Wenn sie mich finden. Terri Blackstock

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Wenn sie mich finden - Terri Blackstock


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fließen die Tränen. Ich wische sie fort.

      „Casey, ich wünsche mir, dass Sie sehen können, wo er am Werk ist. Halten Sie Ausschau nach ihm. Nehmen Sie mich als erstes Indiz.“

      Ich denke darüber nach, was er sagt. Wenn er nicht lügt, wenn er wirklich auf meiner Seite steht, dann ist die Tatsache, dass es ihn in meinem Leben gibt, allerdings ein Wunder. Ich denke an mein Entkommen aus Shady Grove, daran, dass er im entscheidenden Moment aufgetaucht ist, wenn auch nur, um mich zu verhaften. Aber dann hat er es nicht getan.

      „Ja, das sehe ich“, flüstere ich, ziehe den Ärmel über meine Faust und wische mir über Wangen und Nase.

      „Gut.“

      Ich weiß nicht, warum dieser Augenblick mit Dylan mich so tröstet. Ich wünschte, ich könnte ihm direkt gegenübersitzen. Ich wünschte, ich könnte seine Hand halten.

      Ich wünschte, ich müsste dieses Gespräch nicht abbrechen. Aber es ist möglich, dass er das Gespräch zurückverfolgen lässt. Falls das so ist, bin ich vermutlich bereits entdeckt. Jedenfalls sollte ich es jetzt nicht noch ausdehnen. „Ich muss Schluss machen“, sage ich leise.

      „Ich bin froh, dass Sie angerufen haben. Tun Sie das wieder. Wenn ich nicht direkt abnehmen kann, rufe ich Sie zurück.“

      Ich weiß nicht, ob ich ihn je wieder anrufen werde. Für alle Fälle sage ich: „Vielen Dank, Dylan.“

      „Passen Sie auf sich auf“, sagt er. „Ich bete für Sie.“

      Ich beende das Gespräch, überrascht, wie gut mir diese Bemerkung tut. Dass da jemand, irgendein Jemand, für mich beten will … Die Vorstellung verleiht mir Kraft; ich fühle mich nicht mehr so entsetzlich schwach.

      Heute Nacht werde ich schlafen. Und morgen werde ich etwas anderes tun als trauern.

      9

      Casey

      Am Sonntagmorgen nehme ich ein Taxi nach Armstrong, gerade außerhalb des Stadtgebiets von Durant, und verbringe die Nacht dort. Am Montagmorgen versuche ich mir zu überlegen, wie meine nächsten Schritte aussehen könnten. Ich muss Kontakt zu meiner Schwester aufnehmen, aber ich wage nicht, sie auf dem Wegwerfhandy anzurufen, das ich ihr geschickt habe, als ich noch in Shady Grove gewohnt habe. Jetzt können sie meine Spur in Georgia ja verfolgen, sie wissen, unter welchem Namen ich dort gelebt habe, und höchstwahrscheinlich haben sie dieses Handy bereits ermittelt.

      Ich kann ihr auch nicht noch einmal ein Handy über ihre Schwiegereltern zuschicken. Die würden misstrauisch werden.

      Weil ich Angst habe, zu lange an einem Ort zu sein, bestelle ich erneut ein Taxi. Während ich darauf warte, suche ich im Papiercontainer nach einer Schachtel. Ich finde eine mit einem Amazonlogo, groß genug, um ein Kuscheltier für meine Nichte darin zu verpacken. Wenn ich das Handy darin verstecke, wird jeder, der das Haus vielleicht beobachtet, glauben, es sei etwas, das Hannah selbst bei Amazon bestellt hat.

      Da kommt mein Taxi und ich bitte den Fahrer, mich zum nächsten Walmart zu fahren. Er kurvt mich ein paar Meilen durch die Gegend und an meinem Ziel finde ich ein Plüschtier, das eine nervtötende Melodie spielt. Hinter einer Klappe auf dem Rücken finde ich die Spieluhr. Wenn ich die herausnehme, ist genug Platz, um das neue Handy darin zu verstecken. Und die Klappe mit dem Klettverschluss lässt sich spurlos wieder verschließen.

      Ich kaufe das Spielzeug und zwei neue Wegwerfhandys samt Telefonkarten, außerdem Paketband und Schere. Nebenan gibt es ein Restaurant mit öffentlichem WLAN und ich beschließe, dort zu frühstücken. Während ich auf mein Essen warte, lege ich das Plüschtier auf meinen Schoß, sodass es halb vom Tisch verdeckt wird, und entferne die elektronischen Eingeweide aus dem Häschen. Ich lege Handy und Ladegerät in den entstandenen Hohlraum, schließe die Rückenklappe wieder und begutachte mein Werk. Es sieht perfekt aus. Ich hoffe, Hannah wird versuchen, die Melodie abzuspielen, und merken, dass etwas nicht stimmt. Ich verpacke das Tier in der Schachtel, und verklebe sie, sodass ich das Päckchen leicht bei FedEx aufgeben kann.

