Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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fehlt, dann gibt es ein Donnerwetter. Jetzt muß ich ihn eben holen.«

      Heidi zögerte einen Augenblick. Sie nahm all ihren Mut zusammen und fragte:

      »Wer ist der Bursche?«

      »Mein Bursche ist der Gerd Eichinger, vom schönen Eichinger Hof! Und wer ist dein Bursche, Heidi? Das mußt du mir jetzt auch verraten.«

      Statt einer Antwort schluchzte Heidi auf.

      »Ich habe keinen Burschen mehr. Ich habe mich von ihm getrennt. Er ist net treu!«

      »Ja, so sind’s eben die Mannsbilder! Mach dir nix draus, Heidi! Findest einen anderen!«

      Heidi riß sich zusammen.

      »Ist des mit dir und dem jungen Eichinger etwas Ernstes?«

      »Mei, Heidi! Sicherlich! Also, ich plane schon die Verlobung! Nur über den Termin haben wir uns noch nicht geeinigt. Aber da mache ich mir keine Sorgen! Die Eichingerbäuerin wird mich schon unterstützen. Du, Heidi, des ist eine ganz liebe Frau. Ich komme so gut mit ihr aus. Ich habe Gerds Mutter richtig ins Herz geschlossen und sie mich auch.«

      Heidi atmete tief durch.

      »Das freut mich, Dora! Halte jetzt aber bitte an. Ich will aussteigen. Ich bin heute nicht so glücklich wie du. Es fällt mir unendlich schwer, mir deine Geschichten über den Gerd Eichinger und dich anzuhören. Ich heiße zwar ›Fröhlich‹, aber heute bin ich alles andere als fröhlich. Ich will den Rest zu Fuß gehen. Danke fürs Mitnehmen, Dora!«

      Dora Almer stoppte mitten auf der Hauptstraße von Waldkogel.

      »Bist du sicher, daß ich dich nicht doch die paar Meter heimfahren soll?«

      »Laß mich! Ich will alleine sein!«

      Heidi stieg aus, knallte die Autotür zu und rannte davon, als sei der Leibhaftige hinter ihr her.

      »Mei, die muß wirklich großen Kummer haben!« flüsterte Dora vor sich hin. Sie fuhr weiter zum Eichinger Hof.

      Dort kam ihr Gerd entgegen. Dora wollte aussteigen. Aber Gerd stützte sich gegen die Wagentür und reichte ihr den Schlüssel durch das Autofenster.

      »Danke, das ist so lieb von dir, daß du ihn mir gebracht hast. Tut mir leid, daß ich mit meinem Anruf euch alle aus den Betten gescheucht habe.«

      »Net alle, Dora! Nur mich! Jetzt ist ja alles in Ordnung. Ich hätte dir den Schlüssel morgen früh auch gebracht.«

      »Das wäre doch zu spät gewesen, Gerd! Das habe ich dir doch schon am Telefon erklärt. Warum wolltest du ihn mir nicht heute nacht bringen?«

      »Nun hast du ihn ja. Gute Nacht, Dora!« antwortete Gerd knapp, ohne Doras Frage zu beantworten.

      Gerd drehte sich um und ging zum Haus.

      »Gute Nacht, Gerd«, rief ihm Dora nach. »Schlafe gut und träume süß.«

      Sie biß sich auf die Unterlippe.

      »Mist!« flüsterte sie leise, während sie davonfuhr. »Das ist nicht so gelaufen, wie ich wollte. Bei Gerd muß ich wohl eine andere Taktik anwenden.«

      In dieser Nacht lagen zwei Madln schlaflos in ihren Betten. Beide dachten an denselben Burschen, an Gerd Eichinger.

      *

      Am nächsten Morgen verschlief Heidi. Es war schon fast Mittag, als sie aufwachte. Beim Blick in den Spiegel erschrak sie. Ihre Augenlider waren dick verquollen von den vielen nächtlichen Tränen. Sie sah sehr unglücklich aus.

      Heidi kleidete sich schnell an. Ihre verquollenen Augen versteckte sie hinter einer Sonnenbrille mit großen Gläsern. Ausnahmsweise nahm sie ihren Motorroller für die Fahrt nach Kirchwalden.

      Ihr Chef und seine Frau wunderten sich, als Heidi kam. Sie galt als zuverlässig. Sie dachten, sie sei krank.

      »Ich habe nur verschlafen. Ich war gestern abend noch spazieren. Da habe ich wohl zu viel Gräserduft geschnuppert. Ich habe wahrscheinlich eine Allergie. Ich sehe schlimm aus! Mein Körper hat wohl Ruhe gebraucht. Ich habe den Wecker nicht gehört. Es tut mir leid!« redete sich Heidi verlegen heraus.

