Die schönsten Kinderbücher (Illustriert). Гарриет Бичер-Стоу

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Die schönsten Kinderbücher (Illustriert) - Гарриет Бичер-Стоу


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Hause hatten ja die Kätzchen so viel Platz, und wie musste Klara erstaunt und erfreut sein, wenn die niedlichen Tierchen ankamen!

      "Aber wie kann ich sie mitnehmen?", fragte nun Heidi und wollte schnell einige fangen mit seinen Händen, aber die dicke Katze sprang ihm auf den Arm und fauchte es so grimmig an, dass es sehr erschrocken zurückfuhr.

      "Ich will sie dir bringen, sag nur, wohin", sagte der Türmer, der die alte Katze nun streichelte, um sie wieder gut zu machen, denn sie war seine Freundin und hatte schon viele Jahre mit ihm auf dem Turm gelebt.

      "Zum Herrn Sesemann in dem großen Haus, wo an der Haustür ein goldener Hundskopf ist mit einem dicken Ring im Maul", erklärte Heidi.

      Es hätte nicht einmal so viel gebraucht für den Türmer, der schon seit langen Jahren auf dem Turm saß und jedes Haus weithin kannte, und dazu war der Sebastian noch ein alter Bekannter von ihm.

      "Ich weiß schon", bemerkte er; "aber wem muss ich die Dinger bringen, bei wem muss ich nachfragen, du gehörst doch nicht Herrn Sesemann?"

      "Nein, aber die Klara, sie hat eine so große Freude, wenn die Kätzchen kommen!"

      Der Türmer wollte nun weitergehen, aber Heidi konnte sich von dem unterhaltenden Schauspiel fast nicht trennen.

      "Wenn ich nur schon eins oder zwei mitnehmen könnte! Eins für mich und eins für Klara, kann ich nicht?"

      "So wart ein wenig", sagte der Türmer, trug dann die alte Katze behutsam in sein Stübchen hinein und stellte sie an das Essschüsselchen hin, schloss die Tür vor ihr zu und kam zurück: "So, nun nimm zwei!"

      Heidis Augen leuchteten vor Wonne. Es las ein weißes und dann ein gelb und weiß gestreiftes aus und steckte eins in die rechte und eins in die linke Tasche. Nun ging's die Treppe hinunter.

      Der Junge saß noch auf den Stufen draußen, und als nun der Türmer hinter Heidi die Tür zugeschlossen hatte, sagte das Kind: "Welchen Weg müssen wir nun zu Herrn Sesemanns Haus?"

      "Weiß nicht", war die Antwort.

      Heidi fing nun an zu beschreiben, was es wusste, die Haustür und die Fenster und die Treppen, aber der Junge schüttelte zu allem den Kopf, es war ihm alles unbekannt.

      "Siehst du", fuhr dann Heidi im Beschreiben fort, "aus einem Fenster sieht man ein großes, großes, graues Haus und das Dach geht so"—Heidi zeichnete hier mit dem Zeigefinger große Zacken in die Luft hinaus.

      Jetzt sprang der Junge auf, er mochte ähnliche Merkmale haben, seine Wege zu finden. Er lief nun in einem Zug drauflos und Heidi hinter ihm drein, und in kurzer Zeit standen sie richtig vor der Haustür mit dem großen Messing-Tierkopf. Heidi zog die Glocke. Bald erschien Sebastian, und wie er Heidi erblickte, rief er drängend: "Schnell! Schnell!"

      Heidi sprang eilig herein, und Sebastian schlug die Tür zu; den Jungen, der verblüfft draußen stand, hatte er gar nicht bemerkt.

      "Schnell, Mamsellchen", drängte Sebastian weiter, "gleich ins Esszimmer hinein, sie sitzen schon am Tisch. Fräulein Rottenmeier sieht aus wie eine geladene Kanone; was stellt aber auch die kleine Mamsell an, so fortzulaufen?"

      Heidi war ins Zimmer getreten. Fräulein Rottenmeier blickte nicht auf; Klara sagte auch nichts, es war eine etwas unheimliche Stille. Sebastian rückte Heidi den Sessel zurecht. Jetzt, wie es auf seinem Stuhl saß, begann Fräulein Rottenmeier mit strengem Gesicht und einem ganz feierlich-ernsten Ton: "Adelheid, ich werde nachher mit dir sprechen, jetzt nur so viel: Du hast dich sehr ungezogen, wirklich strafbar benommen, dass du das Haus verlässt, ohne zu fragen, ohne dass jemand ein Wort davon wusste, und herumstreichst bis zum späten Abend; es ist eine völlig beispiellose Aufführung."

      "Miau", tönte es wie als Antwort zurück.

      Aber jetzt stieg der Zorn der Dame. "Wie, Adelheid", rief sie in immer höheren Tönen, "du unterstehst dich noch, nach aller Ungezogenheit einen schlechten Spaß zu machen? Hüte dich wohl, sag ich dir!"

