Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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Dirndl oder das grüne gut passen. Was sind denn die Lieblingsfarben Ihrer Mutter?«

      Poldi Roßbacher steckte die Hände in die Taschen seiner Lederhose. Er schaute Tina direkt in die Augen.

      »Madl! Nix da, mit Herr Roßbacher! Ich bin der Poldi! Also jetzt machen wir eine Sprachübung! Jetzt sagst ganz artig ›Poldi‹! Los!«

      Tina errötete erneut.

      »Poldi!« flüsterte sie leise.

      »Des war schon gut! Also weiter! Was sind die Lieblingsfarben deiner Mutter, Poldi?«

      Tina wiederholte den Satz.

      »Siehst du, des war doch net schlimm, oder?«

      »Nein!«

      »Gut! Dann will ich dir die Frage jetzt beantworten. Des weiß ich net so genau. Die Mutter liebt es bunt und fröhlich!«

      Tina nickte.

      »Dann könnte sie zu dem grünen Dirndl ein schönes buntes Seidentuch umlegen. Augenblick, bitte!«

      Tina holte ein großes buntes Umschlagtuch und drapierte es um den Kleiderbügel herum.

      »Ja, des schaut gut aus! Gibt es auch ein passendes Seidentuch zu dem altrosa Dirndl? Des gefällt mir auch.«

      Tina nickte.

      Sie holte einige Tücher und zeigte sie Poldi.

      »Des Helle gefällt mir gut.«

      Er ging einen Schritt zurück und besah sich die Dirndl.

      »Also, sie sind beide schön!«

      Er griff nach dem Bügel und hielt das grüne Dirndl vor Tina hin.

      »Die Mutter hat ungefähr deine Statur. Kommt des hin, Boller?«

      »Ja, die Tina hat wohl die gleiche Größe! Soll sie die Dirndl mal anziehen, dann kannst du dir ein besseres Bild machen.«

      »Mei, Boller, des ist eine gute Idee! Aber die passenden Kropfketten und feinen Strümpfe und Schuhe, die sollen auch noch dazu. Wenn der Mutter die Schuhe net passen, dann kann sie sie ja umtauschen.«

      »Sicher!« antwortete Boller.

      Dann bat er Tina, die beiden Dirndl anzuziehen. Franz Boller konnte nicht die ganze Zeit dabei bleiben, weil draußen ein Bus hielt und der Laden sich kurz darauf mit Kunden füllte. Er mußte nach vorne gehen.

      »Die Tina macht es schon, Poldi!«

      Poldi Roßbacher nickte. Er setzte sich auf einen Stuhl und wartete geduldig, bis Tina im dunkelgrünen Dirndl aus der Kabine kam.

      »Mmm! Des gefällt mir gut! Ich denke, der Mutter gefällt es auch. Jetzt das andere!«

      Tina zog das altrosafarbene Dirndl an.

      Diesmal sagte Poldi nichts. Er schaute Tina nur an. Dann zeichnete er mit der Hand einen kleinen Kreis in die Luft. Das bedeutete soviel, wie umdrehen.

      Tina drehte sich langsam im Kreis.

      »Danke, Tina! Jetzt kann ich mir ein Bild machen!« sagte Poldi.

      Er stand auf und ging nach vorne. Franz Boller kassierte gerade den letzten Kunden der großen Reisegruppe.

      Tina hörte in der Kabine, wie Poldi laut sagte:

      »Ich nehme beide Dirndl! Des grüne Dirndl und des in Altrosa. Bitte, tue mir beide nett verpacken.«

      »Mei, Poldi! Da wird sich deine Mutter aber freuen! Wann hat sie denn Geburtstag?«

      »Bald!« sagte Poldi. »Wann genau, wird net verraten. Die Mutter will das nicht.«

      Tina brachte die beiden Dirndl nach vorne. Sie verpackte die Kleider und das Zubehör in zwei große Kartons, die mit hellem Seidenpapier ausgeschlagen waren. Poldi zahlte. Franz brachte Poldi zum Auto.

      »Wie lange bleibt die Tina, Boller?«

      »Bis die Veronika wieder gesund ist.«

      Poldi lächelte. Er verabschiedete sich und bat Franz, seiner Frau von ihm Genesungswünsche zu übermitteln. Dann fuhr er davon.

