Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman - Toni Waidacher


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Familie spielte, aber dann zündete er Strohballen an, und brachte damit den ganzen Hof in Gefahr. Zuvor war er klammheimlich aus der Pension verschwunden und hatte in den Bergen Zuflucht in einer alten Jagdhütte gesucht.Es war ein ständiges Katz- und Mausspiel, das der Mann mit Sebastian betrieb. Aber der gute Hirte von St. Johann hatte einen Trumpf, und der hieß Thomas Gruber. Das war der Sohn von Franz. Er kam, auf die Bitte des Geistlichen hin, nach St. Johann und half, seinen Vater zur Vernunft zu bringen, als dieser den Altbauern über ein Felsplateau zu stoßen drohte.

      Indes fand die Geschichte ein gutes Ende. Thomas Gruber hatte nämlich die Bekanntschaft eines sympathischen jungen Madls gemacht. Erst später stellte sich heraus, daß es sich dabei um die Enkelin Hirschlers handelte. Da schien das junge Glück, durch die alten Konflikte, schon wieder bedroht zu werden. Als sich das junge Paar schließlich doch noch glücklich und versöhnt in die Arme sank, war das das Verdienst des Bergpfarrers.

      »Ja, und jetzt ist die Franzi mit nach Norddeutschland gefahren«, resümierte Sebastian. »Der Thomas und sie werden irgendwann heiraten, und statt Architektur zu studieren, wie sie es eigentlich vorgehabt hatte, will Franzi nun eine Tischlerehre bei ihrem zukünftigen Schwiegervater machen.«

      »Es gibt übrigens eine Neuigkeit«, sagte Max. »Aber erst sollten wir hineingehen und Frau Tappert net länger warten lassen. Eigentlich hatte sie mich geschickt, um dich zum Essen zu holen.«

      »Was ist denn jetzt deine große Neuigkeit?« fragte der Geistliche, als sie am Tisch saßen.

      »Du wirst es net glauben«, schmunzelte sein Bruder. »Aber ein verloren geglaubter Sohn unseres Dorfes ist zurückgekehrt. Der Tobias Berghofer ist wieder da.«

      »Nein!« rief Sebastian überrascht.

      »Doch«, nickte der Polizist. »Ich hab’ eben mit ihm gesprochen, nachdem die Maria Erbling mich alarmiert hat, weil sie glaubte, Einbrecher in dem Haus gesehen zu haben.«

      Er erzählte die Geschichte, während er seinen Teller mit Klößen, Kapernsauce und Kartoffeln füllte.

      »Ich kann’s gar net glauben!« Sebastian schüttelte den Kopf. »Himmel, wie lang’ haben wir nix von ihm gehört.«

      Er sah Max fragend an.

      »Und weißt’, was er vorhat? Bleibt Tobias da, oder geht er wieder fort?«

      »Ich denk’, er bleibt. Er sagt, er will das Haus herrichten und darin wohnen.«

      »Das freut mich aber wirklich«, sagte Sebastian. »Ich werd’ ihm nachher mal einen Besuch abstatten.«

      *

      »Ich bin dann weg!« rief Kathi und lief aus der Tür.

      »Wo will sie denn schon wieder hin?«

      Wolfgang Steingruber sah seine Frau kopfschüttelnd an.

      »Muß sie denn schon wieder fort?« fragte der Bauer mit ärgerlicher Miene. »Als wenn’s auf dem Hof net genug zu tun gäbe.«

      »Nun laß sie doch«, antwortete Traudel. »Die Kathi hat auch ein Anrecht auf ein bissel Vergnügen. Genug gearbeitet hat sie ja. Einen freien Nachmittag wirst’ ihr ja wohl gönnen. Außerdem will sie sich net irgendwo herumtreiben, sondern die Burgl im Krankenhaus besuchen.«

      Ihr Mann runzelte die Stirn, sagte aber nichts weiter.

      Weiber, dachte er bloß, ihr haltet ja immer zusammen!

      Die Tochter des Steingruberbauern fuhr die Bergstraße hinunter. Kathi war wirklich froh, wenigstens ein paar Stunden für sich zu haben. In der letzten Zeit hatte es reichlich Arbeit für sie gegeben. Burgl Granzinger, die schon recht betagte Magd, war vor zwei Wochen ins Krankenhaus eingeliefert worden, nachdem Dr. Wiesinger eine Entzündung der Gallenblase diagnostiziert hatte. Die Operation war an sich harmlos, ein Routineeingriff für die Ärzte, aber für Burgl war es eine schlimme Vorstellung gewesen. Ihr ganzes Leben war sie nie ernsthaft krank gewesen, und jetzt operiert werden zu müssen, gefiel ihr überhaupt nicht.

