Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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du sprichst nicht von einer Kuh?« forderte sie ihn humorvoll heraus.

      »Von einer Kuh? Wie kommst du jetzt darauf?«

      »Nun, Kühe haben große braune Augen!«

      Poldi errötete.

      »Naa, Mutter! Ich red’ von einem Madl! Du kennst sie net. Sie ist net aus Waldkogel. Sie arbeitet als Aushilfe bei den Bollers. Sie hat braunes schulterlanges Haar und deine Figur. Sie hat mich beim Kauf beraten. Der Franz ist auf die Idee gekommen, daß sie die beiden Dirndl anprobieren und mir vorführen soll. Des grüne habe ich dann sofort gekauft – für dich. Es war auch ihre Idee mit dem bunten Schultertuch. Aber als ich die Tina – so heißt des Madl – in dem anderen Dirndl gesehen habe, da mußte ich des Dirndl auch kaufen. Des Madl sah so fesch darin aus!«

      Poldis Mutter schmunzelte.

      »Poldi! Sag’! Kann es sein, daß du dich endlich verliebt hast? Poldi, des wäre des schönste Geburtstagsgeschenk, das du mir machen könntest!«

      Poldi wurde nervös. Er trank einen Schluck Wein.

      »Ja, Mutter! Es schaut so aus, daß ich immer an die Tina denken muß. Ich kann nix anderes mehr denken. Sie ist so herzig. So ganz anders als alle anderen Madln. Ich mußte sie nur einmal ansehen, und dann habe ich es gespürt. Darin…« Poldi legte seine Hand auf seine Brust. »Darin habe ich es gespürt. Des muß wohl Liebe sein, was meinst?«

      Rosel Roßbacher stand auf. Sie lachte laut. Sie setzte sich neben Poldi auf die Sessellehne.

      »Bub! Mein lieber Bub! Also, wie ich des so sehe, dann hast dich wirklich – endlich – endlich richtig verliebt! Und weil du des Madl net hast kaufen können, dann hast einstweilen schon mal des Dirndl gekauft. Des Dirndl in Altrosa!«

      »Ja, Mutter! So kann man des sagen!«

      Die Roßbacherbäuerin fuhr ihrem Bub mit der Hand über den Kopf, wie sie es gemacht hatte, als er noch klein war.

      »Soso! Dann ist des die andere Verwendung, die du für des altrosa-farbene Dirndl hast!«

      »Ja, Mutter! Des kannst so sagen! Nur, was soll ich jetzt machen? Weißt, die Tina, die ist kein Madl, so wie die anderen. Die ist still und etwas scheu. Ich kann ihr doch nicht einfach des Dirndl schicken – oder?«

      Rosel mußte lachen.

      »Wenn man verliebt ist, kann man alles machen. Bub, du mußt wirklich sehr verliebt sein, daß du plötzlich so verunsichert bist. Bis jetzt hast doch gewußt, wie du mit den Madln umgehen mußt.«

      »Des mit der Tina ist etwas ganz anderes. Die anderen, die sind mir nachgelaufen. Sie sahen in mir nur eine Art Preisbullen, den sie einfangen wollten.«

      »Aha! Jetzt möchtest du gern eingefangen werden.«

      »Ja, Mutter! Und ich muß mir schnell etwas einfallen lassen. Die Tina ist nur Aushilfe. Wer weiß, wie lange sie bleibt!«

      Poldi fuhr sich mit beiden Händen durch das Haar. Seine Mutter setzte sich wieder in den Sessel gegenüber. Sie betrachtete ihren Buben mit Freude.

      »Poldi, des wird schon! Daß du dich verliebt hast, das ist das schönste Geburtstagsgeschenk. Jetzt hast du mit mir gesprochen. Jetzt ist es raus. Jetzt tust mal eine Nacht drüber schlafen. Dann wird dir schon einfallen, was du machen kannst. Ich werde auch einmal darüber nachdenken, wenn du nix dagegen hast?«

      »Naa, Mutter! Weißt, ich will nix falsch machen.«

      »Denkst du denn, daß du der Tina auch gefällst? Ich meine, ob du annimmst, sie hat sich ehrlich in dich verliebt?«

      »Ich denke schon. Sie war sehr verlegen. Ich denke nicht, daß sie in mir nur den Preisbullen sieht wie die anderen Madln.«

      »Dann mußt du um sie werben, Bub! Daß der Bursche um des Madl werben muß, des ist heute so. Früher, vor hundert Jahren, war des einfacher. Da konnte man den Hochzeiter zu dem Madl hinschicken und Erkundigung einholen. Des war in vieler Weise gut, in anderer Weise finde ich, ist es heute viel besser. Wirst schon einen Weg finden, Poldi. Bis jetzt hat jeder Bursche einen Weg zum Herzen seines Madls gefunden.«

      Rosel Roßbacher stand auf. Sie ging zum Tisch und betrachtete das altrosa Dirndl.

