Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher


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Fenster steh’n doch auf«, verteidigte sich die Witwe. »Da hindurch schaffen s’ die Beute aus dem Haus. Da bin ich wirklich ganz sicher!«

      Max verdrehte die Augen.

      »Was soll’s denn in dem alten Kasten schon zu stehlen geben?« fragte er.

      Aber merkwürdig kam ihm das Ganze schon vor. Das Haus stand bereits seit Jahren leer und drohte zu verfallen. Markus Bruckner, der Bürgermeister von St. Johann, hatte schon nach dem Erben suchen lassen, aber der war nirgendwo zu finden gewesen, so daß Bruckner bereits damit gedroht hatte, das Haus im Auftrag der Gemeinde abreißen zu lassen, und das Grundstück zugunsten der Gemeindekassen zu verkaufen.

      »Sie bleiben hier!« wies Max Trenker Maria Erbling an.

      Ihr war anzusehen, daß sie sich nur sehr ungern davon abhalten ließ, mit ihm zu gehen. Aber der Blick des Beamten ließ sie sich fügen.

      Max ging zur Haustür, die sperrangelweit aufstand und schaute in den Flur. Es wehte heftig, wer sich auch immer im Haus aufhielt, hatte sämtliche Fenster und Türen geöffnet.

      Sollte etwa...?

      Der Polizist konnte seinen Gedanken nicht zu Ende denken, als er durch den Flur ging und die frühere Wohnstube betrat. Auf der Terrasse sah er ihn stehen. Der ›Einbrecher‹ wandte ihm den Rücken zu und schaute in den Garten.

      »Sag’ mal, bist du’s wirklich?« fragte der Beamte.

      Der Mann drehte sich langsam um und grinste ihn an.

      »Hallo Max, altes Haus«, sagte Tobias Berghofer. »Hast’ dich ja kaum verändert.«

      »Du aber auch net«, lachte der Bruder des Bergpfarrers und reichte ihm die Hand. »Seit wann bist’ denn wieder da?«

      »Noch keine Viertelstunde«, erwiderte der Heimkehrer.

      »Und schon bringst’ das ganze Dorf in Aufruhr!« Max schüttelte den Kopf.

      Tobias sah ihn erstaunt an.

      »Ich? Wieso...?«

      Der Polizist schmunzelte.

      »Eigentlich bin ich hergekommen, um dich als Einbrecher festzunehmen«, erklärte er.

      »Du machst Scherze!«

      »Keineswegs. Gegen dich ist Anzeige wegen Einbruchs erstattet worden.«

      Polternd lachte er los. Tobias machte ein Gesicht, daß Max gar nicht anders konnte.

      »Maria Erbling war grad bei mir. Sie hat hier ein ganz übles Subjekt gesehen, das das Haus ausräumen will.«

      Tobias lachte herzlich mit.

      »Oh, Gott«, stöhnte er. »Lebt die etwa immer noch?«

      »Gesund und munter wie ein Fisch im Wasser ist sie«, nickte Max. »Und ihre Zunge ist immer noch so spitz wie eh und je.«

      Er sah sein Gegenüber fragend an.

      »Erzähl’ doch mal«, forderte er Tobias auf. »Bist’ etwa hergekommen, um das Haus wieder in Schuß zu bringen und darin zu wohnen?«

      »Genau das hab’ ich vor«, erwiderte der junge Bursche.

      »Klasse! Aber da hast’ dir ein schönes Stück Arbeit vorgenommen!«

      »Ich weiß. Aber ich hab’ meine Gründe, warum ich zurückgekommen bin...«

      »Wo hast’ denn all die Zeit gesteckt?«

      Tobias winkte ab.

      »Ach, das ist eine lange Geschichte«, meinte er. »Aber ich erzähl’ sie dir gern’ bei einer Maß Bier.«

      »Da sag’ ich net nein.«

      Max sah auf die Uhr.

      »Aber ich muß jetzt los. Im Pfarrhaus warten sie mit dem Mittagessen auf mich«, sagte er.

      »Dann bis heut’ abend?«

      »Ja, gegen sieben im Biergarten vom Hotel.«

      »Prima, Max. Pfüat di’ bis dahin, und grüß deinen Bruder von mir.«

      »Der wird Augen machen!« rief der Polizist, als er schon durch den Flur ging.

