Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman. Friederike von Buchner

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Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman - Friederike von Buchner


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klein aber fein! Zwei Zimmer, Küche und Bad, sowie Speisekammer und Keller. Für mich alleine reicht es! Danke für das Tragen. Ich…«

      Mitten in den Worten wurde Heidi blaß. Sie hielt sich am Gartenzaun fest. Almut legte den Arm um Heidi.

      »So, Madl! Wo ist dein Schlüssel?«

      Heidi griff in die Schürzentasche ihres Dirndl.

      Dann führte Almut Heidi hinein. Sie legte sie im Wohnzimmer auf das Sofa. Heidi richtete sich wieder auf.

      »Es geht schon wieder. Außerdem will ich noch zur Arbeit. Es wird nur der Kreislauf sein. Ich mache mir einen starken Kaffee.«

      »Nix da! Den Kaffee mache ich. Du bleibst liegen.«

      Heidi fühlte sich schwach. Sie legte sich wieder hin. Einen Augenblick kann ich mich noch ausruhen, dachte sie. Sie fühlte sich plötzlich nicht mehr so allein. Es war schön, daß jemand da war, der sie umsorgte.

      Während Almut wartete, bis das Kaffeewasser kochte, fragte sie Heidi aus. So erfuhr Almut, daß Heidi nicht nur in der Stadt arbeitete, sondern neben dieser Stelle an einigen Tagen im Hotel »Zum Ochsen« in der Küche half. An Wochenenden half sie gelegentlich auch abends. Dazu sammelte Heidi Früchte und Pilze, die sie verkaufte.

      Warum mutete sich das Madl das alles zu?

      Almut fand darauf keine Antwort.

      So fragte sie Heidi direkt:

      »Dann mußt du ja ein gutes Zubrot verdienen mit den vielen Nebentätigkeiten. Hast du Schulden? Mußt du deshalb so viel arbeiten?«

      »Nein! Schulden habe ich nicht. Doch ich habe etwas vor und wenn ich das mache, dann kann ich eine Weile nicht arbeiten. Dafür brauche ich das ganze Geld.«

      Almut schüttelte den Kopf.

      »Madl! Madl! Das ist ja alles sehr lobenswert, so fleißig wie du bist. Aber du machst dich kaputt. Du mutest dir zuviel zu. Schau dich an. Dir geht es wirklich nicht gut.«

      Heidi lächelte müde.

      »Das ist nur heute so. Gestern habe ich den ganzen Tag im Hotel ausgeholfen. Es wurde spät. Heute morgen bin ich um kurz vor sechs Uhr für ein paar Stunden wieder hin. Anschließend bin ich sofort in den Wald. Aber die Wochenenden sind nicht immer so arbeitsreich.«

      »Na, na! Das kann ich kaum glauben. Ich mache dir einen Vorschlag. Ich bringe die Eimer mit den Pilzen und Heidelbeeren ›Zum Ochsen‹. Da kann ich mich gleich nach einem Zimmer erkundigen. Ich brauche ja noch ein Quartier.«

      »Wenn dir mein Schlafzimmer nicht zu einfach ist, dann möchte ich dich einladen, bei mir zu übernachten. Du hast dich so lieb um mich gekümmert.«

      Heidi stand auf und öffnete die Tür, die vom Wohnzimmer aus in ihr Schlafzimmer ging. Almut besah sich das Zimmer.

      »Das ist wunderbar gemütlich. Das ist viel besser als ein Hotelzimmer. Ich bleibe gerne. Aber unter einer Bedingung: Ich zahle dir etwas dafür. Dein Sparschwein soll doch richtig dick und fett werden.«

      Heidi lehnte energisch ab. Aber Almut ließ sich nicht beschwatzen. Schließlich gab Heidi nach. Sie einigten sich, daß Heidi weiter in ihrem Zimmer schlief und Almut auf dem Sofa im Wohnzimmer.

      Almut brachte die Eimer mit den Pilzen und Waldheidelbeeren ins Hotel.

      Sie handelte für Heidi auch mehr Geld heraus, als Heidi sich gewagt hätte, zu verlangen. Heidi staunte, als Almut kam.

      Sie hatte inzwischen Abendessen gemacht. Sie aßen kalt. Es gab Brot, Käse, Wurst und einen grünen Salat aus Heidis Garten.

      »Wann hast du zum letzten Mal Urlaub gemacht, Heidi?«

      Heidi lächelte verlegen.

      »Das ist schon eine Weile her. Warum fragst du?«

      »Nun, ich will auf die Berghütte und ein bisserl wandern gehen. Ich könnte dazu Gesellschaft brauchen. Willst du nicht wenigstens eine Woche Urlaub machen und mich begleiten?«

      Heidi schwieg. Sie überlegte. Almut redete weiter.

