Seewölfe Paket 35. Fred McMason

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Seewölfe Paket 35 - Fred McMason


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da haben wir uns ja was eingefangen“, sagte der Profos feixend. „Als ob wir nicht schon genug Bescheuerte an Bord hätten.“

      Sein Blick streifte wirklich nur rein zufällig Old Donegal, der sich gerade neben ihn schob. Der Admiral ging auch gleich in die Luft und reckte angriffslustig den Granitschädel vor.

      „Wenn du mich damit meinst“, grollte er, „dann wird dein Achtersteven von mir persönlich tätowiert. Aber mit einer großen Wildsau drauf, das verspreche ich dir.“

      „Dich doch nicht, Old Daniel“, sagte der Profos friedfertig. „Es gibt Beknackte und Überbeknackte, aber du bist doch keiner von den Beknackten.“

      „Das will ich auch meinen“, sagte der Admiral, ebenfalls versöhnlich, bis ihm eine Laterne aufging, und er sich auf den grinsenden Profos stürzen wollte.

      „Du miese Profoswanze!“ brüllte er. „Dich abgelaichten Prielwurm wickel ich achtmal ums Bratspill und dann …“

      „Dann fiert ihr die Jolle ab“, unterbrach Hasard. „Aber vorher setzt ihr den Anker, nachdem ihr freundlicherweise die Segel eingeholt habt.“

      „Aye, aye, Sir.“

      Die Schebecke ging vor Anker. Die Brandung mit ihren mörderischen Riesenbrechern tobte sich an Steuerbord wild und schäumend aus.

      „Merkwürdig, daß der Bursche nicht an Bord schwimmt“, sagte Ben Brighton verwundert. „Ich an seiner Stelle wäre wie ein Wilder losgepaddelt, damit mir das Schiff nicht durch die Lappen geht.“

      „Du schon“, sagte Hasard, „du kannst auch schwimmen. Aber der seltsame Heilige ganz sicher nicht, sonst wäre er schon längst drüben an Land.“

      „Stimmt, das ist absolut logisch.“

      Der Hautfarbe nach war der Mann ein Singhalese, denn er war viel hellhäutiger als die meisten anderen Inder.

      Mit brennenden Augen sah er zu, wie die Jolle abgefiert wurde. Ihn hielt es offenbar keinen einzigen Augenblick mehr auf der Insel, auf der er eine ganze Weile zugebracht haben mußte, wenn man sein äußeres Erscheinungsbild sah. Außerdem war der Kerl unglaublich dürr und ausgemergelt, als hätte ihn die Sonne zu einem braunen Stecken gebrannt und gebacken.

      Der Profos und Ferris Tucker pullten hinüber, um den Dürren aus seiner Einsiedelei zu erlösen. Sicher wollte er an die nahe Küste gebracht werden.

      Der Empfang war überwältigend, als die Jolle auf den Sand lief. Für die anderen war das wieder ein Anlaß, niederträchtig zu grinsen.

      Das dürre Kerlchen raste wie ein Blitz auf den Profos zu und wollte ihn offenbar umarmen. Als er aber die zerhauene und narbige Visage mit dem Amboßkinn sah, schrak er heftig zusammen und nahm sich statt dessen den rothaarigen Zimmermann vor, der völlig verdattert dastand.

      Ferris wurde abgeschmatzt, betatscht, in die Seite geknufft und befummelt, als stamme er aus einer anderen Welt.

      Dann hatte der merkwürdige Kerl auch seine Scheu vor dem Profos überwunden und sprang ihn an wie ein junger Hund seinen Herrn.

      „Na, der scheint aber schon lange hier zu sein“, meinte der Profos verwirrt und zupfte sich ein paar dünne Haare aus dem Gesicht, die der fransige Ziegenbart dort vor Freude hinterlassen hatte.

      „Malindi!“ kreischte der Dürre und zeigte auf seine Hühnerbrust. „Malindi Rama, Malindi Rama!“ Das andere, was er noch sagte, blieb für die beiden ein Buch mit sieben Siegeln.

      „Na, dann schwing mal die Hufe, Malindi“, sagte der Profos trocken. Als hätte der Kerl ihn genau verstanden, flitzte er in die Jolle und blickte zu dem schmucken Schiff hinüber.

      Carberrys Blick streifte die Habseligkeiten des Inders. Es war nicht viel, nur ein Lederbeutel, den er ängstlich festhielt, obwohl der wie Kleister an ihm klebte, und ein langes, scharfes Messer, das er sich in den Lendenschurz gesteckt hatte.