      "Ich mache", fing Heidi an—"Miau! Miau!"

      Sebastian warf fast seine Schüssel auf den Tisch und stürzte hinaus.

      "Es ist genug", wollte Fräulein Rottenmeier rufen; aber vor Aufregung tönte ihre Stimme gar nicht mehr. "Steh auf und verlass das Zimmer."

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      Heidi stand erschrocken von seinem Sessel auf und wollte noch einmal erklären: "Ich mache gewiss"—"Miau! Miau! Miau!"

      "Aber Heidi", sagte jetzt Klara, "wenn du doch siehst, dass du Fräulein Rottenmeier so böse machst, warum machst du immer wieder 'miau'?"

      "Ich mache nicht, die Kätzlein machen", konnte Heidi endlich ungestört hervorbringen.

      "Wie? Was? Katzen? junge Katzen?", schrie Fräulein Rottenmeier auf. "Sebastian! Tinette! Sucht die greulichen Tiere! Schafft sie fort!" Damit stürzte die Dame ins Studierzimmer hinein und riegelte die Türen zu, um sicherer zu sein, denn junge Katzen waren für Fräulein Rottenmeier das Schrecklichste in der Schöpfung. Sebastian stand draußen vor der Tür und musste erst fertig lachen, eh er wieder eintreten konnte. Er hatte, als er Heidi bediente, einen kleinen Katzenkopf aus dessen Tasche herausgucken gesehen und sah dem Spektakel entgegen, und wie er nun ausbrach, konnte er sich nicht mehr halten, kaum noch seine Schüssel auf den Tisch setzen. Endlich trat er denn wieder gefasst ins Zimmer herein, nachdem die Hilferufe der geängsteten Dame schon längere Zeit verklungen waren. Jetzt sah es ganz still und friedlich aus drinnen; Klara hielt die Kätzchen auf ihrem Schoß, Heidi kniete neben ihr und beide spielten mit großer Wonne mit den zwei winzigen, graziösen Tierchen.

      "Sebastian", sagte Klara zu dem Eintretenden, "Sie müssen uns helfen; Sie müssen ein Nest finden für die Kätzchen, wo Fräulein Rottenmeier sie nicht sieht, denn sie fürchtet sich vor ihnen und will sie forthaben; aber wir wollen die niedlichen Tierchen behalten und sie immer hervorholen, sobald wir allein sind. Wo kann man sie hintun?"

      "Das will ich schon besorgen, Fräulein Klara", entgegnete Sebastian bereitwillig; "ich mache ein schönes Bettchen in einem Korb und stelle den an einen Ort, wo mir die furchtsame Dame nicht dahinter kommt, verlassen Sie sich auf mich." Sebastian ging gleich an die Arbeit und kicherte beständig vor sich hin, denn er dachte: "Das wird noch was absetzen!", und der Sebastian sah es nicht ungern, wenn Fräulein Rottenmeier ein wenig in Aufregung geriet.

      Nach längerer Zeit erst, als der Augenblick des Schlafengehens nahte, machte Fräulein Rottenmeier ein ganz klein wenig die Tür auf und rief durch das Spältchen heraus: "Sind die abscheulichen Tiere fortgeschafft?"

      "Jawohl! Jawohl!", gab Sebastian zurück, der sich im Zimmer zu schaffen gemacht hatte in Erwartung dieser Frage. Schnell und leise fasste er die beiden Kätzchen auf Klaras Schoß und verschwand damit.

      Die besondere Strafrede, die Fräulein Rottenmeier Heidi noch zu halten gedachte, verschob sie auf den folgenden Tag, denn heute fühlte sie sich zu erschöpft nach all den vorhergegangenen Gemütsbewegungen von Ärger, Zorn und Schrecken, die ihr Heidi ganz unwissentlich nacheinander verursacht hatte. Sie zog sich schweigend zurück, und Klara und Heidi folgten vergnügt nach, denn sie wussten ihre Kätzchen in einem guten Bett.

      Im Hause Sesemann geht's unruhig zu

       Inhaltsverzeichnis

      Als Sebastian am folgenden Morgen dem Herrn Kandidaten die Haustür geöffnet und ihn zum Studierzimmer geführt hatte, zog schon wieder jemand die Hausglocke an, aber mit solcher Gewalt, dass Sebastian die Treppe völlig hinunterschoss, denn er dachte: "So schellt nur der Herr Sesemann selbst, er muss unerwartet nach Hause gekommen sein." Er riss die Tür auf—ein zerlumpter Junge mit einer Drehorgel auf dem Rücken stand vor ihm.

      "Was soll das heißen?", fuhr ihn Sebastian an. "Ich will dich lehren, Glocken herunterzureißen! Was hast du hier zu tun?"

      "Ich muss zur Klara",


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