Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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      »Schon gut! Und toi – toi – toi!«

      Anna lächelte Tina aufmunternd zu und verließ den Laden.

      Franz Boller holte das Schild aus dem Schaufenster.

      »So, des wird jetzt nimmer gebraucht!«

      »Hoffentlich sind Sie mit mir zufrieden.«

      »Mei, Madl! Schau mich net so ängstlich an. Des wird schon! Wenn du etwas nicht weißt, nicht findest, dann tust fragen! Wirst sehen, die Waldkogeler sind nett. Ein bissel neugierig werden s’ schon sein. Aber bös’ meinen sie es nicht. Und die Fremden, die haben es eilig. Die reden net so viel! Jetzt gehe ich kurz in die Wohnung und erzähle meiner Veronika die gute Nachricht. Du schaffst des, den Augenblick alleine zu sein. Schau dich um! Seh’ dir auch dahinten die Schubladen an. Da sind lauter Sachen drin, die man zusammen mit den Dirndl anbieten tut, Kniestrümpfe, seidene Umschlagtücher mit Fransen, Kropfketten und anderer Schmuck, der eben gut zu einem Dirndl passen tut.«

      Damit ließ Franz Boller Tina mitten im Laden stehen und eilte davon.

      *

      Draußen hielt ein großer tannengrüner Geländewagen. Er sah neu aus und glänzte in der Morgensonne. Ein junger Mann stieg aus. Tina beobachtete ihn unauffällig durch die Schaufensterscheibe. Sein hellblondes gelocktes Haar leuchtete in der Sonne. Er stand mit dem Rücken zum Schaufenster. Ein älterer Herr trat hinzu. Die beiden sprachen lange. Dabei liefen sie öfter um das Auto herum. Tina machte sich ihren Reim darauf. Männer und Autos, das Kapitel kannte sie von ihren Brüdern und deren Freunden.

      Obwohl Tina sich sehr auf ihre neue Arbeit konzentrieren mußte, warf sie öfter einen Blick hinaus. Franz Boller beobachtete sie.

      »Des ist ein schönes Auto, findest net auch, Tina?«

      »Ja! So einen Wagen habe ich noch nie gesehen! Meine Brüder würde das sehr interessieren.«

      »Ganz schön etwas kosten tut der bestimmt auch! Nun ja, der Roßbacher Poldi, der kann sich des leisten.«

      Tina sagte nichts dazu. Sie wandte sich wieder der Arbeit zu. Sie hatte angefangen, die Inhalte der Schubladen zu ordnen. Dafür war sie bereits von Franz Boller gelobt worden.

      »Weißt, wer der Poldi Roßbacher ist?« drang die Stimme ihres Chefs an ihr Ohr.

      Tina schüttelte den Kopf.

      »Ich bin doch fremd hier! Außer Anna, Toni, den alten Alois und die Bichler Kinder kenne ich niemanden.«

      »Des stimmt nimmer ganz! Jetzt kennst mich auch! In einer Woche kennst du jede Bäuerin von jedem Hof. Da gehe ich jede Wette ein.«

      Dann begann Franz Boller zu erzählen:

      »Der Poldi Roßbacher, des ist der junge Bursche mit dem blonden Lockenkopf, der draußen steht. Der andere, des ist unser Bürgermeister, der Fritz Fellbacher. Der Poldi, der wird bald dreißig und ist der begehrteste Bursche weit und breit. Aber des kannst dir vielleicht denken. Des ist ein fescher Bursche, findest net auch? Dir als Madl muß des doch gleich auffallen, oder?«

      Tina hörte nur zu. Sie sagte nichts.

      »Der Roßbacher Hof, der ist schon besonders. Mehrmals hat der Hof schon die Auszeichnung ›Schönster Hof der Region‹ gewonnen. Und groß ist der Hof auch. Er ist noch ein richtiger Vollerwerbshof. Schuldenfrei soll er auch sein, was man sich so hinter vorgehaltener Hand erzählt. Die Mutter vom Poldi, die Rosel Roßbacher, die regiert mit fester Hand. Auf ihren Buben läßt sie nix kommen. Des Madl, des den Poldi mal bekommt, des setzt sich ins gemachte Nest, wie man hier sagt. Aber bisher hat sich der Poldi noch net entschieden. Auf dem letzten Schützenfest hat er fast mit jedem ledigen Madl getanzt, aber mit jedem nur einmal. Als sich nach Mitternacht die Pärchen in die Dunkelheit verzogen haben, soll der Poldi allein nach Hause gefahren sein. Ja, der Poldi, der ist sehr wählerisch, sagt man. Des Madl, des der Poldi zur Jungbäuerin auf dem Hof macht, des muß net nur ihm gefallen. Seiner Mutter muß des Madl auch gefallen. Die Roßbacherbäuerin, die stellt hohe Anforderungen, wird erzählt.«

      Tina hörte nur zu, so wie sie sonst zuhörte, wenn im Radio ein Hörspiel lief. Das ist richtiges Dorfgerede, dachte sie. Nun, so lange ich hier bin, muß ich mir das anhören. Sie fuhr mit ihrer Arbeit fort.

