BAT Boy 2. C. A. Raaven
Читать онлайн книгу.ich es auf. Auf dem Display innen ist ein Bild von nem Sarg mit der Aufschrift ‘Blood Pride‘. Dann geh ich dran, und ein Typ fragt Plague, warum irgendwas nicht geklappt hat.
Mit einem Mal war Stille in Lucas‘ Kopf. Er konnte Neumann zwar nicht sehen, aber er wusste, dass dieser noch da war. Und er wusste, dass sich, wenn er ihm in diesem Moment in Fleisch und Blut gegenüberstehen würde, ein breites Lächeln auf dessen Gesicht zeigen würde.
Geil!, war das Erste, was Neumann dann wieder dachte. Du weißt ja gar nicht, wie groß der Dienst ist, den du uns allen in dieser Nacht erwiesen hast. Nicht nur, dass du dieses Tier in die ewigen Jagdgründe geschickt hast. Du hast uns auch noch einen Zugang zu seiner Horde von Freaks besorgt. Zeig mal her. Wo ist denn dieses Handy?
Hier in deinem Rucksack. Lucas griff danach und hob ihn hoch.
Ah, gut. Das ist übrigens der einzige Fehler, den du gemacht hast.
Äh, was?
Das ist Plagues Rucksack, nicht meiner. Anstatt dass er das Handy in meinen Rucksack gepackt hat, habe ich meine Sachen bei ihm verstaut. Ich wollte die beiden Rucksäcke dann irgendwie vertauschen, um an sein Zeug zu kommen. Das habe ich dann zwar nicht mehr geschafft, aber zum Glück hast du den richtigen gegriffen.
Zur Antwort erhielt Neumann nur Schweigen.
Ähm, Lucas?, fragte er nach einer Weile, bekam aber immer noch keine Antwort.
Langsam, aber sicher war der Ältere ernsthaft beunruhigt, fügte sich jedoch notgedrungen in sein momentanes Schicksal. Ohne Körper mit Augen und Händen, die er dazu hätte benutzen können, um Lucas‘ Zustand zu erkunden, blieb ihm nichts anderes übrig, als darauf zu warten, dass dieser sein Schweigen brach.
Der erste Laut, der schließlich über Lucas‘ Lippen kam, war ein Schluchzen.
Junge, alles okay? Was ist mit dir?
Nach einem weiteren Moment erklangen Lucas‘ Gedanken: Alles in Ordnung Ray. Das ist es ja gerade. Es ist wirklich alles in Ordnung. Plague ist weg, Ines ist wieder wach und auch die Bombe hat keinen großen Schaden angerichtet. Mir ist gerade klar geworden, dass die Trauer, die mich seit den Ereignissen auf der Siegessäule von innen zerfressen hat, jeglicher Grundlage entbehrt. Sie hing nur mit der Vermutung zusammen, dass du tot wärst.
Er stieß einen tiefen Seufzer aus, der in ein übermütiges Gelächter überging. Neumann konnte nicht anders, als in Gedanken mitzulachen.
Wow, Wahnsinn, dachte Lucas, als sein Lachanfall geendet hatte. Ich fühl mich plötzlich, als könnte ich Bäume ausreißen. Jetzt können wir einfach so weitermachen, als ob zu Silvester nichts passiert wäre. Ich muss gleich nach unten und meinen Eltern sagen, dass ich morgen doch in die Schule kann.
Er sprang auf und lief in Richtung Tür.
Stop!, erklang da Neumanns Stimme in seinem Kopf.
Konsterniert blieb Lucas mit einem noch halb erhobenen Fuß stehen.
Was ist denn?
Na überleg mal. Was willst du denen denn erzählen? Dass du dich gerade in deinem Kopf mit dem Neumann unterhalten hast, von dem alle glauben, dass er tot sei? Auf die Art und Weise bekommst du bestimmt noch mehr als einen Tag Pause, und zwar in einer Einrichtung mit gepolsterten Wänden. Außerdem würde ich es ehrlich gesagt bevorzugen, offiziell als tot zu gelten. Das kann mir bei der Infiltrierung von ‘Blood Pride‘ einen Vorteil verschaffen.
Okay, aber wie wollen wir das machen?