      Franz Boller ging strahlend auf Tina Seidler zu.

      »Mei, Madl, weißt du, daß du eben unsere beiden teuersten Dirndl verkauft hast? Und des hast du ohne große Überredungskunst gemacht! So etwas hab’ ich noch net erlebt. Mei, da wird meine Veronika staunen, wenn ich ihr des erzähle.«

      Tina lächelte scheu.

      »Dafür, daß du noch nie Dirndl verkauft hast, war des ein richtiger Geniestreich. Vielleicht war des genau richtig, daß du so wenige Worte gemacht hast.«

      »Ich konnte nicht viel sagen, weil ich noch viel zu wenig über Dirndl weiß.«

      »Stimmt, du bist ja an der Ostsee daheim. Da tragen die Madln keine Dirndl. Aber die Trachtenbluse und die Weste, die könnten auch hier aus den Bergen sein.«

      Tina lachte.

      »Die Bluse und die Weste gehören Anna Baumberger. Sie hat sie mir ausgeliehen. Toni meinte, damit würde ich besser hier in den Laden passen. Ich habe nur Sachen mit Fischen und Ankern als Muster. Anna wollte mir ein Dirndl leihen. Aber Anna ist größer als ich. Das Dirndl war zu lang. Da gab sie mir die Bluse und die Weste.«

      »Ah! So ist des!«

      Franz Boller rieb sich das Kinn.

      »Des können wir ändern! Komm mal mit!«

      Franz Boller ging mit Tina ins Lager. Dort holte er einen Karton vom Schrank. Er öffnete ihn.

      »Weißt, Tina, auch bei Dirndln gibt es jedes Jahr eine neue Kollektion, ganz wie bei anderen Kleidern. Die Dirndl-Fabriken wollen auch Geld verdienen und lassen sich immer etwas Neues einfallen. Die Dirndl hier, die haben wir net mehr verkaufen können. Wir haben sie dreimal im Preis heruntergesetzt. Aber wir sind sie net losgeworden. Der Stoff ist vielleicht zu hell, zu empfindlich. Außerdem wollen die Madln hier alle Dirndl mit Mieder und Bluse. Die hier, des sind einteilige Dirndl. Die sind ziemlich hochgeschlossen. Vielleicht hat es daran gelegen. Ich denke mir aber, daß du ganz fesch darin aussehen würdest.«

      Franz Boller holte ein Dirndl hervor.

      »Des müßte passen. Die flachen Schuhe, die du trägst, die passen auch dazu. Des kannst für deine Arbeit hier anziehen. Und des auch, und des, und des! Dann hast etwas zum Wechseln.«

      Tina verstand nicht gleich. Boller erklärte ihr, daß er ihr die Dirndl als Arbeitkleidung gab. Tina war damit einverstanden und zog gleich ein hellgelbes Dirndl an. Der Baumwollstoff war in sich gemustert. Das Rot der Schürze wiederholte sich im feinen Spitzenrand am Ausschnitt, den Ärmeln und der Knopfleiste. Als Tina damit aus der Umkleidekabine kam, klatschte Franz Boller in die Hände.

      »Siehst großartig aus, Madl! Jetzt schaust aus wie ein echtes Madl aus Waldkogel – wie ein Madl aus den Bergen. Wie gefällst du dir?«

      Tina betrachtete sich im Spiegel.

      »Noch etwas ungewohnt, aber gut. Ich fühle mich nicht mehr so fremd.«

      »Des ist gut!«

      Wie Franz Boller gesagt hatte, war viel zu tun. Die Bäuerinnen kamen zum Einkauf, und es hielten noch mehrere Reisebusse mit Touristen auf dem Marktplatz. Tina war glücklich, aber auch erschöpft von ihrem ersten Tag. Es war alles so neu für sie.

      Sie war froh, als Xaver Baumberger sie abholte. Franzi und Basti saßen im Auto.

      »Mei, Tina! Fesch schaust aus in dem Dirndl! Bist jetzt eine richtige Berglerin«, bemerkte Basti.

      Toni, Anna und vor allem der alte Alois machten Tina Komplimente über ihr Aussehen, als sie auf der Berghütte ankam.

      »Und wie war es sonst so?« fragte Anna.

      Während Anna den Hefeteig knetete, saß Tina bei ihr in der Küche und erzählte von ihrem


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