Eden. Tim Lebbon

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Eden - Tim  Lebbon


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sich weg. Die beiden standen sich so nah und Dylan wünschte, Lucy hätte Jenn einen Funken Unterstützung entgegengebracht. Jemand musste es tun.

      »Jenn«, sagte Dylan. »Du weißt, dass ich auch mitgekommen wäre, wenn ich es gewusst hätte.«

      »Du schon, Dad. Aber du hättest es dem Team gesagt und wir schaffen es nicht allein. Wenn ihr anderen denkt, wir tun das aus den falschen Gründen … Ich hatte einfach Angst, ihr würdet kneifen.«

      »Wann wolltest du es uns sagen?«, fragte Cove.

      »Bald«, antwortete Jenn. »Wenn wir drin sind. Vielleicht sogar schon heute.«

      »Und … was bedeutet das jetzt?«, fragte Gee.

      »Wer weiß.« Selina sah Jenn an. »Würdest du uns bitte mal aufklären?«

      Hilfesuchend sah Jenn zu ihrem Vater. Dylan runzelte nur die Stirn. Dann nickte er. Ja, klär uns auf.

      Er sah an Jenn vorbei auf die Landschaft von Eden, die sich vor ihnen ausbreitete. Sie hatte sich verändert. Nun wusste er, dass Kat hier war. Vielleicht kletterten sie und ihr Team über einen der Berge, die er in der Ferne sehen konnte, deren Hänge in Hitzeflimmern und Nebelschwaden verborgen lagen, so flüchtig, dass es sich am äußeren Rand seiner Sicht auch um Wolken handeln könnte. Vielleicht war sie in einem der Täler vor ihnen, verloren in ihrer Tiefe, oder sie verlor sich mit Absicht an der Wildnis. Sie waren zu lange getrennt, als dass er ihre Motivation noch kennen würde.

      Und offenbar kannte er seine Tochter ebenfalls nicht so gut, wie er geglaubt hatte.

      Es war erst zehn Wochen her, dass Jenn das Team dazu zu drängen begonnen hatte, Eden als ihr nächstes Abenteuer anzugehen. Sie hatten in den letzten Jahren oft darüber gesprochen, grobe Pläne geschmiedet und es war definitiv auf ihrem Radar gewesen. Doch dann hatte Jenn sie gedrängt, zusammenzukommen und die Reise anzutreten. Er hatte sich gefragt, ob sie einen Punkt in ihrem Leben erreicht hatte, an dem echte Gefahr zu einem bloßen Abenteuer wurde. Als ihr Vater hatte er sich deswegen Sorgen gemacht und mit ihr darüber geredet. Doch sie hatte darauf beharrt, dass es sich um keine überstürzte Entscheidung handelte und dass Eden nur für jene gefährlich war, die es nicht mit Respekt behandelten. Das war der Unterschied zwischen ihrem Kernteam und einigen anderen, denen sie begegnet waren. So exotisch und wundervoll die Zonen auch waren, gab es immer noch viele Leute, die in ihnen nichts als ihre persönlichen neuen, wilderen Spielplätze sahen. Zu ihnen hatte Jenn nie gehört. Sie sah die Zonen bereits als andere Welten. »Diese Orte gehören uns nicht mehr«, sagte sie oft und die bloße Vorstellung ließ ihre Augen leuchten.

      »Vor drei Monaten hat sie mir gesagt, sie würde nach Eden gehen«, erzählte Jenn. »Ich wusste nicht, wann, wie oder mit wem. Sie hat mir nur eine einzige Nachricht geschickt, in der stand: ›Eden ist mein letztes Ziel.‹«

      »Wie lange ist es her, dass sie reingegangen ist?«, fragte Dylan Poke.

      »Zwei Monate.«

      Dylan runzelte die Stirn. Wenn sie vor zwei Monaten hineingegangen und es bis zur anderen Seite geschafft hätten, hätte sich das inzwischen in der kleinen Abenteurerwelt herumgesprochen.

      Es war heiß und die Luft schwirrte vor Insekten und einer bedrückenden Anspannung. Cove und Selina hatten Kat gekannt und die anderen wussten über sie Bescheid, also waren sich alle darüber bewusst, wer sie war und was sie getan hatte. Jetzt ihren Namen zu hören, so nah an Eden und der größten Herausforderung ihres Lebens, fühlte sich an, als hätte jemand eine Handgranate in die Gruppe geworfen.

      »Was wissen Sie sonst noch?«, erkundigte sich Dylan.

      Poke zündete sich noch eine ihrer stinkenden Selbstgedrehten an, sah auf ihre Uhr und zog eine kleine Karte über ihr Display. Dann sah sie ihn durch den Tabakrauch hindurch an.

