WILDER FLUSS. Cheryl Kaye Tardif

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WILDER FLUSS - Cheryl Kaye Tardif


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ein Auge auf sie zu behalten.«

      TJ zupfte sie am Ärmel.

      »Hey, ist das nicht dein Doktorenfreund?«

      Als sich Del umdrehte, erschrak sie. Jake Kerrigans Blick traf ihren, und sie merkte, wie er beklommen ausatmete.

      »Wir müssen aufhören, uns auf diese Weise zu treffen«, sagte er.

      Sie starrte auf seine Lippen, die sich langsam zu einem Lächeln verzogen. Abrupt ließ sie den Blick sinken und betete, dass er nicht bemerkte, wie sehr sie sich freute, ihn wiederzusehen. Dieser Mann löste die seltsamsten Dinge in ihr aus. Sie konnte es vom Kribbeln in ihrem Bauch bis hinunter zum Prickeln in ihren Zehen spüren.

      Besitzergreifend legte TJ einen Arm um ihre Schultern.

      »Willst du uns einander nicht vorstellen, Del?«

      »Dr. Jake Kerrigan, das ist Tyrone Jackson. Mein … Freund

      Ihr Ex bedachte sie mit einem säuerlichen Blick. »Also eigentlich, Jake, nennen mich alle TJ.«

      Die beiden Männer gaben sich kurz die Hand, dann machte Del sie mit Peter und Miki bekannt. Sie war gerade dabei, sich nach Jakes Assistenz zu erkundigen, als sie TJ laut pfeifen hörte.

      Vier Köpfe drehten sich synchron um.

      Da kam eine atemberaubende Schönheit auf sie zu, mit langen rotbraunen Haaren, die bei jedem Schritt mitwippten. Sie sah aus, als käme sie geradewegs von einer Eveline-Charles-Schönheitsfarm … oder einem Fotoshooting. Selbst ihre Haut war makellos. Zum Teufel, jede Zelle ihres Körpers war makellos.

      »Ich danke dir, Gott!« TJ grinste breit und rieb sich die Hände, als die Frau näherkam. »Bitte nimm den gleichen Flug!«

      »Francesca Baroni«, merkte Jake trocken an. »Meine Assistentin.«

      Jakes Assistentin war alles andere, als für eine Abenteuerreise im wilden Norden gekleidet. Die Frau trug eng anliegende Designerjeans und eine schwarze, bauchfreie Spitzenbluse. Eine Kristallkette spielte in ihrem tiefen Dekolleté Versteck, und Del ertappte TJ dabei, wie er sich um einen Blick bemühte, als die Frau ihre Handtasche richtete. Und es war nicht die Kette, die er unbedingt sehen wollte.

      Francesca schien es eilig zu haben, die Vorstellung hinter sich zu bringen. Sie nahm kaum Notiz von Del oder dem Rest der Gruppe. Sie hatte nur Augen für eine Person – Jake Kerrigan.

      Jake beugte sich nach unten und hob Francescas Tasche hoch. Er warf sie auf den Schalter, als wäre sie federleicht, aber Del vermutete, dass die Frau genug eingepackt hatte, um einen zweimonatigen Luxusurlaub bestreiten zu können. Ihr Verdacht wurde bestätigt, als ein Flughafenmitarbeiter hinter ihnen mit einem Wagen angerollt kam und eine zweite Tasche ablud.

      Jake flüsterte Francesca etwas ins Ohr und die Frau gab ihm einen scherzhaften Klaps. Del fielen die frisch gemachten Gelnägel auf.

      Eine wartungsintensive Tussi!, wie Lisa sie bezeichnen würde.

       Was in Gottes Namen will sie hier?

      Del wollte Jake gerade in der Luft zerreißen, als er sie beiseite nahm.

      »Hör zu, lass es mich erklären. Francesca bestand darauf, mitzukommen, damit wir unsere Aufzeichnungen in den freien Minuten fertigstellen können, aber du sollst wissen, dass es für mich oberste Priorität hat, dich bei der Suche nach deinem Vater zu unterstützen.«

      »Wieso hast du deine Meinung doch noch geändert?«

      »Je mehr ich darüber nachgedacht habe, desto größer wurde meine Neugier. Über Schroeders Progeria. Mir wurde auch klar, dass ich das deinem Vater schuldig bin. Er war ein guter Mann, Del.«

      »Ist«, korrigierte sie ihn ruhig.

      Jake nickte.