      „Bitte sehr.“ Die Bedienung stellt einen Teller vor mich hin und ist schon wieder weg, bevor ich mich bedanken kann. Eilig läuft sie zurück zu ihrer Theke.

      Ich blicke ihr nach. Ob sie mich erkannt hat? Ich will gerade meine Sachen zusammensammeln und mich aus dem Staub machen, als ich höre, wie die andere Bedienung zu mir sagt: „Sue ist sofort wieder zurück, Liebe. Ihr ist nur zurzeit morgens immer etwas übel.“

      Erleichtert beginne ich zu essen. Ein paar Minuten später kehrt Sue mit einer Kaffeekanne zurück. „Es tut mir leid“, sagt sie. „Ich fühle mich nicht wohl.“

      „Sie hat es mir erklärt“, sage ich und nicke in Richtung der anderen Kellnerin. „Schwangerschaftsübelkeit?“

      „Mmh. Eigentlich mag ich meinen Job, aber zurzeit bringt mich jeder Teller, den ich servieren will, zum Spucken.“

      „Vielleicht könnte ja jemand anders die Bedienung an den Tischen übernehmen?“

      Sie gießt mir Kaffee ein. „Das wäre eine große Hilfe, aber niemand vom Küchenpersonal will das. Ich glaube, wenn die ersten drei Monate um sind, kommt alles wieder in Ordnung. Jedenfalls hat man mir das so gesagt.“

      Sie kommt mir ziemlich jung vor und ich frage: „Ihr Erstes?“

      „Mmhm.“ Sie sieht nicht allzu glücklich aus. Vielleicht kommt die Übelkeit zurück.

      Ich esse und sie verschwindet erneut. Als sie zurückkommt, höre ich, wie ihre Kollegin ihr mitteilt, dass sie zu einer Elternversammlung in die Schule muss. Sue wird für eine Weile allein zurechtkommen müssen. Es tut mir leid für sie.

      Um mich herum sitzen ein paar Gäste an den Tischen und wollen Kaffee nachgeschenkt bekommen, aber sie ist schon wieder auf dem Weg zur Toilette. „Eine Sekunde“, sagt sie und verschwindet.

      Die Gäste sehen verärgert aus, also stehe ich auf und gehe zur Kaffeemaschine neben der Küche, um die Kanne zu holen. Ich schenke Kaffee nach und die Leute danken mir, als wäre ich hier angestellt. Sue kommt zurück, als ich die Kanne auf die Wärmeplatte stelle.

      „Ich hab den Kaffee nachgeschenkt“, sage ich. „Geht es Ihnen besser?“

      „Ich hoffe. Vielen Dank. Wirklich. Ihr Frühstück geht aufs Haus.“

      „Nein, das kann ich nicht annehmen. Ich hab doch nur Kaffee ausgeschenkt. Ich möchte nur ein Weilchen hier am Computer arbeiten. Wenn es sein muss, bestelle ich auch noch etwas.“

      „Nein, bleiben Sie, so lange Sie wollen“, sagt sie. „Es ist heute zum Glück nicht so viel Betrieb.“

      Ich gehe zurück an meinen Tisch und die nächsten Stunden verbringe ich damit, die Dateien auf dem Stick anzusehen, den Brent mir an dem Tag geschickt hat, als er starb. Ich habe sie natürlich alle schon einmal angeschaut und die meisten bergen keine Geheimnisse mehr. Aber eine ist dabei, auf die ich mir keinen Reim machen kann.

      Die Datei hat den Namen „Candace Price“. Ich öffne sie und finde nichts als die Angabe „Dallas“. Sonst nichts. Warum legt er eine Datei mit diesem Namen an, in der dann nichts steht? Vielleicht wollte er an dem Tag, an dem er ermordet wurde, daran arbeiten? Aber wer ist sie? Was wusste er von ihr?

      Ich gebe „Candace Price Dallas“ in die Suchmaschine ein, überspringe die Personensuchseiten, die nur versuchen, meine Kreditkartennummer herauszukriegen, und habe am Ende drei Candace Prices. Ich sehe mir die Seiten an, finde aber in keinem Fall etwas, das bemerkenswert wäre. Ich kann nicht sagen, welche davon die ist, die Brent interessiert hat.

      Ich will schon fast aufgeben. Vielleicht hat er aus Versehen eine unwichtige Datei auf den Stick gespeichert. Aber Brent war niemand, dem etwas aus Versehen passierte. Nein, er muss einen Grund gehabt haben.

      Ich versuche es mit „Candace Prise Dallas Shreveport“. Wenn Brent eine Frau in Dallas mit den Ereignissen um den Mord an meinem Vater in Verbindung gebracht hat, muss diese Frau eine Verbindung


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