      »Nichts.« Die Zigarette hing in einem Mundwinkel. Sie zuckte mit den Schultern. »Irgendwas kam mir an deiner Kleinen bekannt vor. Hat mich eine Weile verwirrt, bis mir einfiel, was es war. Dass sie wie Kat aussieht. Ich bin nicht mehr so jung, wie ich mal war, weißt du?« Sie tippte sich an den Kopf.

      »Woher wollen Sie wissen, dass sie die Durchquerung nicht geschafft hat und an der anderen Seite wieder rausgekommen ist?«

      »Ich weiß es nicht«, antwortete Poke. »Ich weiß nur, dass sie hier nicht wieder rausgekommen ist.«

      »Ich weiß es aber«, sagte Jenn.

      »Und woher?« Dylan suchte nach Antworten und wurde immer wütender. Wut gehörte nicht in eine solche Gruppe, besonders nicht wenige Minuten bevor sie vorhatte, eine gefährliche Grenze zu überwinden. Sie hatten drei andere unberührte Zonen durchquert, dieses gut eingespielte Team von sieben Leuten, und er wusste, dass sie genau deshalb gut zusammenarbeiteten, weil jeder sein Ego in Schach hielt und die Kommunikation reibungslos und unbehindert von persönlichen Problemen verlief. Natürlich gab es auch mal Spannungen, das war bei jeder Gruppe dieser Größe vollkommen normal. Aber nichts wirklich Ernstes. Trotz der Lüge war Dylan ihr Anführer und vor den anderen jetzt die Beherrschung zu verlieren würde sie alle nur in Gefahr bringen.

      »Ich weiß es einfach, Dad«, sagte Jenn. »Mum … du weißt, dass ich ab und an von ihr gehört habe, oder?«

      »Natürlich weiß ich das.« Plötzlich stand zwischen ihnen eine Mauer der Verlegenheit und sie wurde immer dicker. Das ist jetzt einer dieser alles verändernden Momente, dachte Dylan. Er hatte genug von ihnen durchlebt, um ihn zu erkennen.

      »Erst sechsmal, seit sie weg ist«, fuhr Jenn fort. »Jedes Mal, wenn sie eine der anderen unberührten Zonen durchquert hat. Als ich noch klein war, haben wir darüber gesprochen, es zusammen zu tun, erinnerst du dich? Wir wollten versuchen, alle zu durchqueren. Also schickt sie mir ein Bild von sich und ihrem Team, wie sie auf einer Straße oder in einem Wald stehen oder zusammen an einem Tisch sitzen und trinken. Sie hält dabei immer eine Karte in die Kamera, auf der eine rote Linie durch die Zone geht. So was wie ›Geschafft!‹ Manchmal lächelt sie.« Jenns Stimme verlor sich, als ihr das Schweigen der anderen bewusst wurde.

      Aaron trat einen Schritt näher und legte ihr die Hand auf die Schulter und Dylan verspürte einen Anflug von Dankbarkeit. Er kannte Aaron seit fünf Jahren, seit Jenn ihn ins Team gebracht hatte. Er mochte ihn und wusste, dass er Jenn guttat. Wie die anderen wartete er darauf, dass sie weitersprach.

      »Und daher weiß ich, dass sie diese Durchquerung nicht abgeschlossen hat. Kein Foto, nur die Zeile ›Eden ist mein letztes Ziel‹. Eine Absichtserklärung. Seither habe ich nichts mehr von ihr gehört.«

      »Ist das alles?«, hakte Dylan nach.

      »Das ist alles«, versicherte Jenn. Doch er wusste, dass sie immer noch log. Es gab noch etwas, das sie ihm nicht sagte, und jetzt, wo die Lüge über Kat ans Licht gekommen war, wusste er nicht, ob er ihr jemals wieder trauen konnte.

       Sie wusste, dass wir herkommen würden, um ihrer Mutter zu folgen, und sie hat nichts gesagt!

      Aber hier und jetzt vor den anderen konnte er sie nicht darauf festnageln. Dafür war später noch Zeit. Wenn das Team überhaupt weitermachen wollte.

      »Und du wolltest, dass wir ihr Konkurrenz machen?«, fragte Selina. »Sie finden? Was?«

      Jenn zuckte mit den Schultern. Vielleicht wusste sie das selbst nicht.

      »Vielleicht ist es eine Einladung«, sagte Aaron. »Sie will, dass Jenn es auch versucht.«

      »Du wusstest es?«, fragte Cove.

      »Hat er nicht!«, erwiderte Jenn. »Diese Sache geht allein auf meine Kappe.«

      »Aber warum nach all dieser Zeit?«, fragte Selina.

      Jenn blinzelte und schaute auf ihre Füße. Da steckt definitiv noch mehr dahinter, dachte Dylan und schwor sich, sie danach zu fragen, sobald sie allein waren.

      »Wie lange ist es genau her?«, fragte Dylan Poke.

      Die alte Frau sah aus, als wäre ihr das Gespräch unangenehm. Zum ersten Mal spürte sie, wie


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