      Die beiden Männer pullten los.

      „Malindi – du von da drüben?“ fragte Carberry und deutete mit dem Kopf zum Festland.

      „Malindi, Tuticorin.“

      Die klapperdürre Gestalt zeigte nach Norden, und schon fuhren seine Finger an den Kopf und kratzten ihn heftig.

      „Da werden wir dich hinbringen“, sagte Ferris und lächelte freundlich.

      „Das Bürschchen sieht irgendwie hinterhältig und verschlagen aus“, knurrte der Profos. „Daß er verwahrlost ist, liegt in der Natur der Sache, aber er hat verdammt miese Augen. Hast du schon mal gesehen, wie fest er den Lederbeutel an sich preßt?“

      „Vielleicht hat er ein paar Perlen gefunden“, meinte Ferris. „Aber verschlagen wirkt er, da hast du recht. Um es ganz genau zu sagen, hat er eine Rattenvisage, die mir auch nicht besonders gefällt. Smoky würde jetzt jede Wette halten, daß der Kerl heimtückisch ist.“

      Keiner hatte auch nur die geringste Ahnung, was sie sich da mit Malindi auf den Hals geladen hatten. Hätte der Profos das gewußt, dann wäre Malindi mit einem Tritt in den Achtersteven gleich wieder bis zur Insel zurückgeflogen.

      Kaum an Bord, benahm sich der Kerl ebenfalls mehr als seltsam und merkwürdig.

      Sobald jemand auf seinen Lederbeutel blickte, trat er rasch ein paar Schritte zurück und preßte ihn eng an seinen Körper.

      Die Zwillinge und Dan O’Flynn versuchten schließlich, mit ihm in Kontakt zu gelangen, aber Malindi redete in einer Sprache, bei der sie nur hilflos mit den Schultern zuckten.

      Die drei hatten in Bombay und anderen Orten einiges von der Sprache gelernt und konnten sie einigermaßen verstehen, wenn langsam gesprochen wurde.

      Malindi hörte eine Weile zu, schließlich nickte er, und dann klappte es auch mit der Verständigung. Der Singhalese beherrschte mehrere Dialekte, und jetzt konnten sie endlich mit ihm reden, wenn auch noch vieles im Unklaren blieb.

      „Bist du von Tuticorin?“ fragte Jung Hasard. Er sagte die paar Worte sehr langsam und gab sich dabei Mühe, auch deutlich zu sprechen.

      „Malindi von Tuticorin“, bestätigte der Inder. Sein linker Zeigefinger zuckte hoch und kratzte ausgiebig den Kopf.

      Sie gaben ihm Trinkwasser und etwas zu essen. Auf das Wasser stürzte er sich, als sei er schon halbverdurstet. Das Essen kostete er sehr vorsichtig und blickte sie dabei verschlagen an.

      „Nach Tuticorin will er also“, sagte Hasard. Er musterte die dürre Gestalt und mußte sich gefallen lassen, daß ihn Malindi ziemlich frech und neugierig anstarrte.

      „Ja, dort scheint er zu Hause zu sein“, sagte Philip.

      „Wie ist er denn auf die Insel gelangt?“ wollte der Seewolf wissen. „Aber das könnt ihr später klären. Bringt den Burschen mal ein bißchen auf Trab, und zwar mit Schmierseife und Wasser. Der ist ja völlig verdreckt. Offenbar gab es auf der Insel kaum Regenwasser, denn mit Salzwasser allein wird man bekanntlich nicht so sauber.“

      Der Profos goß etwas Trinkwasser in eine Pütz und ließ durch Clint Seife und eine Bürste besorgen. Dan O’Flynn verklarte ihm, daß das Wasser zum Waschen bestimmt sei.

      Malindi starrte erst begriffsstutzig auf die Pütz, sah sich dann das Wasser an und nickte heftig.

      Der Profos kriegte sich nicht mehr ein, als er sah, wie Malindi die Pütz hochhob und das Wasser gierig trank.

      „Du sollst dich nicht von innen waschen, sondern von außen, du Rübenschwein!“ polterte der Profos. „Zieh mal deine Plünnen aus!“

      Unabsichtlich blickte er dabei auf den Lederbeutel und ging einen Schritt auf den Inder zu.

      Malindi stieß einen Schrei aus, preßte sein Heiligtum noch enger an sich und wich bis zum Großmast zurück. Seine schwarzen Knopfaugen funkelten den Profos böse und fast haßvoll an.

      „Ist der Kerl verrückt geworden?“ schnaubte


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