Die schönsten Kinderbücher (Illustriert). Гарриет Бичер-Стоу

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Die schönsten Kinderbücher (Illustriert) - Гарриет Бичер-Стоу


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befahl.

      "Jetzt habe ich schon drei Namen", setzte es mit einem Seufzer hinzu.

      "Was wollte die kleine Mamsell denn fragen?", fragte Sebastian jetzt, indem er, ins Esszimmer eingetreten, sein Silberzeug im Schrank zurechtlegte.

      "Wie kann man ein Fenster aufmachen, Sebastian?"

      "So, gerade so", und er machte den großen Fensterflügel auf.

      Heidi trat heran, aber es war zu klein, um etwas sehen zu können; es langte nur bis zum Gesims hinauf.

      "Da, so kann das Mamsellchen einmal hinausgucken und sehen, was unten ist", sagte Sebastian, indem er einen hohen hölzernen Schemel herbeigeholt hatte und hinstellte. Hoch erfreut stieg Heidi hinauf und konnte endlich den ersehnten Blick durch das Fenster tun. Aber mit dem Ausdruck der größten Enttäuschung zog es sogleich den Kopf wieder zurück.

      "Man sieht nur die steinerne Straße hier, sonst gar nichts", sagte das Kind bedauerlich; "aber wenn man um das ganze Haus herumgeht, was sieht man dann auf der anderen Seite, Sebastian?"

      "Gerade dasselbe", gab dieser zur Antwort.

      "Aber wohin kann man denn gehen, dass man weit, weit hinuntersehen kann über das ganze Tal hinab?"

      "Da muss man auf einen hohen Turm hinaufsteigen, einen Kirchturm, so einen, wie der dort ist mit der goldenen Kugel oben drauf. Da guckt man von oben herunter und sieht weit über alles weg."

      Jetzt stieg Heidi eilig von seinem Schemel herunter, rannte zur Tür hinaus, die Treppe hinunter und trat auf die Straße hinaus. Aber die Sache ging nicht, wie Heidi sich vorgestellt hatte. Als es aus dem Fenster den Turm gesehen hatte, kam es ihm vor, es könne nur über die Straße gehen, so müsste er gleich vor ihm stehen. Nun ging Heidi die ganze Straße hinunter, aber es kam nicht an den Turm, konnte ihn auch nirgends mehr entdecken und kam nun in eine andere Straße hinein und weiter und weiter, aber immer noch sah es den Turm nicht. Es gingen viele Leute an ihm vorbei, aber die waren alle so eilig, dass Heidi dachte, sie hätten nicht Zeit, ihm Bescheid zu geben. Jetzt sah es an der nächsten Straßenecke einen Jungen stehen, der eine kleine Drehorgel auf dem Rücken und ein ganz kurioses Tier auf dem Arme trug. Heidi lief zu ihm hin und fragte: "Wo ist der Turm mit der goldenen Kugel zuoberst?"

      "Weiß nicht", war die Antwort.

      "Wen kann ich denn fragen, wo er sei?", fragte Heidi weiter.

      "Weiß nicht."

      "Weißt du keine andere Kirche mit einem hohen Turm?"

      "Freilich weiß ich eine."

      "So komm und zeige mir sie."

      "Zeig du zuerst, was du mir dafür gibst." Der Junge hielt seine Hand hin. Heidi suchte in seiner Tasche herum. Jetzt zog es ein Bildchen hervor, darauf ein schönes Kränzchen von roten Rosen gemalt war; erst sah es noch eine kleine Weile darauf hin, denn es reute Heidi ein wenig. Erst heute Morgen hatte Klara es ihm geschenkt; aber hinuntersehen ins Tal, über die grünen Abhänge! "Da", sagte Heidi und hielt das Bildchen hin, "willst du das?"

      Der Junge zog die Hand zurück und schüttelte den Kopf.

      "Was willst du denn?", fragte Heidi und steckte vergnügt sein Bildchen wieder ein.

      "Geld."

      "Ich habe keins, aber Klara hat, sie gibt mir dann schon; wie viel willst du?"

      "Zwanzig Pfennige."

      "So komm jetzt."

      Nun wanderten die beiden eine lange Straße hin, und auf dem Wege fragte Heidi den Begleiter, was er auf dem Rücken trage, und er erklärte ihm, es sei eine schöne Orgel unter dem Tuch, die mache eine prachtvolle Musik, wenn er daran drehe.

      Auf einmal standen sie vor einer alten Kirche mit hohem Turm; der Junge stand still und sagte: "Da."

      "Aber wie komm ich da hinein?", fragte Heidi, als es die fest verschlossenen Türen sah.

