Die Frage bleibt. Freda Meissner-Blau

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Die Frage bleibt - Freda Meissner-Blau


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      Freda Meissner-Blau

      DIE FRAGE BLEIBT

      Freda Meissner-Blau

      Die Frage bleibt

      88 Lehr- und

      Wanderjahre

      Im Gespräch mit Gert Dressel

      Mit 75 Abbildungen

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      Besuchen Sie uns im Internet unter: www.amalthea.at

      © 2014 by Amalthea Signum Verlag, Wien

      Alle Rechte vorbehalten

      Umschlaggestaltung: Elisabeth Pirker, OFFBEAT

      Umschlagfotos: Aleksandra Pawloff

      Herstellung und Satz: VerlagsService Dietmar Schmitz GmbH,

      Heimstetten

      Gesetzt aus der 10,5/14,8 Pt Cambria

      Printed in the EU

      ISBN 978-3-85002-897-4

      eISBN 978-3-902998-08-8

      Meinen Eltern Mimikatz und Ferry,

      meiner Schwester Doris,

      meinen Kindern und Enkelkindern:

      Ted Olivier, Aleksandra, Nicolas Yves,

      Adam, Karina, Maximilian, Lorenz, Ilja

      »Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Schüren der Flamme.«

      Jean Jaurès

      INHALT

       San Francisco, 1947/48

       Prolog

       1Wurzeln

       2Im Elternhaus

       3Gottloses Kind

       4Jugend im Nationalsozialismus

       51945: Flucht und Überleben

       6Den Frieden gewinnen

       7Sehnsucht Kongo

       8How do we tick?

       9Aufbruch in Paris

       10Boden unter die Füße bekommen

       11Mir auf die Spur kommen

       12Geschichten aus der Au

       13Eine Politikerin, die keine ist

       14Weggefährten

       15Übers Alter(n)

       Epilog

       Das letzte (Nach-)Wort

       Christine von Weizsäcker: Laudatio für Freda Meissner-Blau

       Bildnachweis

      SAN FRANCISCO, 1947/48

      Der Professor sah mich prüfend an. Dann fiel sein Blick auf den Zettel, auf den ich einen Vers geschrieben hatte. Und es entfuhr ihm: »Dass Sie noch nicht hinter Gittern gelandet sind, ist höchst erstaunlich!« Ich erschrak bis ins Mark. Meinte er das ernst? Als ich mich verabschiedete, deutete er ein Lächeln an.

      Was bedeutet es, wenn ein renommierter Graphologe be-, ja verurteilt?

      Was hat er in meiner Schrift gesehen? Was weiß er von mir, das ich nicht weiß?!

      Ich begann mir Fragen zu stellen, über woher, wohin, warum. Kann ich überhaupt mein Schicksal selbst bestimmen? Frei denken?

      Dinge, die mir bisher festgefügt und absolut erschienen waren, hatten ihre Selbstverständlichkeit verloren: Sie konnten infrage gestellt werden …

      FMB

      PROLOG

       Gert Dressel: Wir könnten Ihre autobiografischen Rückblicke ganz klassisch beginnen: Geboren 1927 in Dresden, die ersten Jahre Ihres Lebens haben Sie im nordböhmischen Reichenberg verbracht, die weitere Kindheit und Jugend in Linz und Wien und immer so weiter. Das sagt aber noch wenig darüber aus, wer oder was Sie sind. Wenn Sie sich kurz beschreiben müssten, was fällt Ihnen da spontan ein? Wer, was und wie ist Freda Meissner-Blau?

      Freda Meissner-Blau: Ich habe so lange gelebt, Gert, dass ich das gar nicht sagen kann. Ich war in meinen jetzt 87 Lebensjahren dauernd in Veränderung. Mein Leben ist ja geprägt durch Wandel, mit viel Passion für das Leben und für den Gang der Welt, mit vielen Interessen, zu denen immer wieder neue kamen. Wenn ich mich schon definieren muss, dann würde ich mich als ewig Interessierte definieren, als immer Wissen-Wollende.

      Mein hohes Alter bringt es mit sich, dass ich oft gebeten werde, das eine oder andere aus meinem Packerl an Erfahrungen zu erzählen. Erst kürzlich hat mich die durchaus engagierte Barbara Stöckl vom ORF gefragt: »Was waren die markanten Punkte Ihres Lebens?« Ich begann mit dem Februar 1934; vielleicht hat mich das Parlament, wo das Gespräch stattfand, dazu herausgefordert: »Ich erinnere mich, ich war fast sieben Jahre alt, als in Linz und Wien die Heimwehr auf die Arbeiter geschossen hat und ich nicht auf die Straße gehen durfte – striktes Verbot! Und die nächsten Verbote kamen dann im März 1938.« Ich begann zu erzählen, wie ich mit meiner Schwester in Linz auf eine unüberblickbare Menge gestoßen bin, die brüllte: »Wir wollen unseren Führer sehen!« Es war eine überwältigende, erschreckende Stimmung, die ich da erlebte – die aber auch einen eigentümlichen Sog hatte. »Ja, und das war an meinem elften Geburtstag.« Da unterbrach mich die Interviewerin auch schon: Aber ich sei doch bekannt für den Umweltschutz, für den Kampf um Hainburg, als Pionierin der Grünen in Österreich. Ich wurde auf dieses Thema reduziert. »Ja, das waren sicher wichtige Momente«, sagte ich, »aber nicht so wichtig, wie das von außen aussehen mag.« – »Wussten Sie damals, dass Sie österreichische Geschichte geschrieben haben?« – »Nein, überhaupt nicht, ich bin gar nicht auf so eine Idee gekommen. Ich habe das getan, was ich im Moment als


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