Seewölfe Paket 34. Fred McMason

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Seewölfe Paket 34 - Fred McMason


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bessere Durchlüftung sorgen.“

      „Und noch mehr feuchte Luft nach unten lassen? Ich bin froh, daß die Luken inzwischen verschalkt sind.“

      „Dann gibt es nur eins: Der Kutscher soll eine Extraration Rum austeilen. Wir brauchen leere Buddeln, damit Ferris Höllenflaschen basteln kann.“

      „Woher nimmt er das trockene Pulver?“

      „Aus den Fässern.“ Hasard junior versuchte ein zuversichtliches Grinsen, was ihm aber nur leidlich gelang. „Für ein Fläschchen braucht er immerhin nicht die zwölf Pfund wie für eine Culverine. Und versuche mal, bei dem anhaltenden Wolkenbruch Pulver aus einem Faß trocken ins Rohr zu schaufeln.“

      Bis weit in den Nachmittag hinein schüttete es wie aus Kübeln. Der Wind sprang mehrfach um, und allmählich breitete sich an Bord der Schebecke eine Art Weltuntergangsstimmung aus. Die schlechte Sicht und der hohe Seegang allein wären noch zu ertragen gewesen, aber die schwülwarme Nässe zehrte an den Nerven.

      Ein einziges Mal schien die dichte, tiefhängende Wolkendecke aufzureißen. Vorübergehend wurde ein Stück strahlend blauen Himmels sichtbar und huschten irrlichternde Strahlenfinger über die aufgewühlte, von Gischt gekrönte See, aber dann schob sich erneut die dräuende Schwärze vor die Sonne und breitete Düsternis aus.

      Das Stück Küste, das an Backbord kurz zu erkennen gewesen war, versank wieder im Dunst.

      Eine Positionsbestimmung war unmöglich, auch die Karten waren nutzlos. Die Schebecke segelte irgendwo im Golf von Cambay nach Süden – wahrscheinlich noch nördlich des Tapti, denn dessen Mündungsgebiet hatte bislang niemand bemerkt. Wegen den enormen Schlammassen, die der Fluß derzeit mit sich führte, mußte die Verfärbung des Wassers selbst Meilen vor der Küste gut zu erkennen sein.

      Irgendwo in der Nähe segelte die „Ghost“, das hatten zumindest die Aussagen der einheimischen Fischer und Händler ergeben. Die Karavelle lag ebenfalls auf Südkurs.

      „Wenn ich diesen Halunken Ruthland und seinen glotzäugigen Spießgesellen Lefray zwischen die Finger kriege, geht es beiden dreckig“, sagte Edwin Carberry grollend.

      In Surat, der Stadt am Unterlauf des Tapti, durften sie sich nicht mehr blicken lassen, geschweige denn versuchen, Handelsbeziehungen zu knüpfen. Dafür hatten die Kerle von der „Ghost“ mit Nachdruck gesorgt. Ihnen hatten es die Arwenacks zu verdanken, daß sie fast hingerichtet worden wären. Wahrscheinlich kein Wunder, daß sie auf ihre Landsleute auf der Karavelle nicht gut zu sprechen waren.

      Die Sichtweite schwankte zwischen zweihundert Yards bis zu einer halben Seemeile. Das Meer dampfte.

      Trotz des Wetters harrte Dan O’Flynn in der Tonne am Großmast aus und hielt Ausguck.

      „Auf die Weise spare ich mir das wöchentliche Bad im Zuber“, hatte er grinsend behauptet, und tatsächlich stand er ohne Hemd da oben und genoß den warmen Regen.

      Die Männer an Deck behaupteten spöttisch, daß er sich darüber hinaus auch seiner Hose entledigt hätte. Ihre anzüglichen Bemerkungen, wenn hin und wieder ein Schwall Wasser aus der Tonne schwappte, hörte Dan zum Glück nicht.

      Gegen vier Uhr nachmittags sprang der Wind erneut um. Die Schebecke geriet in eine tückische Kreuzsee, das Schiff tanzte auf den Wogen und holte weit über. Alle Hände wurden gebraucht, um einen sicheren Kurs zu segeln. Da der Regen zugleich noch heftiger prasselte, hörte niemand Dan O’Flynns Rufen.

      Eine Viertelstunde später drehte der Wind wieder auf Nord. Die Gefahr, auf Legerwall zu geraten, schien damit gebannt.

