Trinity. Grace Goodwin
Читать онлайн книгу.“Tut mir leid.” Ich war schon immer die Diplomatin unter uns, aber ich musste es sagen. Wie furchtbar. Zwei Partner zu verlieren musste vernichtend gewesen sein.
Sie lächelte resigniert. “Das war vor langer Zeit. Und jetzt müssen Sie sich beeilen.”
“Oh ja, eine Aleranische Prinzessin, versteckt auf der Erde und bereit den Thron für sich zu beanspruchen,” kommentierte Faith. Sie hatte bemerkt, wie die Aufseherin das Thema wechselte, weil sie weder Mitleid noch Erinnerungen an ihre toten Partner heraufbeschwören wollte. “Trin, dein Leben ist wie eine Liebeskomödie.”
“Außer, dass Mutter entführt wurde und ich meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle habe,” konterte ich. “Eher ein Fantasy-Epos.” Ich dachte daran, wie mir das Blut in den Adern gefroren war, als wir uns das Überwachungsvideo angeschaut und ihren wütenden Schrei gehört hatten, kurz bevor sie auf sie gefeuert hatten und mir drehte sich der Magen um. Wie sie auf dem Küchenboden zusammengebrochen war. Wie sie wie eine nasse Spaghettinudel zusammengesackt war.
Auf dem Weg nach unten war sie mit dem Kopf gegen den Tresen geknallt. Und ich wusste nicht, ob es ein perverser Auswuchs der Gluthitze war oder nur mein angeborener Zorn, aber irgendjemand würde dafür bezahlen. Ich war normalerweise nicht gewalttätig, aber es gab Ausnahmen. Und diese Aleranische Hitze war nicht nur unangenehm, sie brachte mich regelrecht zur Weißglut. Ich war gezwungen zu ficken oder ich würde verrückt werden?
Was für schrägen biologischen Gegebenheiten unterlagen diese dämlichen Aliens bloß?
“Prime Nial wird Sie nicht persönlich empfangen, er ist auf Prillon Prime, drei Sektoren von Alera entfernt, aber er wird Ihnen ein Schutzkontingent zur Verfügung stellen und Ihren Aleranischen Mann für alle Gelegenheiten entsenden, um Sie zu begrüßen.”
“Es ist hart über diese Sache mit der Glut nachzudenken, wenn meine Mutter vermisst wird,” erklärte ich. Ich rieb über meine Jeans und bemerkte, dass ich mir morgens wahllos etwas übergezogen hatte und mir nicht einmal die Haare gekämmt hatte, als wir überstürzt zum Bräutezentrum geeilt waren. Auf keinen Fall würde dieser Mann mich ins Bett bekommen wollen, wenn ich so ungepflegt aussah. Ich zupfte ein meinem T-Shirt und stellte fest, dass es verkehrt herum war. Verflucht.
“Deine Gluthitze hat vor ein paar Wochen begonnen. Es hätte dich so oder so überkommen, mit oder ohne Mutter,” sprach Destiny. “Überleg doch, wärest du auf Alera gewesen, dann hätte dieses Hitze-Ding nicht auf sich warten lassen, bis du siebenundzwanzig bist.” Sie wedelte mit der Hand herum, als sie das Hitze-Ding erwähnte. Natürlich war es für sie ein Leichtes, die Sache zu verharmlosen, schließlich war sie noch nicht von ihrer Gluthitze überkommen worden. Auf sie wartete kein Wildfremder, um ihr das Hirn rauszuvögeln und so zu verhindern, dass sie verrückt wurde. “Ich meine, wenn es bei dir mit zweiundzwanzig losgegangen wäre, so wie Mutter immer gesagt hatte, dann hättest du niemals mit Aiden Dugen geschlafen.”
Aiden Dugen. Ich musste lachen. Im Nachhinein war man immer schlauer. Meinen College-Freund hätte ich mir sicher sparen können. Was seinen Schwanz anging, so wäre er niemals als heißer Alien-Schmacko durchgegangen. Zum Teufel, nichts aber auch gar nichts an ihm war schmackhaft.
“Oh ja. Aber der große Atlane am Eingang ist bestimmt behängt wie ein Hengst,” verlautete Faith und fächelte sich Luft zu. “Wenn ich gewusst hätte, dass Aliens dermaßen heiß sind, dann hätte ich mich vielleicht freiwillig als interstellare Braut gemeldet.”
“Wenn wir auf Alera bleiben, dann wirst du irgendwann einen Alien heiraten,” sagte Destiny. “Ich denke, das zählt.”
“Nun, ihr seid nur zur Hälfte Aleranisch und wir wissen nicht, ob diese blöde Gluthitze euch ebenfalls heimsuchen wird. Ich hoffe nicht. Letzte Woche habe ich fast meinen Arbeitskollegen umgebracht und dabei habe ich ihn nur geküsst,” ermahnte ich die beiden.
