Trinity. Grace Goodwin
Читать онлайн книгу.Transport musste mich gefühlsduselig gemacht haben, denn ich war den Tränen nahe. Was für eine verfluchte Scheiße. Diesen Morgen wollte ich noch arbeiten gehen und jetzt befanden wir uns auf Alera, auf der Suche nach unserer Mutter. Und das war noch nicht alles. Alle in diesem Raum Anwesenden erwarteten von mir, dass ich noch heute Abend mit einem Fremden ficken würde. Jetzt gleich. Einem Alien. Einem Mann, den ich nie kennengelernt hatte und den ich vielleicht nie wieder sehen würde.
Von wegen romantisch … Ich war zwar keine Jungfrau mehr, aber das musste nicht heißen, dass ich mal eben mit Wildfremden fickte. Ich hatte noch nie ein One-Night-Stand gehabt, belangloser Sex behagte mir nicht. Keine Kumpels mit gewissen Vorzügen. Wäre mein Körper nicht auf hundertachtzig aufgeheizt, dann würde ich den Gigolo—nein, den Mann für alle Gelegenheiten—zum Teufel jagen und mich auf meine Mutter konzentrieren.
Und dieser Mann? Jener Typ, mit dem ich mich so schnell wie nur menschlich möglich nackig machen und in die Horizontale begeben sollte? Es war ziemlich offensichtlich, wer er war. Die anderen fünf trugen identische Uniformen und standen einen Schritt hinter ihm. Der Mann infrage war gutaussehend, muskulös und mindestens zwanzig Jahre älter als ich. Er sah aus wie fünfzig, mit dunklem Haar und silbernen Strähnen an den Schläfen. Er hatte einen adretten Anzug an. Marineblau. Seine Schultern waren breit und sein Blick wohlwollend. Das würde helfen. Gott sei Dank war diese Gluthitze eine einmalige Sache. Etwa so, wie von einem außerirdischen Stecher entjungfert zu werden. Sobald die Gluthitze vorüber war, würde ich normal weiterleben können. Mir ein neues Zuhause aufbauen. Ich würde es überleben. Solange ich nicht vor Scham verrecken würde.
“Verehrte Damen, ich bin Cassander, von der Familie Jax. Es ist mir ein Vergnügen Ihnen zu dienen.” Der Mann verneigte sich und streckte die Arme aus, um uns die Garden vorzustellen. “Diese edlen Krieger sind treue Diener der Familie Jax. Wir stehen ihnen zur Verfügung.”
Seine Stimme war tief. Selbstbewusst. Ruhig.
Vielleicht würde eine Nummer mit ihm ablaufen wie ein Besuch beim Gynäkologen. Effizient. Unaufgeregt. Schnell.
Vorbei.
Wenn ich diesem Mann auf der Straße begegnet wäre, dann hätte ich wohl bemerkt, wie großartig er sich gehalten hatte. Er war groß, genau wie die Garden hinter ihm, aber um einiges älter. Ein Silberfuchs, wie meine Mutter gesagt hätte.
Die Garden waren allerdings jünger. Ihre dunklen Uniformen umzeichneten jede Kurve, jeden Muskelstrang und … andere Dinge. Rasch wandte ich den Blick ab und bemerkte, wie Destiny mich beobachtete.
“Schade, dass du es nicht mit einem der Garden treiben kannst. Heilige Sexbombe.”
“Halt die Klappe.” Meine Antwort war pathetisch. Wie im Kindergarten. Leider fiel mir nichts Besseres darauf ein.
“Lass sie in Ruhe. Trinity soll es hinter sich bringen, damit wir uns Wichtigerem zuwenden können.” Faith verschränkte die Arme, sie stieg von der Plattform und näherte sich einem der Garden an. “Ich nehme an, wir werden nicht hier in dieser Transportstation verweilen.”
“Natürlich nicht. Wir haben ihnen eine Unterkunft für die Nacht besorgt. Wir werden Sie bewachen, bis Herr Cassander nicht mehr gebraucht wird.” Der Mann verneigte sich leicht, aber eher als Zeichen des Respekts einer Dame gegenüber als Zeichen bedingungslosen Gehorsams. Meine Schultern entspannten sich leicht. Gut. Diese Männer waren hier, sie folgten ihren Befehlen und sie hatten keine Ahnung, wer wir waren. Prime Nial hatte Wort gehalten.
Ich bezweifelte, dass wir wie Prinzessinnen aussahen. Mein verdammtes Shirt war immer noch verkehrt herum. Ich musste mich fragen, ob Cassander überhaupt auf mich stand. Würde er überhaupt mit mir schlafen wollen? Wann hatte ich mir das letzte Mal die Beine rasiert?
Stopp. Was? “Bis er nicht mehr gebraucht wird?”
