Frostsklave. Regina Mars
Читать онлайн книгу.Lukacs schwieg. Vielleicht nickte er. »Ich brauche nicht unbedingt einen Diener. Aber ich brauche einen Freund. Jemand, der weiß, wer ich bin. Was ich bin. Und der mich trotzdem mag.« Ein weiteres Räuspern. »Ziemlich egoistisch, was? Aber ich habe … Egal. Ich freu mich, dass du annimmst.«
»Ich freu mich, dass ich bleiben kann.« Der Druck in Gals Brust war unerträglich. Bei dir. Im gleichen Haus wie du. Fast. Er würde in Lukacs' Nähe sein. Er würde ihm näher sein als je zuvor. Vermutlich. »Was macht so ein Diener eigentlich?«
»Keine Ahnung.« Ein schiefes Grinsen. »Ich hab Vater gesagt, dass ich unbedingt einen Diener brauche. Also, wenn ich zustimme, Dalma zu heiraten. Wegen der Leute. Der Erbe der Aviet-Mühle sollte keine Hühner schlachten und kein Holz hacken. Das macht das Personal. Vermutlich bin ich jetzt so edel, dass ich sogar Hilfe beim Ankleiden brauche.« Er lachte. »He, ich finde schon etwas, das du tun kannst. Wir finden etwas.«
Dalma. Gal forschte in Lukacs' Miene. »Dein Vater ist dagegen, oder? Dass ich in euer Haus komme?«
Lukacs' betretene Miene sagte alles.
»He, die meisten wollen keinen Verfluchten im Haus haben. Ist schon in Ordnung.«
»Nein, ist es nicht«, murmelte Lukacs. »Er hat getan, als wollte ich einen verlausten Straßenköter reinschleppen. Ich hab Wochen gebraucht … Und er hat erst Ja gesagt, als ich versprochen habe, Dalma den Antrag zu machen.«
»So lange versuchst du das schon?« Gal blinzelte.
»Ich wollte dir nichts sagen, weil ich nicht wusste, ob es klappt. He. Ich hatte echt Angst, dass du ablehnst. Du bist so stolz.«
»Nicht zu stolz, um am Leben zu bleiben.«
Ein Eichelhäher flatterte über ihre Köpfe hinweg. Wind kam auf und jagte über die Wasseroberfläche. Sie sahen sich an. Gal traute sich, die Mundwinkel zu entspannen. Zu verziehen.
Lukacs lächelte. Ein Lächeln, das er nur zeigte, wenn sie allein waren.
»Danke. Ich werde der beste Diener sein, echt. Was immer ein Diener tut.«
»Als Erstes steigt er aus dem Bach, zieht sich an und geht mit mir ein Bier trinken.« Zähne blitzten. »Das ist ein Befehl, Bursche.«
»Fick dich, Andon.« Gal legte den Kopf schief. »Tut mir leid. Ich meinte: Fick dich, edler Herr.«
Lukacs' Lachen war dunkel und köstlich wie Süßholz. »Oshin, ich werde so einen Spaß haben, wenn du endlich unter meiner Fuchtel bist.«
Ein Schatten flog über ihnen. Ein Falke kreiste lautlos. Ein winziger Tropfen Bitternis breitete sich in Gal aus. »Was ist mit Dalma? Muss ich ihr auch gehorchen?«
»Nein, sie hat schon jemand. Eine Zofe. Deshalb konnte ich Vater überhaupt überreden, dich einzustellen. Weil ich einen Diener brauche, um Dalmas Familie zu beeindrucken.«
Gal stellte sich vor, neben Lukacs in dieser besseren Stube zu stehen und … dienerliche Sachen zu machen. Tee einkippen und so. Er ahnte, dass es nicht ganz reibungslos ablaufen könnte. Aber er schwor dem Ewigen, dass er es versuchen würde. Er würde zum besten Diener werden, den je ein Bürgermeistersohn und Mühlenerbe gehabt hatte!
»Komm endlich raus«, sagte Lukacs. »Du hast schon ganz blaue Lippen. Und dein Schwanz ist zur Nacktschnecke zusammengeschrumpelt.«
Gal sah nach unten. So ein Trottel. Das war mindestens noch eine mittelgroße Blutwurst. »Da schaust du deinem Diener hin, ja?« Provozierend nahm er seinen Schwengel in die Hand. Er wusste auch nicht, was ihn ritt. Nicht im Krieg mit dem Drachenbaron zu verrecken, machte seinen Kopf ganz leicht. Er rieb über die zarte Haut und leckte sich die Lippen. »Soll ich dir etwa auch mit Schweinkram dienen?«
Lukacs riss die Augen auf. Seine Wangen verfärbten sich dunkelrot und er hob die Hände. »Wa… Nein! Natürlich nicht! Überhaupt nicht!«
Mit der Reaktion hatte Gal nicht gerechnet. Mit Ablehnung: natürlich. Aber nicht mit dem absoluten Entsetzen.