“Der Atlane am Eingang kann zur Bestie werden,” sprach die Aufseherin. “Auch wenn es sich verführerisch sexy anhört, kann ich Ihnen nicht erlauben einen noblen Krieger mal eben zu verführen und dann nach Alera zu verschwinden. Er wird sehr viel mehr verlangen, als Sie ihm geben wollen. Er ist mehr als nur ein dicker Schwanz zum Reiten. Sie würden Paarungshandschellen angelegt bekommen und eine klobige Bestie, die den Rest ihres Lebens wie besessen von Ihnen sein wird. Das wäre für keinen von Ihnen fair, wenn Sie nur kurz Ihre Gluthitze lindern wollen.”
Einen Augenblick lang starrte ich die Aufseherin an, ich war total baff, weil sie den Ausdruck dicker Schwanz zum Reiten in den Mund genommen hatte. Und einen noblen Krieger mal eben verführen? “Ich würde nie so rücksichtslos sein, mit keinem Mann. Alien hin oder her.”
“Gut.” Die Aufseherin zog die Augenbrauen hoch und kniff die Lippen zusammen. Faiths Herumgescherze hatte ihr eindeutig missfallen.
“Und wie krass herrisch der aussieht. Dieser Atlane sieht aus wie der totale Alphatyp. Wahrscheinlich ist er viel zu dominant,” fügte Faith hinzu, und zwar mit einem Seufzen, dass sich verdächtig sehnsüchtig anhörte. Sie klemmte ihr dunkles Haar hinters Ohr und verzog leicht das Gesicht, als sie die Einstichstelle ihrer NPU befühlte. “Selbst mit einem dicken Schwanz zum Reiten.”
Sie blickte zu Aufseherin Egara und bekam ein Lächeln geschenkt.
“Ich werde nicht mal schnell mit einem Atlanischen Wächter ficken, nur weil meine Genitalien sich nach dem Inhalt seiner Hose verzehren,” erklärte ich lachend, allerdings musste ich mich winden, als ich mir vorstellte, was genau er in dieser Uniformhose verpackt hatte. Keine Frau im Umkreis von zehn Metern hätte die Beule übersehen können.
“Na schön. Dann wird es eben der Aleranische Mann. Während du es mit dem Zuchthengst treibst, werden wir uns ein bisschen umhören.” Destiny schwang den Arm um Faiths Schultern und beide nickten.
“Genau,” erklärte Faith grinsend. “Ich will nicht deine Lustschreie mit anhören. Sonst werde ich noch eifersüchtig.”
Ich hatte nicht vor, es mit der Aleransichen Version eines Gigolos zu treiben und in Orgasmen zu schwelgen—während meine Schwestern nach unserer Mutter suchten. Das war lächerlich. Seit sechs Wochen war ich geil und willig. Ich würde es einfach … ignorieren. Wie bisher. Oder ich könnte es mir selbst besorgen. Es war ja nicht so, als ob ich nicht einen Vibrator im Nachttisch liegen hatte. Auf Alera müsste man ja wohl auch einen besorgen können, zusammen mit einer ganzen Packung Batterien.
Die Sache in eigene Hände zu nehmen hatte geholfen … eine Zeit lang. Neuerdings milderte es zwar die Spannung, schien aber meinen Drang, diese schwelende Sehnsucht nur noch zu verschlimmern.
“Aufseherin.” Eine Frau mit derselben grauen und purpurroten Uniform trat ein. “Die Koordinaten für Alera sind bereit; der Transport kann beginnen.”
Ich blickte zu meinen Schwestern. Es war soweit. Wir würden die Erde verlassen und ins Weltall reisen. Auf einen anderen Planeten.
Gütiger Gott. Meine Mutter über Alera reden zu hören war eine Sache. Aleranisch zu reden. In der Schule hatten wir es als Geheimsprache verwendet und niemand wusste auch nur ansatzweise, was wir redeten. Alles was unsere Mutter uns erzählt hatte, hörte sich wie Märchen an. Ein Spiel. Spaß.
Aber jetzt war es echt. Wirklich, wirklich echt.
“Heilige Scheiße,” sprach Destiny.
“Oh ja, heilige Scheiße,” bekräftige Faith, als wir Aufseherin Egara durch einen langen Korridor folgten.
Der Transportraum sah aus wie in einer Folge von Star Trek. Eine Frau in Uniform stand hinter einem Tisch voller Steuerknöpfe und Displays. Vor ihr befand sich eine Plattform mit Stufen. Ansonsten war der Raum leer.
Ein Wummern ertönte, unter unseren Füßen vibrierte es. Ich blickte auf meine alten Turnschuhe, Faiths Sandalen und Destinys schwarze Springerstiefel. Ich fragte mich, ob ich vorher noch schnell mein T-Shirt richtig rum anziehen sollte.
Scheiße. Wozu der Aufwand? Laut Aufseherin