Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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stand auf. Sie nahm eine kalte Dusche. Dann machte sie sich Abendbrot. An jedem anderen Tag wäre sie danach zum Hochsitz gegangen, um Gerd zu treffen. Doch jetzt zweifelte Heidi an seiner Liebe.

      Was passiert, wenn ich nicht gehe?

      Wird er mich vermissen?

      Wird er denken, daß ich Spätschicht habe und später hierher kommen?

      Aber auch dann kann ich seiner Liebe nicht sicher sein, erkannte Heidi.

      Vielleicht spielt er nur mit mir?

      Sicherlich spielt er nur mit mir! Das gibt es doch oft. Jeder Mensch hat Sehnsucht nach Liebe, auch ein Gerd Eichinger. Die Dora vom Almerhof, die stellt etwas dar. Mit der muß er anders umgehen. Ein solches Madl, das läßt sich nicht durch schöne Worte verführen. Ein solches Madl, dem muß ein Bursche beweisen, daß er es ernst meint. Er muß es mit heimnehmen und der Familie vorstellen. Er geht abends mit ihm durch das Dorf, damit alle sehen können, sie gehören zusammen. Er muß feste Absichten haben, sonst hätte sie sich nicht so an ihn geklammert. Sie müssen ein Paar sein.

      Heidi, die immer noch den Bademantel trug, zog sich an. Sie wählte eine dunkelblaue Hose und einen schwarzen Pullover. Heidi zog ihre Schuhe an, steckte ihren Hausschlüssel ein und ging los. Es war Nacht. Die Straßen von Waldkogel waren leer. Aus den offenen Fenstern der Häuser drang Licht.

      *

      Heidi schlug den Weg zum Eichinger Hof ein. Auch dort brannte noch Licht. Leise schlich Heidi hinter die Autos, die auf dem Hof standen. Das sind bestimmt die Wagen der Feriengäste, dachte Heidi. Hoffentlich kommt jetzt niemand und will wegfahren. Sie hatte den Platz gut gewählt. Heidi konnte durch die offenen Fenster in die große Wohnküche sehen. Gerd und seine Eltern saßen am Tisch. Neben Gerd saß Dora. Es waren auch noch andere da. Sicherlich sind das Feriengäste, überlegte Heidi. Es wurde laut geredet und gelacht. Leider konnte Heidi die Gespräche nicht genau hören. Immer wieder schaute sie aus ihrem Versteck sehnsuchtsvoll zu Gerd. Er sah fröhlich aus. Alle tranken Bier. Gerd stieß mit Dora an. Sie tranken.

      So ging das noch über eine Stunde. Dann kam Gerd mit Dora heraus.

      »Das war ein wunderschöner Abend, Gerd! Danke! Deine Eltern sind so liebe Leute.«

      »Freut mich, wenn es dir gefallen hat, Dora!«

      Dora schaute hinauf in den Nachthimmel.

      »Wie schön die Sterne sind. Es ist keine Wolke am Himmel heute nacht.«

      »Ja, es ist schön heute nacht!«

      »Und nicht ganz so dunkel und unheimlich wie es die Tage gewesen ist. Ich meine, wegen dem Sturm und den Wolken. Das war schlimm. Richtig unheimlich war es. Der Mond war auch nicht zu sehen. Heute sieht man ihn. Nun ja, ich werde den Weg nach Hause schon finden.«

      »Ach, jetzt begreife ich, Dora! Du willst mir sagen, daß du ein bisserl Angst vor der Dunkelheit hast?«

      »Angst würde ich es nicht gerade nennen. Aber ich bin nicht gerne alleine in der Dunkelheit unterwegs.«

      »Dann bringe ich dich schnell heim. Komm mit! Mein Auto steht dahinten in der Garage.«

      »Ach, Gerd, für die paar Meter müssen wir doch nicht das Auto nehmen. Wenn du mit mir gehst, dann laufen wir über die Felder. Willst du?«

      »Über die Felder? Wenn du unbedingt willst. Es ist eine Abkürzung, aber dort gibt es keine Straßenlaternen. Ich will nicht, daß du stolperst, Dora!«

      Dora lachte laut. Heidi hörte es.

      »Wenn du mich bei der Hand nimmst, dann wird mir schon nichts passieren, Gerd!«

      Dora trat ganz dicht an Gerd heran und nahm seine Hand.