      Heidi nahm die Sonnenbrille ab.

      »Des schaut schlimm aus, Madl! Bist du sicher, daß du arbeiten willst? Willst net lieber zum Doktor gehen?«

      »Das wird schon. Wenn es morgen nicht besser ist, gehe ich zum Arzt, bei uns daheim. Der Doktor Martin Engler wird schon wissen, was zu tun ist.«

      Heidi band sich eine Schürze um und fing an zu arbeiten. Ihr Chef und ihre Chefin zuckten mit den Schultern. Sie mochten Heidi sehr. Es kam ihnen alles etwas sonderbar vor, sie fragten aber nicht weiter. Heidi blieb bis zum Abend. Sie wollte die versäumte Arbeitszeit gleich nachholen.

      Es war schon dunkel, als Heidi auf ihrem Motorroller daheim ankam. Sie stellte ihn in den Schuppen. In der Küche machte sie das Radio an, während sie sich einen Tee kochte. Hunger hatte sie keinen.

      Mit ihren Gedanken war sie bei Gerd. Wäre das alles nicht geschehen, dann wäre ich jetzt bei ihm. Wir würden uns auf dem Hochsitz eng aneinander schmiegen und in die Sterne schauen. Doch das würde nie mehr geschehen. Nie mehr würde sie dort hingehen. Nie mehr wollte sie ihn sehen. Daß das hier in Waldkogel unmöglich war, das wußte Heidi. Sie überlegte sogar einen Augenblick, ob sie fortziehen sollte. Ich könnte mir eine kleine Wohnung in Kirchwalden nehmen.

      Doch dann entschied sich Heidi, zu bleiben. Niemand hat uns gesehen. Niemand kann über uns reden. Ich muß nur so tun, als sei nie etwas gewesen zwischen uns. Wenn ich Gerd auf der Straße sehe, dann gehe ich ihm aus dem Weg. Ich verhalte mich ganz unbefangen, sage »Grüß Gott«, wenn er mich grüßt und gehe weiter.

      Heidi trank einen Schluck Tee. Sie war traurig. Der Liebeskummer saß tief. Er schmerzte, wie sie nie vorher etwas geschmerzt hatte. Sie ging ins Schlafzimmer und holte ihr Tagebuch hervor. Sie schrieb das Erlebte hinein. Sie schrieb sich alles von ihrer wunden Seele. Sie schrieb als Letztes, daß sie mit Gerd Schluß machen werde.

      Wie auf das Stichwort hörte sie draußen ein Auto halten. Heidi sprang auf. Sie löschte das Licht und drehte das Radio ab. Es klopfte an der Haustür.

      »Heidi, ich bin es!«

      Heidi lehnte sich im dunklen Hausflur an die Wand und lauschte. Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Jeder Schlag schmerzte. Sie fühlte Gerds Nähe.

      Sie sehnte sich nach ihm. Gern hätte sie die Tür aufgerissen und ihn umarmt. Doch nach allem, was geschehen war, war dies unmöglich. Soviel Selbstachtung wollte sich Heidi bewahren.

      »Heidi, komm schon. Mach doch auf! Ich bin es, Gerd! Dein Liebster, dein Bursche!«

      Heidi kämpfte mit den Tränen.

      Gerd klopfte wieder und wieder.

      »Heidi, was hast du? Bist du mir böse? Du mußt gestern abend auf mich gewartet haben. Es tut mir leid, aber ich konnte nicht kommen. Dafür bin ich jetzt da. Komm! Sei mir nicht weiter böse! Mach endlich auf! Ich liebe dich so! Ich will dich in meine Arme nehmen!«

      Heidi atmete tief durch! Sie wischte sich die Tränen aus den Augen. Sie trat hinter die Tür.

      »Geh, Gerd! Gehe und komme nie wieder! Ich will dich nicht mehr sehen! Es ist aus zwischen uns!«

      Es war eine ganze Weile still. Dann klopfte es wieder.

      »Heidi! Was hast du? Sei mir nicht böse. Nun mache schon auf und laß uns über alles reden.«

      »Es gibt nichts zu reden! Es ist aus zwischen uns!«

      Gerd hämmerte jetzt mit der Faust gegen die Tür.

      »Mach auf und sage mir das ins Gesicht, Heidi! Mach auf! Du weißt, ich liebe dich! Ich habe eine Erklärung verdient!«

      »Ich muß nichts erklären! Geh! Gehe sofort!«

      Gerd donnerte jetzt mit beiden Fäusten gegen die Tür.

      »Mach


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