      »Weißt, ich kenne mich ein bisserl aus. Ich habe viele Jahre im Krankenhaus gearbeitet. Vorher war ich einige Jahre so etwas wie eine Gemeindeschwester hier in Waldkogel. Ich bin von Beruf Hebamme gewesen.«

      Heidi bekam große Augen.

      »Nun, schau nicht so! Ich habe da einen Verdacht, was mit dir los ist. Ich habe den Blick dafür.«

      Heidi wurde dunkelrot im Gesicht vor Verlegenheit.

      »Ist es so, wie ich denke?«

      Heidi zuckte mit den Schultern.

      »Bist du schon beim Doktor gewesen?«

      »Nein!«

      »Madl, du bist ein bisserl verantwortungslos. Es geht nicht nur um dich, wenn es so ist, wie ich vermute. Dann hast auch Verantwortung für ein anderes Leben.«

      Heidi schluckte.

      »Ich bin ganz durcheinander! Ich weiß nur eins: Daß ich viel arbeiten will, damit ich Geld habe und eine Weile nicht arbeiten muß oder nicht so viel. Außerdem kostest alles viel Geld.«

      Almut Herz war voller Mitleid.

      »Willst du mir nicht dein Herz ausschütten? Weißt, im Laufe meines Lebens, da habe ich mir den Kummer und das Leid von vielen Frauen angehört. Das gehört zu meinem Beruf. Es bleibt auch unter uns. Eine Hebamme ist genauso zur Verschwiegenheit verpflichtet wie ein Arzt.«

      Heidi schwieg noch immer. Almut schaute sie gütig an.

      »So eine Sache passiert eben. Das hat es schon immer gegeben und wird es auch immer wieder geben, daß ein junges Madl dann plötzlich alleine dasteht. So ist es doch, oder?«

      Tränen hingen Heidi zwischen den Wimpern. Sie nickte.

      »Nun, in deinem Fall ist es recht schlimm. Scheinst überhaupt niemanden zu haben, dem du dich anvertrauen kannst. Hast du keine Familie?«

      Heidi schüttelte den Kopf. Sie erzählte von ihrer Mutter, die sie nur aus Erzählungen ihres Vaters kannte und von ihrem Vater.

      »Ich bin bisher ganz gut fertig geworden im Leben«, sagte Heidi leise. »Das werde ich in Zukunft auch. Immer schön fröhlich bleiben, weil wir ja auch ›Fröhlich‹ heißen. Das sagte mein lieber Vater täglich. Gott hab’ ihn selig.«

      »Ich habe auch keine eigene Familie. Ich habe mir immer eine Familie gewünscht. Es ist nicht schön, alleine zu sein. Sicherlich habe ich die Freiheit, alles zu machen. Niemand kann mir etwas vorschreiben. Aber es gibt auch niemand, mit dem ich die Freude, die schönen Erlebnisse teilen kann. Ich habe mich damit abgefunden.«

      Almut schaute Heidi an.

      »Vielleicht war es Vorsehung, daß wir zwei uns begegnet sind. Es ist schon sonderbar. Du brauchst jemand, der sich ein bisserl um dich kümmert, dir beisteht. Ich bin froh, wenn ich nicht so alleine bin. Also überlege es dir. Machen wir doch eine Woche zusammen Urlaub auf der Berghütte. Ich lade dich ein. Sieh dich einfach als meine Gesellschafterin. Wirst sehen, danach geht es dir besser. Meinst, du kannst so schnell Urlaub bekommen?«

      »Schon möglich. Die Chefin schaute mich die letzten Wochen auch schon immer kritisch an. Sie sagte, ich gefalle ihr nicht. Ich sähe schlecht aus.«

      Heidi faßte langsam Vertrauen zu Almut. Vielleicht haben die Engel vom »Engelssteig« sie mir geschickt, überlegte Heidi. Fast jede Nacht hatte sie eine Weile im Garten hinter dem Haus gesessen und hinauf zum »Engelssteig« gesehen. In der Dunkelheit konnte sie den Gipfel nur erahnen. Es war ihr auch nicht wichtig, den Gipfel mit dem Gipfelkreuz zu sehen. Heidi kannte die Geschichte, die sich die Waldkogeler seit alters her erzählten. Auf dem Gipfel des »Engelssteigs« treffen sich die Schutzengel der Menschen. Sie steigen von dort auf in den Himmel und bringen dem Herrgott, dem Heiland, der Mutter Got-tes und allen Heiligen die Gebete, Wünsche und Sehnsüchte der Herzen aller Menschen hinauf. Jede


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