Seewölfe Paket 35. Fred McMason

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Seewölfe Paket 35 - Fred McMason


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wieder von Bord haben“, sagte Ben. „Der bringt alles durcheinander.“

      Old Donegal zeigte großes Interesse an der Karte und schlug vor, zusammen mit Malindi nach dem vermeintlichen Schatz zu suchen, um ihn zu heben.

      Doch bei Hasard stieß er damit auf taube Ohren.

      „Kein Interesse, Donegal. Der Kerl soll sich mit seiner Schatzkarte zum Teufel scheren. Er scheint irgendeiner religiösen Sekte anzugehören, einer Sekte von Fanatikern, mit der ich nun wirklich nichts zu tun haben will.“

      Sie banden Malindi los, der sich finster umsah und sie mit giftigen Blicken musterte.

      „Wenn du wieder anfängst zu spinnen“, sagte Dan, „dann landest du in der Vorpiek, mein Freund, bei völliger Dunkelheit. Oder wir werfen dich einfach über Bord.“

      Malindi gab wiederum keine Antwort, aber er benahm sich von da an etwas friedlicher, wenn auch der Haß nicht aus seinen Augen verschwand.

      Schließlich erbarmte sich der Profos und gab ihm eine Mütze, damit er seine „Schatzkarte“ bedecken konnte.

      Malindi zog sich in seinen Schmollwinkel zurück und kauerte sich unter die Nagelbank des Großmastes.

      Der Profos brachte ihm Wasser und goß aus einer Kruke roten Wein in eine Muck.

      Malindi schnüffelte erst am Wasser, dann am Wein und entschied sich schließlich für den Rotwein. Gierig trank er die Muck leer und hielt sie dem Profos wieder zum Nachfüllen hin.

      Carberry verkniff sich das Grinsen und blieb ganz ernst. Der Rotwein schien dem Kerl zu schmecken, und er schluckte schnell hintereinander drei weitere Mucks leer.

      „Du mußt nicht denken, daß ich das uneigennützig tue, mein Freund“, sagte der Profos in seiner englischen Muttersprache, die Malindi nicht verstand. „Nein, mein Freundchen, ganz gewiß nicht. Deine Karte haben wir schon gesehen, jetzt interessiert mich noch, was in dem Lederbeutel ist. Aber das zeigst du ja nicht freiwillig, was, wie?“

      Malindi blickte ihn trübe an und kapierte kein Wort. Nur den Beutel mit der heiligen Reliquie hielt er fest an seinen Körper gepreßt.

      Nach einer Weile wurde er immer schläfriger. Seine Augen wurden klein und müde, und schließlich nippelte er ab und kippte zur Seite. Ein letztes Mal sah er den Profos dümmlich grinsend an.

      Malindi lag jetzt auf den Planken und schnarchte leise. Von seiner Umgebung nahm er nichts mehr wahr, auch merkte er nicht, daß ihm Carberry vorsichtig den Lederbeutel abnahm.

      Die Arwenacks platzten fast vor Neugier, und Smoky bot wieder mal Wetten an, weil das seine Leidenschaft war. Er tippte immer noch auf Gold und Perlen.

      Sie umstanden den grinsenden Profos, der sich wieder mal reichlich Zeit ließ und sehr umständlich das Garn entknotete, mit dem der Lederbeutel verschlossen war.

      „Nun trödel nicht so“, sagte Smoky ungeduldig. „Der Kerl muß das doch schließlich nicht merken, oder?“

      „Der pennt auch in den nächsten Stunden noch, keine Sorge, der verträgt überhaupt nichts.“

      Der Beutel war jetzt endlich offen, und der Profos riskierte den ersten Blick.

      Schon an seinem Gesicht sahen die anderen, daß etwas nicht stimmte und der Beutel weder Perlen noch Goldstücke enthielt.

      Der Profos klaubte mit langem Gesicht einen Stoffetzen heraus, in den etwas eingewickelt war.

      „Eine taubeneigroße Perle“, sagte Smoky hastig.

      Aber sie verschätzten sich alle, als der Profos endlich den Stoffetzen aufwickelte.

      Jeder starrte jeden an, und dann blickten sie wieder auf das Ding, das der Profos in der Hand hielt.

      „Ein Backenzahn“, sagte der Kutscher. „Ein stinknormaler Backenzahn. Ein bißchen groß zwar, aber wirklich nur ein Zahn.“

      Carberry schüttelte völlig verblüfft den Kopf.