      "Weiß nicht", war wieder die Antwort.

      "Glaubst du, man könne hier klingeln, so wie man dem Sebastian tut?"

      "Weiß nicht."

      Heidi hatte eine Klingel entdeckt an der Mauer und zog jetzt aus allen Kräften daran.

      "Wenn ich dann hinaufgehe, so musst du warten hier unten, ich weiß jetzt den Weg nicht mehr zurück, du musst mir ihn dann zeigen."

      "Was gibst du mir dann?"

      "Was muss ich dir dann wieder geben?"

      "Wieder zwanzig Pfennige."

      Jetzt wurde das alte Schloss inwendig umgedreht und die knarrende Tür geöffnet; ein alter Mann trat heraus und schaute erst verwundert, dann ziemlich erzürnt auf die Kinder und fuhr sie an: "Was untersteht ihr euch, mich da herunterzuklingeln? Könnt ihr nicht lesen, was über der Klingel steht: 'Für solche, die den Turm besteigen wollen'?"

      Der Junge wies mit dem Zeigefinger auf Heidi und sagte kein Wort. Heidi antwortete: "Eben auf den Turm wollt ich."

      "Was hast du droben zu tun?", fragte der Türmer; "hat dich jemand geschickt?"

      "Nein", entgegnete Heidi, "ich möchte nur hinaufgehen, dass ich hinuntersehen kann."

      "Macht, dass ihr heimkommt, und probiert den Spaß nicht wieder, oder ihr kommt nicht gut weg zum zweiten Mal!" Damit kehrte sich der Türmer um und wollte die Tür zumachen.

      Aber Heidi hielt ihn ein wenig am Rockschoß und sagte bittend: "Nur ein einziges Mal!"

      Er sah sich um, und Heidis Augen schauten so flehentlich zu ihm auf, dass es ihn ganz umstimmte; er nahm das Kind bei der Hand und sagte freundlich: "Wenn dir so viel daran gelegen ist, so komm mit mir!"

      Der Junge setzte sich auf die steinernen Stufen vor der Tür nieder und zeigte, dass er nicht mitwollte.

      Heidi stieg an der Hand des Türmers viele, viele Treppen hinauf; dann wurden diese immer schmäler, und endlich ging es noch ein ganz enges Treppchen hinauf, und nun waren sie oben. Der Türmer hob Heidi vom Boden auf und hielt es an das offene Fenster.

      "Da, jetzt guck hinunter", sagte er.

      Heidi sah auf ein Meer von Dächern, Türmen und Schornsteinen nieder; es zog bald seinen Kopf zurück und sagte niedergeschlagen: "Es ist gar nicht, wie ich gemeint habe."

      "Siehst du wohl? Was versteht so ein Kleines von Aussicht! So, komm nun wieder herunter und läute nie mehr an einem Turm!"

      Der Türmer stellte Heidi wieder auf den Boden und stieg ihm voran die schmalen Stufen hinab. Wo diese breiter wurden, kam links die Tür, die in des Türmers Stübchen führte, und nebenan ging der Boden bis unter das schräge Dach hin. Dort hinten stand ein großer Korb und davor saß eine dicke graue Katze und knurrte, denn in dem Korb wohnte ihre Familie und sie wollte jeden Vorübergehenden davor warnen, sich in ihre Familienangelegenheiten zu mischen. Heidi stand still und schaute verwundert hinüber, eine so mächtige Katze hatte es noch nie gesehen; in dem alten Turm wohnten aber ganze Herden von Mäusen, so holte sich die Katze ohne Mühe jeden Tag ein halbes Dutzend Mäusebraten. Der Türmer sah Heidis Bewunderung und sagte: "Komm, sie tut dir nichts, wenn ich dabei bin; du kannst die Jungen ansehen."

      Heidi trat an den Korb heran und brach in ein großes Entzücken aus.

      "Oh, die netten Tierlein! Die schönen Kätzchen!", rief es ein Mal ums andere und sprang hin und her um den Korb herum, um auch recht alle komischen Gebärden und Sprünge zu sehen, welche die sieben oder acht jungen Kätzchen vollführten, die in dem Korb rastlos übereinanderhin krabbelten, sprangen, fielen.

      "Willst du eins haben?", fragte der Türmer, der Heidis Freudensprüngen vergnügt zuschaute.

      "Selbst für mich? Für immer?", fragte Heidi gespannt und konnte das große Glück fast nicht glauben.

      "Ja, gewiss, du kannst auch noch mehr haben, du kannst sie alle zusammen haben, wenn du Platz hast", sagte der Mann, dem es gerade recht war, seine kleinen Katzen loszuwerden,


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