Frauenlob. Der Roman eines jungen Mannes. Rudolf Stratz

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Frauenlob. Der Roman eines jungen Mannes - Rudolf Stratz


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Kaufherrn leuchtete ein Hoffnungsschimmer auf.

      „Und dann, Katja?“

      „Nun . .“ Katja streifte die Asche ab. „Es ist die alte Leier.“

      „Du hast Zeit zu überlegen, was du . . .“

      „Ich weiss jetzt schon, was ich ihm sagen werde: Natürlich ,Nein‘!“

      „Den ganzen Vormittag hat es gestern im Poltawaschen Gouvernement geregnet!“ sprach nebenan Eugen Malbasá mit tiefer Stimme.

      „Zwei Stunden nur! Ich habe hier die Depesche!“

      Die alten Millionäre ereiferten sich. Denn wenn es glücklich einmal in der Steppe regnete, regnete es Gold. Jeder Tropfen wurde zu einem gelben Weizenkorn auf den tageweiten Getreideflächen der Schwarzen Erde.

      „Denkst du denn gar nicht an deine Pflicht?“ frug halblaut in dem Bauernzimmer. Otto Gebauer seine Tochter.

      „Gewiss doch! Pflichten hat man vor allem gegen sich selbst.“

      „Ein Mädchen hat die Pflicht zu heiraten! Es ist ihre Aufgabe im Leben!“ Der alte Herr fasste plötzlich mit einem jähzornigen Griff die Hände Katja’s.

      „Nu — Papal Du quetscht mir ja die Finger . . .“

      „Ich bestehe darauf, dass du . . .“

      „Wo nimmst du denn auf einmal die Kraft her? . . Autsch doch!“

      „Ich bestehe darauf, dass du Murussi nimmst . .“

      „So lass mich doch los!“ Katja blies sich auf die rotangelaufenen Nägel . . . „Schlage mich doch lieber schon gleich! Ich bin ganz starr! Papa — was ist denn mit dir?“

      „Verzeihe! Ich bin zu weit gegangen! Ich sehe ein!“ Der Erbliche Ehrenbürger setzte sich matt auf einen der bunten Bauernstühle. „Aber ich werde alt! Ich habe Sorgen, die man mir abnehmen muss. Ich brauche einen Schwiegersohn im Geschäft.“

      „Papa — nun sage ’mal selber,“ Katja rauchte, „glaubst du im Ernst, dass Aristide Murussi sich jemals bei dir als junger Mann im Kontor nützlich machen würde?“

      „Es handelt sich nicht um Hülfe bei der Arbeit, mein Kind! Da finde ich Leute!“ Der alte Herr sprang wieder auf und ging unruhig im Zimmer auf und ab. „Es handelt sich um Kapital! Ich brauche Kapital . . . . . .“

      „Du?“ Katja riss die Augen auf. „Das ist das Neuste!“

      „Du bist vernünftig genug, darüber zu schweigen!“

      „Na — ich werde doch nicht unsere Geschäftsgeheimnisse auf dem Boulevard Richelieu ausschreien!“ sagte die Tochter gleichmütig.

      „Es weiss es niemand ausser dir in Odessa . . . . und . .“ Otto Gebauer kämpfte mit sich, warf einen vorsichtigen Blick nach der Nebentüre und murmelte nur noch: „Und mein Vetter Tschereuth in Wien . . . . .“

      „Was hat denn der Onkel Leopold damit zu schaffen?“ frug Fräulein Gebauer verwundert. Sie sass gelassen und etwas gelangweilt auf dem harten Bauernstuhl und dehnte den schlanken Körper nach rückwärts, die Hände über dem dunklen Haarknoten des Hinterkopfes verschlungen, die Papyros schief im Mundwinkel.

      „Meinen Sie mit ,Cif’!?“ frug es nebenan.

      „Ja. Ich werde Ihnen die Konnossemente schicken . . . Wie? . . . Aber ich bitte Sie: Man braucht doch bis dahin noch keine Eis-Klausel.“

      „Was das meinen Vetter Leopold angeht?“ sprach Otto Gebauer gedämpft. „Er hat mir von heut auf morgen ein gewisses Kapital gekündigt!“

      „Das würde ich doch nicht so tragisch nehmen!“ sagte die geschäftskundige Tochter.

