Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

Читать онлайн книгу.

Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


Скачать книгу
sie ihn ziemlich ernst an. Franz Boller war verunsichert.

      »Was ist, Tina? Gefällt es dir nicht bei uns?«

      »Doch! Ich bleibe auch gerne, bis Ihre Frau wieder gesund ist. Aber nicht länger! Ich möchte nicht in Waldkogel bleiben!«

      »Warum? Ich hab’ gedacht, dir gefällt es hier so gut.«

      »Es ist auch schön. Aber ich bin doch eher der Stadtmensch.«

      »Mei, Madl! Des verstehe jetzt wer will! Was stört dich hier? Was ist hier anders als in der Stadt?«

      Tina schaute einen Augenblick auf den Boden.

      »Ich will ehrlich sein! Mir gefällt nicht, daß man von jedem Kunden alles weiß, also von den Leuten hier in Waldkogel. Ich habe es lieber anonymer.«

      »Ich kann dich gar net umstimmen?«

      »Nein! Vielen Dank für das Angebot! Wenn Sie mir etwas Gutes tun wollen, dann möchte ich Sie um ein Zeugnis bitten. Vielleicht schon bald? Dann kann ich mich damit schon anderswo bewerben.«

      »Des mache ich gern! Ich bedauere sehr, daß du nicht bleiben willst, wirklich sehr!«

      »Ich bedauere es auch sehr! Aber ich würde hier in Waldkogel nicht glücklich werden. Das hat nichts mit Ihnen oder der Arbeit hier zu tun.«

      So schnell gab Franz Boller nicht auf.

      »Vielleicht überlegst du es dir noch? Die Leute reden hier viel. Aber bös’ meinen sie es nicht. Waldkogel ist schon ein besonderer Ort. Die Leut’ halten hier zusammen wie in einer großen Familie. Klar gibt es da auch mal Streitigkeiten, und einer ärgert sich über den anderen. Aber am Ende kommt alles wieder ins Lot. Die Leute hier, die tragen ihr Herz auf der Zunge. Sind sie glücklich, reden sie. Ist ihnen eine Laus über die Leber gekrochen, dann reden sie auch. Bös’ meinen sie es nicht. Bös’ können sie in ihren Herzen gar net sein. Weißt, früher – das war noch so, als ich ein junger Bub war – früher, da hat man sich am Brunnen drüben vor der Kirche getroffen und geredet, über Gott und die Welt. Heute kommen die Leut’ hier in den Laden und reden. Des muß dich net stören. Es ist auch unterhaltsam, Tina.«

      »Ich bin nicht von hier und habe herausgefunden, daß ich das nicht möchte.«

      Franz Boller schüttelte den Kopf. Er mußte wieder nach vorne. Es kamen Kunden. Außerdem wollte er noch den Kassenzettel ausfüllen, anhand der Liste, die Tina gemacht hatte.

      Tina brachte die Waren zum Auto. Dann kam sie in den Laden zurück.

      »So, dann will ich zum Roßbacher Hof fahren!« sagte Franz Boller zu Tina.

      Diese nickte.

      »Sag mal, Tina! Hat die Roßbacherbäuerin etwas zu dir gesagt, was dich geärgert hat? Ich weiß, daß sie eine besondere Frau ist. Sie ist hart und kann sehr unnachgiebig sein. Sie hat im Leben immer ihren Kopf durchgesetzt. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund. Ich weiß, daß mit ihr nicht gut Kirschen essen sein kann. Also, wenn die etwas gesagt hat, dann nimm dir das nicht so zu Herzen, Tina!«

      »Wir haben nur über die Kleidungsstücke gesprochen«, flunkerte Tina, ohne Boller dabei anzuschauen.

      Er räusperte sich.

      »Nun, dann werde ich mal fahren. So einen Umsatz, den soll man pünktlich ausliefern. Des ist ein ganzer normaler Monatsumsatz. Des hast wirklich gut gemacht, Tina!«

      Franz Boller ging hinaus. Kurz drauf hörte Tina den Motor aufheulen und sah ihn davonfahren.