      „Der Kerl muß total bescheuert sein. Und daraus macht er so ein Geheimnis? Der spinnt doch, der seltsame Kauz. Das muß eine verrückte Marotte von ihm sein.“

      Die Enttäuschung war groß. Niemand verstand das, auch der Seewolf nicht. Nur Mac Pellew glaubte, eine Erklärung gefunden zu haben.

      „Sicher kennt der Kerl einen Feldscher, der ihm das Beißerchen wieder einsetzt und festleimt“, sagte er. „Viele Zähne hat er ja nicht mehr im Maul, und da ist er auf jeden angewiesen.“

      Aber die Theorie stellte auch niemanden zufrieden.

      Sie wickelten den Zahn in den Stoffetzen und packten ihn in den Beutel, den sie dem schnarchenden Malindi wieder umhängten.

      Sollte er mit seinem Backenzahn glücklich werden. Es interessierte sie nicht mehr.

      Morgen würden sie Tuticorin anlaufen und den Kerl endlich los sein …

      ENDE

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       1.

      Unter vollen Segeln lief die Schebecke der Seewölfe auf Nordkurs. Der Wind wehte aus Südosten und trieb eine sanfte, gleichmäßige Dünung dem Land entgegen, das sich palmenbestanden, aber ohne nennenswerte Erhebungen an Backbord erstreckte.

      Eine Zeitlang begleiteten Fischerboote den schnellen Dreimaster. Ihre Segel hoben sich nur undeutlich gegen die Wolken und die im Sonnenschein gleißende türkisfarbene See ab. Sie verloren sich an der Kimm, als die Schebecke Tuticorin anlief.

      Eine flache, mit Bänken und Riffen besetzte Bucht öffnete sich vor den Seewölfen, und Türme und Kuppeln schimmerten vom Westufer herüber. Philip Hasard Killigrew sah durchs Spektiv eine weit geschwungene Mole, Kais und hölzerne Stege, an denen Schiffe aller Größen vertäut lagen. Es handelte sich nur um einheimische Fahrzeuge: Pattamars, Maschwas und zwei der hochseetüchtigen Sambuken, die vor allem von Händlern gesegelt wurden.

      Hasard ließ das Großsegel wegnehmen. Die Abdrift der Schebecke nach Steuerbord wurde daraufhin deutlicher, doch als die Peilung zur Mole auszuwandern begann, legte Piet Straaten Gegenruder.

      „Starke Strömung nach Nordwest!“ meldete Stenmark, der vom Bug aus lotete. „Der auflaufende Gezeitenstrom unterstützt die Drift. Geschwindigkeit knapp zwei Knoten.“

      Der Seewolf nickte stumm und widmete sich wieder dem Land. Ben Brighton, der Erste Offizier, hatte das Kommando übernommen.

      Nördlich von Tuticorin verlief die Küste bogenförmig weiter und blieb niedrig und palmenbestanden. Aus den Karten war ersichtlich, daß die vorgelagerte breite Küstenbank zahlreiche Untiefen aufwies, darüber hinaus viele kleine Inseln.

      „Siebeneinhalb Faden!“ rief Stenmark.

      „Kurs halten!“

      Ein hufeisenförmiges Riff verriet sich lediglich durch schwache Gischt. Die Flut verbarg zur Zeit die Felsen, die bei Niedrigwasser wohl dicht unter der Oberfläche lagen.

      „Fünf Faden!“

      Der Meeresboden stieg an. An Backbord war vorübergehend Grund zu sehen; ein Heer roter Seesterne wanderte dem Riff entgegen.

      Dann wirkte das Wasser wieder trübe und spiegelte nur die Sonne und die rasch dahinziehenden Schönwetterwolken. Die Tiefe blieb konstant bei viereinhalb Faden. Ben Brighton vermied dennoch jedes Risiko, indem er frühzeitig auch das Besansegel auftuchen ließ. Nur mehr unter der Fock laufend, näherte sich die Schebecke der Hafenmole.

      Inzwischen war man an Land auf den fremden Dreimaster mit den Lateinersegeln aufmerksam geworden. Händler, Fischer und eine lärmende Kinderschar warteten darauf, daß das große Schiff anlegte.

      Malindi Rama wurde sich bewußt, daß


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