Ganz einfach, indem wir nichts machen. Wenn ich nicht in der Schule erscheine, dann werden früher oder später Nachforschungen angestellt. Die werden ergeben, dass ich spurlos verschwunden bin.
Aber verschwunden heißt doch nicht tot, wandte Lucas ein.
Das ist mir, was Schule und BAT angeht, ziemlich egal.
In der BAT auch?, platzte Lucas enttäuscht heraus, da ihm klar wurde, dass so alles anders werden würde. Wer würde dann aber die Kurse geben? Und an wen sollte er sich wenden, wenn er Probleme hätte?
Hey, natürlich in der BAT. Gerade dort. Ich bin immer noch nicht durchgestiegen, wie die Leute da so ticken. Und jetzt überleg mal. Da du ja weiterhin dort bist, kannst du Augen und Ohren offen halten und mir berichten, wenn da was Seltsames vor sich geht.
Du meinst wohl, ich soll eine Art …
Agent für mich sein.
Cool … aber was ist, wenn ich Fragen habe? Und die Kurse – besonders Sport. Die brauchen dich doch. Ich brauche dich doch.
Ist doch kein Problem. Ich bin da für dich. Du kannst jederzeit bei mir auflaufen. Wenn du ne Frage hast, die sich nicht durch die Bibliothek klären lässt, dann stehe ich dir zur Seite – obwohl ich ja auch nicht allwissend bin. Und was Sport angeht; du hast ja gesehen, dass ich ne ganze Menge Platz habe. Da kannst du dich austoben, und ich kann dir noch das eine oder andere beibringen.
Aber wenn die dich doch suchen kommen, dann kannst du da nicht wieder hin.
Oh, keine Sorge. Die Adresse kennt keiner. Offiziell wohne ich in nem Ein-Zimmer-Wohnklo in Köpenick.
Lucas ließ sich das Gesagte durch den Kopf gehen und nickte dann. Als ihm bewusst wurde, dass Neumann es ja nicht sehen konnte, ergänzte er: Alles klar. Und was machen wir jetzt?
Ich schlage vor, wir … ähm du gehst jetzt schlafen.
Zuerst wollte Lucas protestieren, aber da bemerkte er, wie müde er war und so stimmte er zu. Er stand auf und ging ins Bad. Schon während des Zähneputzens fielen ihm die Augen zu. Den Weg zurück in sein Zimmer bewältigte er nur noch im Halbschlaf, der ihn bereits in dem Moment vollends übermannte, als sein Kopf das Kissen berührte.
as erste, was Lucas wieder wahrnahm, war ein seltsames Geräusch. Er öffnete ganz leicht ein Auge und linste zu seinem Radiowecker hinüber. Dabei stellte er fest, dass es bereits nach zehn Uhr war, und dass das Radio gar nicht lief. Aber warum hörte er dann Gesang? Als die Erkenntnis ihn traf, war er schlagartig hellwach.
Ray, bist du das?, horchte er vorsichtig in sich hinein – immer noch halb befürchtend, dass er den Verlauf des gestrigen Tages nur geträumt hatte.
Ah, du bist wach, kam es prompt zurück. Prima. Mir ist langsam die Beschäftigung ausgegangen.
Oh, bist du etwa schon früh aufgewacht?
Na ja, wie man’s nimmt. Ich habe gar nicht geschlafen.
Was? Oh, sorry, das wollte ich nicht.
Du konntest ja nicht wissen, dass das nicht einfach so klappt. Aber es war auch gar nicht schlimm. Ich war nicht müde und bin’s jetzt auch nicht. Außerdem hatte ich so Zeit, um mir Gedanken über das zu machen, was ab jetzt passieren kann und sollte.
Erleichtert stieß Lucas die Luft aus, die er vor Schreck angehalten hatte. Dann fragte er: Und was genau soll jetzt passieren?
He, nun mal langsam, kam es von Neumann zurück. Du bist doch gerade erst wach geworden.
Ja stimmt, aber ich habe sowas von tief geschlafen und fühle mich so gut wie lange nicht mehr. Die Tatsache, dass du noch da bist, hat mich wahrscheinlich davor bewahrt, vor Trübsinn einzugehen.