Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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ich dich so betrachte, dann kann ich mir nicht vorstellen, daß du nicht aus den Bergen bist. Schaust in dem Dirndl aus wie ein Madl aus Waldkogel.«

      »Das Dirndl hat mir Herr Boller gegeben! Es ist sehr bequem, und ich fühle mich auch wohl darin. Ich freue mich, wenn es Ihnen gefällt. Wir haben noch ähnliche Dirndl am Lager. Sie sind auch sehr preiswert. Alle reduziert. Sie sind wirklich wunderschön. Also, wenn ich könnte, würde ich sie alle kaufen.«

      Rosel Roßbacher schmunzelte. Es kam ihr eine Idee.

      »Bleibst du länger in Waldkogel, wenn es dir hier so gefällt?«

      »Das hängt nicht von mir ab. Ich helfe hier nur aus, solange Frau Boller erkrankt ist. Danach sehe ich weiter.«

      »Klingt, als würdest du gern bleiben?«

      »Ich habe mir abgewöhnt, große Pläne zu machen. Man muß in der heutigen Zeit flexibel sein. Dort wo ich Arbeit finde, gehe ich hin oder bleibe auch in Waldkogel, wenn es sich ergeben sollte. Aber daran denke ich jetzt noch nicht.«

      Tina strich unsicher mit den Händen über ihre Schürze.

      »Was darf ich Ihnen zeigen?«

      »Franz, mich interessieren die Dirndl, die du im Lager hast. Solche, wie die Tina eines trägt«, rief Rosel Roßbacher durch den Laden.

      Franz Boller kam sofort herbeigeeilt. Er gab Tina Anweisung, mit der Bäuerin ins Lager zu gehen.

      Tina kannte sich inzwischen sehr gut im Lager aus. Sie zeigte der Bäuerin zuerst die Dirndl, dann Röcke und Blusen, Pullover, Hosen und ärmellose Westen.

      »Sie sind alle wunderschön und sehr preiswert. Da ist nichts dran, sie sind nur aus dem vorigen Jahr, also aus einer älteren Kollektion. Doch es ist wunderbare Qualität.«

      Die Roßbacherin schmunzelte.

      »Weißt, Madl, ich will die Sachen nicht für mich. Wir bekommen demnächst Besuch von einem jungen Madl auf unseren Hof. Ich denke, es soll sich wohl fühlen. Da will ich ihm eine Freude machen. Ich denke, daß es das Lebensgefühl erhöht, wenn es auf unserem Hof auch ländliche Sachen trägt. Du hast mich auf die Idee gebracht, als du vorhin sagtest, wie wohl du dich in dem Dirndl fühlst. Vielleicht wird es unserem Besuch auch gefallen?«

      »Schaden kann es nicht. Was möchten Sie denn?«

      »Ach, Tina, weißt, des ist das Problem. Ich bin selbst kein junges Madl mehr und hab’ ein bissel Sorge, ich könnte etwas Falsches auswählen. Willst du mir nicht helfen?«

      »Gern, Frau Roßbacher! Kunden zu beraten ist meine Aufgabe.«

      »Des ist fein! Dann machen wir

      das so! Du sagst mir, was dir am besten gefällt und ich überlege, ob es

      zu dem Madl paßt, das zu uns kommt.«

      »Und die Größe… Die müßte ich schon wissen?«

      »Mei, des kann ich dir net genau sagen. Aber des, was dir paßt, des wird dem Madl auch schon passen, denke ich!«

      Tina runzelte für einen Augenblick die Stirn. Die Rosel Roßbacher lachte.

      »Des mag dir komisch vorkommen, Tina! Aber ich kenne des Madl net näher. Ich hab’ es nur einmal kurz gesehen und mit ihr gesprochen. Weißt, ich hab’ einen Bub! Der Poldi, der tut des Madl einladen, denke ich. Er hat sich wohl in des Madl… wie soll ich sagen, ohne dem Poldi vorzugreifen? Er sieht des Madl gern. Aber es ist ein Stadt-madl. Es wird es vielleicht ein bissel schwer haben hier so als Zugereiste, verstehst?« flüsterte Rosel Roßbacher leise. »Sprich bitte aber net mit dem Boller drüber und mit sonst auch niemandem. Du verstehst?«

      »Sie können sich auf mich verlassen, Frau Roßbacher!«

      Mit Eifer stellte Tina eine vollständige Kollektion zusammen, Dirndl, Röcke, Blusen, Hosen, Westen, Pullover, Jacken und Zubehör. Bald türmte sich auf dem großen Tisch im Lager ein ganzer Berg Kleidungsstücke. Tina war sich unsicher.

