Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Franzi! Net so stürmisch! Die Mutter verteidigt ihr Fohlen!« warnte Wenzel.

      Doch Franziska tat das Richtige. Toni lächelte. Die Franzi kommt eben von einem Hof, des sieht man, dachte er.

      Franziska trat erst zur Eselin und sprach mit ihr. Franzi streichelte das Muttertier. Erst danach wandte sich Franziska dem Fohlen zu.

      »Des ist ein Bub!« bemerkte Sebastian. »Hat der schon einen Namen?«

      »Naa! Vielleicht fällt dir einer ein, Basti«, ermunterte ihn Wenzel.

      »Wem gehört die Eselin? Wo kommt die so plötzlich her?«

      Toni war sehr verwundert.

      »Die ist vom Roßbacher Hof, denke ich. Sonst hat niemand Esel in Waldkogel. Die ist ausgerissen. Der Wenzel hat sie am Rand der unteren Weide beim Gebüsch gefunden. Ganz elend ist sie da gelegen. Des Fohlen, des wollte net rauskommen. Da hat der Wenzel etwas nachgeholfen. Jetzt sind des Muttertier und des Fohlen wohlauf.«

      »Habt ihr dem Poldi schon Nachricht gegeben?«

      »Naa, Toni! Vielleicht kannst du auf dem Roßbacher Hof anrufen. Du hast doch ein Handy!«

      »Des mache ich, sobald ich oben auf der Berghütte bin! Da hab’ ich die Telefonnummer vom Poldi!«

      Toni betrachtete die Bichler Kinder, wie sie liebevoll das junge Fohlen streichelten. Es fiel ihm schwer, die beiden zum Aufbruch zu ermahnen. Toni stellte seinen Rucksack auf die Erde. Er setzte sich auf die Bank vor der Almhütte. Hilda Oberländer nahm neben ihm Platz.

      »Können die beiden hierbleiben bis zum späten Nachmittag?« flüsterte Toni leise.

      Hilda nickte ihm zu.

      »Anna und ich tun alles für die beiden. Doch eine Berghütte ist nun einmal kein Bauernhof. Wir haben Bello und Max. Aber ein Hund und ein kleiner Kater sind nicht genug, denke ich oft. Ich hoffe, die beiden vermissen die Tiere net all zu sehr.«

      Toni seufzte.

      Hildegard Oberländer legte kurz ihre Hand auf Tonis Hand. Ganz leise sagte sie:

      »Ich versteh’, was du sagen willst, Toni. Doch da machst du dir unnötig Sorgen. Sie beiden sind ja auch oft bei uns auf der Alm. Schau mal, wenn Franzi und Basti net bei euch wären, dann lebten sie im Waisenhaus. Dort gibt es nix! Keinen Hund! Keine Katze! Und eine Alm mit Kühen wäre auch net in der Nähe! Du darfst dir net so viel Gedanken machen, Toni! Schau, die beiden sehen glücklich aus. Du und die Anna, ihr seid gute Eltern, auch wenn ihr net die leiblichen seid. Des hat unser Herrgott schon gut eingerichtet, daß ihr alle zusammengekommen seid. Jetzt machst, daß raufkommst zu deiner Anna. Ich schicke dir die Kinder rauf, wenn heute abend des Angelusläuten erklingt.«

      Toni verabschiedete sich von den Kindern. Sie jubelten, weil sie bis zum Abend auf der Oberländer Alm bleiben durften.

      *

      Es war später Vormittag. Die Hüttengäste waren zu ihren Bergwanderungen und Hochgebirgstouren aufgebrochen. Toni, Anna und der alte Alois setzten sich auf die Bergterrasse und genossen die wohlverdiente kurze Vormittagspause, die sie sich jeden Morgen gönnten.

      Toni schaute über das Tal. Weit unten lag Waldkogel. Der Bergsee, etwas außerhalb des Ortes, funkelte golden in der Sonne.

      »Mei, ist das schön hier! Schon als Kind habe ich mir gewünscht, ich könnte immer hier oben sein!«

      Toni legte seinen Arm um Anna und drückte sie fest an sich. Er gab ihr einen Kuß.

      »Und es ist alles noch besser gekommen. als ich mir das je erträumt habe. Ich habe dich gefunden! Wir haben uns gefunden, liebste Anna! Meine tüchtige und fesche Hüttenwirtin! Des hab’ ich mir damals net gedacht, als ich ein Bub war!«

      Der alte Alois grinste.