      »Zu den braunen Haaren wird des altrosafarbene Dirndl gut aussehen«, sagte sie leise.

      Sie tranken ihre Gläser aus. Poldi sagte seiner Mutter gute Nacht und ging auf sein Zimmer. Rosel Roßbacher räumte noch die Gläser in die Küche. Dann trug sie die beiden Dirndl hinauf in die erste Etage. Ihr Dirndl hängte sie an ihren Kleiderschrank. Das altrosafarbene brachte sie in das Gästezimmer und hängte es dort in den leeren Schrank. Mit einem Schmunzeln schloß sie die Schranktür. Dann ging sie schlafen.

      Sie fand die nächsten Stunden keinen Schlaf. Sie überdachte ihr Leben. Fünfzig Jahre! Es waren teilweise harte Jahre gewesen, aber auch glückliche Jahre. Das größte Glück war ihr Poldi, ihr einziges Kind.

      *

      Am nächsten Morgen schnitten Mutter und Sohn das Thema Tina nicht mehr an. Beim Frühstück besprachen sie die Tagesarbeit. Abends wollten sie nach Kirchwalden ins Theater. Trotzdem mußte alle Arbeit auf dem Hof gemacht werden. Außerdem wollte Poldi auf die Hochalm, um dort die Arbeit des Senners zu kontrollieren. Tierärztin Beate Brand wollte am Nachmittag kommen und nach der Eselin und ihrem Nachwuchs schauen. Das Jungtier sollte die ersten Impfungen bekommen.

      Rosel Roßbacher wartete, bis Poldi mit seinem Geländewagen vom Hof gefahren war, dann nahm sie ihren Jeep und fuhr zum Einkaufen.

      Rosel parkte ihr Auto direkt vor Bollers Laden.

      »Grüß Gott, Rosel!« strahlte sie Franz Boller an. »Wie geht es dir? Der Poldi hat erzählt, daß du die Tage Geburtstag hast. Darf man gratulieren?«

      »So, hat er das gesagt?« schmunzelte Rosel und wich der Frage aus.

      Franz hätte gern gefragt, wie ihr die Dirndl gefallen haben. Aber er wagte es dann doch nicht. Vielleicht wußte sie noch nichts von den Geschenken.

      »Was darf es sein?« fragte er.

      »Ich will mich ein bissel umsehen. Ich brauche so dies und das.«

      Dabei ließ Rosel Roßbacher ihre Augen durch den Laden wandern. In diesem Augenblick kam Tina aus dem Lager. Sie trug verschiedene Kleidungsstücke über dem Arm.

      »Bist du mit den Preisschildern fertig, Tina?« rief Boller.

      »Ja, mit dem ersten Karton bin ich fertig. Ich will sie jetzt in die Regale einräumen. Dann mache ich weiter.«

      »Hast du eine Aushilfe, Franz? Des ist gut! Dann kann sich deine Veronika auskurieren. Wie geht es ihr?«

      »Danke! Es wird schon besser!«

      Franz Boller rief Tina herbei.

      »Des ist die Tina Seidler, ein tüchtiges Madl.«

      »Guten Tag!« flüsterte Tina leise.

      »Das ist die Rosel Roßbacher, die Bäuerin vom Roßbacher Hof. Eine sehr gute Kundin!«

      »Schön, Sie kennenzulernen, Frau Roßbacher!«

      Tina lächelte freundlich.

      »Soll dir die Tina etwas zeigen, Rosel? Wir haben neue Ware bekommen.«

      »Schaden kann’s nicht!«

      Tina begleitete die Roßbacherbäuerin in den hinteren Teil des Ladens.

      »Gefällt es dir hier, Tina? Bist nicht von hier, wie? Ich höre es an der Sprache!«

      »Ja, es gefällt mir. Sie hören richtig. Ich wohne an der Ostsee.«

      »Mei, da ist es ganz flach. Wie gefallen dir die Berge?«

      »Es ist sehr schön hier!«

      Tina wollte sich nicht in ein privates Gespräch verwickeln lassen. Sie fragte:

      »Was


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