      »Ich habe an deinem Freund Schroeder noch ein paar weitere Untersuchungen durchgeführt. Es gibt keine Erklärung, keinen genetisch bedingten Grund für seinen Zustand.«

      »Aber was ist es dann, das ihn umbringt?«

      »Ich weiß es ehrlich nicht.«

      Del auch nicht. Schroeder musste ohne Nahrung und Wasser in den Wäldern herumgeirrt sein. Wie hatte er nur überleben können?

      »Könnte es mit etwas zu tun haben, das er gegessen hat?«, überlegte sie.

      »Normalerweise würde ich sagen, das ist unmöglich. Er altert rapide, seine Organe versagen zunehmend und wir finden einfach die Ursache nicht. Geschweige denn ein Heilmittel.«

      Del blinzelte die Tränen zurück, die ihr zu entwischen drohten.

      »Vielleicht, wenn wir zurückkommen?«

      Jake trat voll Unbehagen von einem Fuß auf den anderen. »Er ist vielleicht nicht mehr am Leben, wenn wir zurückkommen. Alles, was wir im Moment tun können, ist, es Schroeder so angenehm wie möglich zu machen, Del.«

      Und darauf zu warten, dass er stirbt, beendete sie den Satz im Gedanken.

      ***

      Als sie in das Flugzeug stieg, bemerkte Del, dass TJ bereits den Gangplatz neben Francesca konfisziert hatte. Sie war sich sicher, dass die Frau TJ verscheuchen würde, sagte aber kein Wort. Del nahm in der Reihe ihnen gegenüber Platz und war überrascht, als Jake den leeren Sitz neben ihr einnahm.

      Sie hob eine Augenbraue. »Bist du sicher, dass du nicht lieber mit TJ den Platz tauschen möchtest?«

      »Ach nein, mir gefällt es hier.«

      Er schloss seine Augen und lehnte sich zurück.

      Sie zuckte mit den Schultern, abgelenkt von Peter und Miki, die sich in der vordersten Reihe niedersetzten. Mikis Blick huschte über das Innere des Flugzeuges, als wäre sie viel lieber hinter einem Planwagen auf der Calgary-Stampede-Rodeoshow hergeschleift worden.

      »Magst du Fliegen nicht, Miki?«

      »Das letzte Mal, als ich in einem Flugzeug gesessen habe, war bei meinem Umzug von Osaka hierher.«

      Del lächelte. »Vor fünf Jahren war ich mit einem internationalen Team von Anthropologen und Archäologen in Hiroshima. Wir haben in Kusado Sengen bei der Bestimmung und Identifizierung von Töpferwaren und Knochen geholfen.«

      »Wo liegt das?«, fragte Jake, ohne die Augen zu öffnen.

      »In Japan. Es ist eine mittelalterliche Stadt nahe der Mündung des Flusses Ashida und im heutigen Fukuyama gelegen. Das war eine meiner Lieblingsausgrabungen.«

      Als Miki Platz nahm, blickte Del verstohlen auf den Mann zu ihrer Rechten.

      Jake Kerrigan war der Inbegriff der Männlichkeit. Sie strömte ihm aus jeder einzelnen Pore und machte sich selbst in der widerspenstigen Locke bemerkbar, die ihm rebellisch in die Stirn hing. Dunkle Augenbrauen rahmten die durchdringend blauen Augen mit den dichten Wimpern ein. Und dann waren da noch seine Wangenknochen. Solche, für die manche Frauen jeden Preis zahlen würden – und die meisten bereitwillig morden.

      Ihr Blick wanderte zu seinem Mund, den feinen, wohlgeformten Lippen.

      Alles an Jake war wohlgeformt, bis hinunter zu seinen starken Händen und gepflegten Fingernägeln.

      »Gefällt dir, was du siehst?«

      Ihr Kopf schnellte in die Höhe und sie schluckte erschrocken.

      Jakes Augen waren einen Spalt geöffnet und er beobachtete sie.

      Zutiefst peinlich berührt ignorierte sie den plötzlichen Hitzeschwall in ihrem Gesicht und riss hastig den Kopf in TJs Richtung. Sie versuchte, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen, doch er war zu sehr damit beschäftigt, Francesca ein Buch zu zeigen, dass er sich extra für die Reise zugelegt hatte.

      Als sie den Titel las, stieß Del ein lautes Prusten aus.

       Wie Man Im Wald Scheißt: Eine Umweltfreundliche Auseinandersetzung


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