Die Gejagte. Grace Goodwin

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Die Gejagte - Grace Goodwin


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wahren wollte. Dieser blaue Mistkerl wollte mich brechen und ich musste diesen Kampf gewinnen.

      Also atmete ich tief durch, verlangsamte meinen Puls und stellte mir vor, wie mein narbenübersäter Kumpel Zee und seine neue Partnerin auf Everis ein friedliches, erfülltes Dasein lebten. Wenn Zee Glück hatte, dann würden zwei oder drei Knirpse um ihn herumtollen und seine hübsche Erdenfrau Helen würde sich Nacht für Nacht seinen Berührungen hingeben.

      Ich hatte auf eine eigene Partnerin für mich gehofft; eine liebliche, unterwürfige Frau, die eine starke Hand brauchte, um ihr sowohl Trost zu spenden als auch Vergnügen zu bereiten. Ich war sogar zum Programm für interstellare Bräute gegangen und hatte ihren Auswahltest mitgemacht, ihre Protokolle durchlaufen. Das war jetzt Jahre her. Keine Braut war eingetroffen, um mein Leben zu teilen, keine Frau war mir zugeordnet worden. Vielleicht war ich zu kaputt. Innerlich zu ramponiert. Zu zornig. Ich wusste, dass ich nicht mehr hundertprozentig fit war und dennoch hatte ich die Hoffnung nicht aufgegeben. Als ich aber in den vergangenen Tagen in die kalten, schwarzen Raubtieraugen des Nexus’ gestarrt hatte, hatte ich die Hoffnung auf eine Partnerin schließlich begraben. Ich brauchte keine Hoffnung, jedenfalls nicht hier. Was ich brauchte, war Stärke. Entschlossenheit. Willenskraft.

      Der Nexus würde mich nicht bezwingen. Er würde mich vielleicht töten, aber er würde mich nicht brechen.

       Niobe, Testzentrum für interstellare Bräute, die Kolonie

      Kira kam zu mir herüber und umarmte mich völlig überraschend, worauf ich verkrampfte. “Doch, das tust du,” sprach sie. Wir mochten zwar in der Akademie und auf Geheimmissionen gearbeitet haben, aber das bedeutete nicht, dass ich von ihr geknuddelt werden wollte. “Es ist vorbei. Wie eine Impfung beim Kinderarzt. Die Vorstellung war schlimmer als der eigentliche Pieks. War der Test nicht klasse?”

      Sie konnte es einfach nicht lassen, denn auf die Frage folgte ein unmissverständliches Zwinkern.

      “Du weißt genau, was ich von Männern halte. Ich bin sechsunddreißig und bis jetzt sehr gut ohne klargekommen, also hört es sich jetzt irgendwie albern an.”

      “Und doch hast du dich aus freien Stücken auf den Stuhl gesetzt. Wir haben dich zu nichts gezwungen,” sprach Rachel schließlich.

      Sie lag richtig. Und dafür hasste ich sie auch. Ich seufzte. In der Akademie waren jetzt Ferien, aber ich hatte keine Familie, die ich besuchen konnte. Obwohl ich halb Everianerin war und vor meiner Karriere bei der Koalition zwei Jahre auf dem Planeten gelebt hatte, fühlte ich mich dort nicht heimisch. Ich würde niemals auf einem der äußeren Planeten mal eben Urlaub machen und ich wäre auch nicht zur Kolonie gekommen, hätte Kira mich nicht eingeladen. Es war nicht ihre erste Einladung und bis jetzt hatte ich immer abgewiegelt—nicht, weil ich sie nicht gern hatte, sondern weil es mir widerstrebte, meinen Job liegenzulassen—und jetzt hatte ich nachgegeben und war in diesem dämlichen Teststuhl gelandet. Ich war nicht betrunken, dank meiner russischen Gene mütterlicherseits und meiner Vorliebe für Vodka konnte ich den größten Atlanen unter den Tisch saufen.

      Was mir nicht sonderlich in den Genen lag, war der Kinderwunsch. Eine Familie. Alles, was ein Partner von einer Braut erwarten würde. Ich hatte zwar einen Uterus, aber der stand fürs Fortpflanzungsbusiness nicht zur Verfügung. Keine Chance.

