BAT Boy 2. C. A. Raaven

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BAT Boy 2 - C. A. Raaven


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fernzusteuern.

      Und das taten sie dann auch. Trotz allen Respekts, den Lucas vor der brachialen Gewalt des Motorrads hatte, übte er fleißig mit Kupplung und Gas, bis er nicht mehr abwechselnd den Motor zum Aufbrüllen brachte, oder ihn abwürgte. Ein Blick auf seine Uhr beruhigte ihn insofern, als dass dieser Crashkurs bisher nur ungefähr eine halbe Stunde gedauert hatte. Wenn alles weiter so glatt lief, war noch genug Zeit, um die restlichen Dinge zu erledigen, die sie schaffen wollten.

      Eine Weile später dachte Neumann: Okay. Das Wichtigste hast du einigermaßen drauf. Jetzt können wir da vorne vorsichtig auf die Straße rollen, damit du das Hochschalten und Bremsen angehen kannst.

      Bist du sicher?, fragte Lucas, dem sofort angsterfüllte Schauer über Rücken und Arme liefen.

       Du kannst mir ruhig glauben. Ich merke schon, wenn jemand mein Baby richtig oder falsch behandelt. Und du hast ein gutes Händchen. Außerdem bin ich ja noch da, um dir beim Fahren Tipps zu geben.

      Also fuhr Lucas vorsichtig über den Bürgersteig und von dort auf die kleine Nebenstraße, die bis auf ein paar geparkte Autos völlig verlassen war. Nachdem auch die nächsten Übungen zur Zufriedenheit seines Lehrers verlaufen waren, machten sie sich auf den Weg nach Friedrichshain. Lucas konzentrierte sich darauf, Gas, Kupplung und Bremse richtig zu bedienen. Ansonsten ließ er sich von Neumanns Anweisungen leiten. Es dauerte nicht lange, bis er in der Lage war, die Fahrt zu genießen, aber da kamen sie auch schon in der Straße an, in der die BAT zu finden war.

       Gut. Jetzt lass die Maschine mal lieber ein Stückchen weiter weg stehen. Ich will nicht, dass sie jemand erkennt.

      Lucas machte ein enttäuschtes Gesicht, dass sein Mentor freilich nicht sehen konnte. Gleichwohl ergänzte dieser: Ich kann ja verstehen, dass es dir Spaß macht, jetzt wo du den Bogen einigermaßen raus hast, aber um die paar Meter geht’s doch nun wirklich nicht. Außerdem kannst du ja gleich wieder rauf auf den Hobel, wenn wir hier fertig sind.

      Hast ja recht. Lucas hätte dabei geseufzt, wenn das in Gedanken möglich gewesen wäre.

      Er lenkte das Motorrad vorsichtig an den Straßenrand und stellte es ab. Lucas ging auf die andere Straßenseite und lief dort noch ein wenig weiter. Dann war er an der Stelle angekommen, wo er erneut die Straße überqueren musste, um den Durchgang zum Hof zu erreichen, in dem sich der Eingang zur BAT befand. Verlassen und irgendwie unwirklich kam ihm dieser Hof vor, jetzt, wo keine Menschenseele hier war. Aber genau das war der Grund, warum sie vor der eigentlichen Öffnungszeit hergekommen waren. Auf diese Art und Weise würde die Wahrscheinlichkeit, jemanden zu treffen, der nichts vom derzeitigen Gesundheitszustand Neumanns erfahren sollte, sehr gering sein. Lucas hielt auf den Eingang zu, über dem das Schild mit der Graffiti-Schrift vermeldete, dass sich hier der BAT-Club befände. Jedoch wurde er von dem Mann in seinem Innern gebremst.

       Lass uns mal lieber durch den Seiteneingang gehen. Wenn wir vorne reingehen, müssen wir durch die Tür mit dem Retina-Scanner. Die registriert dann, dass du hier warst.

      Oh, machte Lucas im Geist. Dabei musste er unwillkürlich grinsen. Wie schnell es einem doch in Fleisch und Blut überging, sich nur noch innerlich zu unterhalten, sodass er sogar ein so einfaches Geräusch nicht mehr laut äußerte.

      Am seitlichen Eingang angekommen, kramte Lucas im Rucksack nach Neumanns Schlüsselbund. Dann schloss er die kleine unscheinbare Tür auf, die einen direkten Zugang ins Herz der Akademie ermöglichte. Am Fuß der Treppe, die er zuletzt hinuntersteigen musste, wandte er sich nach rechts und ging am Kollegiumsraum vorbei direkt zur Bibliothek. Dort hielt sich Lucas ebenfalls nicht lange auf, da er wusste, wonach er suchte. Das kleine Büchlein, aus dem er schon so viele wichtige Informationen entnommen hatte, stand immer noch genau dort, wo er es das letzte Mal hingestellt hatte. Lucas schnappte sich den dünnen Band und steckte ihn in den Rucksack.

