sie schaute ihn liebevoll an. Ihre Augen schenkten ihm all die Zärtlichkeit, die ein liebendes Herz zu schenken vermag.

      »Kilian, erinnere dich! Du hast mich gefragt, wieviel Zeit ich hätte. Was habe ich geantwortet? Erinnerst du dich?«

      Es dauerte einen Augenblick, bis Kilian ihr antwortete und den Satz wiederholte, den sie ihm gesagt hatte.

      »Siehst du! Du weißt es noch! Und wenn ich Zeit brauche, bis ans Ende meines Lebens, dann soll es so lange dauern!«

      Kilian nahm Lottis Hand.

      »Ist das wirklich wahr?«

      »Ja!«

      »Lotti, ich liebe dich!«

      »Ich liebe dich, Kilian! Mein Platz ist dort, wo du bist! Es ist wunderschön hier in den Neuseeländer Alpen! Und es sind nur knappe zwanzigtausend Kilometer bis Waldkogel. Da ist man schnell dort. Du hast es ja gesehen, wie schnell das geht. Ich wollte auf die Berghütte – und schon war ich hier! Hier bei dir!«

      Kilian nahm Lotti fest in die Arme. Er zog sie an sich. Er drückte sie so fest, als wollte er sie nie wieder loslassen. Dann fanden sich ihre Lippen zu innigen und leidenschaftlichen Küssen. Es waren Küsse voller tiefer Hingabe, angefüllt mit dem Versprechen, nur ein Ziel zu haben, den anderen glücklich zu machen.

      Sie saßen auf der Bank am Hang eines wunderschönen Tales. Die Sonne ging langsam unter.

      »Jetzt geht bald die Sonne über Waldkogel auf«, sagte Lotti leise.

      »Ja! Jeden Abend saß ich hier und schickte mit den Sonnenstrahlen meine Liebe zu dir!«

      »Ich habe sie gespürt.«

      Die Nacht brach herein. Lotti erlebte zum ersten Mal eine Nacht unter Sternen auf der anderen Seite der Erde. Später standen sie von der Bank auf und legten sich ins Gras. Lotti lag in Kilians Armen und fühlte sich so geborgen, am Ende der Welt.

      *

      Am nächsten Morgen betraten Kilian und Lotti Hand in Hand die Wohnküche.

      Kilian blieb stehen und legte seinen Arm um Lottis Schultern.

      »Großvater! Es stimmt! Ich habe dir etwas verschwiegen! Ich habe mich in Waldkogel in Lotti verliebt. Das war der Grund, der wahre Grund, weshalb ich schon so früh wiedergekommen bin. Lotti wollte in Waldkogel bleiben und ich gehöre hierher. Doch jetzt ist alles klar.«

      Kilian schaute Lotti an.


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