Little Women. Vier Schwestern halten zusammen. Louisa May Alcott

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Little Women. Vier Schwestern halten zusammen - Louisa May Alcott


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Mademoiselle.«

      »Das ist meine Schwester Margaret, und das wusstest du schon! Findest du sie hübsch?«

      »Ja, sie erinnert mich an die Mädchen in Deutschland. Sie sieht so schick und dezent aus und tanzt wie eine Dame.«

      Jo strahlte vor Freude über dieses Lob für ihre Schwester und prägte es sich ein, damit sie es Meg später erzählen konnte. Die beiden schauten, kommentierten und plauderten, bis sie das Gefühl hatten, sich schon ewig zu kennen. Lauries Schüchternheit verflog schnell, denn Jos burschikose Art amüsierte ihn und nahm ihm die Befangenheit. Auch Jo war wieder sie selbst und ihr Kleid vergessen, weil niemand sie von oben herab behandelte. Der »junge Laurence« gefiel ihr besser denn je. Sie musterte ihn mehrmals, damit sie ihn ihren Schwestern beschreiben konnte, denn sie hatten keine Brüder und nur wenige Cousins, sodass Jungen für sie praktisch unbekannte Wesen waren.

       Schwarze Locken, braune Haut, große schwarze Augen, eine schöne Nase, gute Zähne, schmale Hände und Füße, größer als ich, sehr höflich für einen Jungen, und sehr, sehr lustig. Ich frage mich, wie alt er ist.

      Sie wollte ihn schon danach fragen, ließ es im letzten Moment aber sein und versuchte es mit ungewöhnlich viel Taktgefühl auf Umwegen herauszufinden.

      »Ich nehme an, du gehst bald aufs College? Ich sehe dich dauernd büffeln, ich meine, lernen.« Jo wurde rot vor Verlegenheit über das peinliche Wort, das ihr herausgerutscht war.

      Laurie lächelte, wirkte aber keineswegs schockiert, sondern antwortete mit einem Schulterzucken. »Das dauert noch ein oder zwei Jahre. Ich gehe erst, wenn ich siebzehn bin.«

      »Du bist erst fünfzehn?«, fragte Jo. Sie musterte den hoch aufgeschossenen Jungen, den sie für älter gehalten hatte.

      »Sechzehn nächsten Monat.«

      »Ich wünschte, ich könnte auch aufs College gehen! Aber du siehst nicht aus, als würdest du dich darauf freuen.«

      »Ich hasse es. Das ist doch nur Schinderei und Geblödel. Außerdem gefällt es mir nicht, wie die Jungen hierzulande miteinander umgehen.«

      »Was gefällt dir dann?«

      »Ich würde gern in Italien leben und mich auf meine Weise vergnügen.«

      Jo hätte sehr gern gefragt, wie seine Weise aussah, aber Lauries gerunzelte Augenbrauen wirkten so bedrohlich, dass sie lieber das Thema wechselte und ihn etwas anderes fragte, während sie im Takt mit dem Fuß wippte: »Das ist eine wunderbare Polka! Willst du es nicht doch einmal mit dem Tanzen versuchen?«

      »Nur, wenn du mitkommst«, erwiderte er mit einer galanten kleinen Verbeugung.

      »Oh, nein! Ich kann nicht. Ich hab es Meg versprochen, weil …« Jo brach ab und schien nicht recht zu wissen, ob sie weiterreden oder lieber lachen sollte.

      »Weil was?«, fragte Laurie neugierig.

      »Verrätst du es auch niemandem?«

      »Nie im Leben!«

      »Na ja, ich habe die Angewohnheit, mich zu nahe ans Feuer zu stellen und mir dabei die Kleider zu versengen. So ist es mir auch mit diesem hier ergangen, und obwohl es schön geflickt wurde, sieht man es. Also hat Meg mir befohlen, mich nicht vom Fleck zu rühren, damit es niemand entdeckt. Lach ruhig, wenn du willst. Ich weiß, dass es komisch ist.«

      Aber Laurie lachte nicht. Er sah lediglich einen Moment zu Boden, und seine Miene verwirrte Jo, als er mit sanfter Stimme sagte: »Mach dir nichts draus. Ich sag dir, was wir tun können: Draußen gibt es einen langen Korridor, dort lässt es sich wunderbar tanzen, und niemand wird uns sehen. Was hältst du davon?«

      Jo dankte ihm und ging frohen Herzens mit. Sie wünschte nur, sie hätte zwei ebenso saubere Handschuhe wie die hübschen perlmuttfarbenen, die ihr Partner trug. Der Korridor war leer, und sie tanzten eine großartige Polka. Laurie war ein guter Tänzer und brachte ihr den Kotillon bei, der Jo begeisterte, weil er voller Schwung und Elan war. Als die Musik endete, setzten sie sich zum Verschnaufen auf die Treppenstufen, und Laurie erzählte gerade von einem Studentenfest in Heidelberg, als Meg auftauchte, die ihre Schwester suchte. Sie winkte, und Jo folgte ihr widerstrebend in ein Zimmer, wo Meg sich auf ein Sofa setzte, ihren Fuß umklammerte und recht blass aussah.

