Faith. Grace Goodwin
Читать онлайн книгу.die Handflächen flach auf dem Tisch. Aus dieser Nähe konnte ich sehen, dass seine Augen dunkelblau waren.
Ich hob mein Kinn und schwieg. Sie hatten mich im Anwesen der Jaxs erwischt. Er glaubte, dass es mir um diese Familie ging. Er glaubte, dass ich nach Informationen konkret über sie suchte. So war es ja auch, aber nur, weil sie mir und meinen Schwestern eine Killertruppe geschickt hatten. Beinahe wären sie erfolgreich gewesen. Zum Glück hatte er keinen Grund, eine einfache Magd mit der königlichen Familie in Verbindung zu bringen. Und außerhalb der Familie Jax und den jetzt toten Garden wusste niemand, was sich in unserer ersten Nacht auf diesem Planeten abgespielt hatte.
Über die toten Wachleute wurde in den Nachrichten nämlich nicht berichtet. So viel wusste ich. Ich hatte hingeschaut.
Ausnahmsweise war ich froh darüber, dass ich mit meinem braunen Haar und braunen Augen eher meinem Vater ähnelte. Mutter und Trinity waren beide attraktive Blondinen mit heller Haut und blauen Augen. Ich sah ihnen absolut nicht ähnlich. Gott sei Dank.
“Ich habe Ihnen nichts zu sagen.” Ich konnte nicht gerade nach einem Anwalt verlangen. Ich hatte keine Ahnung, wie so etwas auf Alera lief. War ein Verdächtiger so lange unschuldig, bis seine Schuld bewiesen wurde? Bekam er einen Rechtsberater? Ich wollte mich nicht verraten, indem ich dumme Fragen stellte.
Die entsprechenden Gesetze wurden von der Königin erlassen, aber fast dreißig Jahre lang waren sie ohne so eine unterwegs gewesen. Wer weiß, was für Absurditäten sie sich ohne meine Mutter hatten einfallen lassen.
Er richtete sich auf, blickte zu den beiden Polizisten rüber und schnippte mit den Fingern. Sie kamen auf mich zu und stellten sich neben mich.
“Na schön. Wir werden das Gespräch in einer Umgebung weiterführen, die eher zum … Reden verleitet.”
Damit meinte er bestimmt kein weiches Sofa und ein paar Gläser Wein.
Narbengesicht lachte. “Die Optimus-Zelle im Bereich C wird sie in einer Stunde zum Singen bringen.”
Ich malte mir aus, was im erwähnten C-Bereich so alles abgehen könnte und das Blut gefror mir in den Adern, aber ich würde jetzt nicht einknicken. Ich durfte ihnen nicht von Trinity erzählen, oder meinem Status. Nein. Ich musste um jeden Preis schweigen. Ich musste ihnen mehr Zeit verschaffen. Mich jetzt zu verplappern würde meine Mutter in Gefahr bringen. Und Leute machten Dummheiten, wenn sie Angst hatten, wie zum Beispiel Geiseln töten, um Spuren zu verwischen.
Meine Schwestern und ich brauchten mehr Zeit. Mutter brauchte mehr Zeit. Ich konnte nur hoffen, dass ich nicht allzu teuer dafür bezahlen würde.
Die Polizisten packten meine Oberarme und zerrten mich vom Stuhl.
Und dann geschah es; ich dachte nicht nach, sondern handelte einfach. Plötzlich wurde ich von einem Energieschub erfasst und mein Körper fühlte sich an, als ob er von den Füßen aufwärts mit heißem Wasser aufgefüllt wurde.
Ich fühlte mich mächtig.
Unbesiegbar.
Ich schlitterte auf meinen klobigen Dienstschuhen herum, streckte den Arm aus und schmetterte ihn nach oben, sodass meine Hand den einen Polizisten an der Nase traf. Ein knochenbrecherisches Geräusch war zu hören. Der andere Polizist zerrte mich nach hinten und ich nutzte den Schwung, um ihn mit dem Ellbogen im Solar Plexus zu treffen, worauf er sich krümmte. Ich packte seinen Hinterkopf, drückte ihn runter und trat ihm mit dem Knie ins Gesicht.
Keiner der beiden war völlig außer Gefecht gesetzt, aber sie waren definitiv fassungslos, als ich sie festhielt und versuchte, sie bewusstlos auf den Boden zu bekommen. Sie waren mindestens fünfzig Pfund schwerer als ich und um etliches größer. Sie waren nicht leicht kleinzukriegen. Narbengesicht war es, der mir Einhalt gebot, und auch nur mit einem Betäubungsschuss aus der Ionenpistole. Ich krampfte und kippte fast vorne über, eine Hand aber packte mich und hielt mich aufrecht. Ich war nur froh, dass ich mir nicht in die Hosen pisste, als hinter meinem Rücken erneut die Handschellen klickten.