      „Deck!“ brüllte Dan aus Leibeskräften. „Schiff voraus!“

      Diesmal hörten ihn die Männer. Dan deutete vorlich nach Steuerbord. Aber weder der Seewolf noch Don Juan de Alcazar, die vom Achterdeck aus mit ihren Spektiven die nahe Kimm absuchten, sahen den vagen Schatten, der höchstens eineinhalb Meilen voraus auf Parallelkurs segelte. In einer unmißverständlichen Geste breitete Hasard die Arme aus.

      Dan blickte wieder durch den Kieker. Das unregelmäßige Stampfen und Schlingern des Schiffes erschwerte die Suche nach dem ohnehin nur schemenhaft erkennbaren Gegner. Dan O’Flynn fürchtete schon, die Karavelle verloren zu haben, da tauchte sie näher an Steuerbord aus den Regenschleiern.

      Der Regen lief auch über die Linse und ließ die Vergrößerung schlierenhaft verzerrt erscheinen. Breitbeinig, die Ellenbogen auf den Rand der Tonne aufgestützt, fixierte Dan das fremde Objekt lange, bis er endlich sicher war, tatsächlich einen Zweimaster vor sich zu haben. Für eine Weile hatte er auch ein Fischerboot in Erwägung gezogen, das so weit draußen gegen Wind und Wellen ankämpfte. Offenbar hatte Ruthland das Großsegel wegnehmen lassen.

      „Es ist eine Karavelle!“ brüllte Dan nach unten. „Sie fällt zurück!“

      Der Seewolf verstand. Nacheinander ließ er Großsegel und Besan ins Gei hängen. Die Karavelle segelte inzwischen querab. Dan glaubte nicht, daß dort schon jemand auf die Schebecke aufmerksam geworden war.

      Aber vielleicht handelte es sich auch nur um die „Zuiderzee“, die bei ihrer ersten Begegnung im Nebel einige Schäden davongetragen hatte. Kapitän van Stolk, der für die Vereenigte Oast-Indische Compagnie unterwegs war, törnte ebenfalls südwärts.

      Im spitzen Winkel näherte sich die Schebecke dem anderen Schiff. Nachdem endlich auch von Deck aus die erste Sichtung erfolgte, enterte Dan O’Flynn aus der Tonne am Großmast ab. Einige spitze Bemerkungen galten seinem Hosengürtel, der locker um die Hüfte hing.

      „Ruthland kann mich ebenfalls kreuzweise“, sagte der Profos. „Aber deshalb halte ich meinen Hintern nicht vorher in den Regen.“

      „Sehr richtig“, pflichtete Big Old Shane bei. „Das hat der Affenarsch nicht verdient.“ Die Doppeldeutigkeit seiner Worte wurde ihm erst bewußt, als es schon zu spät war. Des Profos’ Faust zuckte auf ihn zu und packte ihn am Hemd.

      „Was war das eben?“

      Shane kratzte sein mächtiges graues Bartgestrüpp.

      „Nichts von Bedeutung, Sir.“

      „Aha“, sagte Carberry. Daß Old Shane ihn mit „Sir“ anredete, bestätigte sein schlechtes Gewissen.

      „Hm“, murmelte Shane.

      „Was heißt ‚hm‘?“

      „Genausoviel wie ‚aha‘.“

      Carberry legte sein Narbengesicht in Falten. Nach einer verräterischen Regung forschend, musterte er sein Gegenüber. Er hielt Shane noch immer am Hemdaufschlag fest und bohrte ihm nun zusätzlich den Zeigefinger der linken Hand zwischen die Rippen.

      „Hör mal, du Seepferdchenhufschmied, deine Bemerkungen untergraben die Autorität einer hochgestellten …“

      „Ruthland?“

      „Quatsch. Die Autorität meiner Person.“

      Daß der Profos ihn schon wieder mit dem Finger anbohrte, schien den Riesen in keiner Weise zu stören.

      „Sag nicht Ruthland, wenn du mich meinst“, schnaubte der Profos.

      „Ich habe vorhin nicht Ruthland gesagt …“

      „Aber du hast mich gemeint.“

      „… ich habe Affenarsch gesagt.“

      „Ein Aal kann sich nicht schlimmer winden als du, Shane. Versuche nicht, mich im Kopf zu verwirren.“

      „Ich brauche das nicht zu versuchen …“ Big Old Shane biß sich auf die Zunge.

      Wahrscheinlich hätten sich der Profos und er hoffnungslos in ihr Wortgeplänkel verstrickt, wäre nicht Dan O’Flynns Ausruf erklungen: „Die Karavelle führt keine Flagge. Jede Wette, das ist die ‚Ghost‘!“

      „Na, dann wollen wir den Rübenschweinen mal kräftig unsere Meinung sagen, was, wie?“ Carberry entließ Shane endlich aus seinem Griff. „Alle Mann auf


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