»Piss dich nicht ein, Andon.« Er entließ seinen Kolben wieder. Wieder spürte er diese Bitternis, obwohl er hätte jubeln sollen. »War nur ein Witz. Ich weiß, dass du nicht so bist.« Und nur, um jeden Verdacht zu ersticken, fügte er hinzu: »Ich ja auch nicht. Echt, schon wenn ich dran denke, kommt mir das Frühstück hoch.«
»Ah. Ja. Mir auch. Gut, gut.« Lukacs rieb sich über die Knie. Sah zu Boden. Sein Kehlkopf hüpfte. »Uh. Jetzt komm endlich aus dem Wasser, du Ochse. Ich will los.«
Gal trat aus dem Wasser und schüttelte sich wie ein Hund. Gab sich Mühe, Lukacs zu erwischen, der lachte und aufsprang.
»Das kriegst du zurück, Bursche!«
»Nenn mich noch mal Bursche und ich versohl dir den Arsch, Andon.«
Lukacs sprang ihn an und sie rollten über die Wiese. Dunkles Lachen drang an Gals Ohren. Heiser und kehlig strömte es durch ihn und setzte ihn in Brand. Er packte Lukacs an den Handgelenken, warf ihn herum. Spreizte seine Beine mit den Schenkeln und merkte erst dann, dass sein Gegner sich nicht mehr wehrte. Heißer Atem strich über sein Gesicht. Lukacs' Pupillen weiteten sich.
»Hab ich dich«, keuchte Gal.
»Ja.« Es war nur noch ein Hauchen, das Lukacs von sich gab. Er leckte sich über die Lippen. Zuckte zusammen. Und bäumte sich auf. Sekunden später war Gal unter seinem schweren Körper begraben. Er versuchte, sich zu wehren, aber die Wärme von Lukacs' Körper, dessen Hände, die seine Unterarme umklammerten, machten ihn vollkommen bewegungsunfähig. Lukacs' Atem ging schwer von der Rangelei, seine Wangen waren gerötet. Die Haare hingen ihm wild ins Gesicht.
»Oshin«, hauchte der Mistkerl und lächelte. »Wer hat hier wen?«
Gal schluckte. Er roch Lukacs' Atem, süß und warm. Kribblige Erregung sauste in ihm abwärts, füllte seinen Unterleib und ließ ihn anschwellen.
Nein!, dachte er. Nicht. Er darf nichts merken, Ewiger. Bitte hilf mir. Er darf mich nicht hassen.
»Andon.« Er zwang sich, zu lächeln. »Komm noch näher und ich glaube, du willst mich küssen.«
»Ha. Nein.« Ein Schatten flog über Lukacs' Gesicht. »Erzähl nicht so eine eklige Scheiße.«
Es war wie ein Schlag in den Magen, aber Gal lachte hohl. »Ich wette, deine Hose platzt gleich. Pass auf, dass du die nicht einsaust, wenn du weiter auf mir rumreitest.«
Mit einem wütenden Schrei ließ Lukacs ihn los und richtete sich auf. Wandte sich ab, so dass Gal viel zu viel von seinem festen Hintern sehen konnte.
»Du kannst einem echt jeden Spaß verderben«, knurrte Lukacs. »Echt.«
Gal wandte sich ebenfalls ab, bis er sich beruhigt hatte. Nicht, dass Lukacs noch den Hammer bemerkte, der steil von seinem Körper abstand. Er atmete tief ein. Versuchte, die Berührung von Lukacs' Händen, die Hitze seiner Schenkel zu vergessen.
»Nicht meine Schuld, dass du pervers bist«, sagte Gal leichthin. Innerlich zitterte er.
Reg dich ab, befahl er seiner Körpermitte. Es half nicht.
»Wer ist hier pervers, du Hornochse?« Lukacs' Lachen klang gezwungen. »Ich geh pissen. Komm nicht auf die Idee, mir nachzulaufen, klar?«
»Lauf du mir nicht nach.« Erleichtert atmete Gal ein. Eine Gnadenfrist. Er wagte es nicht, sich umzudrehen. »Ich geh auch.« Er marschierte los und wartete nicht ab, ob Lukacs noch etwas sagte. Fand ein Brombeergestrüpp am Ufer, das ihn vor dessen Blicken verbarg, und traute sich erst dann, in Lukacs' Richtung zu schauen. Der war verschwunden. Weiter hinten, halb verborgen vom Ginster, blitzte Gold. Lukacs' Haare.
Gut. »Hör auf«, befahl Gal seinem Unterleib. Wütend starrte er auf den geschwollenen Schaft. »Er wird es merken, wenn du nicht aufhörst.«
Aber es nützte nichts. Er musste zum Sünder werden, um nicht erwischt zu werden. Nach einem schnellen Blick hinter sich