      »Mein Knöchel ist verstaucht. Ich bin mit dem blöden hohen Absatz umgeknickt und habe mir den Fuß verdreht. Es tut so weh, dass ich kaum stehen kann. Keine Ahnung, wie wir nach Hause kommen sollen«, sagte sie, während sie sich vor Schmerzen vor und zurück wiegte.

      »Ich wusste, dass du dir mit diesen albernen Schuhen wehtun würdest. So was Blödes! Aber ich weiß nicht, was du tun kannst, außer eine Kutsche zu nehmen oder die ganze Nacht hierzubleiben«, sagte Jo, die dabei den armen Fußknöchel massierte.

      »Eine Kutsche würde schrecklich viel Geld kosten. Außerdem kann ich gar keine holen. Die meisten Leute sind mit ihrer eigenen da, und bis zur Station ist es schrecklich weit und es ist niemand da, den ich losschicken könnte.«

      »Ich werde gehen.«

      »Auf keinen Fall! Es ist nach neun und stockdunkel. Aber hierbleiben kann ich nicht, denn das Haus ist voll. Sallie hat ein paar Mädchen zu Besuch. Ich werde mich hier ausruhen, bis Hannah kommt, und dann mein Bestes versuchen.«

      »Ich frage Laurie; er wird gehen«, sagte Jo, die erleichtert aussah, als ihr der Gedanke kam.

      »Um Himmels willen, nein! Du darfst es niemandem erzählen. Hol meine Überschuhe und pack die hier zu unseren Sachen. Tanzen kann ich ohnehin nicht mehr. Sobald das Abendessen vorüber ist, hältst du nach Hannah Ausschau und sagst mir Bescheid, wenn sie da ist.«

      »Sie gehen gerade zum Essen. Ich bleibe bei dir; das ist mir lieber.«

      »Nein, Liebes, geh hin und bring mir einen Kaffee. Ich bin so müde, dass ich mich nicht mehr rühren kann.«

      Also lehnte Meg sich zurück, die Überschuhe gut versteckt, und Jo stolperte zum Speisesaal, den sie allerdings erst fand, nachdem sie in einen Porzellanschrank gelaufen war und die Tür eines Zimmerchens geöffnet hatte, in dem der alte Mr. Gardiner gerade heimlich eine kleine Erfrischung zu sich nahm. Schließlich stürzte sie zum Buffet und ergatterte einen Kaffee, den sie jedoch augenblicklich verschüttete, sodass ihr Kleid von vorn nun genauso übel aussah wie von hinten.

      »Oje, was bin ich für ein Trampel!«, rief Jo und ruinierte gleich noch Megs Handschuh, als sie damit an ihrem Kleid herumrieb.

      »Kann ich dir helfen?«, fragte da eine freundliche Stimme. Es war Laurie, mit einer vollen Kaffeetasse in der einen Hand und einem Teller Eiscreme in der anderen.

      »Ich wollte etwas holen für Meg, die sehr müde ist, aber jemand hat mich geschubst, und jetzt stehe ich schön da«, erwiderte Jo, die unglücklich zwischen ihrem schmutzigen Kleid und dem kaffeefarbenen Handschuh hin und her sah.

      »So ein Pech! Ich wollte gerade jemanden suchen, dem ich das hier anbieten kann. Darf ich es deiner Schwester bringen?«

      »O ja, danke! Ich zeige dir, wo sie ist. Ich will es lieber nicht selbst tragen, sonst passiert mir gleich das nächste Missgeschick.«

      Jo ging voran, und als sei er es gewohnt, junge Damen zu bedienen, zog Laurie ein kleines Tischchen heran, holte noch eine Portion Kaffee und Eis für Jo und war so bemüht, dass selbst die kritische Meg ihn als einen »netten Jungen« bezeichnete. Sie vergnügten sich mit Knallbonbons und den Sinnsprüchen, die sie enthielten, und spielten mit zwei oder drei anderen jungen Leuten, die hereinspaziert waren, gerade ein Rechenquiz, als Hannah erschien. Meg vergaß ihren Fuß und stand so hastig auf, dass sie sich mit einem Schmerzenslaut an Jo festhalten musste.

      »Pst! Sag nichts«, flüsterte sie, ehe sie laut hinzufügte: »Es ist nichts. Ich habe mir nur ein bisschen den Fuß verdreht. Mehr nicht.« Damit humpelte sie zur Garderobe, um sich anzuziehen.

      Hannah schimpfte, Meg weinte, und Jo wusste auch nicht weiter, bis sie beschloss, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Sie schlüpfte aus dem Zimmer,


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