      Brauchen wir sonst noch was?, fragte er Neumann.

       Hmm, glaub‘ nicht. Ich denke, wir sollten jetzt erst mal schnellstmöglich zu mir fahren und schauen, ob wir mein Problem gelöst bekommen. Wenn nicht, dann müssen wir zur Not nochmal her.

      Lucas warf im Gehen einen Blick auf seine Uhr. Das könnte knapp werden, falls sie tatsächlich noch einmal hierher mussten. Aber darüber könnten sie sich ja immer noch Gedanken machen, wenn …

      »Allo, ähm Lucas. Was machste du denn ier?«, erklang hinter ihm plötzlich eine Stimme.

      Er fuhr herum und hob – obwohl er die Stimme eigentlich erkannt hatte – abwehrend die Hände. In diesem Moment bemerkte Lucas, dass er in der Linken immer noch seinen Motorradhelm hielt. Schnell ließ er sie wieder sinken.

      »Herr Bragulia«, brachte er mit belegter Stimme hervor. In ihm wütete ein Chaos aus eigenen Gedanken und denen von Neumann, das es ihm unmöglich machte, mehr zu äußern.

      »Si, si«, erwiderte Vincente di Bragulia, der Leiter der Akademie. Er blickte ihn freundlich, aber auch neugierig an. »Willste du schon übe für die neue Kurse? Und wie war deine Silvester?«

      Inzwischen hatten sich die Gedanken in Lucas‘ Kopf wieder so weit beruhigt, dass er in der Lage war, zu antworten.

      »Ach, wissen Sie, ein neues Jahr ist doch irgendwie wie das andere. Ich kann mir gar nicht vorstellen, warum die um dieses Millennium so einen Rummel gemacht haben.« Da ihm in diesem Moment eine Idee gekommen war, ergänzte er: »Und nein, ich bin nicht zum Üben hier. Herr Neumann hatte mich im letzten Jahr gebeten, ihm seinen zweiten Helm mitzubringen, den er mir mal geborgt hatte.«

      Dabei hob er erneut die linke Hand.

      »Ah, si, verstehe. Biste du verabredet mit Balthasar?«

      »Öhm, nee. Ich wollte den Helm bloß hier lassen, damit ich ihn nicht wieder vergesse. Dann hatte ich noch spontan die Idee, mir vielleicht was zum Lesen mitzunehmen.«

      Er machte eine vage Geste in Richtung der Bücherregale. Bragulia nickte.

      »Iste immer gutt, von seine Wurzeln zu wisse. Na dann lass diech nicht aufhalte.«

      Lucas hob die Hand zum Gruß und machte sich auf in die Richtung, aus der er vorhin gekommen war, als ihn Neumanns Stimme in seinem Kopf zusammenzucken ließ.

       Stop!

      Fast hätte Lucas laut nach dem Grund gefragt. Aber er konnte sich gerade noch beherrschen.

      Was ist denn?, fragte er nun in Gedanken.

       Du hast Vincente gerade erzählt, dass du mir den Helm hier lassen willst. Außerdem kommst du normalerweise nicht durch den Nebeneingang rein oder raus, nicht wahr?

       Aber ich wollte doch bloß erklären, warum …

       Ist ja auch in Ordnung. Gut, dass du so schnell reagiert hast. Aber jetzt sieh zu, dass du in den Kollegiumsraum gehst. Da müssen wir dann halt nen Moment warten, bis er weg ist, bevor wir wieder abhauen können.

      So unauffällig wie möglich drehte Lucas sich in Richtung der Tür zu seiner Rechten und kramte dabei in seinem Rucksack herum. Er befürchtete, dass sein Verhalten von außen betrachtet zumindest seltsam ausgesehen haben musste. Daher versuchte er, durch das ausgiebige Herumkramen eine scheinbare Erklärung für sein Straucheln zu liefern.

      »Brauchste du eine …«, kam es auch prompt von Bragulia.

      »Nee danke, hab schon«, rief Lucas. Er zückte die Zugangskarte, die er schon die ganze Zeit in der Hand gehabt hatte. Dann zog er sie schnell durch den Leseschlitz und betrat den dahinter liegenden Raum – darum bemüht, nicht allzu hastig zu wirken. Drinnen angekommen schloss Lucas schnell die Tür und lehnte sich dagegen. Verdammt. Es war gar nicht so einfach, in jeder der Personen, die für ihn innerhalb des letzten halben Jahres zu Vertrauten, ja fast sogar zu Freunden, geworden waren, nun potentielle Verschwörer sehen zu müssen. Er brauchte unbedingt einen Plan, wie er mit alledem umgehen sollte. Die Idee, eine Art Geheimagent zu werden, die ihm gestern noch ziemlich cool vorgekommen war, stellte sich in der Praxis


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