      »Dann laß uns gehen! Meine Mutter wird schon ungeduldig auf mich warten, weil ich so spät komme. Sie geht immer erst schlafen, wenn alle ihre Madln daheim sind.«

      Heidi schaute den beiden nach. Sie gingen über den Hof zur Straße. Dann schlugen sie auf der anderen Straßenseite die Richtung über die Felder ein. Heidi wartete einen Augenblick. Dann schlich sie ihnen im Abstand nach. Dora stolperte einige Male. Zuerst schob sie ihren Arm unter Gerds Arm. Dann später legte Gerd seinen Arm um ihre Schultern.

      »Ja, so ist es besser! Das ist wirklich gefährlich, in der Dunkelheit über die Felder zu gehen. Dumme Idee von mir, Gerd!«

      »Ach, so schlimm ist das auch nicht. Wir sind ja bald bei euch daheim. Ich halte dich schon fest.«

      Jedes Wort schnitt Heidi ins Herz. Wie konnte Gerd das tun? Er brachte Dora heim über die Felder. Was würde noch geschehen? Heidi folgte den beiden bis zum Almer Hof. Wie es Heidi erwartete hatte, nahm Dora Gerd noch mit hinein. Er blieb zwar nicht lange. Doch jede Sekunde, die Gerd drinnen war, tat Heidi weh. Es war für sie so schwer, das alles mit anzusehen.

      Zuerst war Dora mit Gerd auf dem Pferd geritten, dann hatte sie Stunden auf dem Eichinger Hof verbracht. Sie hatte dort am Tisch gesessen, als gehörte sie dazu. Anschließend war sie mit Gerd Hand in Hand über die Felder heimgegangen. Doch der Gipfel war, daß sie Gerd mit hineinnahm, obwohl es Mitternacht war. Das tut ein Madl doch nur, wenn es mit dem Burschen zusammen ist, sagte sich Heidi.

      In der Dunkelheit hielt sich Heidi am Stamm des Obstbaumes fest, hinter dem sie sich versteckte. Dort stand sie wie gelähmt. Sie stand noch lange dort, auch noch als Gerd sich längst auf den Heimweg gemacht hatte und die Lichter auf dem Almer Hof alle erloschen waren. Heidi war wie gelähmt vor lauter Enttäuschung. Es dauerte lange, bis sie die Kraft fand, sich davonzuschleichen. Während sie die Straße entlanglief, rollten ihr stumm die Tränen aus den Augen und kullerten ihre Wangen herab.

      Es war ein weiter Weg bis nach Hause. Heidi setzte Schritt vor Schritt.

      Plötzlich stand sie im Lichtkegel von Autoscheinwerfern. Heidi drehte sich um und hielt die Hand vor die Augen. Das Auto hielt neben ihr.

      »Hallo! Kann ich dich ein Stück mitnehmen?«

      »Dora?« sagte Heidi verwundert. »Wo kommst du her?«

      Dora Almer lachte.

      »Das gleiche könnte ich dich fragen. Komm, steig ein! Man soll nachts nicht alleine herumlaufen. Wo willst du hin?«

      »Heim!«

      »Nun ziere dich nicht!« sagte Dora energisch.

      Sie öffnete von innen die Beifahrertür.

      »Komm endlich, Heidi! Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit!«

      Heidi stieg ein. Sie putzte sich die Nase.

      Dora Almer warf Heidi einen prüfenden Seitenblick zu.

      »Mei, sag mal! Hast du geweint, Heidi?«

      Heidi gab darauf keine Antwort. Dora fuhr langsam weiter. Wäh-renddessen bemerkte sie:

      »Keine Antwort ist auch eine Antwort! Laß mich raten! Du hast Liebeskummer!«

      »Wie kommst du darauf?« empörte sich Heidi.

      Dora lachte.

      »Na höre einmal! Was kann es anderes sein? Es ist mitten in der Nacht und du läufst heulend alleine die Straße entlang. Dafür kann es nur eine Erklärung geben. Du hast dich mit deinem Burschen getroffen und ihr hattet Streit. Das kommt schon einmal vor. Das geht aber vorbei.«

      »Klingt, als hättest du Erfahrung.«

      »O ja, Heidi! Es ist nicht einfach mit den Mannsbildern, sagt meine Mutter immer. Da hat sie recht.«

      »Dann hast du einen Freund und fährst jetzt zu ihm?«

      Dora überlegte einen Augenblick.

      »Nein! Ich war heute abend bei ihm daheim. Da habe ich meinen Schlüssel liegen gelassen. Ich weiß auch nicht, wo ich meine Gedanken hatte. Es fiel mir erst ein, als ich schon im Bett gewesen bin. Deshalb muß ich noch mal hin und ihn holen. Sonst wird der Vater ärgerlich, wenn er es bemerkt. Der ist da sehr eigen. Dabei schließen


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