      Draußen auf der Straße stand Maria Erbling und blickte ihm erwartungsvoll entgegen.

      »Und«, fragte sie neugierig, »haben S’ die Einbrecher verhaftet?«

      »Sie schauen zu viele Krimis«, sagte er und schüttelte den Kopf. »War nur falscher Alarm. Der Besitzer des Hauses ist zurückgekehrt.«

      Damit ließ er sie stehen und ging zum Pfarrhaus.

      Maria starrte erst ihm hinterher, dann zum Haus hinüber.

      »Der Tobias ist wieder da?« murmelte sie erstaunt. »Also, wenn das keine Sensation ist!«

      Und dann machte sie sich rasch auf, ihre Sensation unter die Leute zu bringen.

      *

      Schon als er die Tür öffnete und eintrat, roch Max, daß es heute mittag sein Lieblingsessen geben würde.

      Wobei man von »einem Lieblingsessen« eigentlich nicht sprechen konnte, denn der Bruder des Bergpfarrers aß für sein Leben gern, und was Sophie Tappert auf den Tisch stellte, schmeckte immer gut.

      Heute hatte sie aber ein Gericht gekocht, das Max besonders gerne mochte: Königsberger Klopse.

      Selbstverständlich waren sie frisch hergerichtet, im Pfarrhaus von St. Johann kam nichts aus der Dose auf den Tisch, lediglich die Kapern für die Sauce waren fertig eingelegt gekauft worden, und das Hackfleisch natürlich.

      »Ist mein Bruder net da?« fragte Max, als er in die Küche kam.

      Der Tisch war bereits gedeckt, in der Mitte stand eine Schüssel mit Roter Beete. Die stammte aus dem Pfarrgarten, und Sophie hatte sie im Frühjahr selbst ausgesät.

      »Hochwürden ist im Garten«, erwiderte sie. »Sie können ihm sagen, daß das Essen fertig ist.«

      Der Pfarrer saß auf der Terrasse. Er machte auf seinen Bruder den Eindruck, als wäre er in tiefes Grübeln versunken.

      »Ist was net in Ordnung?« erkundigte sich Max.

      »Nein, nein!« Sebastian blickte auf und schüttelte den Kopf. »Ich hab’ nur noch mal an die Ereignisse der letzten Tage gedacht.«

      »Na, das war ja auch net alltäglich, was sich da abgespielt hat«, meinte Max und setzte sich dazu.

      Angefangen hatte es damit, daß vor einigen Wochen ein Mann nach St. Johann gekommen war. Er quartierte sich in der ›Pension Edelweiß‹ ein, die Andreas Trenker gehörte, einem Cousin von Sebastian und Max. Der Fremde stellte Nachforschungen an und erkundigte sich in auffälliger Weise nach einem Brandnerhof. Indes gab es davon einige im Wachnertal, und so recht konnte der Mann, der Franz Gruber hieß, nichts herausfinden.

      Sebastian war längst auf ihn aufmerksam geworden, doch als er Gruber ansprach und seine Hilfe anbot, gab sich dieser wortkarg, ja abweisend, was den Verdacht des Bergpfarrers, der Mann habe nichts Gutes im Sinn, nur verstärkte.

      Tatsächlich stellte sich bald heraus, daß Franz Gruber des Sohn eines Mannes war, der vor mehr als fünfzig Jahren St. Johann verlassen hatte, nachdem er wegen des Diebstahls eines wertvollen Medaillons verurteilt worden war.

      Er hieß Josef Gruber und ging, nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis, nach Norddeutschland. Der wahre Dieb und Grubers Rivale im Kampf um die Gunst der schönen Bauerntochter Maria Brandner, Hubert Hirschler, heiratete die junge Frau und gab dem Hof später seinen Namen.

      Erst nach und nach erkannte Sebastian Trenker die wahren Zusammenhänge, aber da wäre es beinahe schon zu spät gewesen. Franz Gruber war als Rächer seines Vaters gekommen! Er wollte den Mann ausfindig machen, der Josef Gruber ins Unglück gestürzt hatte, und tatsächlich


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