      “Ich weiß,” entgegnete ich und strich mit den Händen über meine Uniform, um imaginäre Knitterfalten zu glätten. Sie hatten mich zwar nicht gezwungen den Test zu durchlaufen, aber ich hatte ihn ohne jeden Enthusiasmus hinter mich gebracht. Was sollte dabei schon für mich herausspringen? Ich war halb Mensch, halb Everianerin. Auf der Erde hatte ich als Kind nie wirklich dazugehört und auf Everis war ich die Erdentussi. Ich war ungewöhnlich, anders. Ich hasste es, aus der Rolle zu fallen oder die Kontrolle zu verlieren und jetzt gerade fühlte ich mich so zerzaust, schwitzig und durcheinander als hätte ich gerade Sex gehabt. Hatte ich aber nicht. Gott, wer war dieses Pärchen, von dem ich geträumt hatte? Die hatten aber eine Beziehung. Die Verbindung war intensiv gewesen, unglaublich. Aber die Art und Weise, mit der die Frau sich ihrem Partner unterworfen hatte? Nee, bei mir würde das nicht klappen. Ich war eine Vizeadmiralin und für die gesamte Koalitionsakademie verantwortlich. Ich brauchte keinen Mann, um mich herumkommandieren zu lassen.

      Einen schönen dicken Schwanz könnte ich allerdings schon gebrauchen. Damit würde er mich bestimmt bei der Stange halten, besonders wenn er ihn mir genauso verabreichen würde wie dieser Typ aus dem Traum. Gott, ja. Aber ein Schwanz ohne Mann war nur ein Dildo und davon hatte ich schon mehr als genug zu Hause.

      “Du bist nicht verpflichtet Kinder in die Welt zu setzen,” rief Kira mir in Erinnerung, als ob sie Gedanken lesen konnte. Oder sie hatte mein andauerndes Gemotze gehört, warum ich keine Braut werden sollte, nachdem Rachel und sie mit dem Vorschlag aufgekommen waren.

      “Ihr habt Kinder,” konterte ich und blickte zwischen den beiden hin und her. Ich hatte nicht viele Freunde, denn in der Akademie musste ich zu den Studenten und den meisten Angestellten eine gewisse Distanz wahren. Ich war schließlich der Boss und konnte nicht einfach einen auf Kumpel machen.

      Die Mädels hatten mich während meines Besuches unter ihre Fittiche genommen, auch wenn ich nicht allzu begeistert darüber gewesen war. Sie wussten, dass ich leicht reizbar und oftmals nervig war, weil ich alles immer nur schwarz-weiß sah—nicht buchstäblich, aber im übertragenen Sinne. Aber sie stammten von der Erde und es tat gut über Erdendinge zu schwatzen. Wie Haartrockner oder echte Eiscreme. Kühe gab es nämlich nur auf der Erde. Ich hatte mich nicht ganz so … anders gefühlt.

      Irgendwie hatten sie mich die ganze Zeit auf mein Singledasein festgenagelt. Ich war ganze sechs Beförderungen drüber, um getestet und verpartnert zu werden. Ich war eine alte Jungfer und das war völlig in Ordnung so.

      “Wir sind nicht wie du,” erwiderte Kira. “Wir wollten Kinder.”

      Autsch.

      “Dr. Surnen, erklären Sie der Vizeadmiralin, dass sie nicht verpflichtet ist, ihrem Partner Alienbabys zu gebären,” verlangte Kira.

      Der Doktor, der sich darauf auf einen geräderten Stuhl setzte, blickte in meine Richtung: “Das muss ich der Vizeadmiralin nicht noch einmal erklären. Ich werde nicht ihre Intelligenz infrage stellen.”

      Kluger Prillone.

      Ich lächelte und nickte ihm zu.

      “Na schön,” murrte Kira. “Dann werde ich es dir nochmal verklickern. Du bist clever, aber was diese Sache angeht, liegst du daneben. Der Test wählt deinen perfekten Partner aus. Was bedeutet, der Test weiß genau, wenn du keine Babys willst. Er wird dich nicht mit einem Typen verpartnern, der sich zwölf Kinder wünscht. Es ist dein perfektes Match.”

      Ich blickte zum Doktor und er nickte.

      “Ja, aber so ein Match ergibt sich nicht von jetzt auf gleich,” erwiderte ich und ging Richtung Tür. “Ich werde zur Akademie zurückkehren und abwarten. Wie ich gehört habe, warten einige Krieger hier seit Jahren.”

      Der Doktor räusperte sich und wir alle blickten in seine Richtung. “Tut mir leid Sie zu enttäuschen, Vizeadmiralin, aber Sie haben ein Match.”

      Mir klappte die Kinnlade runter. Das Herz rutschte mir in die Hose. “Was?”

      Kira und Rachel fingen an zu kichern und klatschten sich wie Cheerleader auf einer Wahlkampfparty in die Hände. Warum war ich mit ihnen befreundet?

      “Sie haben ein Match.”

      “Ich habe Sie bereits beim ersten Mal gehört,” fauchte ich den Doktor an. “Was soll das heißen?”

      “Es bedeutet Sie wurden Everis zugeordnet. Einem Elitejäger.”

      “Natürlich wurdest du Everis zugeordnet,” rief Kira. “Macht Sinn, immerhin bist du halb Everianerin und du hast eine Markierung.”

      Ich drehte meine Hand um und starrte auf das Zeichen in meiner Handfläche.


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