      Inzwischen hatte sie aber alles gut überstanden, und mit etwas Glück würde sie in der nächsten Woche entlassen werden.

      Kathi brauchte knapp eine halbe Stunde, dann hatte sie das Krankenhaus erreicht. Der Parkplatz war mit Autos von Besuchern vollgestellt, und es gab nur noch wenige freie Plätze.

      Die Zwanzigjährige nahm den Blumenstrauß, den sie zu Hause im Garten gepflückt hatte, und das Päckchen vom Beifahrersitz. Darin waren einige Stücke Kuchen eingepackt, den Kathis Mutter am Morgen gebacken hatte.

      Auch wenn sie nicht zum ersten Mal hier war, so hatte Kathi doch ein merkwürdiges Gefühl, als sie durch die sich automatisch öffnende Tür ging und die große Eingangshalle betrat, die auf die Besucher wie die Lobby eines Hotels wirkte. Den Weg zur Station kannte sie und fuhr mit dem Lift in den dritten Stock hinauf, wo sich die Abteilung für Innere Medizin befand.

      Burgl saß in ihrem Bett und blickte der Besucherin erwartungsvoll entgegen.

      »Da bist’ ja, Madl«, freute sie sich.

      »Grüß dich«, sagte Kathi und beugte sich zu ihr hinunter, um der Magd einen Kuß auf die Wange zu geben. »Wie geht’s dir heut’?«

      »Wie soll’s schon geh’n?« entgegnete die alte Frau. »Langweilig ist mir.«

      Sie lag in einem Dreibettzimmer, wovon aber zur Zeit nur ein weiteres Bett belegt war. Die Mitpatientin war in Burgls Alter. Ihr war ebenfalls die Gallenblase entfernt worden, und sie sollte am nächsten Tag entlassen werden.

      »Hoffentlich kommt dann jemand anderes hier rein«, sagte die Magd. »Sonst sterb’ ich noch vor lauter Einsamkeit.«

      Kathi lachte.

      »Na ja, die paar Tag’ wirst’ es ja wohl noch aushalten.«

      »Net, wenn ich weiterhin dieses Essen vorgesetzt bekomm’!« Burgl schüttelte ernsthaft den Kopf. »Du kannst dir net vorstellen, wie grauenhaft das schmeckt!«

      »Schau, dafür hab’ ich dir ein bissel Kuchen mitgebracht.«

      »Ach, das ist schön!« freute sich Burgl und aß auch gleich ein Stück.

      Kathi blieb über eine Stunde, dann wurde es Zeit, wieder nach Hause zu fahren. Arbeit gab es auf dem Hof noch genug. Sie verabschiedete sich und versprach, am Wochenende noch einmal herzukommen.

      »Laß dir die Zeit net lang werden«, rief sie, als sie in der Tür stand.

      Gutgelaunt machte sie sich auf den Heimweg.

      An der Situation zu Haus’ wird sich in der nächsten Zeit nichts ändern, dachte Kathi, während sie aus der Stadt fuhr und auf die Kreisstraße einbog. Wenn Burgl wieder daheim ist, kann sie net gleich wieder zupacken, sondern muß sich zunächst schonen. Aber Hauptsache, sie wird wieder richtig gesund.

      Es war für alle ein Schock gewesen, als die Magd ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Nicht nur, weil Burgl Granzinger trotz ihres Alters immer noch eine fleißige Arbeitskraft war, nein, sie gehörte auch mit zur Familie. Immerhin arbeitete sie seit über dreißig Jahren auf dem Steingruberhof. Ihre Großmutter hatte Kathi nicht mehr kennengelernt, die war schon vor ihrer Geburt verstorben, aber Burgl war für die Bauerntochter so etwas wie eine Ersatzoma geworden.

      Kathi war so in Gedanken versunken, daß sie erst im letzten Moment das Fahrzeug bemerkte, das wenige Meter vor ihr, unmittelbar nach einer Kurve, auf der Straße hielt. Sie trat auf das Bremspedal und kam nur ein paar Schritte dahinter zum Stehen.

      Was ist das denn für ein Hirsch? schoß es ihr durch den Kopf. Läßt sein Auto mitten auf der Straße stehen und schaltet net einmal die Warnblinkanlage ein!

      Sie selber tat es, bevor sie ausstieg und die Autotür hinter sich kräftig zuschlug. Kopfschüttelnd betrachtete sie das Fahrzeug vor sich.

      Auto konnte man nur mit sehr viel gutem Willen dazu sagen. Die Rostlaube taugte bestenfalls noch dafür, zur Schrottpresse gebracht zu werden.

      Kathi schaute


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