      »Da bist ja auch noch ein bissel zu jung gewesen, um an ein Madl zu denken. Ich bin dem Himmel dankbar, daß es so gekommen ist. Ich freue mich, daß du mit deiner Anna so glücklich bist. Ich bin auch glücklich hier bei euch. Ja, ja, des bin ich! Glücklich und zufrieden! Des kann net jeder sagen!«

      »Des stimmt, Alois! Denkst du an jemand bestimmten?«

      »Ja! Des tue ich!«

      Der alte Alois trank einen Schluck Kaffee.

      »Ich beobachte die Tina jetzt schon eine ganze Woche. Des Madl ist so still. Es lacht kaum. Es spricht kaum mit den anderen Hüttengästen. Es schließt sich auch niemandem an. Alle sind wandern. Verschiedene haben die Tina gestern abend gefragt, ob sie sich ihnen anschließen wolle. Aber die Tina hat abgelehnt. Höflich, aber bestimmt! Des wundert mich doch ein bissel. Des Madl ist net sehr gesellig.«

      »Vielleicht hat sie eine Enttäuschung hinter sich. Geht deshalb den Burschen aus dem Weg. Die Tina ist richtig hübsch!« warf Anna ein.

      »Des stimmt! Die Tina ist ein richtig fesches Madl. Die Burschen können die Augen net von ihr lassen, wenn sie hier ist. Sie zieht alle Blicke auf sich wie ein Magnet.«

      Der alte Alois schüttelte den Kopf.

      »Und etwas geheimnisvoll ist des Madl schon«, ergänzte er.

      Anna rührte ihren Kaffee um.

      »Die Tina hat besonders schöne braune Augen. Aber sie blicken etwas traurig, denke ich! Was meinst du, Toni?« fragte Anna.

      »Des ist mir auch schon aufgefallen. Außerdem habe ich dir doch erzählt, daß sie ein paar stille Tränen verdrückt hat, gleich am ersten Tag, als sie vor einer Woche herkam.«

      »Toni, ich werde mal mit ihr sprechen!«

      »Das ist gut, Anna! Mach das! Mir wird es allmählich unheimlich mit dem Madl. Es redet nix! Es will net angesprochen werden. Schließt sich keiner Gruppe an. Läuft alleine in den Bergen rum. Es ist doch schöner, mit jemanden gemeinsam die Schönheit der Berge zu erleben und zu teilen. So einen Gast hatten wir noch nie!«

      »Es kann aber auch sein, daß wir uns unnötige Gedanken machen, Toni! Vielleicht hat die Tina einen sehr anstrengenden, einen sehr stressigen Beruf, einen Beruf, bei dem sie viel reden muß und ständig mit vielen Leuten zusammen ist. Vielleicht ist sie wirklich auch nur erschöpft und will ihre Ruhe haben. Aber ich werde das herausfinden.«

      »Tu das, Anna! Jedenfalls scheint sie mir net sonderlich glücklich zu sein. Es ist schon sehr ungewöhnlich, wenn niemand bei der Aussicht hier und der Atmosphäre nicht mit glücklich leuchtenden Augen umhergeht.«

      Anna und Toni tranken ihren Kaffee aus und gingen wieder an die Arbeit. Der alte Alois blieb noch sitzen. Er genoß diese ruhigeren Augenblicke auf der Berghütte besonders.

      *

      Am späten Nachmittag kam Tina von ihrer Wanderung zurück. Sie grüßte im Vorbeigehen Anna durch die offene Küchentür. Anna rief sie zu sich.

      »Nun, wo bist du heute gewesen, Tina?«

      »Ich bin ein Stück den Weg raufgegangen in Richtung ›Paradiesgarten‹. Der alte Alois hat mir den Tipp gegeben. Es war schön. Es waren dort keine anderen Wanderer! Ich habe Murmeltiere beobachtet.«

      »Ja, da gibt es viele!«

      Anna schälte weiter die Kartoffeln. Zum Abendessen gab es jeden Tag frische Rösti.

      Anna sah Tina nicht an, als sie fragte:

      »Bist du gern alleine?«

      Tina seufzte.

      »Im Augenblick ja! Ich muß nachdenken!«

      »Nachdenken oder grübeln?«

      Anna lächelte Tina an. Ein verlegenes Lächeln huschte über deren Gesicht.

      »Du scheinst eine gute Menschenkennerin zu sein, Anna!«

      »Das kommt fast automatisch hier auf der Berghütte. Bei dem Kommen und Gehen, da lernt man viele Menschen kennen. Zwar lieben sie alle die Berge, aber jeder auf


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