      »Sie wollen das alles kaufen?«

      »Ja, Tina, das will ich! Ich weiß doch, was meinem Buben gefällt. Er ist nicht so für das moderne Zeug. Er ist ein bissel traditionell.«

      Tina errötete.

      »Ist was, Madl? Du hast ja einen ganz roten Kopf!«

      »Nein, nein! Nein! Ich bin nur so in Eifer, weil Sie so viel kaufen wollen. Das gab es noch nie!« log Tina.

      Tina war dem Schicksal dankbar, daß in diesem Augenblick Franz Boller ins Lager kam.

      »Na, hast etwas gefunden, Rosel?«

      »Ja! Des alles, was auf dem Tisch liegt!«

      »Mei, wirklich? Des ist aber net aus der neusten Kollektion. Draußen haben wir schönere Sachen. Allerdings sind diese alle reduziert…«

      »Franz! Halt ein! Ums Geld geht es net! Des kannst dir vielleicht denken. Die Tina hier hat gesagt, daß sie sich wohl fühlt in dem Dirndl, das sie trägt. Die Sachen sind nicht für mich. Sie sind ein Geschenk. Ich denke, daß alles so richtig ist. Rechne des zusammen und bringe es mir persönlich noch vor dem Mittag auf den Roßbacher Hof.«

      Franz rieb sich das Kinn. Er wagte nicht zu widersprechen.

      »Gut! Bis zum Mittag sollst die Sachen haben!«

      Dann gab er Tina Anweisung, alles aufzulisten und zu verpacken. Er ging mit der Kundin zurück in den Laden.

      Tina mußte sich für einen Augenblick setzen. Ihr schwindelte. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Das war also Poldis Mutter, die reiche Roßbacherin. Und Poldi hatte ein Auge auf eine junge Frau aus der Stadt geworfen. Sie muß Poldis Mutter wohl sehr willkommen sein, tat sie doch alles, daß die junge Frau schnell in Waldkogel als eine der ihren akzeptiert wurde.

      Wie sehr muß diese Mutter ihren Sohn lieben, daß sie so an alles denkt, überlegte Tina.

      Gleichzeitig versuchte sie mit der Enttäuschung fertig zu werden, daß Poldi wohl sein Herz bereits verschenkt hatte.

      Wie konnte ich auch so dumm sein!

      Wie konnte ich mir einbilden, er hätte ein Auge auf mich geworfen!

      Wer bin ich schon? Eine ungelernte Gelegenheitsarbeiterin, die der Zufall hierher verschlagen hat.

      So dachte Tina und nahm all ihre Kraft zusammen. Sie versuchte, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Das war sehr schwer. Immer und immer wieder mußte sie an Poldi Roßbacher denken. Sie sah seine blonden Locken vor sich, seine großen blauen Augen, sein Lachen.

      Ich muß ihn mir aus dem Kopf schlagen! Diesen Satz sagte sich Tina immer wieder. Nicht an ihn denken. Ich muß ihn vergessen. Er war nur ein Kunde, der zwei Dirndl kaufte, eines für seine Mutter und das andere war dann wohl für sein Madl. So überlegte Tina.

      Ein Traum war für sie zu Ende, bevor er richtig begonnen hatte. Tina seufzte. Aber es war schön zu träumen. Ich werde mich immer an ihn erinnern. Ein Leben lang werde ich mich an ihn erinnern, an den Mann, dem ich heimlich mein Herz geschenkt habe. So ist das also, dachte Tina, wenn man liebt. Ja, ich habe mich in ihn verliebt. Auch wenn nichts daraus wird, werden konnte, so will ich mir doch die Erinnerung daran bewahren – wie die Erinnerung an einen Prinzen aus dem Märchen. Zu träumen, wie es sein würde, wie es gewesen wäre, wenn… ja, wenn, das kann mir niemand nehmen.

      »Bist fertig, Tina?« riß sie Franz Boller aus ihren Gedanken.

      Tina erschrak.

      »Ja, Herr Boller!«

      »Dann kannst die Kartons zum Auto bringen. Es steht hinterm Haus im Hof. Ich fahre sie sofort zum Roßbacher Hof. Inzwischen kannst du den Laden alleine machen. Des schaffst du, so tüchtig wie du bist, Tina! Du bist schon außergewöhnlich tüchtig.«

      Tina freute sich über das Lob.

      »Willst nicht in Waldkogel bleiben? Ich habe mit meiner Frau gesprochen.


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