      Tina war froh, daß draußen auf dem Marktplatz ein Bus mit Tagestouristen hielt. Sie strömten in den Laden. Tina hatte viel Arbeit. Sie konnte nicht mehr an Poldi denken, so abgelenkt war sie.

      *

      Xaver Baumberger holte Tina mit dem Auto ab. Still saß sie im Auto. Auch auf dem Fußweg hinauf zur Berghütte sprach sie wenig mit den Kindern.

      »Hast was, Tina?« fragte Basti.

      »Warum fragst du?«

      »Mei, weil du so anders bist heute!«

      »Ach, Basti, ich bin nur müde. Es war viel zu tun. Ich habe etwas Kopfschmerzen. Das vergeht aber.«

      Sie gingen weiter. Als die Berghütte in Sichtweite kam, lief Sebastian vor. Er stürmte in die Küche.

      »Anna! Hast du Kopfschmerztabletten?«

      »Erst einmal grüß Gott!« sagte Anna geduldig und lächelte Sebastian an.

      »Ja, Anna! Grüß Gott! Entschuldige! Hast Kopfwehpillen?«

      »Hast du Kopfschmerzen?«

      Anna befühlte Sebastians Stirn.

      »Mei, für mich doch net! Die sind für die Tina! Die ist sehr sonderbar. Die hört gar net richtig zu, wenn man was erzählt. Sie hat Kopfschmerzen, hat sie gesagt.«

      »Dann wird es so sein! Ich schaue gleich mal nach! Du bringst jetzt zuerst deine Schulsachen in dein Zimmer. Dann ziehst dich um. Ich kümmere mich um Tina! Wo ist Franzi?«

      »Hier bin ich, Anna!«

      Franziska kam in die Küche. Sie holte ihr Heft heraus und hielt es Anna hin.

      »Schau, die Lehrerin hat etwas drunter geschrieben!«

      Anna las es. Sie streichelte Franziska über das Haar.

      »Das ist ein schönes Lob. Das hast du gut gemacht, Franzi!«

      Toni kam herein. Auch er lobte Franzi.

      »Kannst du dich um die Kinder kümmern, Toni? Ich muß mal nach der Tina schauen. Der Sebastian sagt, sie habe Kopfschmerzen.«

      Anna klopfte an die Tür.

      »Herein!« rief Tina.

      Anna trat ein.

      »Du hast Kopfschmerzen? Willst du eine Tablette?«

      »So schlimm sind sie nicht! Danke! Ich lege mich etwas hin.«

      Anna betrachtet Tina.

      »Schaust net glücklich aus, Tina!«

      Tina seufzte tief.

      »Ja, will ich nicht leugnen. Ich fühle mich auch nicht sonderlich glücklich! Faustina, die Glückliche, ist mal wieder nicht glücklich. Ich will aber nicht drüber reden.«

      Anna respektierte Tinas Wunsch. Sie ließ sie alleine.

      Es war schon später Nachmittag, als Tina aus der Kammer kam.

      »Geht es dir besser?« fragte Sebastian sofort.

      »Ja, Basti! Viel besser!«

      Tina setzte sich auf die Terrasse. Sie schaut hinauf zum Gipfel des »Engelssteigs«.

      Der alte Alois trat hinzu.

      »Des war jetzt aber ein Blick, als würdest du die Engel tadeln. Hast sehr verächtlich geschaut.«

      Der alte Alois setzte sich zu Tina an den Tisch.

      »Man sagt doch hier, daß die Engel die Wünsche der Menschen hinauf in den Himmel bringen, direkt vom Gipfel hinauf. Nun, ich habe herausgefunden, daß dies nur für Einheimische gilt.«

      Der alte Alois schaute Tina überrascht an.

      »Des ist mir aber jetzt neu! Seit wann machen die Engel einen Unterschied zwischen Bergler und Nichtbergler?«

      Tina schaute Alois fest in die Augen.

      »Erfahrung!«

      Der alte Alois grinste.

      »So – so – so? Erfahrung? Was du nicht sagst, Tina!«

      Tina schwieg.

      »Hast wohl einen schweren Tag gehabt, wie?«

      Tina nickte.

      »Mmm! Willst drüber reden,


Скачать книгу