      Während sie die Dirndl nach Farben sortierte, beobachtete Franz Boller sie genau. Des Madl hat Talent, dachte er.

      »Grüß dich, Boller!« schallte es durch den Laden.

      »Mei, der Poldi! Grüß Gott! Ich hab’ dich draußen schon gesehen. Hast einen neuen Geländewagen? Schön ist er. Ist was Besonderes, wie?«

      »Ja, das ist er! Doch ich würde es mir jetzt zweimal überlegen ob ich ihn kaufe.«

      »Warum? Bist net zufrieden damit?«

      »Doch, zufrieden bin ich schon. Der brummt bei uns die steilen Hänge hoch, als wäre er eine Gemse. Deshalb hab’ ich ihn gekauft.«

      »Was stört dich dann dran?«

      »Das Aufheben, das drum gemacht wird. Fast jeder spricht mich an. Des ist doch nur ein Auto!«

      »Des stimmt! Des ist ein Auto, Poldi! Aber was für ein Vehikel! Mei, des ist ein Traum auf vier Räder.«

      »Komm, hör auf, Boller!«

      »Gut, wie du willst! Also, was darf es sein?«

      »Ich suche ein Geschenk für die Mutter. Die Mutter hat Geburtstag und einen runden Geburtstag dazu.«

      »Richtig, deine Mutter muß fünfzig werden! Dann macht ihr bestimmt eine schöne Feier, wie?«

      »Naa, die Mutter will net. Sie will den Tag allein mit mir verbringen. Deshalb habe ich mir ausgedacht, daß ich mit ihr ausgehe, vielleicht ins Theater. Also, ich will ihr ein schönes, etwas festliches Dirndl schenken. Hast so etwas? Die Größe von meiner Mutter, die weißt bestimmt. Sie kauft ja alle Sachen bei dir.«

      »Da haben wir ganz herrliche Dirndl. Soll es in der Farbe eher dunkel oder hell sein?«

      »Dunkel auf keinen Fall! Die Mutter ist doch keine alte Frau, und Trauer trägt sie auch nicht. Außerdem sieht sie toll aus, finde ich. Niemand sieht ihr ihr Alter an.«

      »Des stimmt! Und bei der zierlichen Figur, die sie hat – wie ein junges Madl!«

      Tina hatte im hinteren Teil des Ladens alles gehört. Sie ging zum Schrank mit den Festtagsdirndl und holte drei heraus. Ein mittelblaues, ein tannengrünes und ein Dirndl in altrosa.

      »Schau, die Tina hat schon die schönsten herausgesucht. Darf ich dir Tina vorstellen, Poldi. Die Tina ist unsere Aushilfe. Die Anna Baumberger hat sie uns gebracht. Jetzt kann meine Veronika richtig gesund werden. Und kannst ja selbst sehen, wie tüchtig Tina ist.«

      Poldi streckte Tina nun die Hand hin.

      »Grüß Gott, Tina! Ich bin der Roßbacher Poldi. Kannst Poldi zu mir sagen.«

      Tina streckte wie in Trance ihre Hand aus. Sie sah ihn nur an. Er hatte wunderschöne blaue Augen. Sein lockiges blondes Haar fiel ihm in die Stirn. Er lachte Tina an, und seine Wangengrübchen unterstrichen sein fröhliches Aussehen. Tina errötete. Sie drehte sich um. Schluckte! Ihr Hals war wie zugeschnürt. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Sie spürte seinen Blick in ihrem Rücken.

      Franz Boller sah, daß Poldi die Augen nicht von Tina lassen konnte. Er kannte Poldi gut. Schon als junger Bub war er mit der Roßbacherin zum Einkaufen gekommen.

      Tina brachte kein Wort heraus. Mit den Händen befühlte sie den Stoff.

      Sie war froh, als der junge Roßbacher etwas sagte:

      »Mei, die sind alle schön! Wer die Wahl hat, hat die Qual! Welches gefällt dir am besten, Tina?«

      Tina riß sich zusammen.

      »Leider kenne ich Ihre Mutter nicht, Herr Roßbacher. Welche Haarfarbe hat Ihre Mutter und welche Augenfarbe?«

      »Blond


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