Die Betäubung war schwach, denn die Lähmung hielt nur etwa zwanzig Sekunden an. Lange genug jedoch, um mir wirklich Angst zu machen und mich so richtig in Schwierigkeiten zu bringen.
Warum war ich wie Destiny auf hundertachtzig auf die Polizisten losgegangen? Ich hatte nicht einmal nachgedacht, die Reaktion war automatisch. Mir hatte nicht gefallen, wie sie mich angefasst haben, so grob. Ich hatte nicht die Absicht, im C-Bereich der Optimus-Einheit zu verschwinden, wo zur Hölle das auch war. Aber jetzt war ich ganz sicher dorthin unterwegs. Allein. Gefesselt. Niemand würde mir helfen, besonders, da sie mich jetzt wohl als leicht gefährlich einstuften. Niemand würde mich retten. Ich würde mich selbst aus diesem Schlamassel befreien müssen.
Trinity und Leo wussten nicht, dass ich hier war. Destiny war irgendwo als verdammte Nonne unterwegs. Und ich würde nicht reden, um hier rauszukommen.
Also würde ich eben eine Weile im Gefängnis vor mich hin rotten. Destiny brauchte mehr Zeit, um ihre Mission zu vollenden. Trinity benötigte Zeit, um den Thron voll und ganz für sich zu beanspruchen. Sie brauchten mehr Zeit, um unsere Mutter zu finden.
Und ich war noch nicht fertig. Im Hause Jax saß ein Verräter, ein Verräter, der mich zu meiner Mutter führen würde. Und ich hoffte felsenfest, dass es nicht Thor war, dass der Verräter persönlich mich um den Verstand geküsst und dann zugesehen hatte, wie ich von Mutters Feinden fortgeschleppt wurde.
Thor
Als Faith aus dem Haus geführt, in den Polizeisprinter gesteckt und wegchauffiert wurde, war ich übergeschnappt.
Ich wollte bei meinen Eltern keinen Aufstand machen, aber ganz zurechnungsfähig war ich auch nicht mehr. Sie hatten meine Partnerin. In Handschellen. Sie hatten sie mir weggenommen.
In mir war plötzlich eine primitive Seite erwacht, der völlig egal war, wer sie war, was sie angestellt hatte oder warum. Ich wollte sie beschützen, sie vor den Methoden der Polizei bewahren, was auch immer sie mit ihr vorhatten.
Die Vorstellung, wie sie in dem großen Gebäude im Stadtzentrum saß, bescherte mir eine Panikattacke. Dort tummelten sich echte Kriminelle. Verbrecher. Leute, die ihr etwas antun könnten. Sie war zierlich, klein. Ich erinnerte mich an jeden weichen Zentimeter an ihr. Jemand könnte sich das zunutze machen, sie anfassen.
Ihr wehtun.
Anstatt wieder ins Haus zu gehen und mit meinen Eltern zu reden, verschwand ich ohne jedes Wort. Ich fuhr nach Hause. Die Stille in meinem Apartment machte es allerdings nur noch schlimmer. Ich lief auf und ab, so gut es ging mit einem Knochen zwischen den Beinen. Mitten im Wohnzimmer, mit Ausblick auf die Stadtlandschaft zwölf Etagen unter mir, knöpfte ich meine Hose auf und holte meinen Schwanz raus. Ich betrachtete ihn. Streichelte ihn. Ich sah zu, wie der Vorsaft an meiner Eichel entlang und über meine Finger lief.
Ich hatte ihn noch nie dermaßen hart gesehen, nicht einmal gewusst, dass er so groß werden konnte. Nie hatte ich solche Lust verspürt, als ich ihn der Länge nach rieb. Ich atmete zischend aus und dachte an Faith.
Ich stöhnte, zog meine Hand weg.
Nein! Ich durfte nicht an die Frau denken, die offensichtlich ein Gegner meiner Familie war. Zel hatte Prinzessin Trinity attackiert und da er für unser Haus arbeitete, musste ich wachsam bleiben. Unter uns gab es weiterhin einen Verräter, denn ich bezweifelte, dass die Frau, die ich geküsst hatte, zu solcher List fähig war. Ich konnte einfach nicht glauben, dass Faith diejenige war, die Zel mit dem Mord an der Prinzessin beauftragt hatte.
Es war nicht völlig unmöglich, aber sehr unwahrscheinlich.
Das kam nicht von meinem Verstand, sondern von meinem Herzen. Meinem Körper. Ich wollte nicht wahrhaben, dass die Frau, die für mich bestimmt war, Teil eines solch teuflischen Komplotts war.
Dann war da noch mein Schwanz, der sich lang und dick an meinen Nabel schmiegte. Er wippte, als ob er nach seiner Partnerin suchte. Nach Faith.
Sie