      „Ich kann es ihm so Knall und Fall nicht wiedergeben . .!“

      „Das kommt doch in den besten Familien vor! Haben wir doch schon alles erlebt, Papa! Da wartet der Onkel eben ein Weilchen!“

      „Das tut er diesmal nicht! Er drängt — wegen des Krachs in Wien!“

      „So lass’ ihn doch treten! Was soll er denn machen?“

      „Er kommt nächstens persönlich nach Odessa!“

      „Und wenn er da ist, schreit Ihr erst eine Stunde aufeinander ein — dann rechnet Ihr zusammen still eine Stunde — und dann fahrt Ihr Arm in Arm in den Alexanderpark soupieren! Kenn’ ich doch!“

      ,,Diesmal, Katja, ist das anders!“

      „Wieso?“ Katja Gebauer zuckte als praktischer Kaufmannssprössling die Achseln. „Sehr viel hat dir Onkel Leopold sicher nicht geborgt. Dazu ist er viel zu altmodisch und behutsam.“

      „Nein. Sehr gross ist der Posten nicht!“

      „Na also gibst du ihm einen Wechsel und zahlst in drei Monaten. Wenn Onkel Leopold besonders misstrauisch ist, will er vielleicht dein Hauptbuch sehen. Nun — dann zeigst du ihm eben in Gottesnamen schwarz auf weiss, dass du nicht so aus heiler Haut . . .“

      ,,Ich zeige ihm mein Hauptbuch nicht! Was schwatzest du da von Dingen, von denen du nichts verstehst! Du bist albern wie eine Trappe, Katja . . .“

      „Na — Hör’ mal, Papa . . . .“

      „Mein Hauptbuch zeigen? Onkel Leopold? Diesem Krämer? Bist du denn verrückt? Schweige! Was rede ich auch mit einem dummen Mädel über solche Sachen . . . .“

      „Du . . Papa . . .“

      „Was schaust du mich denn so an?“ Otto Gebauer wich vor der Tochter zurück, die mit grossen Augen auf ihn zutrat. Sie folgte ihm. Sie frug zwischen den Zähnen:

      „Papa . . . . Steckt da nicht noch am Ende ’was dahinter?“

      „Ich verbiete dir, Katja . . . .“

      „Du bist so ganz anders als sonst! . . Das kommt ja sonst gar nicht vor, dass du mich anschreist, als sei ich der Dwornik! Ich habe auf einmal Angst, Papa . . . .“

      „Beruhige dich . .“

      „. . . . als ob da noch etwas im Hintergrund wäre . . . Mehr . . Irgend ein Geheimnis . . . .“

      „Man soll eben mit Frauen nicht über Geldsachen sprechen!“ sagte Otto Gebauer trocken. Er war jetzt ganz der alte nüchterne Kaufherr. „Ihr habt einen zu unruhigen Kopf für Handelsbücher und Zahlen. Gleich phantasiert Ihr! Geh’ jetzt, Katja! Es eilt ja nicht. Das hat alles noch Wochen Zeit.“

      Katja blickte den Vater zweifelnd an. Dann schwand langsam die Unruhe von ihren schönen Zügen.

      „Komisch wie einem plötzlich so eine planlose schwarze Ahnung aufsteigt“, meinte sie unsicher. „Verzeih’ — es war ja dumm von mir! . . Du warst nur plötzlich wie ausgewechselt . .“

      „Ich bereue selbst diese Unfälle von Gereiztheit, Kind, die ich früher nicht kannte! Es sind die Nerven bei mir. Die sind krank. Es lastet zu viel auf mir! Nun gib mir einen Kuss, meine gute, alte Katja, und sage mir, dass du mir nicht böse bist.“

      ,Ach . . Papa . . Zürne du nur nicht mir . . .“ sprach Katja weich. Vater und Tochter küssten sich. Dann ging sie beruhigt aus dem Zimmer und die Treppe hinauf in ihre Gemächer.

      „Mein lieber kleiner Sohn Sascha!“ schrieb sie da hastig. „Ich überlasse die beau monde von Odessa unten im Garten ihrem Schicksal und schicke Dir so rasch wie möglich, durch einen Boten zum Abendzug ins Ausland heute, diese Zeilen, damit Du sie noch rechtzeitig vor der Schiffstaufe in Marseille kriegst und Dich nicht dort leichtsinnig an Dein alleineustes Flämmchen verplemperst!

      „Du bist erst neunzehn Jahre, mein Saschachen! Da ist die Liebe noch ein Strohfeuer und noch nicht das stille Herdfeuer der Ehe und noch weniger — Gott behüte! — das Flammenmeer der grossen Liebe. Oder Gott gebe — Ich weiss wirklich nicht, was man sich wünschen soll. Für ein Kind wie Dich ist es jedenfalls noch nichts.

      „Anders


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