Ich blickte zu ihm rüber und ertappte ihn, wie er mich mit den Augen auszuziehen schien. Das professionelle Interesse in seinen Augen von vorhin hatte sich zu etwas anderem gewandelt. Etwas, was mir im Moment völlig egal war. Lust. Begierde. Ich war eine beliebige Schlampe und sein Job war es, mein Loch zu füllen.
Na toll. Einfach nur toll.
“Es kommt auf die Frau drauf an, werte Dame,” erläuterte Cassander. “Einige benötigen zwei Tage meiner Zuwendungen. Andere sogar vier. Nur du wirst wissen, wann alle deine Bedürfnisse befriedigt wurden. Ich verspreche, ich werde alle deine Wünsche erfüllen.”
Würg. Mein Wunsch war es, möglichst schnell von diesem Typen wegzukommen.
“Gütiger Gott, Trin. Vier Tage? Wir haben keine Zeit.” Destiny klang abgebrüht wie immer. Leider hatte sie recht. Oder zum Glück, denn wenn ich es mit diesem Typen treiben müsste, dann würde ich es so schnell wie möglich hinter mich bringen … in einer Stunde. Nicht vier verdammten Tagen.
“Was passiert, wenn ich mich nach einem Tag davonmache, selbst, wenn ich nicht vollkommen—befriedigt wurde? Was passiert dann?”
Er wirkte schockiert, als ob er diese Frage zum ersten Mal hörte. Was? Alle anderen wollten offensichtlich tagelang im Bett verschwinden und endlos Sex haben. Ich aber nicht.
Scheiße. So gesehen hörte es sich gar nicht so krank an. Welche Frau würde denn nicht ohne Unterlass gefickt werden wollen …, und zwar immer wieder? Dieser Mann war ausschließlich anwesend, um mich auf alle erdenklichen Weisen zu befriedigen. Was bedeutete, dass er alle meine Wünsche erfüllen würde. Mir geben würde, was immer ich wollte.
Ich würde einfach die Augen zumachen und so tun, als wollte ich tatsächlich … von ihm angefasst werden. Als ob er meine Gedanken lesen konnte—und beleidigt war—richtete er sich auf und plusterte die Brust raus. Toll. Selbst Männer für alle Gelegenheiten hatten empfindliche Egos. “Wenn du früher gehst, wird die Erleichterung nur vorübergehend sein. Kurz danach wird dein jetziger Zustand dich erneut überkommen,” sprach er voller Überzeugung.
“Wie lange danach?” Wenn mir ein paar Wochen blieben, dann konnten wir unsere Mutter aufspüren und unsere Zukunft in Angriff nehmen. Vielleicht würde ich sogar einen Mann finden, den ich tatsächlich mochte und mit dem ich es treiben wollte, um die Gluthitze zu beenden.
“Binnen Stunden, wie mir berichtet wurde.” Er neigte den Kopf zur Seite und plötzlich kam er mir vor wie ein Zuhälter. Offensichtlich hatte er in seiner Aufgabe noch nie versagt. Seine Kundinnen hatte er wohl immer befriedigt. Permanent. “Ich werde mich bestens um dich kümmern. Du hast mein Wort.”
Verflucht. Ich konnte nur hoffen, dass ein einziger Tag mit ihm reichen würde. Aber ich vermutete, dass es wohl eher vier Tage dauern würde. “Dann lass uns gehen.”
Ich wirkte wohl nicht besonders begeistert—genauso fühlte ich mich auch—, denn Faith reckte die Hand aus und pfiff mich zurück. “Warte.”
“Was?” fragte ich, schließlich wollte ich es hinter mich bringen, damit wir endlich unsere Mutter suchen konnten.
“Du musst nicht mit ihm gehen. Himmel, das ist doch lächerlich. Warum würdest du mit einem Typen schlafen, wenn du nicht auf ihn stehst? Das ist … schräg. Es ist falsch. Hier stehen noch fünf andere Typen. Der Zweite sieht süß aus.”
Die Garden warfen sich fragende Blicke zu, wahrscheinlich wollten sie herausfinden, wer von ihnen ‘der Zweite’ war.
“Sie hat recht, Trin,” bekräftigte Destiny. “Es ist wie deine Entjungferung. Das macht man nicht einfach so nebenbei.”
Ich verdrehte die Augen, dann lehnte ich mich an Faith heran. Destiny trat näher, sodass wir einen Kreis bildeten. “Stell dir vor du nimmst deinen Vibrator und du bist kurz davor, du bist wirklich kurz vorm Kommen. Du bist direkt an der Schwelle … und die Batterie gibt auf.”
Destiny machte ein witzig schmachtendes Geräusch. Wir wohnten zwar alle noch Zuhause, aber wir waren allesamt erwachsen. Wir hatten Vibratoren und Freunde und Sex und ein echtes Leben.
“Genau so geht es mir. Die ganze Zeit.”
Faith